Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
ich weiß nicht, was diese "anderen" sagen oder denken. aber wenn sie z.b. der meinung sind, dass anakin an seinem werdegang "selbst schuld" war... na, dann sollen sie das eben denken. who cares?
Ich meinte das bezogen auf deine Aussage, dieser psychologische Exkurs sei nicht gelungen und bei dir sei nichts dergleichen angekommen.

Ich stimme dir zu, dass Lucas, wenn man es anhand herkömmlicher Kriterien betrachtet, "dünn" charakterisiert. Ich bin dennoch nicht der Meinung, dass die Charakterisierung dünn ist. Er greift aber zu anderen, ungewohnten Mitteln. Er arbeitet weniger mit Dialog und sichtbaren Verhaltensweisen der Charaktere, dafür sehr viel mit symbolischen Bildern. Zum Beispiel halte ich es nicht für Zufall, dass Anakin von Anfang an als Handwerker dargestellt wird, der in der Lage ist, Maschinen sehr geschickt zu reparieren. An entscheidenden Punkten seiner Entwicklung kommt immer wieder dieses Bild von Anakin als Handwerker. Ein solcher Mensch, der vor allem mit Maschinen umgehen kann, und glaubt, mit ein paar Handgriffen alles reparieren zu können ("I can fix anything!" heißt es bereits im ersten Film) kommt jetzt in die Fänge eines spirituellen Ordens und der Politik, für die er gar kein Interesse hat und für die er sowas von gänzlich ungeeignet ist. Das Resultat sehen wir, er schafft es nicht, hier über seine Grenzen hinauszukommen und seine Versuche, alles wie eine Maschine reparieren zu wollen, enden damit, dass er selber zur Maschine wird.

Ich halte es auch nicht für Zufall, dass er als Sklave aufgewachsen dargestellt wird. Hier gehts nicht um Misshandlung in der Kindheit und ihre Folgen, sondern um ein Bild - das der Unfreiheit. Anakin war von Beginn an und blieb über die ganze Saga - bis auf seine letzten fünf Minuten - ein unfreier Mensch. Einer, von dem immer erwartet wird, dass er tut, was ihm andere sagen. Sein ganzes Leben lang nennt er irgendjemanden "Meister". Man kann lange diskutieren, wie sich das in seinen verschiedenen Lebensphasen manifestiert, warum das so ist, und wie sein Verhältnis zu seinen verschiedenen Meistern ist.

Man könnte noch lange so weitermachen. Grade der erste Film gibt da ziemlich viel her. Beispielsweise ist auch seine Motivation, zum Jedi zu werden, interessant. Und was er darüber sagt. "I dreamt I was a Jedi Knight. I came back to free all slaves." und: "No one can kill a Jedi." Die Enttäuschung darüber, dass auch Jedi sterben und den Tod nicht verhindern können (Qui-Gon Jinn) ist da schon vorprogrammiert. Und später AOTC: "I will even be able to stop people from dying!" Das Thema seiner Panik, dass jemand, der ihm nahesteht, stirbt, zieht sich von Anfang an durch die Serie.

Andere Charaktere kann man auf dieselbe Weise betrachten.

Das ist eben Lucas' Art, zu charakterisieren. Es läuft über Bilder und Symbolik, nicht über Dialoge und Handlungen. Für andere mag das "dünn" erscheinen und psychologisch nichts hergeben, ich sehe das ganz anders. Es ist nur eine andere Herangehensweise.