Umfrageergebnis anzeigen: Wer soll 2013 die Kanzlerschaft übernehmen? (Mehrfachauswahl möglich)

Teilnehmer
9. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Angela Merkel

    1 11,11%
  • Peer Steinbrück

    1 11,11%
  • Helmut Schmidt

    4 44,44%
  • Edmund Stoiber

    1 11,11%
  • Philip Rösler

    0 0%
  • Lothar Matthäus

    3 33,33%
  • Cindy aus Marzahn

    1 11,11%
  • Erika Steinbach

    0 0%
  • Anderer Kandidat (bitte im Thread nennen)

    2 22,22%
  • Ist mir egal. / Macht keinen Unterschied.

    1 11,11%
Multiple-Choice-Umfrage.
Seite 4 von 4 ErsteErste 1234
Ergebnis 61 bis 80 von 85

Thema: Die K-Frage: Wer soll 2013 die Kanzlerschaft übernehmen?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Tastaturquäler Avatar von Thandor
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    Der erste und einzige, der die Piraten erwähnt hat, war Brainfister, der jedoch nur ihren Misserfolg nach dem Erfolgsfall herausstellte - und mitnichten ihre Organisation lobte. Du kannst und ja gerne mitteilen, warum du die AfD gewählt hast. Bisher kenne ich halt nur die Protest- und die Euroschiene und halte beides für Schmu. Man muss es schon aushalten können, wenn jemand das, was man gewählt hat, nicht abkann.
    "This threshold is mine. I claim it for my own.
    Bring on your thousands, one at a time or all in a rush.
    I don't give a damn.
    None shall pass!"

  2. #2
    nevermore als Gast
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    Nun, dann werde ich mal die Frage für Demona beantworten. Wir werden von Regierung wie Opposition in Sachen Eurokrise seit Jahren nach Strich und Faden angelogen. Es werden Fakten verdreht, zurückgehalten, Entscheidungen im Schweinsgallopp durch das Parlament gepeitscht. Die Abgeordneten haben mehrheitlich keine Ahnung, worüber sie entscheiden, weil ihnen jedesmal die Zeit, auch nur die Unterlagen durchzuarbeiten, fehlt und nur eine verschwindende Minderheit Fachleute sind. Das wurde von Abgeordneten auch schon zugegeben. Wir benötigen dringend im Bundestag eine Partei, die sämtliche einer Fraktion verfügbaren Mittel einsetzt, um mit den Lügen und der Hinterzimmerpolitik Schluss zu machen. CDU, SPD, FDU und Grüne haben daran kein Interesse und der Linken fehlt dazu nicht die fachliche Kompetenz.

    Der derzeitige Kurs ist vollkommen desaströs und ruiniert sowohl die Schulder- als auch die Gläubigerländer. So kann es nicht weitergehen. Die Eurozone ist nicht zu stabilisieren, das ist meine felsenfeste Überzeugung als Ökonomin, nur gibt es im Bundestag keine Fraktion, die dieser Perspektive ins Auge sieht. Es müssen Alternativen diskutiert werden, und zwar auf einem völlig anderen fachlichen Niveau als jetzt. Die paar Abweichler in CDU, FDP und Linke (dort ist es ohnehin nur Frau Wagenknecht), denen noch dazu ständig von ihren Parteiführungen ein Maulkorb verpasst wird, reichen nicht.

    Ich habe die AfD gewählt, weil ich eine Opposition im Bundestag will, die die richtigen Fragen stellt. Andere Politikfelder sind für mich dabei völlig sekundär, da keinerlei Aussicht besteht, dass die AfD an einer Regierung beteiligt wird und ich außerdem weiß, dass diverse kursierende Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat, Propaganda und gelogen sind. Ich kenne einige der AfD-Profs persönlich, und ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass das weder Rechtspopulisten noch Nazis oder Trottel sind.

