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nekropole
11.10.2002, 21:30
Ein Roman aus dem Kultur-Zyklus

Die Story:
Bora Horza Gobuchul - ein Gegner der Kultur und Kämpfer für die Idiraner (Nichtmenschliche Spezies) erhält den Auftrag ein hoch entwickeltes Gehirn (KI) der Kultur von einem Eisplaneten zu bergen. Auf Grund von Kriegshandlungen strandete diese KI auf dem Planeten. Der Krieg zwischen der Kultur und den Idiranern befindet sich im Anfangsstadium, die Kultur befindet sich auf dem Rückzug und die Bergung der KI deren Fähigkeiten einzigartig sind wäre für die Idiraner ein wichtiger Fortschritt. In einer Raumschlacht wird Horza an Board eines Freibeuterschiffes verschlagen.
Die Truppe hält sich mit Überfällen und Raubzügen über Wasser und Horza gelingt es sich in die Mannschaft zu bringen. Die Raubzüge der "Clear Air Turbulenz" laufen aber nicht besonders glücklich. Die Kultur hat sich währenddessen entschlossen ein Orbital zu zerstören um den Idiranern entgegenzuwirken. Bei dem Versuch sich am Orbital noch vor dessen Zerstörung mit Waffen zu versorgen, wird die Mannschaft des Freibeuter-Schiffes erheblich dezimiert. Der Kapitän der Truppe nimmt am Orbital an einem Glücksspiel teil, dessen Ende kurz vor der Vernichtung des Orbitals endet. Horza, der als Gestaltswandler die Identität des Kapitäns angenommen hat, gelingt es diesen zu töten und die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen. Damit hat er Gelegenheit, den Planeten zu erreichen, auf dem die KI auf Rettung durch die Kultur wartet. Die Einheimischen des Planeten hat sich durch selbst vernichtet und der Planet wurde zur gesperrten Zone erklärt und bewacht. In den unteririschen Anlagen der ehemals ansässigen Militärmaschinerie hat die KI Zuflucht gefunden. Idiranische Kämpfern ist es gelungen die planetenunspannende Bewachung zu durchbrechen und unter großen Verlusten in die Anlage zu gelangen. Da Horza in der Vergangenheit auf dem Planeten in der dort ansässigen Wandlerkolonie eine Zeit lang ansässig war, gelingt es auch ihm mit seiner Crew zu landen und in die Anlage zu kommen. Obwohl er eigentlich auf der gleichen Seite wie die idiranischen Kämpfer dient, kommt es zu aufreibenden Kämpfen nach deren Ende die KI doch in die Hände der Kultur zurückkehrt.

Die Besprechung:
Iain Banks hat hier einen Roman geschrieben, dessen Beurteilung mir einiges abverlangt. Einerseits blitzt stellenweise eine Genialität auf, dass es einem den Atem verschlägt. Andererseits flacht der Roman über weite Strecken so erheblich ab, dass es mich wundert, wie der Roman zu seinen Auszeichnungen gekommen ist.
Grundsätzlich ist die Kenntnis von Banks Gesellschaftsentwurf "die KULTUR" erforderlich um die Zusammenhänge und Wendungen des Romans voll würdigen zu können. Der Roman ist eine Augenblickaufnahme im Zeitalter des idiranischen Krieges. Der Geschichte fehlt eindeutig eine bewiesene Prämisse. Die handelnden Charaktere sind eher flach gezeichnet und im Prinzip setzt sich die Handlung aus vier verschiedenen Episoden zusammen, die durch den Handlungsstrang der KI zusammengehalten werden.
Die Gegenfigur Horzas, die Kulturagentin Perosteck, versucht zwar den Hauptcharakter zu konterkarieren, jedoch lässt Banks den zwischen den Figuren schwebenden Konflikt in der Schwebe und löst ihn nicht in einer für mich befriedigenden Weise. Überhaupt ist lebt der Roman überhaupt nur durch die teilweise sehr martialischen Kampfhandlungen.
Sicherlich ist für Liebhaber von kampfbetonten Space-Operas das Buch nicht zu verachten, jedoch bietet die Geschichte für Leser mit gehobenem Anspruch relativ wenig Ansatzpunkte den, dem Zyklus zugrunde liegenden Gesellschaftsentwurf nachvollziehen zu können.
Nur in Ansätzen blitzt die Genialität Banks auf und wird in der Person von Fal dokumentiert. Hier gelingt es dem Autor zu zeigen, das er zu tiefgründigerer Charakterisierung seiner Figuren im Stande ist.

