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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kahinas Erwachen / Franziskas Opfer



Simara
27.10.2003, 15:59
Franziska lag in der Badewanne und beobachtete den heißen Dampf, der von ihren Beinen, die sie auf dem Wannenrand aufgestellt und übereinander geschlagen hatte, aufstieg. Das Wasser war eigentlich viel zu heiß, aber sie genoss es trotzdem. Viel zu schnell würde das Wasser kälter werden.
Während sie den Dampf beobachtete, der sich in runden Formen Richtung Decke kräuselte, gingen ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Sie hatte in letzter Zeit so ein unbestimmtes Gefühl. Ein Gefühl, das sie irgendwie beunruhigte. Aber sie konnte es einfach nicht erfassen. Am ehesten ließ es sich beschreiben, als würde sie aus ihrem Leben aufwachen.
Naja, aufwachen war gut, ihr Leben hatte faktisch vor knapp 10 Jahren erst begonnen. Die Zeit davor liegt immer noch im Dunkeln und Franziska hatte das Gefühl, dass es wohl besser war, sie im Dunkeln zu lassen.
Inzwischen war sie zu der Auffassung gelangt, dass sie ein gutes Leben hatte, warum also in der Vergangenheit bohren. Vielleicht lag es daran, dass sie doch etwas einsam fühlte. Selten zwar, aber doch hin und wieder.
Langsam wurde sie schläfrig. Das Wasser war einfach herrlich warm. Sie ließ ihren Oberkörper ins Wasser gleiten. Das hatte zwar zur Folge, dass ihre Beine noch mehr aus der Wanne rauskamen, aber immerhin umspülte das heiße Wasser jetzt auch ihre kalten Schultern. Sie mochte diese kalte Jahreszeit einfach nicht.
Ihre Augen brannten. Sie wollte sie nur kurz schließen. Es wurde Zeit, dass sie ins Bett kam.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon in der Wanne gedöst hatte. Vermutlich nicht so lange, denn das Wasser dampfte noch, als ein Flüstern sie hochschrecken ließ.
In ihrem Halbschlaf hatte sie das Gefühl gehabt, jemand wäre im Badezimmer gewesen.
Sie setzte sich aufrecht hin, überkreuzte die Arme vor ihrer Brust und starrte die Badezimmertüre an. Dann hörte sie das Flüstern wieder.
Es war nur ein Wort. Langgezogen und kaum zu verstehen: „Kahina“.
„Hallo?“ fragte Franziska in die Stille, die nach dem Flüstern gefolgt war, hinein.
Keine Reaktion.
Eigentlich war es auch unmöglich, dass jemand in ihrer Wohnung – geschweige denn im Bad war.
„Jetzt geht’s los.“ sagte sie laut zu selbst. Sie rief sich damit selbst zur Ordnung, denn ihr war doch ganz schön mulmig zumute. „So ein Blödsinn“.
Sie wollte sich gerade am Wannenrand abstützen um aufzustehen, als sie das Geflüster wieder hörte. „Kahina!“ Diesmal etwas fordernder und lauter.
„So. Jetzt reicht’s.“
Sie riss sich zusammen, stand auf, fischte nach ihrem Handtuch und stieg aus der Wanne. Nachdem sie das Handtuch um ihren Körper geschlungen hatte, ging sie aus dem Bad und ging durch alle Zimmer ihrer Wohnung.
Wie zu erwarten war niemand da. Ihre Katze sah sie lediglich leicht empört an, als sie im Schlafzimmer das große Licht an machte.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass tatsächlich niemand in ihrer Wohnung war, ging sie zurück ins Bad.
Der Badezimmerspiegel war mittlerweile beschlagen.
Sie dachte kurz an die Badezimmer-Spiege-Szene aus ‚Schatten der Wahrheit‘ und ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken.
„Also wenn jetzt noch was in diesem Dunst hier auftaucht, dann geh ich heim.“ sagte sie lachend. „Haben wir hier ‚Versteckte Kamera‘ oder was?“
Aber nichts geschah.
„Wenn ein Geist hier sein sollte, dann ist das jetzt hier die letzte Möglichkeit mir eine Botschaft zukommen zu lassen. Wenn du nicht kommunizieren willst, dann verschwinde aus meiner Wohnung“.
Doch nichts geschah.
Franziska seufzte, nahm ein Fenstertuch und machte den Spiegel sauber. Dann kämmte sie sich die nassen Haare, putzte sich die Zähne und begab sich wieder ins Schlafzimmer.
Dort angekommen lauschte sie wieder in die Stille der Wohnung. Vielleicht sollte sie das Radio anmachen, die Stille war ihr schon etwas unheimlich. Noch nie zuvor, war ihr ihre Wohnung so still vorgekommen. Das ticken des Weckers war geradezu ohrenbetäubend.
Sie ging zum Radio und machte es an, doch das Lied das gerade gespielt wurde, sagte ihr nicht zu. Sie wollte gerade wieder abschalten, als die Anfangstöne von Spookys „Things I’ve seen“ erklangen. Sie grinste. ‚Was für ein Zufall‘ dachte sie. Sie trocknete sich mit dem Handtuch vollständig ab und begann sich dann mit Bodymilk einzureiben während sie lauthals das Lied mitsang und ab und zu über sich selbst lachte.
Als der Song zu Ende war, kam wieder ein Lied, das sie nicht kannte und das ihr auch wieder nicht so zusagte.
„Mal sehen was als nächstes kommt, Kimba. Wenn es wieder nichts Gescheites ist, dann machen wir das Radio wieder aus“ sagte sie zu ihrer Katze, die sich gestört fühlte, weil Franziska ihren Pyjama unter der Bettdecke hervorzog, auf der Kimba es sich gemütlich gemacht hatte.
Auch das nächste Lied war Franzi nicht bekannt und es sprach sie auch nicht an. Also schaltete sie das Radio wieder aus.
„Tut mir leid dich stören zu müssen, Kimba, aber ich brauch jetzt mein Bett selbst.“
Mit diesen Worten platzierte sie ihre Katze auf das Fußende des Bettes, schlug die Tagesdecke bis auf das Fußstück zur Seite und schlüpfte dann unter die Bettdecke.
Kalt war es.
„Mensch Kimba, wenn du was gewesen wärst, dann hättest du mir das Fußteil gewärmt“ moserte Franzi und streichelte Kimba über Kopf und Rücken.
Dann legte sie sich zurück, dachte nochmal kurz über das Flüstern nach und knipste dann das Licht aus.
Sie war kaum eingeschlafen, als sie wieder dieses Flüstern hörte. „Kahina!“
Fordernd und eindringlich. Blitzschnell saß sie aufrecht im Bett und hatte das Licht angeschalten.
„Was soll der Blödsinn. Ich muss morgen früh raus und brauche meinen Schlaf. Wenn das ein Scherz ist, dann ist er arg daneben. Also Schluss jetzt.“
Stille.
Lediglich Kimba mautze und sprang von ihrem Bett herunter. Ihr war es vermutlich zu unruhig zum schlafen.
„So ein Mist.“ murmelte Franzi, legte sich auf die Seite und knipste das Licht wieder aus. Sie griff unter ihr Kopfkissen nach ihrem Springmesser und nahm es in die Hand. Jetzt fühlte sie sich sicher und schlief ein.

Sie hatte einen sehr seltsamen Traum in dieser Nacht.


Na? Neugierig geworden? :)