  3. #3

    Standard

    Ich habe die Linke gewählt, damit stehe ich ebenso außerhalb des "Mainstreams". Natürlich stimme ich auch nicht Allem was diese Partei im Programm hat zu, das ist auch unmöglich wenn eine Partei Millionen Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen repräsentieren will. Andere Wähler der Linken haben eben andere Bedürfnisse als ich.

    Mir ist es wichtig meine Wahlentscheidung stets möglichst rational anzugehen und mich nicht von Personenkult oder unwichtigem Wahlkampfgetöse (Stinkefinger etc.) leiten zu lassen. Auch von Symbolpolitik die es bei jeder Partei gibt - z.B. den totalen Profeminismus aller linken Parteien welcher mir total gegen den Strich geht - will ich mich nicht zu sehr beeinflussen lassen. Für mich ist am Wichtigsten dass ich in den großen Politikfeldern mit einer Partei übereinstimmen kann - ihrer Außenpolitik, Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik - denn das ist es was sich in unserem Alltag an allen Ecken und Enden auswirkt und unser Leben wirklich nachhaltig in eine positive oder negative Richtung beeinflussen kann.

    Es muss auch niemand seine Wahlentscheidung verteidigen oder rechtfertigen, dennoch finde ich es interessant zu erfahren wieso Mitbürger ihre individuelle Wahlentscheidung getroffen haben, sei es für die AfD oder für jedwede andere Partei. Bei AfD-Wählern ist diese Information besonders wichtig, weil die AfD eine brandneue Partei ist. Nicht nur für die AfDler selbst, auch für ihre politischen Gegner geht es nun darum zu analysieren, bei welchen Wählern sie angekommen ist und warum.

  4. #4
    nevermore als Gast
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    Alle demoskopischen Analysen sind hier:
    Wahlen 2013 - ZDF

    Das sollte die Frage zumindest teilweise beantworten. Etwa in der Mitte der Seiten wird die Frage nach der Protestwahl gestellt. Von 60 Prozent wurde die AfD nicht aus Protest, sondern aus inhaltlichen Gründen gewählt.

  5. #5

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    Wer zu faul ist zum Suchen: Hier findet sich das Parteiprogramm der AfD:
    https://www.alternativefuer.de/partei/wahlprogramm/

    Im Gegensatz zu den anderen Parteien ist es geradezu radikal kurz, also binnen weniger Minuten aufzunehmen.
    Da die AfD eine neue Partei ist können wir uns nur anhand dieses Wahlprogramms und der bekannten Aussagen von Parteifunktionären ein Urteil bilden.

  6. #6
    nevermore als Gast
    Gast

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    Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.

  7. #7
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    Außenpolitik, Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik
    Das ist ja schön und gut, aber wenn dir wirtschaftlich und finanziell alles um die Ohren fliegt, dann ist gerade für letzteres kein Geld mehr da.

    Und was unsere Außenpolitik betrifft, dank Angie benötigten wir Guido sowieso nicht mehr, da Madam die Entscheidungen alleine traf, siehe Syrien und da hat sich keine Partei mit Ruhm bekleckert.
    "Möge Gott sein zwischen Dir und dem Leid, an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst." (ägyptischer Segensspruch "Babylon 5")

    "Wichtig ist nur, was du mit der Zeit anfängst, die dir in deinem Leben gegeben ist." (Gandalf zu Frodo in Moria, HdR- Die Gefährten)

    http://anderswelten.plusboard.de

  8. #8
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
    Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust. Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen. Die AfD-Leute mussten da nicht mehr ertragen als die Linken, Grünen, Piraten o.a. kontroverse Parteien. Wer mit Samthandschuhen angefasst werden will, sollte nicht in die Öffentlichkeit gehen und den Provokateur spielen.

    Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind. Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.

