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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : The Mexican



RocketMan
31.08.2001, 20:21
Ich habe den Film vor ein paar Tagen im englischen Original auf DVD gesehen, aber da der Streifen bei uns ja erst jetzt im Kino angelaufen ist, ist es für ein Review noch nicht zu spät.

Zuerst einmal ging ich, nachdem ich von den Hauptdarstellern Brad Pitt und Julia Roberts gehört hatte, mit gemischten Gefühlen an den Film heran. Bei einer solchen Paarung erschien mir eine weitere von diesen unsäglichen Schnulzen nicht wirklich unwahrscheinlich. Was mich schließlich dazu bewegt hat, mir das Ding ins Haus kommen zu lassen, war das Mitwirken von James Gandolfini (Tony Soprano von The Sopranos), den ich für einen wirklich genialen Schauspieler halte.

Und siehe da: Ich war positiv überrascht! Der Twist der Geschichte ist, daß das Traumpaar die meiste Zeit des Films getrennte Wege geht. (Das haben viele Kritiker bemängelt, mir gefällt dieser Weg hervorragend!)

Zur Story: Brad Pitt spielt Jerry, einen Loser, der sich - ohne es zu wollen - mehr Probleme aufhalst, als er jemals lösen könnte: Er muß für seinen Boß (der, wie unschwer zu erkennen ist, Mafiosi ist) eine antike Pistole aus Mexiko beschaffen. Julia Roberts spielt Samantha, seine aufbrausende, egozentrische und (man vergebe mir den Ausdruck) typisch weibliche Freundin, der das Ganze nicht in den Kram paßt; sie keift die ganze Zeit, obwohl sie ihn schon ganz doll lieb hat. Und James Gandolfini spielt den Auftragskiller Leroy, der Sam als Geisel hält, bis der gute Jerry mit der Pistole wieder zurückgekehrt ist. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, daß er nicht nur schwul ist, sondern auch für einen kaltblütigen Killer eigentlich ein Herz aus Gold besitzt.

Der Film ist schnell und hat immer wieder überraschende Wendungen, aber ein paar Dinge stechen besonders hervor:
- Die unkonventionelle Lovestory wird mit einem Sarkasmus und urplötzlichen Ausbrüchen von Gewalt akzentuiert, die sehr stark an die Gebrüder Coen erinnern, ohne diese schamlos zu kopieren.
- Die Musik ist wirklich witzig; sie unterstreicht die Athmosphäre gekonnt, indem sie wie ein Echo alter Spaghetti-Western klingt.
- Sämtliche Darsteller hatten bei dem Film sichtliches Vergnügen, das hebt den Humor-Level glaubhaft an!
- Die Macher hatten unglaublich viel Spaß und Experimentierfreude mit den mexikanischen Schauplätzen. Die Aufnahmen an Originalschauplätzen sind stimmungsvoll, die mexikanischen Darsteller sind urig und die Situationen irgendwie auf mittelamerikanische Art irrwitzig. Außerdem werden mexikanische Revolverballaden parodiert, indem die vielen verschiedenen Legenden, die sich um die Pistole ranken, tatsächlich gezeigt werden. Folklore-Satire pur!

Main Fazit: Beide Daumen hoch!
Geht rein, solange der Streifen noch im Kino läuft! (Auch wenn ich vermute, daß bei der deutschen Übersetzung ein paar Gags in die Witten gegangen sind.)

Amujan
01.09.2001, 04:08
"Es war einmal ein armer mexikanischer Waffenschmied..."

:biggrin:

Auch ich war gestern abend positiv von dem Filmchen überrascht.

Der Zuschauer baut Sympathien für Personen auf die von unerwarteter Seite plötzlich vollkommen auf den Kopf gestellt werden (neue Erkenntnisse - Jerry tötet Leroy, der gar nicht Leroy ist...der Schwarze, den er für den Mord an Frank, seinem schwulen Freund umbringt, der war der echte Leroy *rofl*) und auch genau anders rum, von Personen mit denen man sich überhaupt nicht anfreunden will, also ganz offensichtlich die "Bösen" sind, werden so ziemlich am Ende des Films (beim Auftritt von Gene Hackman, der den aus dem Knast freigekommenen Mafiosi Margulies spielt) zu den "Guten" (Mexikanos).

In einer völlig aberwitzigen Situation entsteht eine Liebe, nur um durch extreme Gewalt zu enden, wie Du schon sagtest Rocket Man

Die Slapstickartigen Rückblenden auf die verschiedenen Versionen Legende um die Pistole tun ihr übriges zur Stimmung und der grösste Witz ist doch wohl, dass der gesamte Stoff des Filmes, alle Beziehungen, alle Morde, alle gefahrenen und geflogenen Meilen - auf einem völlig zufälligen Autounfall basieren.

Nicht nur das Julia Roberts wie immer auch die selbe deutsche Sychronstimme wie die göttliche Calista Flockhart (Ally McBeal) besitzt, nein, selbst ihre Darstellung der Sam(antha) erinnerte mich doch EXTREM an die Ausbrüche einer gewissen Anwältin aus Boston...

Wirklich ein Guter Film den man gesehen haben sollte, er hatte sogar was von Perdita Durango (wenn auch weniger brutal), in dem James Gandolfini übrigens den rachsüchtigen, alleingängerischen Bullen spielt, der hinter Romeo her ist...

cya, Amu

(Geändert von Amujan um 3:08 am am Sep. 1, 2001)

RocketMan
01.09.2001, 12:23
Ich habe hier irgendwie gerade ein ziemliches deja-vu...

