Als erstes erinnert mich das Szenario rund um den bedrohten Planeten sehr an die Anfangsszene in "Star Trek into Darkness". Hier wie dort geht es um eine Zivilisation, die von einer gewaltigen Naturkatastrophe bedroht wird. Doch während Kirk nicht lange überlegt, die Enterprise ergo im Meer versenkt, um den Einheimischen zu helfen, macht Picard zunächst alle Schotten dicht.
Auch ich sehe ein Dilemma in der Handhabung der Obersten Direktive. In der Tat geht es um die Nichteinmischung. Man will die Evolution nicht beeinflussen. Auf Nibiru tut Kirk dieses, indem er vor den Augen der Ureinwohner mit der Enterprise im wahrsten Sinne des Wortes auftaucht. Definitiv ein Fall für die Oberste Direktive. In "Brieffreunde" hingegen scheint es Picard möglich zu sein, völlig unbemerkt die Katastrophe abzuwenden. Und gerade deswegen kann ich nicht nachvollziehen, warum so ein Eiertanz veranstaltet wird. Die Einheimischen auf Drema IV würden doch nur denken: Puuuh, Glück gehabt...! Von der Existenz interstellaren Lebens würden sie niemals erfahren, ergo auch keine Beeinflussung. Weiterhin ist die Diskussion um einen möglichen "kosmischen Plan", wonach es Kulturen vorausbestimmt ist unterzugehen, absurd bzw. lächerlich - In Star Trek geht es doch um den wissenschaftlichen Ansatz, oder habe ich etwas verpasst?
Dass Sarjenka am Ende die Erinnerungen an Data und ihre Erlebnisse auf der Enterprise wieder genommen werden, ist indes schon nachvollziehbar. Das ist die konsequente Anwendung der Obersten Direktive, denn die Alternative sähe doch so aus, dass Sarjenka erfahren würde, dass ihrer Welt von Aliens geholfen wurde und dass es überhaupt welche gibt. Auch wenn es sich dabei nur um eine einzelne Person handelt, dennoch wäre der Tatbestand erfüllt. Es ist für das Drehbuch natürlich sehr praktisch, dass es bei dieser fremden Spezies überhaut gelingt, ansonsten hätte Picard ein ähnliches Problem wie Kirk in STID gehabt...
Lobenswert ist also die kritische Auseinandersetzung mit der Obersten Direktive, der Anlass der Debatte überzeugt allerdings nicht.
Noch zwei weitere Anmerkungen: Deanna erklärt auf dem Holodeck, dass sich Betazoide in der Nähe von Pferden nicht besonders wohlfühlen. Gilt das auch für holografische Pferde? Und warum überhaupt ist ein kleines Mädchen die Einzige, die mit einem Hobby-Funkgerät (!) empfangbare Signale von sich gibt?
Insgesamt aber auch von mir 6/10 Punkten.