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Thema: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

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  1. #1
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    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Man spürt dennoch dass diese Geschichte von einem Bildungsbürger des britischen Empire geschrieben wurde.
    ...
    Letztlich kann man so ein Werk beinahe beliebig interpretieren und für jede These mehr oder weniger stichhaltige Belege finden, die Rassismuskarte ist auch nur ein besonders beliebtes Exerzierbeispiel welches bei vielen Filmen immer wieder gespielt wird (jüngst erst bei der Banalität namens Prince of Persia).
    Genau darum geht es ja bei der ganzen Debatte. Stichwort Autorenintention vs. Werkintention. Früher hat man die Interpretation darauf festgenagelt, was der Autor uns sagen wollte. Auch da können unbewusste Einflüsse hineinspielen. Das ging dann soweit, dass Literaturwissenschaftler anfingen, die Autoren zu psychoanalysieren, um herauszufinden, was der Autor denn sagen will, und man sich mehr mit der Psychologie des Autors und Versuchen, dessen Gedanken zu lesen, beschäftigte als mit dem Werk an sich.

    Wobei nichtmal die behauptet haben, dass ein Werk nur enthält, das der Autor bewusst so sagen wollte - sprich geplant hat. Woher diese Idee kommt, die ich in Foren häufig lese, ist mir völlig schleierhaft.

    Solche Exzesse führen in aller Regel zu Gegenbewegungen, in diesem Fall dazu, dass sich eine Richtung entwickelte, die auf irgendwelche Informationen vom Autor oder über den Autor überhaupt keine Rücksicht mehr nahm und nur den Text analysierte. Dabei wurden sogar biographische und gesellschaftliche Kontexte ausgeblendet. Die Haltung war, der Autor sei der schlechteste Interpret seines eigenen Werks. Sprich, Autoren wissen überhaupt nicht, was sie da schreiben, sie "channeln" auf irgendeine Weise irgendwelche Inspirationen und letztlich zählt nur die Werkintention.

    So extrem sieht das heute auch kaum einer mehr. Ich selber finde mich da irgendwo in der Mitte wieder, denn ich glaube nicht, dass man Biographie und gesellschaftliches Umfeld gänzlich vernachlässigen kann. Definitiv geht die Aussage eines Werks aber über das hinaus, was der Autor planvoll geschrieben hat. Das heißt aber nicht, dass man beliebig alles hineininterpretieren und daraus dem Autor Absichten unterstellen kann, von denen sich der ausdrücklich abgrenzt. Wenn jemand das so interpretieren, und dafür schlüssige Begründungen im Text findet - bitte sehr. Das halte ich für legitim. Nicht aber, wenn man die eigene Interpretation zur Autorenintention deklariert.
    "Our thoughts form the universe. They always matter." (Citizen G'Kar)

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  2. #2

    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Zitat Zitat von nevermore Beitrag anzeigen
    Genau darum geht es ja bei der ganzen Debatte. Stichwort Autorenintention vs. Werkintention. Früher hat man die Interpretation darauf festgenagelt, was der Autor uns sagen wollte. Auch da können unbewusste Einflüsse hineinspielen. Das ging dann soweit, dass Literaturwissenschaftler anfingen, die Autoren zu psychoanalysieren, um herauszufinden, was der Autor denn sagen will, und man sich mehr mit der Psychologie des Autors und Versuchen, dessen Gedanken zu lesen, beschäftigte als mit dem Werk an sich.

    Wobei nichtmal die behauptet haben, dass ein Werk nur enthält, das der Autor bewusst so sagen wollte - sprich geplant hat. Woher diese Idee kommt, die ich in Foren häufig lese, ist mir völlig schleierhaft.

    Solche Exzesse führen in aller Regel zu Gegenbewegungen, in diesem Fall dazu, dass sich eine Richtung entwickelte, die auf irgendwelche Informationen vom Autor oder über den Autor überhaupt keine Rücksicht mehr nahm und nur den Text analysierte. Dabei wurden sogar biographische und gesellschaftliche Kontexte ausgeblendet. Die Haltung war, der Autor sei der schlechteste Interpret seines eigenen Werks. Sprich, Autoren wissen überhaupt nicht, was sie da schreiben, sie "channeln" auf irgendeine Weise irgendwelche Inspirationen und letztlich zählt nur die Werkintention.

