... viel zu lang für meinen Geschmack, dachte Lt. Sarah Jones im Cockpit ihres Ventura-Jägers, während sie eine der üblichen Patrollien im Trammel-System flog. Sie war jetzt seit 4 Stunden mit ihrem Geschwader unterwegs... immer auf der Suche nach den Asteroiden, die für den Planeten die einzige Ertragsquelle darstellten. Gelegentlich kam es vor, das sich einer dieser Asteroiden von seinem angestammten Platz löste und sich vom Planeten entfernte - und selbst ein solch kleiner Verlust konnte der Wirtschaft einen empfindlichen Schaden zufügen. Aus diesem Grund gab es diverse Staffeln R-S - Geschwader*, deren einziger Zweck es war, diese Asteroiden wieder an ihre angestammten Positionen zu verfrachten.
»Gott, ist das langweilig...« ertönte da die Stimme ihrer Flügelfrau Myriam über den Bordfunk. Im Hintergrund war leise klassische Musik zu hören - Myriam behauptete, das sie sich dann besser auf ihre Arbeit konzentrieren konnte. Sicherlich, Sarah konnte ihr das verbieten, und sie zwingen, streng nach den Vorschriften zu arbeiten, aber wozu? Die Moral würde sich dadurch verschlechtern, und das war das letzte, was sie bezwecken wollte.
»Es gibt keinen Gott...« meldete sich Meg, die dritte Pilotin des Geschwaders. Sie klang ziemlich genervt... sie waren ALLE genervt.
»Pfft, woher willst du das wissen?« fragte Myriam; ihr Tonfall war leicht gereizt. Die beiden Frauen konnten sich absolut nicht leiden, das war weitbekannt.
»Gott... irgendwelche alten Mythen, an die sich die Leute klammern... gab nie Beweise für, und wird auch nie welche geben. Überhaupt - was hörst du da eigentlich für 'ne dämliche Mucke?« gab Meg zurück.
»Das ist Bach... aber jemandem unzivilisiertem wie dir...« antwortete Myriam, schon leicht erbost.
»Es reicht jetzt, Mädels!« fuhr Sarah dazwischen.
»Wir sind alle genervt, aber das noch lange kein Grund, sich hier an die Kehle zu gehen...« fuhr sie fort.
»Schon gut, schon gut...« murmelte Meg. Myriam sagte nichts mehr.
Einen tiefen seufzer ausstossend öffnete sie ihren Pilotenhelm, griff in eine ihrer Anzugtaschen und suchte nach etwas. Nach wenigen Sekunden des suchens hatte sie es gefunden... nahm eine Kippe heraus und zündete sie sich an.
»Ihr schafft mich... irgendwann bin ich reif für die Klapse.«
Eine weile lang sagte niemand etwas.
»He, Sarge...« meldete sich Meg nach einer Weile.
Sarah verschluckte sich am Rauch, hustete und verfluchte sich in Gedanken.
»Was gibt's?« fragte sie.
»Da ist so'n verdammter Roid... 500 klicks entfernt, in Sektor 3. Scheint sich aus seiner Laufbahn zu loesen...«
»Was wird da gefördert?«
»Iso-X...«
»Verdammt, ich hasse diese Dinger. Die neigen am ehesten dazu, auszubrechen. Wenn wir den entkommen lassen, reisst mir die Monarchin höchstpersönlich den Kopf ab. Also gut Mädels, an die arbeit.«
Die drei Jäger beschleunigten, flogen auf den Asteroiden zu. Meg's Maschine löste sich aus der Formation und näherte sich vorsichtig dem Asteroiden.
»Abstand ist in ordnung... Distanz noch 500 Meter... 450... 400...«
»Langsamer... du gehst zu schnell ran, Meg.«
»Ich schaff das schon, Sarge... 250... 200...«
»Verdammt, brems ab. Das ist ein Befehl!«
»Ok, ok... Bremsdüsen sind gezündet... geschwindkeit wird langsamer... 100... 80... 70... 65... 65... 60...55... stop.«
»Gut...«
»Sarge? Wir kriegen Ärger. Feindliche Jäger auf 6 Uhr, 5000 Klicks. Schnell näherkommend.« Leichte Furcht hatte sich in Myriams Stimme geschlichen.
»5 Stück? Die schaffen wir nicht. Zurück zur Basis, SOFORT!«
Hastig stellte sie eine Verbindung zum Flottenkommando her. Es knackte einige Sekunden, und kurz fürchtete Sarah, das die Asteroiden die Funkverbindung zu sehr störten.
»Hier R-S-Squad 3. Feindliche Jäger im Anflug, Identifizierung noch nicht möglich.«
»Verstanden, wir schicken ein paar Fighter vorbei. Ziehen sie sich zurück!«
Na klar, oder denken die, wir spielen hier Hunt, oder was? dachte Sarah wütend. Auf dem Radar sah sie, das die Feindmaschinen schon verdammt nahe waren. Myriam hatte sich schon mit Höchstgeschwindigkeit davongemacht - Meg's Maschine stand jedoch immer noch am Asteroiden.
»Verdammt, Meg, komm!«
Sie schrie die Worte fast, dann aktivierte sie die Triebwerke und schaltete auf Höchstgeschwindigkeit. Zu ihrer Beruhigung stellte sie fest, das Meg es ihr nachtat.
»Ich wollte den verdammten 'roid noch in seine Position zurückbringen... hab's ja gepackt.«
»Scheiss auf den Roid, den Leben ist mir wichtiger als...« erwiderte sie, weiter kam sie nicht. Ihr Jäger wurde durchgeschüttelt. Lasersalven der Feindlichen Jäger hatten sie getroffen, und der Bordcomputer meldete, das 30% der Heckpanzerung vernichtet waren.
»Sie sind zu nahe, das packen wir nicht!« brüllte Meg.
»Ruhig, bleib ruhig... mach'n paar Shakes...« erwiderte Sarah. In ihrem Magen schien sich ein Klumpen heissen Metalls zu befinden, zumindest fühlte er sich so an. Mit einigen heftigen bewegungen des Steuerknüppels begann sie eine Berg- und Talfahrt, der den Jäger heftig durchschüttelte, aber die Wahrscheinlichkeit, mit der sie getroffen werden konnte, erheblich verringerte - zumindest hoffte sie es.
»SARGE! DA KLEBT MIR NE RAKETE AM ARSCH!« brüllte Meg, diesesmal mit einem ziemlichen Panikunterton.
»Wirf Düppel ab, sofort!«
»Habschon, springt nicht drauf an....« diesesmal klang sie ziemlich resigniert. Eine explosion ertönte, und Sarah's Magen krampfte sich noch weiter zusammen.
»Meg...?« flüsterte sie leise, während sie weiter hektische auf- und abbewegungen mit dem Steuerknüppel vollführte.
»Ich leb noch... aber nicht mehr lang, hat mein Triebwerk erwischt... hab nur noch halbe Leistung... leb wohl...« antworte Meg mit ruhiger Stimme.
»Lass den Scheiss! Mach keinen Mist!« schrie Sarah, diesesmal war sie es, die panisch war. Sie warf einen blick aus dem Cockpitfenster und sah das Meg ihre Maschine gewendet hatte. Ein dicker Kloß setzte sich in ihrem Hals fest, und sie versuchte, die Feuchtigkeit aus ihren Augen wegzublinzeln.
»Leb wohl...« flüsterte sie leise. Auf dem Bildschirm konnte sie verfolgen, das die fünf Feindmaschinen sich auf Meg's Maschine konzentrierten. Plötzlich sah sie, wie Meg's Venture schub gab - viel mehr, als mit einem beschädigtem Triebwerk eigentlich möglich sein dürfte, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Nein, bitte nein, lass das nicht wahr sein schoss es ihr durch den Kopf...
»Yeah, ihr Bastarde... ich erwisch euch...« hörte sie Meg's Stimme, diesesmal auf einer offenen Frequenz, die die feindlichen Piloten auch hören mussten.