Als ich den Film gesehen habe - mit Glottisfly zusammen, wie so oft, drehte er sich zu mir um und meinte, daß ihn Samantha ziemlich an die gute Ally erinnern würde! Ihr habt Euch nicht irgendwie abgesprochen, oder wie sehe ich das? ;)

Ich habe mir gestern noch auf der DVD die Deleted Scenes angesehen. Normalerweise sind die eher eine nette Zugabe, aber hier hätten die meisten tatsächlich noch ihren Weg in den Film finden sollen, zumindest meiner Meinung nach.

Die drei witzigsten:
- "Leroy" und Samantha sitzen in einer Bar in Las Vegas und sind ganz kurz vor einem heftigen Streit, als Frank plötzlich als Drag-Queen auf der Bühne auftaucht und Love Letters schmettert.
- Eine witzige Unterhaltung zwischen Frank und dem echten Leroy auf dem Hotelzimmer.
- Die Befreiung von Jerrys Partner und diesem mexikanischen Händler, die Jerry angekettet hatte - durch einen göttlichen deus ex machina!

Amujan
01.09.2001, 16:01
Die DVD kauf ich auch, die von Dir angesprochenen Szenen sind ja göttlich, aber wahrscheinlich nur aus Zeitgründen der Schere zum Opfer gefallen.

ROFL nein wir ham uns nich abgesprochen, nur vergöttere ich Ally :biggrin: und da fällt mir sowas auf.

cya, Amu

Stickkiller
01.09.2001, 16:39
Hallo!

Das überrascht mich jetzt aber, dass euch "Mexican" so gut gefällt!
Ich bin mit Absicht nicht reingegangen, da ich dachte, er wäre so eine unwitzige Liebeskomödie! hmm...da hab ich mich wohl getäuscht!

Vielleicht findet sich ja noch jemand, der sich das mit mir ansieht!

RocketMan
01.09.2001, 16:58
@Amujan: Du hast völlig recht, Ally McBeal ist die beste Nicht-SciFi-Serie! (Und neben The Sopranos die einzige, die ich auf englisch sammele.) Da kann sich so ein Schund wie Buffy oder Charmed in Sachen Niveau, Schauspielerei und Humor mindestens drei Scheiben abschneiden.

Und der Grund dafür? Dafür muß ich nur drei Namen nennen: David E. Kelley, Calista Flockhart und Peter MacNicol.

bitfrass
01.09.2001, 18:37
Das Ally gut gespielt wird, will ich ja noch zugeben, aber Niveau kann ich da nicht erkennen.
Ob eine Serie Schund ist oder nicht, sollte man nicht am persönlichen Geschmack festmachen.
Ich kann mit Ally nichts anfangen. Hysterische Personen in einem chaotischen Büro sehe ich jeden Tag live, da brauche ich nicht fernsehen.
Trotzdem ist Ally eine gute Serie.

Amujan
01.09.2001, 19:52
@Rocket YES! David E. Kelley. Ich habe ja schon bei Picket Fences dagesessen und manchmal geheult und ab und zu auch bei Chicago Hope (erste Staffeln), bei dem ja Peter MacNicol als Hausanwalt mitspielte.

Kelley hat die Fähigkeit eine Episode immer nicht ganz geklärt enden zu lassen, d.h. es gibt seeehr selten ein Happy End, eher nachdenkliche, traurige und melancholische Enden.

Ich weiss nicht geanu was es ist, aber es gefällt mir.

RocketMan
01.09.2001, 19:58
@bitfrass: Buffy und Charmed sind keine Serien, sie sind ausschließlich für Pubertel produziert. Extrem niedere Motive, nicht vorhandenes Niveau. So einfach.
Wenn man über die oberflächliche Hysterie bei Ally McBeal hinwegblickt, dann entdeckt Du sogar ein Leitmotiv: Der Kampf der Geschlechter in der heutigen Arbeitswelt. Also einen Sinn hinter der Serie, von dem die beiden anderen Beispiele nur träumen können.

Glottisfly
03.09.2001, 14:13
Ich stimme euch in fast allen Punkten völlig zu - aber Julia Roberts halte ich für eine Fehlbesetzung. Dieses Overacting, was bei Ally aka Flockhart witzig und passend ist, hat hier beispielsweise die Balkonszene doch etwas kaputtgemacht - mir ging das Gekeife (nein, <i>so</i> reden Frauen nicht!) eher auf die Nerven, anstatt lustig auf mich zu wirken. Julia hätte einen Gang runterschalten sollen, dann wäre der onehin extrem witzige und gute Film noch besser gewesen (Gandolfini ist Gott!).

RocketMan
03.09.2001, 16:42
Glottisfly, glaube mir, es gibt wirklich Frauen, die so reden. Es ist natürlich die Ausnahme (so sollte es ja wohl auch sein), aber ich weiß, wovon ich rede. Ich kenne mindestens zwei junge Damen, bei denen ähnliches Gekeife fast schon Dauerzustand ist. Und nein, ich nenne keine Namen.

Glottisfly
03.09.2001, 18:28
Mag sein, trotzdem empfand ich das als störend, eine solches Klischee zu bringen.