    So extrem sieht das heute auch kaum einer mehr. Ich selber finde mich da irgendwo in der Mitte wieder, denn ich glaube nicht, dass man Biographie und gesellschaftliches Umfeld gänzlich vernachlässigen kann. Definitiv geht die Aussage eines Werks aber über das hinaus, was der Autor planvoll geschrieben hat. Das heißt aber nicht, dass man beliebig alles hineininterpretieren und daraus dem Autor Absichten unterstellen kann, von denen sich der ausdrücklich abgrenzt. Wenn jemand das so interpretieren, und dafür schlüssige Begründungen im Text findet - bitte sehr. Das halte ich für legitim. Nicht aber, wenn man die eigene Interpretation zur Autorenintention deklariert.
    So oder so geht meiner Erfahrung nach der Kritiker mit einer bestimmten Intention an die Interpretation so eines Werkes, und findet genau die Belege die seine Meinung bestärken - das ist eine klassische selbsterfüllende Prophezeihung für die Literatur- und Filmkritik wegen ihrer Interpretierbarkeit noch weit anfälliger sind als beispielsweise die Naturwissenschaften. Übrigens auch ein Vorwurf der den Geistes- und Sozialwissenschaften immer wieder gemacht wird.

    Ich spiele deshalb gerne mal advocatus diaboli und nehme Positionen ein die ich nicht wirklich selbst vertrete (wie den Rassismusvorwurf bei Tolkien). Darüber hinaus fehlt mir bei der schieren Menge guter fiktiver Stoffe auch einfach der unbedingte Drang des Fans, ein einzelnes Werk bis in alle Ecken und Enden zu ergründen. Ich habe eine ganze Reihe Star Wars Bücher, aber so fasziniert dass ich darüber Doktorarbeiten durchackern will hat mich dieses Werk der Massenunterhaltung noch nicht.

  3. #3
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    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Darüber hinaus fehlt mir bei der schieren Menge guter fiktiver Stoffe auch einfach der unbedingte Drang des Fans, ein einzelnes Werk bis in alle Ecken und Enden zu ergründen.
    Das ist eine Geschmacksfrage. Mir geht es eher umgekehrt. Ich lese lieber weniger und diskutiere darüber intensiv.

    Ich habe vor langen Jahren mal Asimovs Foundation-Trilogie gelesen und während sie mir gefallen hat, habe ich mir keine allzu großen Gedanken darüber gemacht. Vor etwa zwei Jahren habe ich sie dann in einem Lesezirkel wiedergelesen - eine völlig neue Erfahrung. Ich habe inzwischen schon gar keine große Lust mehr, ohne Diskussionsrunden irgendwas zu lesen oder anzuschauen. Mir gibt das im Austausch mit anderen einfach viel mehr.

    Ich habe eine ganze Reihe Star Wars Bücher, aber so fasziniert dass ich darüber Doktorarbeiten durchackern will hat mich dieses Werk der Massenunterhaltung noch nicht.
    Ich glaube nicht, dass das bei den Star Wars Büchern was bringen würde. Nicht wenn es um die Interpretation der Filme geht. Denn die Bücher sind zwar lizensiert, aber nicht autorisiert. Sprich, es ist legalisierte Fanfiction. So ist diese Buchreihe jedenfalls entstanden. Lucas sagte selber, er lese sie nicht, somit haben sie keinerlei Einfluss auf irgendetwas, was in den Filmen auftaucht. Eine Reihe der Bücher sind gut, aber im Hinblick auf die Filme geben sie im besten Fall gute Rahmenhandlungen, aber keine vertieften Einblicke in die Filme her.
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  4. #4

    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Zitat Zitat von nevermore Beitrag anzeigen
    Das ist eine Geschmacksfrage. Mir geht es eher umgekehrt. Ich lese lieber weniger und diskutiere darüber intensiv.

    Ich habe vor langen Jahren mal Asimovs Foundation-Trilogie gelesen und während sie mir gefallen hat, habe ich mir keine allzu großen Gedanken darüber gemacht. Vor etwa zwei Jahren habe ich sie dann in einem Lesezirkel wiedergelesen - eine völlig neue Erfahrung. Ich habe inzwischen schon gar keine große Lust mehr, ohne Diskussionsrunden irgendwas zu lesen oder anzuschauen. Mir gibt das im Austausch mit anderen einfach viel mehr.