Empfehlung:
Wenn man kampfbetonte Action im Stile von Agentenstories mag und eine Ahnung davon bekommen will wie groß angelegte Zyklen bestehen können so hat das Buch durchaus seine Berechtigung.
Man sollte sich aber nicht erwarten, dass die KULTUR nach Lektüre dieses Romans verständlicher wird.
Allerdings wird in der gelesenen Ausgabe von HEYNE, Nr.8218, dies teilweise dadurch wett gemacht, dass im Appendix einen phantastische Ergänzung durch eine kleine Abhandlung der „kurzen Geschichte des idiranischen Krieges“ beigefügt ist und im Anhang die Abhandlung „Einige Anmerkungen zur KULTUR“ von Iain Banks vorliegt. Diese ist nach meiner Meinung den Preis des Buches wert. Insbesondere, wenn man gewillt ist sich auf eine direkte Auseinandersetzung mit den darin postulierten Thesen einzulassen.

Persönliche Bewertung:
5 von 10 möglichen Punkten

Rusch
30.09.2003, 16:40
Originally posted by nekropole@11.10.2002, 20:30
Persönliche Bewertung:
5 von 10 möglichen Punkten
5 von 10 Punkten ist für einen Hugo Gewinner etwas wenig.

Ich habe mal einen Banks gelesen, "Waffen im Einsatz", der ebenfalls aus dem Kultur Zyklus stammt. Ich verspüre nicht viel Verlangen noch einmal einen Banks zu lesen.

Blicke Windwärts scheint auch nicht viel besser zu sein.
Hier eine Rezi dazu:
http://www.fictionfantasy.de/modules.php?n...rticle&sid=1193 (http://www.fictionfantasy.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1193)

(Übergrosses Zitat gekürzt - Kaff)

Sepia
01.10.2003, 16:27
Die Qualität ist mir eigentlich gleichgültig. Alles was unter der Rubrik 40 Jahre SF bei Heyne läuft, ist für mich Allgemeinbildung und wird daher früher oder später gekauft. Bis jetzt waren neun von elf sogar tatsächlich Meilensteine der SF. Vielleicht sollte ich es mal so formulieren: Ist Bedenke Phlebas schlimmer als Sternenflut von David Brin? Wenn darauf jetzt ein ja kommt, steht das Buch ganz weit unten auf der Kaufliste, wenn nicht, wird das wieder so ein ich weiß-nicht-was-ich-lesen-soll-Kauf. Hat eigentlich ausser mir noch jemand Ambitionen die Heyne-Sonderausgabe komplett gelesen zu haben?

Rusch
07.10.2003, 09:16
Originally posted by Sepia@01.10.2003, 15:27
Die Qualität ist mir eigentlich gleichgültig. Alles was unter der Rubrik 40 Jahre SF bei Heyne läuft, ist für mich Allgemeinbildung und wird daher früher oder später gekauft. Bis jetzt waren neun von elf sogar tatsächlich Meilensteine der SF. Vielleicht sollte ich es mal so formulieren: Ist Bedenke Phlebas schlimmer als Sternenflut von David Brin? Wenn darauf jetzt ein ja kommt, steht das Buch ganz weit unten auf der Kaufliste, wenn nicht, wird das wieder so ein ich weiß-nicht-was-ich-lesen-soll-Kauf. Hat eigentlich ausser mir noch jemand Ambitionen die Heyne-Sonderausgabe komplett gelesen zu haben?
Vor der Ausgabe 40 Jahre SF gab es bei Heyne die Bibliothek der SF. Diese Reihe schaffte 100 Ausgaben. Ich hatte mir seinerzeit eingebildet alle haben zu müssen, aber das ist Unsinn. Die viele Werke trafen meinen Geschmack überhaupt nicht und außerdem sind das nur die wichtigsten Werke die im Heyne Verlag erschienen sind. Viele Autoren erschienen aber gar nicht bei Heyne.