    @Demona
    Schade, dass du vor den kritischen Fragen gleich Reißaus nimmst. Du hättest doch einfach erläutern können, wo die AfD-Wähler gestern in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung als rechtslastig bezeichnet wurden. Vielleicht habe ich da irgendwas übersehen. Ich kann mich jedenfalls nur an Wahlanalysen erinnern, laut denen die AfD die meisten Wähler aus den Lagern der CDU und FDP für sich gewinnen konnte. Aber auch von den Grünen und Linken sowie aus dem Nichtwählerlager konnten sie einige Stimmen abzweigen. Von Rechtslastigkeit war da keine Rede. Auch die Interviews bei den Wahlparties liefen ziemlich gleichberechtigt ab. Die Vertreter der AfD wurden dort nach den ersten Hochrechnungen nicht anders befragt als die der restlichen Parteien. Sie wurden von den Moderatoren und Analysten sogar oft als "der eigentliche Sieger des Abends" bezeichnet.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  9. #9
    nevermore als Gast
    Gast

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust.
    Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.

    Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen.
    Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.

    Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind...Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen?
    Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.

    Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr. Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht. Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.

  10. #10
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.
    Gut verdienender Akademiker zu sein, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Kompetenz. Zumindest nicht zwangsläufig. Es gibt wahrscheinlich viele "Studienabbrecher" und "gescheiterte Existenzen", denen politisch, gesellschaftlich und kulturell wesentlich mehr wertvolle Impulse zu verdanken sind als so manchen Trägern von Doktor- oder Professorentiteln.

    Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.
    Dann scheint es in der Politik viele Masochisten zu geben. Vielleicht verwechselst du hier aber auch Masochismus mit politischer Leidenschaft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.

    Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.
    Ein Link zu einer solchen Klar- und Gegendarstellung wäre hilfreich gewesen, aber ich werde einfach selbst mal nachrecherchieren sobald ich Zeit dafür finde.

    Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr.
    Ich habe nicht das vierte Reich an die Wand gemalt, sondern einzig und allein das Fischen nach Wählerstimmen am rechten Rand kritisiert.

    Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht.
    Dann geht dir die Luft aber ziemlich schnell aus. Wie Bademeister schon sagte, hat die AfD in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um politische Erfolge einzufahren.

    Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.
    Und tschüss!
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  11. #11

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.
    Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.

    Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.

    Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.

  12. #12
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    ... Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.

    Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.
    Dem kann ich mich 100%ig anschließen. Genauso halte ich es auch mit meinen Wahlentscheidungen.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  13. #13
    nevermore als Gast
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.
    Glaubst du wirklich, dass aus dieser Ecke die größte Gefahr für die Demokratie droht? Da bin ich ganz anderer Meinung. Wer im Moment drauf und dran ist und teilweise schon Erfolg damit hatte, die Demokratie, den Rechtsstaat und das Grundgesetz abzuschaffen, das ist die Finanzelite ihren Erfüllungsgehilfen aus ganz etablierten und "unverdächtigen" Parteien wie Schäuble und Juncker. Schau dir doch mal an, wie es in Griechenland und Zypern zugeht. Wo siehst du da noch eine Demokratie? Und auch in Deutschland, alle paar Wochen trifft man sich wegen Missachtung des Parlaments vor dem Bundesverfassungsgericht. Und wo haben wir noch einen Rechtsstaat, wenn europäische Verträge nach Belieben gebrochen werden, weil irgendwo grade die Zinsspreads in die Stratosphäre schießen?

    Diese "Rechtspopulismus"-Schiene ist im heutigen Deutschland ein nahezu unfehlbares Rezept, missliebige Konkurrenz oder gar Kritiker mundtot zu machen und ins politische Aus zu befördern. Ganz ähnlich wie vor 30 Jahren die "Kommunismus"-Schiene. Ich finde es unglaublich, wie manipulierbar die Deutschen da sind. Man braucht nur "rechts, rechts" zu schreien und schon sitzt der Michel mit vor Angst weit aufgerissenen Augen vor dem TV, und derjenige, um den es da geht, ist beinahe irreparabel stigmatisiert. Komisch, dass das grade die Grünen nicht kapieren, bei denen es ja über die "alles Kommunisten!"-Schiene lange Zeit ganz ähnlich lief. In der Linken haben es einige kapiert, wie das läuft. Von denen ist dann diesbezüglich auch nichts zu hören.

