Diesmal eine kleine Kurzgeschichte. Hoffe sie gefällt euch und ich bekomme ein bisschen kritik


Der Anschlag (überarbeitet)

Michael Frühwald stand auf dem Dach eines Hochhauses und montierte eine Raketenstartvorrichtung. Die ersten Sonnenstrahlen der Morgendämmerung begannen die Kälte der Nacht langsam zu verdrängen. Mit einem Hydro-Hammer trieb er die Beine des Geräts in den Beton. Die Erschütterungen und Schallwellen liefen sich in den siebenundzwanzig leerstehenden Stockwerken tot. Er verankerte die Rakete in der Startschiene und ließ den Selbsttest durchlaufen. Mit knapp zwei Meter Länge und fünfundzwanzig Kilo konnte man sie nicht mehr mit einem tragbaren Raketenwerfer einsetzen. Dafür konnte sie mit extrem hoher Beschleunigung und Sprengkraft, sowie dem neuesten Zielsuchsystemen aufwerten. Michael nickte zufrieden und suchte sich dann einen Platz, wo er die komplette Straße überblicken konnte.

Hannes Leitinger stand im Foyer seiner Villa und strich eine Falte aus seinem Anzug. Er blickte in den Spiegel. Äußerlich machte er den Eindruck eines willenstarken, erfolgreichen Geschäftsmannes, doch in seinen Augen spiegelte sich Angst.
Ich muss das jetzt durchziehen. Dieser Wichser hat schließlich meine Frau auf dem Gewissen. Dieses Arschloch wird im Knast schmoren, für den Rest seines jämmerlichen Lebens. Zu oft ist er schon davongekommen, hat Zeugen bestochen, erpresst oder beseitigt. Ich habe die halbe Million Euro nur angenommen, damit er glaubt, ich halte die Klappe. Er kann gar nicht wissen, das ich heute im Gerichtssaal auftauchen werde.
"Herr Leitinger, wir sind bereit", sagte einer der sechs Bodyguards von der Zeugenschutztruppe. Seitdem er sich bereit erklärte auszusagen, ließen sie ihn nicht mal mehr alleine pinkeln. Er nahm noch einen letzten, tiefen Zug von seiner Zigarette und dämpfte sie im Aschenbecher aus. "Also gut. Gehen wir", sagte er mit zittriger Stimme.
Leitinger verließ umringt von sechs Bodyguards seine Villa und ging schnellen Schrittes auf den nachtschwarzen, gepanzerten Schwebewagen zu. Die Tür öffnete sich, und Hannes setzte sich hastig auf einen der Sitze, der eine Vielzahl von Hebeln auf der Seite hatte.
"Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Leitinger. Wir bringen Sie sicher zum Gericht. Da muss man schon mit Armee-Hardware anrücken, um das Baby vom Himmel zu holen. Ich muss allerdings noch die Notsituationen mit Ihnen besprechen, bevor wir losfliegen können..."
Nachdem der Pilot mit seinen Ausführungen fertig war, setzte sich ein ganzer Konvoi aus Schwebewagen in Bewegung. Zwei Polizeiwagen vor und hinter Leitingers Schwebewagen sollten jedem klar machen, das ein Angriff hier Zwecklos ist.

Michael Frühwald stand am Fenster des Penthouse's des Hochhauses und beobachtete die Straße mit einer Spezialkamera. Als der Konvoi auftauchte, zoomte Michael heran und markierte mit einem grünen Rechteck den schwarzen Wagen. Ein Piepsen verriet ihm, dass das Ziel akzeptiert wurde, und er drückte auf den roten Knopf.
Ein Feuerstrahl erschien aus der Rakete und katapultierte sie in die Höhe. Die Kamera in ihrem Gefechtskopf fand ihr Ziel, schaltete auf Radarerfassung um und ging schließlich in den Zielanflug.

Die Alarmsirene schrillte auf. "Raus Hier! Ziehen Sie den großen roten Hebel!" schrie der Pilot, bevor er den Antigrav Generator abschaltete und der Wagen wie einen Stein in die Tiefe stürzte. Kurz bevor er auf der Straße zerschellte, verwandelte ihn die Rakete in einen Feuerball.

Frühwald betrachtete die Explosion durch das Fenster, um sicherzugehen, dass die Rakete ihr Ziel getroffen hat. Er verließ nun das Penthouse und rannte an die gegenüberliegende Seite des Daches. Er überprüfte noch einmal sein Fluggeschirr und rannte dann weiter auf den Rand zu, um sich in die Häuserschlucht zu stürzen. Ein heftiger Windstoß erfasste ihn und Frühwald konnte gerade noch vor dem Rand stehen bleiben. Der Wind würde ihn wieder an die Wand drücken, ein Absprung wäre Selbstmord. In den Innenhof zu springen hatte auch keinen Sinn, denn beim Ausgang wartete schon die Polizei. Deshalb hielt er nun auf Treppenhauseingang zu. Ungefähr sechzig Schritte vor der rettenden Tür schob sich ein Polizeischweber über die Kante. Sekunden später eröffnete die Pulse-MG das Feuer und zog mit Explosiv-Muniton eine Spur bis zum Treppenhauseingang und zerfetzten ihn schließlich.

