Joffrey challenges Tywin. Bran tells a ghost story. In Dragonstone, mercy comes from strange quarters. Daenerys waits to see if she is a conqueror or a liberator.
Wie von den vorigen Staffeln gewohnt, legt das Finale eher die Grundlagen für die Handlung der nächsten Staffel, als den nächsten höhepunkt nach der 9. Folge nachzuschieben. Aus Buchlesersicht war ich teilweise überrascht, wessen Stories sich "Mhysa" angenommen hat, aber noch viel mehr, was nicht behandelt wurde. Seltsam, ich könnte schwören, dass fast jeder, mit dem ich vorher gesprochen habe, eine bestimmte andere Szene als Finalszene sich vorgestellt hat. Noch seltsamer ist, wie viel dieses Mal von anscheinend geschnittenen Szenen (Eyrie, Mance Rayder, Pycelle etc.) durchgedrungen ist. Entweder wurde ein Teil davon in die nächste Staffel geschoben oder es gab ein paar Problemchen nach den Drehs und die Showrunner haben entschieden, dass einiges wohl nicht so richtig funktioniert.

"Mhysa" als Finale war ok, die titelgebende Szene als Abschluss aber etwas cheesy. Schön ein paar vertraute Gesichter wiederzusehen (Pyp, Maester Aemon, Yara, Balon) und ein paar Charaktere sind endlich wieder vereint (Jon + Sam + Night's Watch, Jaime + Cersei). Gut so, denn die Figuren waren in dieser Staffel arg in alle Winde verstreut. Die Auflösung von Theons Torture Pron hatte zumindest bei meinen Mitsehern nicht die erwünschte Wirkung. Die letzte der Dragonstone-Szenen war arg gehetzt und lässt Stannis wieder wie einen Idiot aussehen.

Insgesamt also eine ordentliche, aber auch eine ein wirkliches Highlight vermissende Finalfolge.


Zur Staffel insgesamt:

Die 3. Staffel kann zumindest auf die bisher gelungenste erste Staffelhälfte der Serie zurückblicken. Die Aufbau und Vorbereitungsfolgen am Anfang jeder Staffel erfordern vom Zuschauer immer etwas Geduld ab, bis alle Handlungsstränge in Fahrt kommen können. Dieses Mal hat man hier überwiegend auf Humor gesetzt. Die Kabbeleien zwischen Jaime und Brienne waren amüsant, die 3. Folge hätte sogar mit einem Laugh-Track unterlegt sein können. Spätestens ab der 4. Folge... halt, ich korrigiere: In der 4. Folge gings rund. Da hat meiner Meinung nach so ziemlich alles gepasst und die Finalszene setzt sogar noch eines obendrauf.

Danach... tja. Meiner Ansicht nach war es rückblickend keine gute Idee, die Vorlage an der roten Hochzeit aufgeteilt zu haben, besonders dann, wenn die Autoren es geschafft haben, den Weg dahin in der Mehrheit der Handlungsstränge bereits in den Anfangsfolgen abgearbeitet zu haben. Was dann folgt ist dann das worunter der Spannungsbogen der Staffel am meisten leidet: Ab der 6. Folge treten einige Handlungsstränge (King's Landing, Robb, Arya und Co.) überwiegend auf der Stelle oder bewegen sich so zäh weiter, dass sich ein Handlungsfortschritt kaum bemerkbar macht. Ein späteres Ereignis des Buches hätte sich zumindest aus dramaturgischer Sicht besser für den Abschluss der Staffel geeignet, auch wenn ich anfangs gehofft habe, dass die Autoren das unter allen Umständen vermeiden hätten sollten. Hinterher ist man immer schlauer. Ich hoffe das gilt auch für die Showrunner.

Von den Handlungsbögen amm besten gelungen war dann tatsächlich Jaimes und Briennes Reise. Die Autoren haben sich bemüht aus dem arroganten Kinderschupser und Schwesterfi%!$ eine missverstandene Sympathiefigur zu machen. Meines Erachtens etwas zu schnell, aber die Staffel hat leider keine 20 Folgen. Recht gut, vor allem visuell, aber leider völlig ohne nenneswerte Gegenwehr hat mir Danys Eroberungszug quer durch die Sklavenbucht gefallen. Die Drachen waren im Vergleich zur 2. Staffel deutlicher präsenter, auch wenn ihre Auftritte nicht wirklich zahlenmäßig zugenommen haben. Daeneys ist zum Glück kein quängelndes Mädchen mehr und darf zumindest am Anfang der Staffel auch mal ihren Kopf und später ihren Körper einsetzen, um erfolgreich zu werden. Ich bin gespannt, was die Autoren sich für sie in der 4. Staffel überlegt haben, da bereits 5 von den 6 Kapiteln der Vorlage umgesetzt wurden. Möglicherweise ist man hier bereits dabei ein paar Dinge aus späteren Büchern vorzuziehen. Wenn nicht, dann erwartet uns wohl in den nächsten Staffeln eine riesige Gedultsprobe. Barristan als Ergänzung zu Jorah ist aber noch etwas verschenkt und Daario kann ich genauso wenig wie im Buch ausstehen. Von daher hat man wohl alles richtig gemacht.

