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Dashan
17.09.2004, 22:03
Titel: Verpasste Chancen (1/1)
Autor: Dashan (dashan@scapesisters.com)
Fandom: Farscape
Rating: none
Type: Gen/Het
Pairing: JC/AS
Spoiler: angedeutet bis Mitte 4. Season (missing scene während „Terra Firma“). Wer also sich also auf dem SAT1-Stand (Ende 2. Season) wohl fühlt, sollte von dieser Story lieber die Finger lassen.
Disclaimer: Ich werde den Teufel tun und der Henson Company oder David Kemper auch nur einen Hauch dieses wundervollen, schreiend bunten, total chaotischen, faszinierenden Universums klauen! So genial, wie die mit all dem umgehen, kann ich es ganz sicher nicht. Aber etwas mit Aeryns Gedanken zu spielen, nehme ich mir einfach mal heraus.
Anmerkungen: Aeryns POV. Gedanken zu dem für mich unwiderstehlichsten Pairing der Seriengeschichte. Missing scene, während Aeryn, zurück auf Moya, an ihrem Prowler bastelt. Eine Ansammlung wirrer Gedanken, keine nennenswerte Handlung. Achtung: Fürchterlich verschraubte Sätze - manchmal muss ich schreiben, um mir über die Handlungen von Charakteren klar zu werden. Vielen lieben Dank an Birgitt fürs Beta und an Andura für die Aufmunterung zum Weiterschreiben!



