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Thema: Kritische und ausführliche Analyse der ersten drei Fringe-Staffeln

  1. #1

    Standard Kritische und ausführliche Analyse der ersten drei Fringe-Staffeln

    Wer etwas Zeit hat und des Englischen mächtig ist, dem empfehle ich diese ausführliche Kritik der erstern drei Staffeln von Abigail Nussbaum. Sie ist eine der besten Reviewer die ich kenne, sowohl was Hard Scifi-Bücher angeht, als auch populäre Genreserien wie Galactica, Babylon 5, DS9 oder eben Fringe.

    On the Fringe


    I've been trying to figure out how to sum up my reaction to Fringe, and after giving the matter some thought what I've concluded is that Fringe is a good show that is also incredibly badly written. The second part should need little explanation. "From the writers of the Transformers films and Star Trek, with guest appearances by the writer of Batman Forever, Batman and Robin, and Lost in Space" is hardly a guarantor of quality. But what I find interesting about Fringe is how very closely its flaws concentrate around the meat and potatoes of writing--on plot, character, and dialogue--and how that concentration leaves space around the edges for a surprising complexity that will almost certainly curdle into nothingness by the time the show ends, but which for the time being makes the show almost worth a look. [...]
    Hier werden einige Probleme angesprochen die letztlich typisch für eine Networkserie sind. Liefe Fringe auf einem Kabelsender oder besser noch, im Pay TV, Walter Bishop wäre vermutlich ein komplexer Antiheld, statt ein witziger alter Zausel der immer für einen Witz und absurde Situationen gut ist.

    Das Walter nicht nur, ähnlich den Atombombenforschern, für Hunderttausende Tote mitverantwortlich zeichnet, sondern zu seiner aktiven Zeit als Wissenschaftler die schlimmsten Experimente an unschuldigen Menschen - sogar Kindern - durchgeführt hat, das kehrt Fringe nämlich gerne immer wieder schnell unter den Teppich.

    In einer ernsthafteren Dramaserie wäre er damit eher wie ein Dr. Mengele zu charakterisieren (der Nazi KZ-Arzt welcher an Häftlingen experimentierte und nach dem Krieg in Südamerika untertauchte) als wie ein klischeehafter mad scientist.

    Fringe läuft, wie so viele andere Network-dramaserien auch, vor dieser Komplexität davon, denn die macht sich schlecht wenn eine Episode von vier Werbeblöcken zerstückelt wird in denen die Kunden des Senders ihre Biere und Potenzmittel verkaufen wollen. Den Zuschauer zu überfordern oder gar ihn in schlechte Laune zu versetzen, das geht nicht.

    Damit wird leider auch das ungeheure Potenzial verschwendet, diesen zentralen Charakter als Antihelden in der Geschichte agieren zu lassen, denn auch wenn er ein schrecklich gewissenloser Mensch ist, lassen sich die Aufgaben des Fringe-Teams nun mal nicht ohne ihn bewältigen.

    Abigail Nussbaum geht auch auf einige andere Defizite ein, zum Beispiel die etwas konfuse Darstellung von Peter Bishop, dem man den kongenialen Trickbetrüger niemals abkauft - was natürlich auch am Darsteller liegt, der eben eine ganz andere Ausstrahlung hat als z.B. Sawyer (Josh Holloway) in LOST.

    Worin ich mit ihre übereinstimme ist dass die Beschreibung des Paralleluniversums und die dort spielenden Szenen wohl das größte Pfund sind welches die Serie derzeit hat. Diese haben die dritte Staffel erst interessant gemacht und den bis dahin drögen Plot in Fokus und in die Gänge gebracht.

    Diese cyberpunkige, dystopische, leicht fortgeschrittenere Parallelversion unserer Welt hat mich schon in der Serie "Charlie Jade" (kennt hierzulande leider so gut wie niemand) sehr angesprochen.

    Davon würde ich gerne auch in Staffel Vier mehr sehen.

  2. #2
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    "Fringe" hat von Anfang an nicht versucht, besonders komplex oder tiefgründig zu wirken. Von daher kann ich einige Teile dieser Kritik nicht nachvollziehen. Jede Serie darf ihren eigenen Tonfall haben und auch leichte Unterhaltung mit lediglich ein bisschen Tiefgang sollte heute noch erlaubt sein. Das schafft "Fringe" eigentlich ganz gut, vor allem seit der 3. Staffel. Ich hab zudem nicht den Eindruck, dass die Serie vor Walters dunkler Seite davon läuft. Mit Walternate gibt es für den Zuschauer doch ein negatives Spiegelbild dieses Charakters, das zeigt, wieviel Skrupellosigkeit eigentlich in ihm steckt (bzw. gesteckt hat).
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  3. #3
    Die Super-Checkerin Avatar von Teylen
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    Ich finde Walternate sympathischer als Walter. (Von dem was ich bisher sah)
    Und Walter stellt sich doch ab und an der Tatsache das dass, was er damals tat, nicht in Ordnung war.
    Respektive wird es doch thematisiert. Nur nicht mit dem "In die Schnauze"-Hammer den es bei anderen Serien gibt.