    Meiner Meinung nach hat das Methode. Die wissen schon, wie sie ihre Schäfchen unter Kontrolle halten können - bei den Piraten wurde das ja anfangs auch versucht; man hat es allerdings bei denen bald aufgegeben, nachdem klar geworden ist, dass von denen keine ernsthafte Konkurrenz zu befürchten ist.

    Die größte Gefahr für die deutsche (und europäische) Demokratie sind meiner Meinung nach nicht ein paar versprengte Rechte in der AfD sind, sondern ein alter Mann im Rollstuhl und eine biedere Frau Ende 50, die beide leider ausgerechnet an der Regierung sind.

  14. #14

    Standard

    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
    Es wird Dich vielleicht wundern, aber ich kann Vieles in diesem dünnen Parteiprogramm unterschreiben. Was an diesem Flyer-artigen Programm allerdings gegenüber den anderen Parteien, die eine Langversion ihrer Programme bieten, fehlt, ist eine detaillierte Erläuterung ihrer Pläne zur völligen Umkrempelung unseres Wirtschaftsraumes. Nicht so wichtig bei banal-selbstverständlichen Themen wie "Deutschland muss familien- und kinderfreundlicher werden", denn das steht in allen Programmen Heute drin und unterscheidet die AfD nicht vom Rest.

    Absolut unerlässlich beim absoluten Kernpunkt des AfD-Programms und ihrer eigentlichen Existenzberechtigung:
    • Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
    • Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.

    Ja, in der FAQ
    werden immerhin einige Ideen näher erläutert, was offenbar zu Beginn des Wahlkampfes noch nicht der Fall war und zurecht kritisiert wurde. Für mich bleiben trotzdem viele Fragen offen - und ich bin kein studierter Volkswirt.


    • Welchen Schritt-für-Schritt Plan hat die AfD zur Abwicklung der Eurozone?
    • Wie ist der Zeitplan? In der Faq wird luftig von behutsamer Auflösung und mehrjährigen Übergangsprozessen gesprochen.
    • Welche "kleinere und stabilere Währungsverbünde" sollen an ihre Stelle treten? Warum nennt Herr Lucke nicht konkret die Staaten die er für würdig erachtet?
    • Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
    • Welcher Startkurs der Nationalwährungen untereinander wird angestrebt? (wichtig z.B. für Personen und Unternehmen die Geld- und sonstige Anlagen im Ausland halten - insbesondere für langfristige Investments relevant)
    • Welcher Startkursder Nationalwährungen zu anderen Weltwährungen wie Dollar und Yen wird angestrebt? In der FAQ steht lediglich, der freie Markt - hier der Devisenmarkt - solle die Wechselkurse regeln, aber nicht welche Kurse zur Einführung angestrebt werden. Ist mir zu vage. Ist aber essentiell z.B. für ein Unternehmen wie VW dass einen riesen Teil seines Umsatzes in China erwirtschaftet (nur ein Beispiel).
    • Was passiert mit der EZB?
    • Wie werden Schulden und Forderungen an Länder wie Griechenland, Spanien etc. umgerechnet und abgewickelt wenn an Stelle der Euroschulden DM, Franc, Kronen und Co. treten? Z.b. bei langfristigen Staatsanleihen? Du weißt dass die Schulden beispielsweise der Griechen mittlerweile fast vollständig von den privaten Gläubigern auf die öffentlichen Gläubiger (vorrangig) Deutschland verlagert wurden und der nächste (auch von der AfD richtigerweise geforderte) Schuldenschnitt uns dementsprechend hart treffen wird im Bundeshaushalt. Ganz zu schweigen vom Übernächsten.