King's Landing war in dieser Staffel ein zweischneidiges Schwert. Der Lannister/Tyrell-Dualismus war unterhaltsam, aber führte zumindest in dieser Staffel zu recht wenig. Im Prinzip lief es nur auf die Hochzeit zwischen Tyrion und Sansa hinaus. Die bereits am Ende der 2. Staffel angekündigte Hochzeit zwischen Margery und Joffrey lässt weiterhin auf sich warten. Zumindest wenn Tywin in den Szenen präsent ist, braucht von mir aus auch nichts zu passieren. Kudos an Charles Dance. Aryas Reise war prinzipiell interessant, aber an sich auch recht ereignisarm. Sie wird von der Bruderschaft ohne Banner gefangen genommen, muss sich von ihren Freunden verabschieden, wohnt dem Duell zwischen Beric und Sandor bei, reißt aus und wird vom Hund wieder eingefangen, nur um dann ihre Wiedervereinigung mit ihrer Familie um Haaresbreite zu verpassen. Sie hat, abgesehen von ihrer Aktion im Finale, eine recht passive Rolle inne, aber zumindest hat die rote Hochzeit Spuren bei ihr Hinterlassen. Für ihre Charakterentwicklung ist das ein Schritt in die "richtige" Richtung.

Apropos rote Hochzeit: Robbs Kriegskampagne gestaltete sich schon in der letzten Staffel als nicht unbedingt interessant. Die Serie hat kein Geld, um ihn als Kriegshelden zeigen zu können, weswegen sich die Szenen meist Kriegsrat halten herunterbrechen lassen. Die Tullys hinterlassen bei mir, ähnlich wie im Buch, keinen bleibenden Eindruck, auch wenn ich zugeben muss, dass die Darsteller bemüht sind ihren Figuren etwas mehr Charakter zu verleihen. Die rote Hochzeit sollte dann das große Highlight der Staffel werden. Diese Szene ist zwar effektiv, mir hat aber die Inszenierung nicht wirklich zugesagt und ich war bis dorthin den beteiligten Figuren schon mehr als überdrüssig. Kudos an Michelle Failrey und David Bradley.

Die Wahl Islands als Drehort für die Szenen hinter der Mauer ist eine regelrechte Katastrophe. Der Marsch der Nachtwache, einer der spannendsten Handlungstränge wir dauf ein paar öde Szenchen beschränkt. Der logistische Aufwand für das Drehen auf Gletschern im Winter bei gerade mal 5 Stunden Tageslicht ist einfach zu groß. Dafür hätten sich die europäischen Mittel- und Hochgebirge besser geeignet, zumal die Landschaft dort eher den Beschreibungen der Vorlage entspricht. Jons Aufenthalt bei den Wildlingen leidet anfangs auch etwas unter diesem Aspekt, aber noch viel mehr darunter, dass die Wildlinge auf ein Völkchen von bärtigen grimmigen Kriegern reduziert wurden. 2 Staffeln lang teased man Mance Rayder, den König hinter der Mauer. Dann konnten die Macher sogar noch einen äußerst fähigen Darsteller engagieren, auch wenn ich Dominic West als passendere Wahl erachtet hätte. Und dann ist er nur eine Figur unter vielen ohne wirklich abgrenzende Merkmale. Selbiges gilt in etwas geringem Maß für Tormund. Har! Wenigstens wurde das Erklimmen der Mauer und Jons Bewährungsprobe im Anschluss ansprechend umgesetzt, auch wenn die Szene im Finale auch gleich mit abgehandelt werden hätte können. Wenigstens sind nun ein paar der Figuren wieder vereint, so dass in der nächsten Staffel hoffentlich ein paar weniger Handlungsstränge in den Folgen unterzubringen sind.

Wen und was habe ich noch vergessen? Stannis. Tja, Stannis. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass die Autoren nichts bzw. nicht viel mit dieser Figur anzufangen wissen. Zwischendruch kommt zwar immer mal wieder die ein oder andere Szene, wo ich den Charakter aus der Vorlage erkenne, aber zwischendurch handelt Stannis mir zu impulsiv, weswegen er dann teilweise wie ein Idiot rüberkommt. Gendry als Ersatz für eine andere Randfigur war eine gute Entscheidung der Adaption. Liam Cunningham als Davos überzeugt weiterhin als Engelchen auf Stannis rechter Schulter, während Carice van Hauten Teufelchen Melisandre zeitweise etwas seltsam interpretiert. Kerry Ingram als Stannis' entstellte Tochter ist süß.

Theons Torture Pron wird zwar von zwei sehr fähigen Darstellern getragen. Die Szenen sind aber an sich unangehm anzuschauen. Das ist höchstwahrscheinlich so gewollt, fördert aber aus meiner Sicht nicht den Unterhaltsungswert der entsprechenden Episoden, insbesondere dann, wenn man sich zwingen muss, die Szenen anzuschauen und die Auflösung bis zum Finale auf sich warten lässt, um dann ohne Effekt zu verpuffen. Weniger, viel weniger, wäre hier deutlich mehr gewesen.

Ach ja und dann ist da noch Bran. Über Bran rede ich nicht. Muss weiterschlafen.

Unter Strich also eine gute Staffel mit einigen fragwürdigen Entscheidungen und vielen verpassten Chancen. Durch die Vorlage hätten die Autoren die Chance gehabt ihr bisher bestes Werk abzuliefern. Sie haben es bei einem "gut" belassen. Vielleicht ist ja das nächste Mal etwas mehr drin. Fahrlässige Adaptionsfehler konnten in dieser Staffel zum Glück vermieden werden.