Ich werde mir aus der Reihe vielleicht noch die Hyperion Gesänge holen, obwohl ich das Buch schon im Original habe. Ich hatte gehofft, Heyne würe Helliconia neu auflegen, aber das war noch nicht der Fall. Vieles von dem, was in dieser Reihe herauskam, hatte ich schon.

Hier mal eine Liste von Classikern, die ich nicht mochte:

Herbert: Dune (alles nach Band 1)
Brunner: Morgenwelt
Brunner: Schafe Blicke auf
Brunner: Schockwellenreiter
Roberson: Mars Trilogie
Clark: Rama

Die Liste ließe sich noch erweitern, aber ich habe eigentlich wenig Lust, mich an diese Enttäuschungen zu erinnern und aus meiner Sammlung sind sie längst entfernt.

Criss
02.02.2008, 17:29
...ist zwar schon ein relativ alter Thread, aber aus aktuellem Anlass schiebe ich das nochmal nach oben; vielleicht hat der ein oder andere es seitdem auch gelesen. Wie dem auch sei- ich habe das Buch vor kurzem beendet. Und es hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Am Anfang eher die klassische Space-Opera, und zum Schluß hin erinnerte mich der rasche Szenenwechsel im MTV-Stil eher an einen Hollywoodfilm mit enem explosiven Ende. Allerdings hatte ich mit diesem Ausgang nicht gerechnet. Ob der Roman wirklich Ende der Achtziger Jahre "die Science Fiction erneuert" hat, wie in einigen Kritiken zu lesen war- ich weiß ja nicht...
Ich habe das Buch zügig durchgelesen, mich während der Lektüre nicht gelangweilt, und hatte auch keine Probleme, den Krieg zwischen den Idiranern
und der Kultur zu verfolgen, aber eines steht für mich fest:
1. Ich werde kein Buch mehr aus der Kultur- Reihe lesen, und
2. wahrscheinlich dieses auch nicht noch einmal lesen...
Stellenweise hatte ich den Eindruck, der Autor wußte selbst nicht, wohin die Reise geht...:???:
Aber wie für alle Bücher gilt: Dies ist meine persönliche Meinung, und da das Buch von vielen in die Heyne-Liste der Meisterwerke der SF gewählt worden ist, hat es wohl doch vielen gefallen. Antesten....
Grüße, Criss

Prospero
02.02.2008, 17:41
So sehr sind Geschmäcker verschieden - allerdings muss ich einschieben, dass ich den Roman im Original gelesen habe, mag sein, dass die Übersetzung da vielleicht nicht so ganz den Ton trifft ab und an. Während Eschbachs "Space Opera" "Quest" nun so gar keine ist hatte ich bei "Bedenke Phlebas" meinen Spaß. Nicht nur wegen der rasanten Handlung sondern weil Banks hier auch noch Stoff zum Nachdenken liefert - eine Sub-Ebene also. Hebt sich wohltuend gegenüber anderen Werken ab, die halt nur alles möglichen Klischees verarbeiten. Einer der Romane, die ich jedes Jahr wieder lese... ;)
Ad Astra

Brooklyn
02.02.2008, 18:09
Wobei Consider Phlebas imho nicht der beste Culture-Roman ist, sondern nur ein recht guter Scifiroman. Diese Ehre gebührt imho eher "The player of games" und "Use of weapons". Imho 2 kleine Meisterwerke, dicht gefolgt von "Excession". Alles natürlich imho.




1. Ich werde kein Buch mehr aus der Kultur- Reihe lesen, und


Naja, ich würde den oben genannten noch eine Chance geben. Am besten im Original.



mfg
Brooklyn

Criss
02.02.2008, 21:10
Ja, so verschieden können Geschmäcker sein...:D
Auch ich habe Bücher, die ich in regelmäßigen Abständen aus dem Regal hole, und immer wieder lese, und da gehört dieses Buch wahrscheinlich nicht dazu...was nicht bedeutet, daß es jetzt ein schlechter Roman war- wie gesagt: Das Buch ließ sich zügig lesen, und unterhaltsam war es auch. Vielleicht bin ich nach den ganzen guten Kritiken und Vorschußlorbeeren auch mit zu hohen Erwartungen daran gegangen...
Danke für die Buchtipps- ich werde sie bei Gelegenheit dann doch mal antesten...
Gruß, Criss