    Mir würden hier noch einige weitere Fragen einfallen, der Punkt ist: Die AfD gibt darauf zu wenige Antworten für ihr Selbstverständnis als Ökonomenzirkel. Da stellt sich mir die Frage: Warum? Sie wissen es entweder selber nicht, oder wollen sich nicht angreifbar machen wenn sie konkreter werden. Dass dieses Problem unheimlich komplex ist und viele Variablen beinhaltet die wir nicht vorausplanen können ist klar - dann kann man sich aber auch nicht hinstellen und den Menschen einfache Lösungen versprechen. Meiner Ansicht nach leiden Ökonomen im Punkt der Zuverlässigkeit ihrer Planungen nicht nur diesbezüglich mittlerweile an Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten. Nach dem völligen Versagen gerade der dt. Ökonomie bei der Vorhersage der Finanzkrise sollte hier eigentlich etwas Demut eingekehrt sein.

    Wer Kerneuropa von Grund auf umkrempeln will der muss auch erklären wie er das ganz konkret anstellen will, ansonsten kommt es zu genau dem ungeordneten Kollaps den Du mit Deiner Stimme für die AfD zu verhindern suchst.

    Merkel und Steinbrück haben diesen Plan auch nicht, sie erläutern ihre Lösungsvorschläge noch weniger als die AfD - das ist unbenommen und ich bin der Erste der ihnen das vorwirft. Genau deshalb hangeln sie sich von Krise zu Krise ohne langfristige Lösungsansätze. Genau deshalb muss eine Partei die sich auf die Fahnen schreibt Europa mit einem großen Plan vor dem drohenden Kollaps zu retten mehr bieten als luftige Forderungen ohne ein stichhaltiges eigenes Konzept. Es ist grundlegende Wissenschaftstheorie - egal ob es sich um VWL, Politologie, Medizin oder Physik handelt - dass man Hypothesen detailliert erläutert um sie im peer review verifizier- oder falsifizierbar zu machen. Professoren sollten sich nicht davor scheuen ihre Pläne auf den Tisch zu legen und von ihren Kollegen überprüfen zu lassen.

    Das was da auf der AfD-Plattform erläutert wird ist mir zu dünne und das obwohl ich dem grundsätzlichen Tenor der Eurokritik sowie der Idee den Euroraum auf ein homogenes Kerngebiet zu schrumpfen (für mich: Westeuropa + Skandinavien) durchaus zustimme.

    Vom "Bodensatz" und anderen widerlichen Sozialrassismen will ich an dieser Stelle gar nicht anfangen, das würde zu weit führen.

  15. #15
    nevermore als Gast
    Gast

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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Es wird Dich vielleicht wundern, aber ich kann Vieles in diesem dünnen Parteiprogramm unterschreiben.
    Nein, das wundert mich nicht. Denn das Programm ist nicht "rechts".

    Was an diesem Flyer-artigen Programm allerdings gegenüber den anderen Parteien, die eine Langversion ihrer Programme bieten, fehlt, ist eine detaillierte Erläuterung ihrer Pläne zur völligen Umkrempelung unseres Wirtschaftsraumes. Nicht so wichtig bei banal-selbstverständlichen Themen wie "Deutschland muss familien- und kinderfreundlicher werden", denn das steht in allen Programmen Heute drin und unterscheidet die AfD nicht vom Rest.
    Das wird schon noch kommen. Die Parteigründung kam ein halbes Jahr zu spät. Dafür können sie sich bei Herrn Aiwanger bedanken.

    Ja, in der FAQ[/URL] werden immerhin einige Ideen näher erläutert, was offenbar zu Beginn des Wahlkampfes noch nicht der Fall war und zurecht kritisiert wurde.
    Die FAQ kam schon ziemlich früh, irgendwann Ende April/Anfang Mai. War aber schwer aufzufinden, was sicherlich zu kritisieren ist.


    Für mich bleiben trotzdem viele Fragen offen - und ich bin kein studierter Volkswirt.