Verpasste Chancen

Aeryn Sun überprüfte ihren Prowler akribisch. Sie war zornig, zornig auf sich, zornig auf John und überhaupt auf alle Umstände, die sie in diese Situation getrieben hatten. Sie hatte angenommen, diesen Zorn schon lange hinter sich gelassen zu haben, ruhiger geworden zu sein. Aber so sehr hatte sie sich wohl nicht verändert. Auch wenn sie sich eine Weile gewünscht hatte, gelassener zu sein, sicherer, sicher genug für *ihn*. Frell! Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Natürlich wollte er sein altes Leben zurück, und dass sich für sie dort kein Platz finden ließ, hätte sie sich auch denken können. Familie war für John immer wichtig gewesen und für eine Komplikation, einen „Alien“ wie sie, gab es in dieser Welt keinen Raum. Zumindest keinen, der John nicht einschränkte.
Und doch hatte sie es gewollt. Sie wollte dazu gehören. Wie dumm sie doch manchmal war. Nein, dafür war sie zu stark, zu selbständig. Sie hatte ihn schon einmal verloren, wie so vieles in ihrem Leben. Und sie hatte es überstanden. Also würde sie dies hier auch überstehen!
„Frell!“ fluchte sie und saugte an ihrem Daumen, den sie sich an einer Verschraubung geklemmt hatte. Rotes Blut rann an ihrem Finger herunter, sebaceanisches Blut. Aber war dieses Detail ihrer Herkunft jetzt noch wichtig? Sie hatte mit den Peacekeepern lange abgeschlossen, gehörte nicht mehr zu ihnen, fühlte, dachte, *lebte* nicht mehr wie noch vor gut drei Cycles. Und trotzdem... immer wieder kam es an die Oberfläche, die Erziehung, der lebenslange Drill, ungewollt und doch nicht weg zu lügen. Auch wenn ihr die letzten drei Cycles gezeigt hatten, dass es nicht alles war, Peacekeeper zu sein, Officer Aeryn Sun, Pleisar-Regiment. Aber in Situationen wie dieser flüchtete sie immer wieder in alte Muster, in Dinge, die sie ihr Leben lang als gegeben hingenommen und als *richtig* angesehen hatte. Ohne sie jemals zu hinterfragen.
Und dann kam *er*. Nicht als Mann, Freund, Liebhaber. Nein, als schlichtes Ereignis. Und alles verdrehte sich. Ordnung wurde zu Chaos, Sicherheit zu Gefahr. Das System, dem sie ihr Leben geopfert hätte, ohne darüber nachzudenken, wandte sich gegen *sie*.
Und jetzt stand sie hier, in einer emotionalen Verfassung, die sie sich früher niemals erlaubt hätte. Sie fühlte sich zornig, abgelehnt, unsicher. Aber es war besser, dass es sie traf. Und nicht die Crichtons, die gerade ihren Sohn wieder bekommen hatten. Zumindest das, was noch von dem John übrig war, der sie vor über drei „Jahren“ zuversichtlich und naiv verlassen hatte. Sie selbst, Aeryn, die Alien-Frau, konnte nur ein weiterer Faktor sein, der dieses Wiedersehen, auf das wohl niemand mehr zu hoffen gewagt hatte, zerstören würde.
Niemand dort unten auf der Erde konnte verstehen, was John verändert hatte, was er erlebt hatte, wie er so anders geworden war. Und da halfen auch all die Interviews, Gespräche und Analysen nichts. Weder innerhalb der Familie, noch die außerhalb. Die Isolation von den eigenen Wurzeln, ein Alien zu sein unter lauter fremden Wesen, ständig unterlegen, gejagt, physisch und psychisch gefoltert, geliebt, gehasst, in ständigem Kampf, gegen Hunger, Krankheiten, fremde Sitten, die Peacekeeper, die Scarrans, Scorpius. Der Kampf gegen das fremde Wesen im eigenen Gehirn. Langsam wahnsinnig zu werden und dann doch die Stärke zu finden, den eigenen Geist zu besiegen. Wer von den Menschen hier konnte das alles auch nur in Ansätzen begreifen? Selbst ihr, die sie dies alles mit angesehen hatte, es als Außenstehende miterleben musste, fiel es schwer, all das zu verstehen, was John durchmachen musste. Wie sollten da Menschen, die zur gleichen Zeit ihr eigenes kleines Leben auf ihrem eigenen kleinen Planeten gelebt hatten, verstehen?
Aeryn zögerte und ließ ihr Werkzeug sinken. John war dort unten, umgeben von alten Freunden und seiner Familie, Menschen, die er liebte, zu sehr, um sich zu öffnen, all das preiszugeben, was ihm widerfahren war. Er war allein, immer noch, würde diese selbst gewählte Einsamkeit auch nicht so bald aufgeben. Trotz aller Missverständnisse zwischen ihnen, trotz aller grundsätzlichen Unterschiede wurde dies ihr gerade jetzt wieder bewusst.
Und vielleicht war es ja unter anderem dies, was ihn für sie so anziehend machte. Und auch wenn sie ihm jetzt die Chance geben musste, zu seiner Familie zurück zu kehren, machte ihr der Soldatenverstand klar, dass aufgrund der Gefahr, die John für die Erde und die Menschen darstellte, dies gar nicht möglich war. Aber wenigstens eine Weile sollte er Ruhe finden, durchatmen, bei seiner Familie, seinen Freunden, die er so lange vermisst hatte. Und da konnte er sie sicher nicht gebrauchen. Nicht als ständige Erinnerung an seine Andersartigkeit und auch nicht, damit er das Gefühl hatte, sich um sie kümmern zu müssen, die sie sich so gar nicht in dieser Kultur auskannte. Auch wenn das nicht notwendig war, was sie beide wussten.
Trotz dieser rein praktischen Erkenntnisse nagten Zweifel an der Sebacian. Was, wenn John wirklich dort bei seiner Familie bleiben *wollte*? Wenn er den Rest der Moya-Crew wieder in die Uncharted Territories schickte, in der zweifelhaften Hoffnung, das Wurmloch würde sich nie wieder öffnen? Nein, so kurzsichtig war nicht einmal John Crichton. Immerhin wusste er mehr über Wurmlöcher als jeder andere, dem sie bisher begegnet waren. Bis auf die Ancients, natürlich. Und doch... vielleicht sollte sie ihn daran erinnern, wie wichtig seine Rückkehr durchs Wurmloch war, nicht nur für sie, auch für die Menschen dort unten auf der Erde. Wenn sie es nicht tat, würde es sich vielleicht als einer dieser verpassten Momente herausstellen, ein Moment, den man nicht zurückholen konnte. Aeryn lächelte schief. Ja, sie hatte sich offensichtlich verändert.
Gerade, als sie beschlossen hatte, alle Wenns und Abers zu streichen und wieder zurück zu kehren zur Familie Crichton, ihrer Idylle und ihren Weihnachtsvorbereitungen, meldete ihr Pilot übers Com, dass Commander Crichton zusammen mit D’Argo und seinem Vater auf Moya eingetroffen sei. Aeryn traf sie in der Nähe der Hanger Bay und lauschte einen Moment der leicht amüsierten, leicht angespannten Unterhaltung zwischen John und seinem Vater Jack. Dann wandte sie sich an D’Argo: „Der Systemcheck meines Prowlers ist so weit in Ordnung, die Wissenschaftler scheinen also keinerlei Schäden angerichtet zu haben“ meldete sie kurz.
„Dafür habe ich auch gesorgt.“ D’Argo hatte mit Argusaugen die Inspektionen durch die amerikanischen Wissenschaftler beobachtet.
Sie nickte kurz: „Dafür bin ich dankbar.“ Dann flüchtete sie wieder in Richtung ihres Prowlers und schalt sich feige. Als sie merkte, dass John ihr folgte, war sie schon hinter dem Gleiter verschwunden.
„Aeryn, hör mir zu...“ setzte er an. „Wenn du Probleme damit hast, dass sie an deinem Prowler herumfummeln, warum lässt du ihn dann nicht hier? Die IASA-Jungs haben genug zu begaffen an der Farscape One und D’Argos Flieger.“ Er beugte sich hinunter und sah sie unter dem Gleiter hindurch an.
Aeryn holte tief Luft... und ließ den Moment verstreichen, zog sich zurück, blieb professionell und praktisch. Und sie kannten sich wirklich zu gut. „Wäre es besser, wenn ich auch hier bliebe?“
Crichton hatte wohl in einem Augenblick noch so etwas wie die Hoffnung auf eine ehrlichere Antwort gehabt. Stattdessen schoss er zurück: „Warum solltest du das tun?“
Und wieder kroch der Zorn in ihr hoch. Ungebeten, aber nicht schnell genug zu ignorieren. „Weil ich offensichtlich nicht dorthin gehöre.“
„Du gehörst genauso dorthin wie jeder von uns. Wie auch immer, es ist deine Sache!“
„Meine Sache?“
„Ja, ja, genau, deine Sache.“
„Gut, okay, mir ist es egal, ob eure Wissenschaftler an meinem Prowler herumfummeln. Ich könnte außerdem noch eine meiner Waffen zur Verfügung stellen, wenn...“
„Nein. Nein, tu das nicht. Sie haben wirklich genug gesehen“ unterbrach John ihr Angebot. Aeryn stand aus der Hocke auf. Nach einem Moment der unangenehmen Stille, in der all die Heftigkeit von Johns Reaktion nachschwang, fragte er: „Kann ich dir helfen?“
Ihre Antwort fiel knapp aus. „Nein.“
John gab ob einer solchen Sturheit offensichtlich auf. „Nein, natürlich brauchst du keine Hilfe.“ Er verließ die Hangar Bay und ließ die Sebacian allein mit ihrem Gleiter zurück.
Wieder eine Chance verpasst. Aeryn schlug mit der Faust auf die Nase ihres Prowlers. Über das eigene Selbst zu wachsen, ihren Zorn zu beherrschen, das war etwas, das sie nie gelernt hatte. Nicht, solange es um Crichton ging. Aber vielleicht machte das ihre Beziehung aus? Zu etwas Besonderem?
Aeryn atmete tief durch und wandte ihre Aufmerksamkeit einem Transportpod zu, an dem sich schon einige DRDs zu schaffen machten. Wieder zurück auf zum „Normalen“ - wie sonst sollten sie überleben und auch noch bei Verstand bleiben?

