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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Caprica - 1x06 - Know Thy Enemy - SPOILER



Amujan
06.03.2010, 02:43
1x06 - Know Thy Enemy

http://home.arcor.de/web.knight.amujan/caprica/1x06_1.jpg http://home.arcor.de/web.knight.amujan/caprica/1x06_2.jpg

Inhalt:

Daniel Graystone sieht sich seinem Rivalen gegenüber und Schwester Clarice kommt dem Avatar von Zoe näher und näher.

greenslob
06.03.2010, 20:14
Yay, Spike with spikes! :D

Bin mir auch immer noch nicht ganz sicher, ob ich die Serie mag, tendiere aber inzwischen eher zu der Seite der Befürworter.

Im wesentlichen ist es zwar Dynasty in der nahen Zukunft, aber ich mag durchaus die kleinen, beiläufigen "Andersartigkeiten" mit denen die Autoren die Caprica-Gesellschaft durchsetzt haben.

BTW kann mir mal jemand erklären, mit wem diese Gesellschaft Krieg führt? (My husband is in defence) -> Die einzelnen Planeten scheinen zwar eigene Staatsgebilde zu sein, aber die Gesellschaft scheint ja trotzdem recht homogen zu sein und von länger zurückliegenden Kriegen wird auch nie erzählt. Würde sich so eine Gesellschaft dann nicht eher einen Heimatschutz o.ae. zulegen und keine Verteidigungsindustrie?

DerBademeister
07.03.2010, 03:26
Das Hauptproblem von Caprica ist bisher die unterschiedliche Qualität der Handlungsebenen. Dass Diese erst einmal während der Exposition, also der Einführung in die Serie, sozusagen auf den Tisch gelegt werden ohne sonderlich verknüpft zu sein, ist noch nachvollziehbar. Damit habe ich also weniger ein Problem, und immer noch Vertrauen dass diese Geschichten sich später zu einem kohärenten Ganzen zusammenfügen - etwas das bei Galactica beispielsweise nie richtig gelang, da RDM einfach mit zu vielen Bällen jonglierte und anders als JMS nicht schon vor Serienbeginn einen Masterplan für die Handlung erstellt hatte. Ich hoffe einfach dass RDM aus diesem Misserfolg seine Lehren gezogen, und sich diesmal vor Serienstart überlegt hat wohin die Geschichte führen soll.

Der Knackpunkt: Manche der Plots sind schlichtweg langweilig. Sie fesseln mich nicht an den Bildschirm und sind in Qualität nicht annährend mit der 1. Staffel von BSG vergleichbar, und nicht einmal mit der letzten Staffel, als die Serie schon deutlich abgebaut hatte. Womöglich gibt es auch einfach zu viele parallele Handlungsebenen die sich gegenseitig die nötige Entwicklungsszeit in einer knappen Dreiviertelstunde pro Episode stehlen, um sich in eine Richtung zu bewegen und eine Komplexität zu bieten die mich interessiert. Alleine in dieser Episode gab es vier Handlungsstränge:

Greystones Machtspiele mit seinem Konkurrenten, Muffensausen der Adama-Brüder: Noch der deutlich interessanteste Part der Episode. Leider wurde allerdings der Plan des Tauron-Tycoon schon im Trailer für diese Episode offenbart, womit dieser Spannungsbogen schon vor Ausstrahlungsbeginn in sich zusammenstürzte. Sehr kreative Leistung vom "syfy"-Channel.
Schwester Clarice will an Zoes Avatar gelangen: Langweilige Szenen in denen wenig passiert. Ich kann keinerlei emotionale Verbindung zur Schwester und ihrer Truppe herstellen, weder Sympathie noch Antipathie. Ich stehe diesen Charakteren absolut gleichgültig gegenüber.
Lacey wendet sich an Spike um Eigentum von Wolfram & Hart Greystone zu schmuggeln: Ebenfalls langweilig, wir werden sicherlich von James Marsters noch mehr sehen, aber in dieser Episode hatte er keinerlei Gelegenheit Akzente zu setzen.
Lacey verhilft dem soziophoben Klischee-Computergeek zu einem virtuellen Date: Der eindeutige Tiefpunkt der Serie bisher, welcher sogar den tanzenden Roboter in den Schatten stellt. Lieber RDM, Du hast Deine Serie auf Drama und Seriosität ausgerichtet. Das heißt, diejenigen Zuschauer die Deine Serie tatsächlich noch schauen, erwarten genau das: Intelligente Handlung. Komplexe Charaktere. Ernsthaftes Ambiente. Sie sind keine pubertierenden Teenager und wollen kein Gossip girl sehen. Wenn Du also willst dass man Dein Werk ernst nimmt, hör endlich auf mit diesen Albernheiten!

Nach der unterhaltsamen Tamara-Episode der letzten Woche ist dies leider wieder ein qualitativer Schritt zurück.

5 von 10 Sternen.

tubbacco
07.03.2010, 08:49
Zu dem Zeitpunkt war aber eine bestimmte Person Showrunnerin und diese genießt bei RDM bekanntlich Narrenfreiheit. Inklusive bescheuerter Szenen.