    • Welchen Schritt-für-Schritt Plan hat die AfD zur Abwicklung der Eurozone?
    • Wie ist der Zeitplan? In der Faq wird luftig von behutsamer Auflösung und mehrjährigen Übergangsprozessen gesprochen.
    • Welche "kleinere und stabilere Währungsverbünde" sollen an ihre Stelle treten? Warum nennt Herr Lucke nicht konkret die Staaten die er für würdig erachtet?
    • Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
    • Welcher Startkurs der Nationalwährungen untereinander wird angestrebt? (wichtig z.B. für Personen und Unternehmen die Geld- und sonstige Anlagen im Ausland halten - insbesondere für langfristige Investments relevant)
    • Welcher Startkursder Nationalwährungen zu anderen Weltwährungen wie Dollar und Yen wird angestrebt? In der FAQ steht lediglich, der freie Markt - hier der Devisenmarkt - solle die Wechselkurse regeln, aber nicht welche Kurse zur Einführung angestrebt werden. Ist mir zu vage. Ist aber essentiell z.B. für ein Unternehmen wie VW dass einen riesen Teil seines Umsatzes in China erwirtschaftet (nur ein Beispiel).
    • Was passiert mit der EZB?
    • Wie werden Schulden und Forderungen an Länder wie Griechenland, Spanien etc. umgerechnet und abgewickelt wenn an Stelle der Euroschulden DM, Franc, Kronen und Co. treten? Z.b. bei langfristigen Staatsanleihen? Du weißt dass die Schulden beispielsweise der Griechen mittlerweile fast vollständig von den privaten Gläubigern auf die öffentlichen Gläubiger (vorrangig) Deutschland verlagert wurden und der nächste (auch von der AfD richtigerweise geforderte) Schuldenschnitt uns dementsprechend hart treffen wird im Bundeshaushalt. Ganz zu schweigen vom Übernächsten.


    Mir würden hier noch einige weitere Fragen einfallen, der Punkt ist: Die AfD gibt darauf zu wenige Antworten für ihr Selbstverständnis als Ökonomenzirkel. Da stellt sich mir die Frage: Warum? Sie wissen es entweder selber nicht, oder wollen sich nicht angreifbar machen wenn sie konkreter werden.
    Die Vorschläge und Antworten gibt es, sie stehen nur nicht auf der Parteiseite. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass so etwas mit den europäischen Partnern ausgehandelt werden müsste und man nicht als Partei dastehen will, die anderen Ländern vorschreibt, wie das abzulaufen hat. Es ist auch nicht so, dass es für jeden Punkt nur einen möglichen Weg gibt. Kai Konrad, der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats im FinMin, und kein AfDler, befürwortet ja, dass Deutschland aussteigt und nicht die südeuropäischen Länder. Das kann man alles diskutieren, und es gibt in der wissenschaftlichen Literatur genügend Ausstiegsszenarien. Der Punkt ist, dass sich Regierung und Opposition weigern, dies überhaupt zu diskutieren und steif und fest behaupten, dass die Eurorettung "alternativlos" ist.

    Meiner Ansicht nach leiden Ökonomen im Punkt der Zuverlässigkeit ihrer Planungen nicht nur diesbezüglich mittlerweile an Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten. Nach dem völligen Versagen gerade der dt. Ökonomie bei der Vorhersage der Finanzkrise sollte hier eigentlich etwas Demut eingekehrt sein.
    Es ist auch schwierig, betrügerisches Verhalten von US-Bankern "vorherzusagen".

    Wer Kerneuropa von Grund auf umkrempeln will der muss auch erklären wie er das ganz konkret anstellen will, ansonsten kommt es zu genau dem ungeordneten Kollaps den Du mit Deiner Stimme für die AfD zu verhindern suchst.
    Ich frage mich nur, warum niemand an die Regierung dieselben Ansprüche stellt? Bisher ist jede, aber auch jede Maßnahme fehlgeschlagen, jede Prognose ist gescheitert. Die Regierung macht zumindest in der Öffentlichkeit aus der Krise eine Staatschuldenkrise, was sie nicht ist. Sie ist an der Wurzel eine Zahlungsbilanzkrise. Diese Außenhandelsdimension wird nicht thematisiert, und der Grund dafür ist klar: Dann muss man nämlich darüber sprechen, dass die Währungsunion eine - meiner Meinung nach nicht zu stabilsierende - Fehlkonstruktion und alles andere als "alternativlos" ist, und dann muss man zugeben, dass der Rettungskurs von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen ist.

