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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : B5 - Eure Meinung zur 3. Staffel



cornholio1980
01.09.2010, 00:17
Hallo 5er :),

spät aber doch möchte ich euch, nun da wir bei ReVisited in die 4. Staffel starten, um ein kurzes Fazit zur 3. Staffel der Serie ersuchen. War die Staffel besser/schlechter, als ihr sie in Erinnerung hattet? Was waren die Stärken und die Schwächen, die Highlights und die Tiefpunkte? Und wie würdet ihr sie insgesamt bewerten?

Für mich ist ganz klar: Mit der 3. Staffel hat "Babylon 5" endgültig den Aufstieg in den Serienolymp bezogen. Der Handlungsrahmen tritt stärker den je in den Vordergrund und wird fast in jeder Episode behandelt - mal direkt, mal im Hintergrund, aber fast immer ist Bewegung drin. Lediglich nach der Lossagung von der Erde tritt JMS kurzfristig leicht auf die Bremse, davon abgesehen wird die Handlung zunehmend dichter, spannender und dramatischer. Es gibt zahlreiche großartige, überraschende und teilweise auch tragische Wendungen, und unzählige interessante Offenbarungen, die im Gegensatz zu anderen Serien (Hallo, Akte X) immer wohlüberlegt und logisch sind und vieles aus der Vergangenheit in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Auch die Figuren entwickeln sich kontinuierlich weiter. Sheridan muss eine für sich schwere Entscheidung treffen und die Erdstreitkräfte hinter sich lassen. Seine Beziehung mit Delenn entwickelt sich langsam, aber stetig, und vor allem sehr nachvollziehbar und realistisch. Ivanova darf vor allem wieder in einigen witzigen Szenen punkten, bekommt aber auch einige dramaturgische Höhepunkte (wie ihren Hilferuf in "Ranger Eins", oder im Staffelfinale). Mit Marcus bringt man etwas frischen Wind in die Serie, er wirkt von Anfang an sympathisch, und vor allem sein romantisches Geplänkel mit Ivanova weiß zu gefallen. Nachdem er in den ersten beiden Staffeln immer wieder wichtige Auftritte hatte, aber auch oft eher im Hintergrund verschwunden ist, tritt Dr. Franklin in Season 3 mit seiner Stim-Sucht in den Mittelpunkt des Geschehens. Typisch für B5 und den mangelnden Reset-Knopf ist er auch nicht von einer Episode auf die nächste geheilt, sondern muss sich erst "selbst finden". Ob diese Selbstfindung unbedingt so wortwörtlich von statten gehen musste, darüber kann man natürlcih geteilter Meinung sein, dennoch wertet dieser eher persönliche Handlungsstrang die Serie, die sich ansonsten immer größeren Konflikten widmet, definitiv auf.

Auch Kosh darf man nicht vergessen. Sein Tod war definitiv einer der traurigsten und unerwartetsten Wendungen der Serie. Sein Abschied bei Sheridan ist sehr bewegend. Auch Sinclair kehrt zurück und darf im Zweiteiler rund um Babylon 4 nun endlich seine Bestimmung finden. Wie immer bei B5 sorgen aber vor allem zwei Figuren immer wieder für Höhepunkte: Londo und G'Kar. Ersterer beweist nun endlich, dass er ein gewissen hat, als er sich von Morden und den Schatten lossagt - nur um einige Episoden später durch eine List wieder zurück in ihre Klauen getrieben zu werden. G'Kar wiederum erfährt durch seinen Einbruck bei Londo und Kosh's Vision erneut Erleuchtung, und glänzt vor allem in einer ungemein bewegenden Szene mit Delenn, kurz bevor er in den Kriegsrat berufen wird. Zuletzt sei auch noch Vir erwähnt, der ebenfalls einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung macht, und zunehmend selbstbewusster wird. Lediglich Garibaldi und Lennier treten etwas in den Hitnergrund und dürfen nur zwischendurch immer wieder mal kurz glänzen. Dafür gibt man Zack endlich mehr zu tun, der vor allem in der ersten Hälfte der Staffel bei der Handlung rund um Nightwatch eine wichtige Rolle spielt.