    Ich glaube nicht, dass das bei den Star Wars Büchern was bringen würde. Nicht wenn es um die Interpretation der Filme geht. Denn die Bücher sind zwar lizensiert, aber nicht autorisiert. Sprich, es ist legalisierte Fanfiction. So ist diese Buchreihe jedenfalls entstanden. Lucas sagte selber, er lese sie nicht, somit haben sie keinerlei Einfluss auf irgendetwas, was in den Filmen auftaucht. Eine Reihe der Bücher sind gut, aber im Hinblick auf die Filme geben sie im besten Fall gute Rahmenhandlungen, aber keine vertieften Einblicke in die Filme her.
    Ich habe auch ein paar Bücher über die Produktion, z.b. die "Star Wars Chroniken" - ein wunderbarer Bildband - und ein Buch über die Artworks von Ralph Mc Quarrie sowie eine CD "Behind the magic".

    Vom EU habe ich etwa 20 Bücher gelesen, bin allerdings vor ~5 Jahren bei Band 2 der Vong-Reihe hängen geblieben und hatte bisher nie mehr die Motivation dort weiterzulesen. Diese Bücher sind eben doch überwiegend eher anspruchslose Kost im Stile von Dan Brown und Co. Irgendwie kann mich Star Wars einfach nicht mehr so begeistern wie früher, was sicher auch etwas mit den lausigen Filmen und Serien zu tun hat mit denen Lucas uns seit 10 Jahren überzieht.

    "Foundation" hat mich als bekennenden Fan der römischen Antike sehr angesprochen, ich muss allerdings sagen dass ich dennoch bisher von Asimov nichts Anderes gelesen habe.

  5. #5
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    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Nun, die Star Wars Prequels finde ich nicht lausig. Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis ich sie zu schätzen wusste, aber inzwischen schätze ich sie nicht weniger als die OT. Aber das ist Ansichtssache.

    Was mich bei Asimovs Foundation-Trilogie besonders interessierte - und da ist zugegeben der erwähnte Lesezirkel dran schuld, ohne den wäre ich vermutlich nie draufgekommen - ist, wie das eigentlich mit diesem Seldon-Plan funktioniert. Was da besonders im ersten Band abläuft, ist wirklich spannend. Man hat es ja mit einer Situation zu tun, in der Charaktere glauben, es gäbe sowas wie ein vorberechnetes Schicksal, das aber keiner kennen darf, damit es auch eintritt. Zum ersten, wie reagieren sie darauf? Die einen lassen die Sache laufen, die anderen glauben, eingreifen zu müssen, damit der Plan eingehalten wird, die dritten glauben, man müsse bewusst untätig bleiben.

    Zum zweiten, wie kommt es überhaupt, dass der Plan funktioniert? Denn in den ersten drei Kapiteln ist es völlig offensichtlich, dass die Seldon-Krisen gerade deshalb eintreten und überwunden werden, weil die beiden grundlegenden Postulate der Psychohistorik gebrochen werden. Die Akteure wissen, dass ein Plan existiert, sie kennen sogar die Prognose, und die Bewältigung der Krise ist auf das Eingreifen einer einzelnen Person, Salvor Hardin, zurückzuführen, der sich nicht auf den Plan verlässt. Nicht, wie es eigentlich sein sollte, auf die Handlungen einer Vielzahl von Menschen.

    Im dritten Kapitel wird es gar noch schlimmer, da versucht Hardin sogar, den Plan zu durchschauen und aktiv darauf hinzuwirken, dass er eingehalten wird. Das geht ja nach Seldon schon gar nicht. Trotzdem funktioniert der Plan - trotz oder wegen Salvor Hardin? Existiert überhaupt ein Plan in der Form, wie Seldon es behauptet hat, oder hat der Psychologe Seldon seine Versuchsobjekte manipuliert?

    Wirklich ein sehr spannendes Buch, Foundation.

    Ansonsten sind Das Ende der Ewigkeit und die Robotergeschichten sind allemal lesenswert.
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  6. #6
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    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    um mal zum thema zurückzukommen: gibt es in der "star wars"-literatur denn bücher, die gezielter bzw. gekonnter ins psychologische detail der figuren gehen als es die filme tun?


    .
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