  16. #16
    nevermore als Gast
    Gast

    Standard

    Zu diesem Punkt möchte ich noch etwas sagen, weil mich das jedesmal maßlos aufregt.

    Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
    Die Verlogenheit der Diskussion (ich meine nicht dich, ich nehme diesen Absatz nur als Aufhänger) ist in dieser Hinsicht kaum zu überbieten. Dass man den Euro erhalten muss, weil man der armen deutschen Exportindustrie einen marktgerechten Wechselkurs nicht zumuten kann, ist Nationalismus par excellence. Wenn eine "neue D-Mark" aufwerten würde, dann, weil der Euro für Deutschland hoffnungslos unterbewertet ist - wovon die deutsche Exportindustrie natürlich profitiert. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass in den Krisenstaaten der Euro genauso hoffnungslos überbewertet ist. In Größenordnungen ist von 50 Prozent für Griechenland, 30 Prozent für Italien und Spanien und sogar bereits 20 Prozent für Frankreich die Rede, um die der reale Wechselkurs nicht stimmt. Anstatt aber über eine externe Abwertung die Krisenländer aus der Misere zu holen, wird gepredigt, man müsse diese Verzerrungen aufrechterhalten, weil sonst die deutsche Exportindustrie "leidet". Die Krisenländer sollen also intern abwerten, das heißt insbesondere müssen die Arbeitskosten um diesen Betrag runter. Als man das in Deutschland um weniger als 10 Prozent versucht hat, gab es einen halben Volksaufstand. Aber die Bevölkerung der europäischen Krisenländer halt nicht so zimperlich sein, denn es ist im Interesse der deutschen Exportindustrie. Und den AfD-lern wirft man vor, sie seien "nationalistisch". In der Ökonomie gibt es für diese Art Politik einen Namen, man nennt das "beggar thy neighbor"-Policy.

    Was mich fast noch mehr aufregt als das, ist die Solidaritätskiste, und da verstehe ich vor allem SPD, Grüne und Linke nicht. Es ist also "solidarisch", wenn nicht nur deutsche Steuerzahler, sondern auch die aus Estland und der Slowakei und künftig auch noch Lettland, wo das Pro-Kopf-Einkommen wesentlich niedriger ist als in Südeuropa, spanische, griechische, und auch französische und deutsche Banken "retten", indem sie deren Großanleger mit ihren Steuergeldern raushauen. Gleichzeitig billigt man interne Abwertungen, das heißt nichts anderes als Lohnsenkungen von 30 Prozent und mehr, weil die Gescheiteren unter unseren sozialdemokratischen und grünen Politikern genau wissen, dass es innerhalb der Währungsunion nicht anders geht. Ich finde das eine Granatensauerei, dass hier die Armen die Reichen "retten" sollen, um es mal deutlich zu sagen, und ich verstehe nicht, wie man als grüne und sozialdemokratische Partei so etwas mittragen kann. Die Linke verstehe ich auch nicht, denn auch die müssten eigentlich wissen, dass es ohne interne Abwertung in der Währungsunion nicht geht. Asozialer geht es nicht mehr, das ist die Perversion von Solidarität. Ich habe bisher SPD und Grün gewählt; ich kann das nicht mehr, denn ich erkenne diese Parteien nicht wieder.

    Und das ist mE der Hauptgrund, warum die Bundestagsparteien so vehement versuchen, die AfD zu diskreditieren. Es ist nicht, dass die AfD "rechts" ist. Es ist kein Zufall, dass die Linken mit ihrer Kritik am Leisesten sind. Die Parteien sind am Gängelband von Exportindustrie und Großinvestoren, die ihnen eingeredet haben, dass der Verbleib aller Länder in der Eurozone "alternativlos" ist. In den Talkrunden in den letzten Monaten konnte ich mich jedenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass da die nackte Panik herrscht, dass herauskommen könnte, die Rettungsschirme sind nicht alternativlos, und man hat hunderte Milliarden Steuergelder auf dem Roulettetisch des Finanzcasinos aufs Spiel gesetzt und die Krisenländer in den Ruin getrieben hat, indem man alles treudoof abgenickt hat. Deshalb wurde jeder, der in letzter Zeit dieses Thema auf den Tisch gebracht hat, als "Nationalist" und "Rechtspopulist" beschimpft, nicht nur die AfD.