  4. #4

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    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    Ich finde Walternate sympathischer als Walter. (Von dem was ich bisher sah)
    Und Walter stellt sich doch ab und an der Tatsache das dass, was er damals tat, nicht in Ordnung war.
    Respektive wird es doch thematisiert. Nur nicht mit dem "In die Schnauze"-Hammer den es bei anderen Serien gibt.
    An welche Serien denkst Du dabei?
    Ich habe nicht den Eindruck dass sich die Serie damit wirklich auseinandersetzt, es wird zwar ab und zu angesprochen, aber wirklich in die Tiefe geht man dabei nicht. Es ist so ähnlich wie früher bei Voyager, wo Charaktern die schlimmsten Dinge zustoßen konnten und nach dem Ende der Episode der Reset-Knopf gedrückt wurde.

    Ein einfaches Beispiel: Nachdem Olivia erfahren hat dass Walter an ihr als Kind herumexperimentiert hat, müsste sich ihre Beziehung zueinander eigentlich dauerhaft fundamental ändern. Eine reale Person in dieser Situation müsste alle Kraft aufwenden um mit so einem Menschen überhaupt noch zusammenarbeiten zu können.

    Wie ich bereits erläuterte fehlt solche Tiefe eben bei Network-Serien auch im Drama-Genre zumeist, da diese einfach nicht die Plattform dafür bieten so etwas wirklich auszureizen. Es ist und bleibt eben harmlose Unterhaltung, was nichts daran ändert dass man durchaus das ungenutzte Potenzial dieser Serie beklagen darf. Daran wird sich natürlich nichts ändern.

    Worauf man nur hoffen kann ist dass den Autoren der rote Faden nicht so völlig entgleitet wie bei LOST und sie einen vernünftigen Abschluss für Fringe hinbekommen. Angesichts der Quoten ist es FOX, die ansonsten gerne kurzen Prozess machen, sowieso schon hoch anzurechnen Fringe eine vierte Staffel genehmigt zu haben.

  5. #5
    Die Super-Checkerin Avatar von Teylen
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    An welche Serien denkst Du dabei?
    True Blood ist nicht gerade zärtlich bei den Messages.
    Torchwood zieht es einem derart hart über das man sich wünscht man würde besinnungslos (und das TV-Elend nimmer sehen).
    Falling Skies verpasst es auch irgendwie substil zu sein.

    Desperate Housewives braucht von einer Drogenabhängigkeit bis zur Kurierung teilweise exakt eine Episode.
    Bei Lost haben sich die meisten Charaktere imho auch nicht drastisch geändert.

    GoT basiert ja auf Büchern, das kann nicht anders als gut sein ^^;

    Ich habe nicht den Eindruck dass sich die Serie damit wirklich auseinandersetzt, es wird zwar ab und zu angesprochen, aber wirklich in die Tiefe geht man dabei nicht.
    Also man muß es mir nicht mehr in das Gesicht reiben.
    Ich finde die Darstellung in der Serie recht glaubwürdig. Walter hat sich geistig aufgrund der Probleme mit der Verarbeitung zurück gezogen bzw. ist aufgrund dessen wohl so kauzig. Mein Eindruck ist zudem schon das sein Verhältnis zu anderen teilweise sehr angespannt ist. Besonders zu denen die nun wissen das er nicht nur ein Kauz ist.

    Ein einfaches Beispiel: Nachdem Olivia erfahren hat dass Walter an ihr als Kind herumexperimentiert hat, müsste sich ihre Beziehung zueinander eigentlich dauerhaft fundamental ändern. Eine reale Person in dieser Situation müsste alle Kraft aufwenden um mit so einem Menschen überhaupt noch zusammenarbeiten zu können.
    Eine reale Person muß auch nicht mit kollabierenden Universen und eigenen Superfähigkeiten zurecht kommen.
    Ich finde Olivias Verhalten da recht glaubwürdig, das heißt sie schwankt zwischen Misstrauen und wohl einer Verklärung des ganzen.
    (Wie an der Stelle an der sie sich freiwillig in den Tank legt und Walter die Lebensgefahr bzw. die Abartigkeit der Situation in einem klaren Moment wesentlich mehr bewusst ist als ihr)

  6. #6

    Standard

    Ich finde Walternate und Fauxlivia jedenfalls sympathischer als ihre Gegenparts.
    Walternate ist immerhin das Opfer in dieser Geschichte, dem nicht nur der einzige Sohn entführt wurde, sondern der auch die ganze Last des Kampfes gegen die Zerstörung seiner Welt tragen muss. An Beiden trägt Walter die Schuld. Und was Fauxlivia angeht ist sie einfach die lockerere Variante unserer unterkühlten Olivia. Soweit es in der letzten Episode 4x02 angedeutet wurde hatte sie wohl eine weniger belastete Kindheit und entwickelte sich dementsprechend anders - zudem war sie auch nicht den Experimenten von Walter ausgesetzt.

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