PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum Fantasy und Science Fiction?



Hmpf
07.07.2005, 22:45
Warum lest/schaut ihr Fantasy und/oder Science Fiction bzw. spielt Computer- oder Rollenspiele, die in diesen Genres angesiedelt sind? Was sucht, was erwartet ihr von diesen Genres? Bevorzugt Ihr sie (oder eines davon) gegenüber anderen, und wenn ja, weshalb?

(Ich werde das auch für mich beantworten, aber nicht mehr heute. Macht Ihr erstmal. *g*)

the Corinthian
10.07.2005, 13:08
Warum lest/schaut ihr Fantasy und/oder Science Fiction bzw. spielt Computer- oder Rollenspiele, die in diesen Genres angesiedelt sind? Was sucht, was erwartet ihr von diesen Genres? Bevorzugt Ihr sie (oder eines davon) gegenüber anderen, und wenn ja, weshalb?
in punkto musikgeschmack könnte ich sicher viel genauer und nachvollziehbarer begründen, was mich an meinen vorlieben fasziniert, als bei SF / Fantasy... aber ich versuch's trotzdem mal.

als grob übergeordneten begriff betrachtet müßte ich sagen, daß ich fast ausschließlich Fantasy und ein wenig SF lese, zumindest im bereich der belletristik - sachbücher, biographien, lexika usw. sind etwas anderes.

das liegt vermutlich daran, daß ich in diesen genres besonders dazu eingeladen werde, meine phantasie schweifen zu lassen, also eine mischung aus eskapismus und gedanklicher kreativität. geschichten "aus dem normalen leben" fordern mich in dieser hinsicht nicht und interessieren mich auch größtenteils nicht. (in gewisser weise habe ich das "normale leben" ja schon selber: arbeit, familie, politik, umwelt usw. - da will ich nicht noch in meiner freizeit zusätzlich mich damit beschäftigen müssen).
hinzu kommt daß ich mit vielen "üblichen" genres wie z.B. western, liebesgeschichten u.ä. absolut nichts anfangen kann. (Stephen Kings "Der Dunkle Turm" Saga hat zwar western-einflüsse, aber ist eindeutig epische fantasy. *g*)

diese vorliebe bezieht sich sowohl auf bücher als auch auf filme.

bei pc- und konsolen-spielen ist die begründung eine andere: für mich sind magische oder psi-charaktere interessanter zu spielen aufgrund ihrer speziellen fähigkeiten. wenn ich mal diablo2 - Lords of Darkness anführen darf: mit dem barbaren oder paladin kann man, platt gesagt, im grunde nur zuschlagen. der eine hat kampfschreie, der andere auren, aber als paladin bestand meine "action" schließlich in erster linie darin, gegner mit der heiliger-frost-aura zu verlangsamen und dann... draufzuhauen.
nach kurzer zeit liege ich gelangweilt am boden.
die assassine hingegen ist mein persönlicher schmacht-charakter, unter anderem eben auch deshalb, weil sie ihren eigenen schatten beschwören kann, der mitkämpft, sie sich beschleunigen kann, verschiedene elementarangriffe nutzt... das fasziniert mich ungleich mehr.
hinzu kommt, daß ich im weitesten sinne fernkämpfer bevorzuge oder rassen, die sozusagen mit einem fingerschnippen anstatt einem breitschwert töten - eleganz statt muskeln, aber das ist dann schon präferenz im sinne des "roleplays". ich bin einfach kein barbar und werde auch nie einer sein - und btw, "barbaren-fantasy" hat mich auch nie interessiert *g*

SF und Fantasy sind für mich vielleicht gleichzusetzen mit einem riesigen laden voller cooler, rätselhafter und fremdartiger gegenstände - waffen, aliens, magie, cyberware und was weiß ich noch alles - in dem ich gerne stöbere, manchmal sind es die konzepte hinter den figuren, manchmal auch nur das berühmte "augenfutter" guter special effects (man nehme "The Cell": eigentlich grottenschlecht und nur ein annehmbarer schauspieler im ganzen film, aber die visuellen schmankerl sind halt unleugbar ein genuß).