Sky
21.09.2004, 15:03
Hi Dashan,

nachdem ich es nun mal geschafft hab, deine Story zu lesen, muss ich sagen, sie ist gut geworden.:)
Als Aeryn Fan finde ich, das du sie gut getroffen hast. Ich hab sie regelrecht vor mir gesehen beim lesen und konnte all das, was du geschrieben hast gut nachvollziehen.

Schön geschrieben - danke dafür. :wub:

Hmpf
21.09.2004, 15:50
Wheee! Fanfiction von Dashan! Weiter so!

Detaillierteres Feedback per Mail.

Dashan
22.09.2004, 08:33
:) Danke für die Antworten, ihr Zwei!

Hmpf, Dein FB per Email ist dringend erwartet! *drängel* aber ich weiß ja, dass Du zeitlich knapp bist. *flöt*

Sky, schön, dass sie Dir gefällt! Mein ursprünglicher Ansatz war ein ganz anderer, auch diese Szene, aber halt keine explizite Aeryn-Story. Na ja, wo man halt so landet, wenn's erst mal läuft! ;) (ich hatte Dir die Story auch zum archivieren geschickt für die Farscape Germany. Ist die Mail angekommen?)

Sky
22.09.2004, 16:10
Originally posted by Dashan@22.09.2004, 07:33
... (ich hatte Dir die Story auch zum archivieren geschickt für die Farscape Germany. Ist die Mail angekommen?)
Ja ist sie und wird auch beim nächsten Update erledigt - von Andura. *g*