Zitat Zitat von cornholio1980 Beitrag anzeigen
Danke für das Lob! Wobei's mir natürlich zugleich für dich persönlich leid tut, dass du ebenfalls zu jenen zählst, die mit der Serie bislang noch nicht viel anfangen können. Ich schaue Episode 3 heute oder morgen, und habe ebenfalls die Hoffnung, dass der Schauplatzwechsel zur Discovery hilft.
Der Schauplatzwechsel hat bisher nur bedingt geholfen. Die Serie krankt an mittelmäßig bis schwachen Drehbüchern und der Entscheidung der Autoren, den Schwerpunkt mit Michael Burnham auf die falsche Figur gesetzt zu haben. Zwar hat man insb. in der letzten gelaufenen Folge, Lethe, versucht eine Begründung für ihre Verhaltensweisen zu liefern. Interessant oder sympathisch wird mir diese Figur dadurch trotzdem nicht. Die Darstellerin tut ihr übriges und bringt einfach ihre 3 Gesichtsausdrücke aus The Walking Dead mit - ob die nun passend für die jeweilige Situation sind oder nicht. Die Pressekritiken können da noch so oft schreiben wie mutig sie ist in Star Trek die erste weibliche, farbige Hauptdarstellerin zu spielen, als Schauspielerin finde ich sie bisher lausig.

Auch wenn ich mich bei deinen Kritiken bei der Punktevergabe bei bisher allen Episoden ähnlich einordnen würde, sehe ich einige Aspekte der Serie aber mittlerweile etwas anders:

Aus deinem "Lethe"-Review:
Und ja, klar, auch beim Blick auf Vulcan fühlte ich mich eher an die entsprechenden Szenen aus der Kelvin- als der Prime-Timeline erinnert (und ich frage mich wirklich nach wie vor, warum die Macher steif und fest darauf beharren, die Serie würde in letzterer spielen; mit einer Verlegung in die von J.J. Abrams geschaffene Zeitlinie würde man sich viel ersparen), aber wenigstens sah das wirklich cool und ziemlich spektakulär aus.
Das scheint mir eher ein rechtliches Problem zu sein, da Paramount die Rechte am Kelvinverse hält und CBS sicher keine Lust hat, an Paramount Geld zahlen zu müssen. Ich habe als Nicht-Trekkie keine Probleme mit dem Kanongeschwurbel, dass die Autoren bei Discovery fabrizieren, aber ja, Discovery würde sich im Kelvin-Verse heimischer denn als Prequel zu TOS anfühlen. Im Netz kommen ja immer Diskussionen darüber auf, warum CBS keine Serie im 24./25 Jh. sondern ein Prequel bewilligt hat. Aber darin sehe ich in aller erster Linie den Punkt der Vermarktbarkeit. Von Star Trek sind in der letzten Dekade den potentiellen Zuschauern vor allem die JJ Trek Filme um Kirk, Spock und der Enterprise ein Begriff. Da verwundert es mich nicht, dass der erste richtige Trailer genau mit dem Slogan "10 Years before Kirk, Spock and the Enterprise" geworben hat und die Serie sich in puncto Inszenierung und Optik zumindest zu Beginn sehr deutlich an den Rebootfilmen orientiert hat.

Optisch war die Folge generell wieder überaus nett, wobei neben Vulcan vor allem auch wieder die Aufnahmen der Discovery – wie z.B. vor dem Weltraumnebel – hervorstachen. Letzterer war zwar gänzlich anders, als man das bisher bei "Star Trek" gewohnt war, sah aber ebenfalls durchaus interessant aus.
Mich stört bei den eigentlich gelungenen Effekten eine stilistische Sache: Die Macher wollen anscheinend eine Linse mit geringer Schärfentiefe simulieren, weshalb bei den meisten Effect Shots große Teile des Bildes unscharf sind. Zudem geht mir der penetrante Einsatz von Post Process Effekten (Blur, Dirty Lens Effect, Chromatic Abberration u.a) mächtig auf den Keks. Vor lauter Lichtreflexionen und Unschärfeeffekten kann ich oft nicht wirklich erkennen, was gerade passiert.

Ach ja: Der Nebel war hässlich.

Deutlich schwerer wiegt etwas, dass mir erst bei bzw. durch "Lethe" so recht bewusst wurde: "Discovery" ist bislang enorm charakterorientiert, bietet aber kaum echte, nennenswerte Handlung.
Das sehe ich völlig anders.

Discovery kommt mir bisher sehr plot driven vor. Nach 6 Episoden habe ich bisher kaum ein Gefühl für die Crew oder Hauptfiguren, abgesehen von Burnham und Lorca. Das hat vielleicht mit der Entscheidung zu tun, anstatt auf ein Ensemble den Fokus auf die "Hauptfigur" Burnham zu legen, aber davon abgesehen hat der Rest bisher wenig Zeit bekommen sich zu entfalten und die Serie ist vor allem damit beschäftigt Episodenplots abzuhandeln: Unfall auf dem Schwesterschiff untersuchen, den Sprungantrieb zum Funktionieren bringen um eine Minenkolonie vor den Klingonen zu schützen, Captain Lorca aus der Gefangenschaft befreien, Botschafter Sarek im Nebel vor dem Sterben zu retten etc.

Klar gibt es meist zu Beginn und am Ende jeder Episode eine Charakterszene die über den jeweiligen Episodenplot hinausgeht, aber eine gewisse Formelhaftigkeit und der Eindruck dass äußere Einflüsse die Figuren in bestimmte Richtungen oder zu bestimmen Handlungen drängen ist da. Das muss nichts Schlechtes sein, aber bisher überzeugt mich die Figurenarbeit in der Serie nicht so sehr wie ich es mir wünsche und ob mir eine Episode gefällt mache in dann eher an der Qualität der jeweiligen Episodenplots als daran fest, wie sehr ich in die Figuren investiert bin.

Kein Vergleich mit bspw. Westworld, wo ich die erste Staffel nur aufgrund der gut ausgearbeiteten Figuren geschaut habe, obwohl mich Nolans konstruierte und auf den Twist ausgelegte Plots sehr ärgern.

Ich will Discovery jetzt nicht schlecht reden. Es gibt zu wenig (Space-)Sci-Fi im Fernsehen und da bin ich schon ganz froh, dass mal wieder jemand einen ordentlichen Batzen Geld in solch ein anscheinend erfolgreiches, wenn auch aus meiner Sicht qualitativ mittelmäßiges Projekt gesteckt hat. CBS wird ja nicht müde zu betonen, dass die Serie für Rekorde bei den Subscriptions ihres All Access Streamingdienstes gesorgt hat und Discovery u.a deswegen bereits eine 2. Staffel bekommen soll. Ich hoffe dieser Erfolg zahlt sich nicht nur für Discovery aus, sondern kann auch den Weg für andere SF-Projekte ebenen.