dennoch muß ich auch hinzufügen, daß ich - bis auf das comic-genre - sehr wenig fantasy-literatur lese, da ich zwar das genre ansich mag, aber von vielen klischees, papp-figuren, endlos-hundertfünfteilern usw. zu sehr genervt und abgeschreckt bin. zum teil so schlimm, daß der satz "... der erste Band in einer aufsehenerregenden Reihe von..." im klappentext in mir den pawlowschen reflex "hinlegen, augen verdrehen, sich verpissen!" auslöst.

soweit meine anmerkungen. gibt es eine schwall-begrenzung?


-[C.]-

Whyme
30.07.2005, 18:29
Mich faszinieren diese beiden Genres, weil es völlig freie Gedankenspiele sind in denen alles möglich ist. Man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen und ist an keine Realität gebunden, die man einhalten muss. Es ist völlig kreativ.

Whyme

Hmpf
27.08.2005, 22:49
Vor Jahr und Tag (na ja, vor zwei Monaten oder so *g*) hatte ich mal angekündigt, meine eigene Antwort auf meine Frage hier zu posten, und jetzt endlich komme ich mal dazu.

Tja. Es gibt für mich sicherlich mehr als einen Grund, SF und Fantasy zu lesen und zu schauen und (ansatzweise) zu schreiben. Der Aspekt des Gedankenexperiments ist sicher ein wichtiger, auch für mich. Wenn ich allerdings meinem emotionalen Bedürfnis nach Beschäftigung mit diesen Genres auf den Grund gehe, bleibt vor allem eine Motivation: Der Wunsch, zumindest für eine gewisse Zeit aus der Realität auszusteigen und in eine andere einzusteigen.

Ich habe das bewußt so formuliert, denn genau so empfinde ich gute SF/Fantasy: Als eine jederzeit zugängliche Tür in andere Welten, andere Realitäten.

Die Qualität, die ich daher in SF und Fantasy am meisten schätze, ist, wie sehr es einem bestimmten Buch, Film, Comic oder einer Serie gelingt, mich an seine/ihre Welt glauben zu lassen - und wie fremdartig diese ist. Ich möchte, wenn ich Urlaub von der Realität mache, mich möglichst in einer Welt aufhalten, die wirklich *anders* ist. Der vielzitierte 'sense of wonder' muß da sein - ich will staunen wie ein Kind, wenn ich lese/fernsehe/ins Kino gehe. Die englische Sprache hat ein schönes Wort für den Effekt, den die beste SF und Fantasy bei mir auslöst - 'mind-boggling'. Ein Gefühl, als ob einem das Gehirn vor Verblüffung explodiert; als ob der Verstand wacklige Knie bekommt; als ob sich der Autor eines Buches/Filmes/etc. direkt in dein Unterbewußtes gestöpselt hat und eine Verbindung zur Logik deiner Träume und Albträume hergestellt hat.

Was ich suche ist also, bei genauerer Betrachtung, eine Art Rauschzustand ohne Einwirkung psychoaktiver Substanzen; ein Ideenrausch, könnte man sagen.

SF/Fantasy: Eine völlig legale Droge.

Hmpf
29.08.2005, 00:14
Mir ist noch ein wichtiger Grund eingefallen, aus dem ich SF und Fantasy so gerne mag. Ich mag unwahrscheinliche Geschehnisse und hochdramatische, gerne auch mal apokalyptische Situationen, die in dieser Form in 'realistischeren' Genres selten vorkommen. Da ist so ein bißchen die kindliche (oder allgemein menschliche?) Lust am Spektakel beteiligt, und ein völlig unintellektuelles Bedürfnis nach Abenteuern und Heldentaten. In SF und Fantasy ist es leichter als in anderen Genres, eine Situation aufzubauen, in der mit unglaublich hohen Einsätzen gespielt wird, was zu einer hohen emotionalen Intensität führt.