DerBademeister
07.03.2010, 15:01
Mich würde interessieren, wie weit der Sender Einfluss auf die Serie nimmt, ob er den Autoren Anweisungen gibt die Handlungsstränge etwas "aufzusexen". Dieses Problem der Einflussnahme hatten nämlich schon viele Scifi-Serien die eine ernsthafte Dramageschichte erzählen wollten, man denke nur an die kurzlebigen Serien "Crusade" oder "Space: Above and beyond". Bei RDM hatte ich aber immer den Eindruck dass er seine Serie relativ frei von Einflußnahme kreieren kann.

Gibt es diesen Einfluss also nicht, so gibt es für RDM auch keine Ausrede solch lächerliche Geschichten zu erzählen. Diese Ausflüge ins Triviale funktionieren einfach nicht bei ihm, man erinnere sich nur an die berüchtigte Box-Episode der 3. Staffel Galactica. Sie wirken völlig deplatziert in Serien die ansonsten alles dafür tun eine depressive, düstere Stimmung aufzubauen. Als Zuschauer möchte ich nicht für dumm verkauft werden - ich erwarte hochwertige Scifi-Unterhaltung, wenn ich Teeenies beim Daten sehen wollte, könnte ich auch MTV einschalten.

Dr.BrainFister
07.03.2010, 16:49
Das Hauptproblem von Caprica ist bisher die unterschiedliche Qualität der Handlungsebenen. ...
für mich fällt das derzeit nicht so schwer ins gewicht und ich hab auch nicht den eindruck, dass dieses "hauptproblem" bei caprica so stark ausgeprägt ist wie du es beschreibst.

man darf nicht vergessen, dass diese serie noch nicht mal die erste staffelhälfte hinter sich hat. gerade in den genres sciencefiction, fantasy und mystery brauchen die meisten serien 1-2 staffeln, um ihre form zu finden bzw. ihren roten faden konsequent zu spinnen. dafür gibt es bereits in der vergangenheit genügend beispiele ("deep space 9", "babylon 5", "akte x"...) und auch aktuellere genre-vertreter tun sich da schwer. das sieht man derzeit am deutlichsten bei "fringe". trotz relativ hohem budgets, erfahrener produzenten im hintergrund und einer talentierten besetzung stolpert diese serie selbst in staffel 2 teilweise noch ziemlich uninspiriert vor sich hin. dabei hat "fringe" sogar deutlich mehr episoden als z.b. "caprica" hat, um sich zu entwickeln. ähnlich geht es mit "stargate universe" oder "warehouse 13".

unter´m strich hat "caprica" die übliche staffel-1-strauchelei bisher gut gemeistert. eine der wenigen genre-serien, bei der in den ersten episoden für mich die gelungenen elemente für mich überwiegen.


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DerBademeister
07.03.2010, 17:52
Der Zuschauer ist bei den vielen hochwertigen Serien die HBO und Co. produzieren Heute allerdings auch deutlich anspruchsvoller als vor 15 Jahren. Es gibt viel mehr Serien, die komplexe zusammenhängende Geschichten erzählen. Die Konkurrenz der Qualitätsserien ist höher, und dementsprechend gibt es keine Zuschauerschicht mehr, die gewillt ist 2-3 Jahre zu warten bis eine Serie ihre Form findet, wie das bei TNG, DS9 und Co. der Fall war.

Ich messe RDM aber nicht an Serien von anno dazumal, sondern an RDM, und diesen Start hat er bei "Galactica" deutlich besser hinbekommen. Meine Hoffnung ist es, dass der qualitative Trend nach unten der in der zweiten Staffel "Galactica" begann, hier ein Ende findet und RDM entsprechende Lehren gezogen hat, um wieder zu alter Form aufzulaufen. In "Caprica" hat er nämlich nicht die Möglichkeit, gravierende Plotmängel durch zweifelsohne tolle Actionszenen wie bei "Galactica" zu kaschieren. Dramaserien verfügen nicht über diesen Tand, und können nur durch ihre Charaktere und Handlungsbögen punkten.

Da wir erst 6 von 20 Episoden zu Gesicht bekommen haben, lässt sich hier natürlich noch kein abschließendes Urteil fällen. Es lässt sich aber feststellen dass diese 6 Episoden erheblich unter der Qualität der ersten Episoden von "Galactica" liegen. Da es sonst gegenwärtig keine anderen ernsthaften Aspiranten auf eine hochwertige Scifi-Serie gibt, kann ich nur hoffen dass die Handlungsbögen die derzeit überhaupt nicht funktionieren, bald mehr Fleisch auf die Rippen bekommen. Zoe ist immerhin der zentrale Charakter der Serie und ist als junges Mädchen in einem Roboterkörper gefangen, den Papa als Prototypen für eine Armee von Sklaven missbrauchen will - aus dieser schockierenden Ausgangssituation für den Charakter sollte man doch mehr machen können als albernes Rumgetanze und Onlinedating, hier liegt ein riesiges Potenzial bisher einfach brach.