Die Liste an Wendungen und Offenbarungen ist lang: Babylon 5 erhält den ultimativen Beweis, das Nun-Präsident Clark in das Attentat seines Vorgängers verwickelt war. Zudem erfahren wir, dass die Schatten schon seit einiger Zeit ihre Fühler in Teile der Erdregierung ausgestreckt haben. Als die Anschuldigungen gegenüber Clark publik werden, ruft dieser kurzerhand das Kriegsrecht aus, und Sheridan und einige andere sehen sich gezwungen, sich für unabhängig zu erklären. Die Schlacht um Babylon 5 ist einer der dramaturgischen Höhepunkte der gesamten Serie; vor allem auch, da man sich weniger auf Spektakel verlegt, sondern immer die Tragik des ganzen im Mittelpunkt steht. Nach einem kleinen Durchhänger geht es dann mit Kosh's Tod in dieser Tonart weiter. Kurz darauf gibt es ein Wiedersehen mit Sinclair, wir erhalten die Auflösung zur Episode "Verloren in der Zeit" und dabei auch gleich einen faszinierenden Einblick in die (mögliche?) Zukunft. Und zuletzt kehrt Anna von den Toten zurück und bringt Sheridan nach Z'ha'dum, wo er endlich die wahren Hintergründe des Konflikts erfährt, und den Schatten eine schwere Niederlage bereitet - jedoch scheinbar zu einem sehr hohen Preis.

Darüber hinaus gibt es auch zahlreiche grandiose Einzelszenen, die mir für ewig in Erinnerung bleiben werden. Wie sich die Sicherheitskräfte von Babylon 5 mit dem Kenterkommando der Erdstreitkräfte ein Scharmützel liefern, in Zeitlupe und mit Franke's trauriger Musik kombiniert. Wie Sinclair sich auf Babylon 4 den Minbari als "Valen" vorstellt. Kosh's Tod. "And the Rock cried out, no hiding place" während Refa's Ermordung. Und, die beste Szene der Staffel für mich: Sheridan's Sturz auf Z'ha'dum. Was war ich nicht baff am Ende dieser Folge. Und das ist wirklich nur ein kleiner Auszug der Highlight, die diese Staffel für uns bereit hält.

Dabei profitiert sie vor allem von der sorgsamen Aufbauarbeit, die JMS in den ersten beiden Seasons geleistet hat. Würde man erst hier einsteigen, hätten die meisten Wendungen nicht einmal ansatzweise so eine große Wirkung. Hier macht sich JMS' visionäre Erzählstruktur zum ersten mal so richtig bezahlt. Viele Fragen, die uns teilweise seit dem Pilotfilm plagen, werden beantwortet, und dabei aber auch wieder einige neue aufgeworfen. Trotzdem hat man hier wie in keiner Staffel zuvor den Eindruck, dass sich die Serie vorwärtsbewegt - teilweise sogar in erstaunlich hohen Tempo. Im Vergleich zu den Staffeln davor setzt man in allen Belangen nochmal eins drauf: Die Drehbücher - ausnahmslos von JMS verfasst - sind teilweise so gut wie nie zuvor. Die schauspielerischen Leistungen der Haupt- und Nebendarsteller über jeden Zweifel erhaben. Die Effekte sehen auch noch einmal deutlich besser aus, und sind auch einiges größer als zuvor. Man nehme nur die zahlreichen, teils großen Raumschlachten, die es zu sehen gibt. Und last but not least hat sich auch Christopher Franke erneut gesteigert, und liefert die ganze Staffel über eine grandiose Arbeit ab, die viele der dramaturgischen Höhepunkte noch einmal um einiges besser wirken lassen, als sie ohnehin schon sind.

Fazit: Trotz einiger Schwachpunkte ist die 3. Staffel von Babylon 5 für mich eine Sternstunde der Fernsehunterhaltung. Die 4. Staffel mag insgesamt betrachtet noch etwas besser gewesen sein, vor allem da es dort praktisch keinen einzigen Aussetzer gegeben hat, aber was die dramaturgischen Höhepunkte und Offenbarungen betrifft kann sich die 3. Staffel definitiv mit ihr messen, und mag ihr stellenweise (wie beim Staffelfinale) sogar überlegen sein. Eine grandiose Staffel mit zahlreichen Highlights und einigen der besten Episoden der Serie!