Hm. Noch ein durch und durch eskapistischer Grund... ich fürchte, die Kritiker haben alle Recht, und ich bevorzuge diese Genres wirklich nur aufgrund der Möglichkeit des Eskapismus, die sie bieten. ;-)

greenslob
29.08.2005, 00:56
Andererseite bieten SF und Fantasy aber den Autoren oft die Gelegenheit, in leicht "verfremdeter" Form politische/gesellschaftliche Themen anzupacken, die sonst z.B. in regulären "realistischen" Fernseh-Serien noch nicht einmal mit der Kneifzange angefasst werden würden. (Aus Selbstzensur oder aus Angst Werbekunden zu verlieren.)

Hmpf
29.08.2005, 01:12
Andererseite bieten SF und Fantasy aber den Autoren oft die Gelegenheit, in leicht "verfremdeter" Form politische/gesellschaftliche Themen anzupacken, die sonst z.B. in regulären "realistischen" Fernseh-Serien noch nicht einmal mit der Kneifzange angefasst werden würden. (Aus Selbstzensur oder aus Angst Werbekunden zu verlieren.)

Allerdings. Und das weiß ich ebenfalls zu schätzen. Jedoch, wenn ich meiner Vorliebe für die Genres wirklich auf den Grund gehe, ist das nicht *mein* Hauptgrund, mich mit ihnen zu beschäftigen. Der 'gosh, wow!'-Effekt ist da bei mir wichtiger. Vielleicht sollte ich mich jetzt schämen... *g*

Dr.BrainFister
29.08.2005, 07:49
@ hmpf

was ist das, dieser "'gosh, wow!'-Effekt"? meinst du damit das überraschend-apokalyptische, das du in deinen vorherigen beiträgen beschrieben hast?

Khaanara
29.08.2005, 10:48
Mich interessiert an der Phantastischen Literatur die Vielseitigkeit, die es dort gibt. So kann man in dem Genre seine Krimis haben, Liebesgeschichten erleben , westernähnliche Abenteuer erleben, sozialkritische Studien lesen und auch den Horror im stillen Raum spüren.
Auch ist es immer wieder schön mitzuerleben, wie die Autoren ganze Universen und Welten kreiren, alternative Welten und Zeitlinien glaubhaft erfinden (deswegen mag ich die Baxter-Romane ganz gerne), in die man versinken kann.

Bei der Fantasy ist es schon schwieriger, dort herrschen doch meistens das Gut/Böse/schwarz/weiss-Prinzip vor, wie zum Beispiel Star Wars zeigt oder die Sword & Sorcery á la Howard, bzw. Geschichten die im Stile auf HdR basieren. Aber es gibt auch einige nette Ausnahmen, wie zum Beispiel die guten Fairy Wars-Geschichten von Herbie Brennan oder amüsante Seitenhiebe auf die Fantasyüblichen Klischees von Pratchett.

Im Film und Computerbereich mag ich Geschichten bei der die geschaffenen Welt recht stimmig und phantasiereich ist (Star Wars, Das fünfte Element, Alien, Immortel) oder die Stories recht gut sind, ohne das sie von Effekten kaschiert werden (Equilibrium, 200 Jahre Mann zum Beispiel), so das man in den geschaffenen Welten regelrecht versinken kann (Im Spielesektor wären das zum Beispiel Star Wars-KotOR/Galaxies, Everquest 2, Outcast, Half-Life 2, Gothic, Baldurs Gate etc.)

Hauptsache spannend zu konsumieren :rolleyes:

Hmpf
29.08.2005, 12:38
@ hmpf

was ist das, dieser "'gosh, wow!'-Effekt"? meinst du damit das überraschend-apokalyptische, das du in deinen vorherigen beiträgen beschrieben hast?

Mehr so das allgemeine Staunen in jeder Hinsicht.