Ich halte es für illusorisch, eine Partei zu finden, die nicht auch einige Widersprüche zu meiner Weltanschauung bietet. Das erwarte ich eh nicht. Schließlich ist allein meine Weltanschauung nicht das Gelbe vom Ei und Widersprüche gehören einfach zur guten politischen Streitkultur. Ich würde mich mit einer Partei, die nicht auch eine gewisse Reibungsfläche bietet, dauerhaft nicht wohlfühlen. Das ist wie in einer Beziehung: FriedeFreudeEierkuchen ist anfangs ganz nett, wird mit der Zeit aber langweilig.

Was die Piratenpartei betrifft, halte ich die im Moment auch noch nicht für regierungsfähig. Allerdings haben sie sich zumindest die Chance verdient, als Opposition in den Bundestag zu kommen und dort mehr politische Erfahrungen zu sammeln als sie bisher konnten. So trennt sich irgendwann die Spreu vom Weizen - das ist ja jetzt schon zu beobachten, nachdem der große Piraten-Hype erstmal vorbei ist. Während sich dort anfangs jede Menge mediengeile Selbstdarsteller getummelt haben, schrumpft sich diese Partei nun stetig gesund und bestenfalls bleiben letztlich überwiegend die Leute übrig, die tatsächlich ernsthafte politische Ziele verfolgen. So können die Piraten ihre pubertäre Phase endlich überwinden und sich zu einer Partei entwickeln, die mehr als nur Klamauk und Selbstinszenierung bietet. Für mich sind sie schon jetzt eine wichtige politische Plattform, weil ich den Eindruck habe, dass dort viele junge Menschen ein Zuhause finden, die sich mit den bereits etablierten Parteien nicht identifizieren können. Da ich's wichtig finde, dass man sich schon frühzeitig politisch engagiert, ist das also eine durchaus begrüßenswerte Entwicklung. In diesem Sinne wünsch ich der jungen Politikergeneration, die bei den Piraten heranwächst, für die Durchsetzung ihrer Ziele "immer 'ne Handbreit Wasser unter'm Kiel". Und einen Wombat kann schließlich jeder Haushalt brauchen!