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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : LOST | S01 E17 | ...In Translation



Teylen
28.11.2008, 15:08
Jin streitet sich mit Sun und als Michael versucht einzuschreiten rettet ihn lediglich Suns eingreifen. Als kurz darauf sein Floß abbrennt scheint der Schuldige schnell gefunden,...

Original Titel: ...In Translation
Erstaustrahlung: 23. Februar 2005
Deutsche Erstaustrahlung: 26. September 2005

Teylen
28.11.2008, 15:12
Wieder eine Folge bei der man, im Verlauf, vermutlich weniger einen Herzinfarkt bekommt.

Die Geschichte um Jin, Michael und das Boot ist solide erzählt. Mit einer zumindest etwas überraschenden Wende gegen Ende. Auch wenn es viele Rückblenden gibt, ist Jins Ablehnung von Suns Angebot für mich nicht nachzuvollziehen - insbesondere nachdem letzten Flashback.
Auch die Anfeindung der restlichen Insulaner gegenüber Sun nach der Enthüllung ihrer Sprachkenntnisse - eingeweihte inklusive - ist etwas mehr als merkwürdig.

Lost in Translation waren dabei nicht nur Jin, Sun sondern auch Sayid und Shannon, wobei es harmonischer aufgelöst wurde.

cornholio1980
09.10.2010, 14:49
Review auf fictionBOX (http://www.fictionbox.de/index.php?option=com_content&task=view&id=9797&Itemid=88889304)

In den bisherigen Episoden hat Jin durch sein Verhalten wohl nicht gerade viele Sympathien der Zuschauer gewonnen, und auch gleich zu Beginn der Folge darf er wieder mal den kontrollierenden, unterdrückenden Ehemann raushängen lassen. In den Rückblenden erfahren wir aber nun auch endlich, warum sich die beiden so auseinandergelebt haben, und auch warum Jin gar so verbittert ist. Alles, was er für ihren Vater getan hat, hat er für Sun getan, und dafür, dass sie eine glückliche Familie sein können. Selbst seinen eigenen Vater hat er verleugnet! Und doch haben all sein Einsatz und seine teils fragwürdigen Taten zu nichts anderem geführt, als dass ihm seine geliebte Frau mehr und mehr entglitt. Die Offenbarung am Ende, dass auch Jin einen Neustart wagen und mit Sun eigentlich in Los Angeles zurückbleiben wollte, macht das bisherige Geschehen auf der Insel, und insbesondere ihre Trennung am Ende, nur um so tragischer.

Auch Michael muss einen schweren Rückschlag einstecken, als das Floß, an dem er nun tagelang gearbeitet hat, angezündet wird und verbrennt. Zuerst machen alle Jin dafür verantwortlich, ich hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits Locke in Verdacht, immerhin scheint ihm nichts daran gelegen zu sein, diese Insel, die ihm sowohl die Fähigkeit zu gehen zurückgegeben als auch seinem Leben einen neuen Sinn verliehen hat, zu verlassen. Dass in Wahrheit Walt dahintersteckte, hat mich dann doch überrascht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich seine Motivation nachvollziehen kann, aber angesichts der Tatsache, wie schwer er sich mit seinem Vater tut, erscheint es auch nicht unplausibel, dass er nicht unbedingt viel davon hält, gemeinsam mit ihm von der Insel zu fliehen. Jedenfalls fand ich auch diese Handlung durchaus spannend; lediglich die Geschichte rund um Shannon und Sayid hat mich nicht vollständig überzeugt. Sayid sollte als Verhörexperte eigentlich die Meinung des (eifernden) Bruders realistisch einschätzen können, und sich davon nicht so verunsichern lassen…

Für diese kleine Schwäche entschädigen aber zwei der großen Stärken von Lost, die in "… in Translation" wieder einmal deutlich wurden. Einerseits die geschickte Art und Weise, wie die Figuren und ihre Vergangenheit immer wieder miteinander verbunden sind. So sieht man während einer von Jin’s Rückblenden Hurley im Fernsehen, wie er scheinbar gerade ein Interview gibt. Die zweite Stärke ist die hochwertige Inszenierung, die insbesondere gegen Ende der Folge deutlich wird, als Sun ihr Tuch loslässt und sich in die Fluten stürzt. Es ist eine der größten Vorteile der Kunstform "Film und Fernsehen", Gefühle und Inhalte nicht über Worte, sondern über die Bilder, die schauspielerische Leistung sowie die Musik vermitteln zu können – wie dies "Lost" eben auch in dieser Szene gelingt. Zugleich funktioniert sie auch als wundervolle Metapher: Sun lässt jene gesellschaftlichen und ehelichen Zwänge, die sie bisher eingeschränkt und ihr Leben dominiert haben, nun hinter sich, lässt sie fallen, um ihre neu gewonnene Freiheit zu genießen. Auch wenn’s nur auf dem kleinen Schirm zu sehen war, aber… diese Szene war ganz großes Kino!

Fazit: Gerade als man endgültig anfing, Jin zu verachten, weiht man uns in seine durchaus tragische Vergangenheit ein – und plötzlich ertappt man sich dabei, zumindest ansatzweise so etwas wie Mitleid für ihn zu empfinden. Gut auch das Mysterium rund um die Frage, wer das Floß angezündet hat, wo es den Machern doch tatsächlich gelungen ist, mich reinzulegen. Einzig die entbehrliche Nebenhandlung rund um Sayid, Boone und Shannon trübt den positiven Gesamteindruck ein wenig; dafür überzeugt "…in Translation" gegen Ende hin mit einer grandios inszenierten Szene, in der es gelingt, mit den Bildern und der Musik mehr auszusagen, als es 1.000 Worte jemals könnten. Toll!
7/10