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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gangs of New York



Falcon
14.03.2003, 20:39
Kurz zum Inhalt:


Angesiedelt in einer Zeit, da Gesetzlosigkeit und Korruption sowohl die Politik wie das tägliche Leben der Stadt bestimmten, kommt Amsterdam Vallon (Leonardo DiCaprio), ein junger irisch-amerikanischer Einwanderer, nach 16 Jahren in einer Erziehungsanstalt in den Five-Points-Distrikt zurück, um sich an William Cutting (Daniel Day-Lewis) zu rächen. Cutting, auch bekannt als „Bill The Butcher“, ist nicht nur ein mächtiger Gang-Boss, der Einwanderer hasst: Er ist auch der Mörder von Amsterdams Vater. Amsterdam weiß, dass er zur Ausführung seines Plans erst im engsten Kreis von Bills Gang Aufnahme finden muss. Noch schwieriger wird die Situation für ihn, als er Jenny Everdeane (Cameron Diaz) begegnet. Die hart erkämpfte Unabhängigkeit und die verführerischen Schönheit der geheimnisvollen Taschendiebin faszinieren Amsterdam. Doch auch Jenny hat eine Vergangenheit, durch die seine Pläne noch komplizierter werden.

Diese Woche habe ich es endlich geschafft, in Martin Scorseses neusten Film zu gehen....

....und es hat sich gelohnt. Der Film ist wirklich sehr gut geworden. Die Schauspieler wissen zu überzeugen (besonders Day-Lewis), die Kameraarbeit ist dank Michael Ballhaus absolut sehenswert, die Musik weiß zu gefallen, die Ausstatung und die Kulissen sind überaus gelungen.

Bei der Story geht es letzten Endes auch weniger um Rache, sondern viel mehr um Amerika, um dessen Entstehung und Entwicklung. Das Bild, welches Scorsese mit Gangs of New York von Amerika zeichnet, ist aber alles andere als positiv. Rassismus, Korruption, Kriminalität und Armut bestimmen das Bild. Von den "demokratischen Idealen" mit denen sich Amerika gerne schmückt, ist nicht viel zu sehen. Scorsese zeigt völlig schonungslos und ohne Verklärung einen Teil der Geschichte Amerikas.

Gangs of New York ist zwar nicht der beste Scorsese, aber trotzdem ein ausgesprochen gelungener Film. Vielleicht wird uns ja noch ein Director's Cut beschert (der Film hatte ja nicht gerade einen einfachen Werdegang), der dass größte Manko, nämlich das manche Sachen vielleicht etwas zu schnell abgehandelt werden, beheben kann. Dann würde der Film vielleicht endgültig zu einem Meisterwerk. Aber wie gesagt, auch so ist es schon ein sehr guter Streifen, den man sich unbedingt ansehen sollte.

CU Falcon

DerBademeister
14.03.2003, 23:29
Gangs of New York ist zwar nicht der beste Scorsese, aber trotzdem ein ausgesprochen gelungener Film.

Das ist auch unmöglich da "The Godfather" nach wie vor von der Mehrheit der Cineasten als der beste Film aller Zeiten angesehen wird. Ich denke auch das es höchst unwahrscheinlich ist, das er in absehbarer Zeit von einem anderen Film abgelöst wird, zumal er diese Stellung schon seit Jahrzehnten innehat.

wu-chi
15.03.2003, 00:32
@Der Bademeister
Vielleicht mag "The Godfather" (Regie Francis Ford Coppola) von vielen Cineasten als der beste Film angesehen werden, aber in Verbindung mit @Falcon's Zitat (nicht der beste Scorsese) hat dies aber wenig gemein. Der Mafia-Film "Good Fellas" von Scorses, den man nun mit "The Godfather" am ehesten vergleichen könnte ist zwar angesehen, wird aber von den wenigsten als der beste Film aller Zeiten angesehen.

Auch ich habe ihn mir gestern angesehen. Allein weil es ein Scorsese ist. Obwohl ich mit einem mulmigen Gefühl in die Vorstellung ging. Mulmig deshalb, da ein Schauspieler mitspielt, den ich nun mal überhaupt nicht ab kann: Leonardo di Caprio. Trotzdem wurde ich nicht enttäuscht. sicher lag dies an an der hervorragenden schauspielerischen Leistung von Daniel Day-Lewis. Besonders die Kameraarbeit und die Schnitte sind lobenswert. Cameron Diaz ist nett anzusehen und man merkt ihr an, daß sie immer besser wird und nicht nur mehr ein Schaufensterpüppchen spielen will. Selbst Leonardo di Caprio (leider muß ich dies auch fairerweise erwähnen) wächst über sich heraus.

Nachdem ich diesen Film gesehen habe habe ist es völlig verständlich, daß die Staaten und explizit die Stadt New York diese Geschehnisse am liebsten totschweigen würden und in Geschichtsbüchern nur am Rande behandelt wird (wenn es überhaupt Erwähnung findet). So spielt dieser Film zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges und zeigt auf wie sich die angeblich guten Nordstaatler auch tatsächlich verhalten haben. Auch diese waren vom Rassismus geprägt und sind gerade mit den Armen Mitbürgen nicht zimperlich umgesprungen. Dementsprechend wurden sie als Kanonenfutter zwangsverpflichtet (Stop: Sicherlich hatten sie die Wahl, indem sie sich freikaufen konnten, aber wer hatte schon 300 US-Dollar, um dies tatsächlich zu tun) Ebenso erging es den armen Einwanderern aus Europa. Dies wurde ziemlich grotesk dargestellt: Gerade mit dem Schiff aus Europa eingetroffen, wird man gefragt ob man amerikaner werden wolle. Dies wurde natürlich bejaht, denn sonst hätte man die Reise ja nicht gemacht. Daraufhin wird man als amerikanischer Staatsbürger erklärt und mit der Zwangsrekrutierung konfrontiert. Weil diese aber nun alles Geld für die Fahrt ausgegeben haben werden sie gleich als soldaten eingekleidet und wieder auf ein Schiff verfrachtet, das gen Süden fährt um gegen die Südstaatler zu kämpfen. Und im Hintergrund sind die Särge mit den gefallenen Soldaten zu erkennen. Was könnte man sich seliger wünschen.

Absolut empfehlenswert.

Viele Grüße
wu-chi