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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tierversuche eines Opernregisseurs



Estefan
27.06.2004, 00:44
Christoph Schlingensief (http://www.schlingensief.com/) inszeniert im Rahmen der Bayreuther Festspiele (http://www.bayreuther-festspiele.de/) den am 25. Juli aufgeführten "Parsifal" (http://de.wikipedia.org/wiki/Parsifal) von Richard Wagner (http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Wagner).

Hier Auszüge eines Interwiews (http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/69/34035/4/), das Schlingensief der Süddeutschen Zeitung gab:

Schlingensief: [...] Ich würde so gerne in einem Land Oper inszenieren, wo ich keine Sprache kann. Und wo die mich auch nicht verstehen, wo die nicht wissen, dass ich ?Tötet Helmuth Kohl? gerufen habe, wo die nicht wissen, dass ich irgendwie auch eine Wagner-Rallye mache. [...] Und das will ich eben nicht. Ich will, Richard Wagner, den ich wirklich verehre, umsetzen. In der Wüste, da haben wir 100 000 Robben mit Wagners ?Siegfried? beschallt...

Kaiser: Das verstehe ich jetzt nicht. In welcher Wüste und welche Robben?

Schlingensief: Oben in Namibia... an der Küste.

Kaiser: Begreife ich recht, was Sie sagen?

Schlingensief: Ja es waren 100 000 Robben, die wir mit Wagner-Musik beschallt haben, das kann ich alles zeigen.

Kaiser: Und zu welchem Zweck?

Schlingensief: Das war eine Verbindung, die man mal ausprobieren muss. Da gibt es eine Türe, die ist nicht genutzt worden, ich nutze sie jetzt. Ich nehme den ?Siegfried? und ich beschalle jetzt die Robben damit. Die Damen haben alle so geguckt und die Männchen haben laut geschrien.

Kaiser: Haben die Geschlechter verschieden reagiert?

Schlingensief: Die haben verschieden reagiert.

Kaiser: Eindeutig? Die Männer sind halt musikalisch... (beide lachen).[...]

Schlingensiefs Ziel, Oper einem Publikum vorzuspielen, das ihn nicht kennt, noch der Sprache mächtig ist, hat der Regisseur erreicht.
Dass eine Oper vor tierischem Publikum getestet wird, ist mir bisher nie untergekommen. Ist Schlingensief ein Pionier für die Zukunft? Wird künftig jedes audiovisuelle Kunstwerk (Computerspiel, Film, Theater...), wie ein Medikament, dem Tierversuch unterzogen werden müssen?
Schlingensiefs Antwort, weshalb er die Robben mit Wagner beschallt hat, hab ich nicht kapiert... Welche Tür ist nicht genutzt worden? Die Tür, die Robben- und Menschenpublikum verbindet? Sagt ein Robbenpublikum was übers Menschenpublikum aus?
War das nun Tierquälerei - oder haben die Robben die Kunst genossen, oder ist das unterschiedlich von Robbe zu Robbe? Sind die Robbenmänner wirklich musikalischer? Oder genossen die Damen nur die Kunst? Heulten die Männer aus Protest oder Begeisterung? Lassen sich aus den Beobachtungen der Robbengeschlechter Schlüsse für die auch hier im Forum so beliebte Geschlechterdiskussion ziehen?
Ob Schlingensief aus dem Namibia-Gastspiel vor Robben einen Erkenntnisgewinn gezogen hat?

Hachje, leider sind die Bayreuther Festspiele so teuer...