    Einen Link habe ich noch für die Interessierten, eine Ausarbeitung, die gestern bei den Querschüssen eingestellt worden ist:

    Das Euro‐Desaster: Wie verblendete Eliten Europa ruinieren und unsere Demokratie zerstören | von Matthias Elbers
    http://www.querschuesse.de/wp-conten...-September.pdf

    Diese Ausführungen würde ich so im Wesentlichen unterschreiben.

    Einige Beiträge, die in der SPD hinter den Kulissen heißt debattiert werden (nach außen hin hat die Parteiführung der Fraktion hierüber einen Maulkorb verpasst, wie in der "Zeit" zu lesen war):
    Magazin Berliner Republik - Onlineausgabe
    Archiv - Berliner Republik
    Archiv - Berliner Republik

  17. #17

    Standard

    Auch einige denkende Konservative können mit dieser Postdemokratie und ihren Spiegelfechtereien (Veggie Day, Stinkefinger und Co.) immer weniger anfangen:
    Wahlkampf der Gespenster: Die große politische Leistungsverweigerung - Debatten - FAZ

    Zum Glück bin ich kein Konservativer, denn da wäre mir die Wahlentscheidung trotz einer AfD-Alternative mehr bei dieser Wahl besonders schwer gefallen. Vom Hort eines christlich-humanistisch geprägten Konservativismus der unser Land nach dem Krieg aus den Ruinen zur Westaussöhnung und Wirtschaftswunder führte ist nämlich ebenso wenig übrig geblieben wie vom gesellschaftlichen Aufbruch der Brandt-Ära stolzer Sozialdemokratie in ihren besten Zeiten. Das wird gerne verdrängt wegen der Wahlerfolge unserer Bundeskanzlerin. Diese Dame hat einem gläubigen Christen doch genauso wenig anzubieten wie mir als linken Atheisten.

    Wären sie konsequent, sie würden das C streichen und sich nur noch "Union" nennen.
    Wären sie konsequent, sie würden das S streichen und sich nur noch "Aldemokraten" nennen.

    Vier weitere Jahre rot und schwarz lackierter Union von Aaldemokraten und Aaldemokratinnen. Prost!

  18. #18

    Standard

    Da stimme ich Dir zu.
    Wenn man so einen Käse liest ist einfach glasklar dass man solchen Menschen nicht das Feld überlassen kann, wenn von dieser Welt noch irgendwas übrig bleiben soll für kommende Generationen.

    Aber zurück zur Politik: Die SPD weigert sich mal wieder, den Mindestlohn einzuführen wie von der Linken vorgeschlagen - immerhin gibt es eine linke Mehrheit im neuen Bundestag und der Mindestlohn könnte beschlossen werden noch bevor sich eine neue Regierung konstituiert:
    Die SPD-Spitze lehnt eine gemeinsame Bundestagsinitiative mit der Linken für eine Lohnuntergrenzen ab. "Die SPD wird sich dafür stark machen, dass der gesetzliche Mindestlohn kommt und braucht dafür keine Nachhilfe von der Linkspartei", sagte SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil. Das Vorhaben sei viel zu wichtig, als dass man es "für parteitaktische Spielchen missbrauchen" sollte.
    Bundestag: SPD-Spitze will Mindestlohn nicht mit Linken durchsetzen | ZEIT ONLINE
    Siehe auch: Mindestlohn kommt auch ohne Hilfe der Linkspartei|SPD Bundestagsfraktion

    Vielleicht sollte man sich einen Screenshot von dieser Aussage machen, wenn sie später wieder an Merkels Rockzipfeln hängen und von nichts gewusst haben.

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