Sovic Vladimir fühlte sich bedrängt in seiner Ausrüstung. Die wärmeableitende, mit Panzerstahl bestückte Weste, der schwere Helm und noch die Gasmaske machten ihm zu schaffen. In seinen Händen hielt er ein schussbereites Pulse-Rifle, in einem Gürtelhalfter steckte eine Pulse-Pistole und ein paar Magazine, alle mit Explosivspitzenmunition geladen. Mit einem Hundert-Schuss Magazin dieser Teufelsdinger konnte er sich problemlos durch eine zwanzig Zentimeter Wand Stahlbeton arbeiten. Die Wirkung auf einen Menschen wollte er sich nicht einmal ausmalen. Er bog um die Biegung des Ganges, den Finger um den Abzug des Pulse-Rifles gelegt, bereit abzudrücken. Doch es regte sich nichts. Erleichtert atmete er durch. Es war sein erster Einsatz, seine Feuertaufe, und er hatte sich allen Übels noch von seinem Partner trennen müssen. Der Typ ließ ihn nicht nur im stich, sondern hatte auch noch die Vorschrift missachtet. Er nahm den Finger wieder vom Abzug, verfluchte seinen Partner und schritt langsam voran. Leise und vorsichtig, um keinen Lärm zu machen. Auf seinem Bewegungsmelder tat sich nichts. Er blieb stehen und nahm die Gasmaske ab, um sich den Schweiß abzuwischen. Warum zum Teufel muss ich die überhaupt mitnehmen, dachte er sich und kurz darauf hörte er hinter ihm etwas fallen. "Waffe weg!", bellte eine Stimme noch bevor er sich umdrehen konnte. "Hände hoch und langsam umdrehen!", ertönte sie wieder, komplett ohne Gefühl, beinahe mechanisch. Er drehte sich langsam um, bedacht, keine hektischen Bewegungen zu machen. Er konnte dem Mann endlich sehen, der ihn überrascht hatte. Er war groß und trug einen schwarzen Anzug. Hart gemeißelte Gesichtszüge zeigten keine Regung, und Sovic könnte schwören, dass die hinter einer Sonnenbrille versteckten Augen genauso kalt waren. In der Hand hielt er eine Glock 42 Plasmapistole, die man nur auf dem Schwarzmarkt erstehen konnte. "Und jetzt nimm den Gürtel ab!", befahl er. Vladimir ließ seine Hand langsam an zur Schnalle gleiten, welche nicht weit von der Pistole entfernt war. Soll ich es probieren? Lässt er mich am leben oder knallt er mich sowieso ab? Am Schießplatz bin ich schließlich nicht schlecht...

Polizeischweber umkreisten das Hochhaus, vor jedem Ausgang hatten sich ein paar Bodenwagen im Halbkreis aufgestellt. Polizisten benutzten sie als Deckung und zielten mit ihren Waffen ständig auf die Tür, bereit, jeden mit Explosivgeschossen einzudecken, der die Tür verließ. Vor dem Haupteingang standen knapp zehn Wagen und an die fünfzig Leute bewachten die Tür. Hermann Lang, Chef der Sondereinsatztruppe Tango ging energisch auf und ab und sprach dabei in mehrere Comms gleichzeitig. Die große Tür vom Haupteingang öffnete sich langsam, und sofort wurden Befehle unter den Polizisten gebrüllt. Jeder zielte nun mit seiner Waffe auf die Tür. Sie öffnete sich nun ganz, und ein Polizist in voller Kampfmontur erschien. Auf seiner Kampfweste war in großen, weißen Buchstaben zu lesen: SET TANGO. Hermann winkte den Polizisten zu sich. Der ist aber ziemlich schnell hier draußen, dachte er.
"Bist du schon fertig mit deiner Route Vladimir?", fragte er, als der Polizist nahe genug war, um sein Namenschild zu lesen. Vladimir nickte nur. er hatte den Filter seiner Gasmaske durch eine kleine Sauerstoffflasche ersetzt und atmete tief und schwer. "Mir ist nichts aufgefallen!" sagte er gequält und nahm wieder einen tiefen Zug Sauerstoff. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Lang und blickte ihn besorgt an. Er hat seinen ersten Einsatz hinter sich. Scheiße, ich kann mich noch genau an meinen Ersten erinnern. "Lass dir von den Jungs im Krankenwagen ein Beruhigungsmittel geben", sagte er. Vladimir nickte wieder und sog an der Flasche.
Die Sanitäter hoben gerade einen blutverschmierten Mann in einem teurem Anzug auf die Bare, als Schüsse fielen. Vladimir zielte mit seinem rauchendem Pulse-Rifle auf einen Haufen von Knochen und Fleisch. Meterweit hatte die Salve von Explosivgeschossen die Gewebefetzen auf der Straße verteilt und es bildete sich langsam eine Blutlache. "Nicht schießen! Waffe weg! Umdrehen!", wurde erst nach ein paar Sekunden geschrien. Vladimir hob sein Pulse-Rifle an die Hüfte und und legte den Finger um den Abzug. Er wirbelte herum und drückte ab. Die ungezielten Geschosse mähten drei Männer nieder, ehe die Polizisten das Feuer erwiderten. Der Schusswechsel dauerte nicht einmal eine Sekunde, doch Vladimir verlor kein Blut. Metallteile, Schläuche und Kabel flogen durch die Luft.^

mfg
cronos