Das Finale der 2. Staffel wollte wohl einen neuen Rekord bei der Menge an verbrauchtem Kunstblut in einer Network-Serie setzen. Man musste als Zuschauer schon aufpassen, dass der Bildschirm von all dem roten Saft nicht nass wird.

Zitat Zitat von tubbacco Beitrag anzeigen
Nach dem Anschauen des Staffelfinales frage ich mich schon ein bisschen, warum es noch eine 3. Staffel geben wird.
Stimmt, es wäre nicht der schlechteste Abschluss für die Serie gewesen. Vor allem die Szene nach den Credits lässt die Episode wunderbar ausklingen. Allerdings wurde das Schicksal zu vieler wichtiger Charaktere im Unklaren gelassen. Trotzdem hätte dieses Ende einen weniger bitteren Nachgeschmack hinterlassen als bei vielen anderen abgesetzten Serien, wenn "Hannibal" doch nicht verlängert worden wäre. Wie es mit den Hauptcharakteren weitergehen könnte, wüssten wir dann ja notfalls aus den Büchern und Filmen.

Die Handlungsfäden, die mit der 1. Staffel in Gang gesetzt wurden, sind nun größtenteils abgeschlossen. Das gibt den kommenden Episoden die Möglichkeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen, mit der Verlagerung der Handlung in ein stark verändertes Setting. "Hannibal" bleibt also interessant und ich bin schon gespannt darauf, wie die jetzige Ausgangslage von den Autoren genutzt wird.

Die 2. Staffel hat wieder Spaß gemacht, auch wenn ich nach der Hälfte kurzzeitig etwas enttäuscht war, dass die Serie nach außen hin den Eindruck erweckt hat, wieder in die etablierten Muster aus der ersten Staffel zurückgefallen zu sein. Und die ganze Mason Verger Geschichte hat mir dann auch nicht wirklich zugesagt. Verger ist ein völlig abgehobener Irrer, der keinen ganzen Satz hätte sprechen können, ohne dass jeder merkt, dass der Typ in die Geschlossene gehört. Das war mir dann doch etwas zuviel des Guten, selbst in einer Serie, die einen 80-jährigen, totkranken Serienkiller gezeigt hat, der 5 Meter hohe Totems aus Leichenteilen baut. Ebenso empfand ich die Dialoge zwischen Will und Hannibal in diesen Episoden als recht anstrengend.
So ähnlich ging's mir auch. Die Verger-Geschichte fand ich mit zunehmendem Verlauf jedoch interessanter als am Anfang. Klar, es ist ein völlig abgehobener Irrer, doch der Mann hat so viel Kohle, dass er sich nicht vor einer Einweisung in die Irrenanstalt fürchten muss. Das fand ich also einigermaßen glaubwürdig. Außerdem halte ich's nicht für unwahrscheinlich, dass es solche Gestalten auch im wahren Leben gibt.

Beim Finale frage ich mich nur, wo die Polizei und der Krankenwagen die ganze Zeit bleibt. Hannibal erledigt alles in völliger Seelenruhe.
Stimmt, das sehe ich auch als die größte Schwäche beim Finale. Hoffentlich gibt's dafür in der nächsten Staffel eine halbwegs plausible Erklärung. Ansonsten ist es wohl wieder so eine magische Situation, die wir in einer Serienkiller-Fantasy wie "Hannibal" einfach akzeptieren müssen.

Und ob der Twist mit
Achtung Spoiler!
wirklich nötig war, sei auch mal dahingestellt.
Da ich diesen Twist nicht kommen sehen habe, hat es die Intensität zum Schluss hin erhöht und zudem eine gute Möglichkeit geboten, Wills seit Beginn der 1. Staffel andauernden inneren Konflikt auf die Spitze zu treiben. Außerdem wurde uns so natürlich abermals gezeigt, dass Superserienkiller Hannibal stets noch ein schwer vorhersehbares Ass im Ärmel hat...