Meg fragte sich in den letzten Sekunden ihres Lebens, wie der tod wohl sein würde, und ob sie Schmerzen haben würde... dann rammte sie die den Leader der feindlichen Jäger... und dann war nur noch .... Wärme...

Wenige Sekunden später sah Sarah, wie Meg's Maschine vom Radarschirm verschwand... genau wie drei der feindlichen Jäger. Sie warf einen Blick hinter sich... verschwommen erkannte sie das eine der beiden verbleibenden Feindmaschinen die Explosion überstanden hatte... die zweite drehte sich unkontrolliert um die eigene Achse und stiess mit einem Asteroiden zusammen.
»Mistkerl... dich hol ich mir...« flüsterte sie, aber es war mehr ein Schluchzen.
»Nein, der gehört mir...« erklang Myriams Stimme über Bordfunk...

Myriam hatte von anfang an nicht daran gedacht, sich an Sarah's Befehl zu halten... also war sie einen weiten Bogen geflogen... Meg's Opfer hatte sie betrübt gemacht, aber noch nicht betrübt genug, um ihren klaren verstand auszulöschen... ruhig senkte sie das Fadenkreuz über die Silhouette der Feindmaschine... sie war ziemlich nah dran. Dann betätigte sie den Feuerknopf.
»Der ist für Meg...«

Die Rakete hatte das Ziel erfasst... nach dem Feuerbefehl loeste sie sich in einem Sekundenbruchteil aus ihrer Halterung, aktivierte den Antrieb und schoss auf den Feindlichen Jäger zu, wie ein todbringendes Insekt.

Der feindliche Pilot hatte keine Chance... seine Maschine wurde voll erwischt und detonierte wenige Sekunden spaeter.

Normalerweise hätte Sarah Myriam für den guten Schuss gelobt (und sie anschliessend für ihre Befehlsverweigerung gescholten), aber so verlief der Heimflug schweigend.

Im nahen Orbit um Trammel waren eine Menge Raumstationen... die beiden verbleibenden Maschinen steuerten eine der Basen an.
»Hier R-S-Squad 3... bitten um landeerlaubnis... haben einen Verlust...«
Diese Worte so kühl vorzubringen, kosteten Sarah eine Menge Kraft... sie wollte später nach den nicht eingetroffenen Fightern fragen.
»Negativ, R-S-Squad. Eine feindliche Flotte ist auf dem Weg hierher, die Maschinen die sie erledigt hatten, waren wohl nur Scouts.«

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p.s.: Hab die Schiffsnamen nach Star Trek Schiffen benannt... aber die Konstruktionen, Ausrüstung und bewaffnung stützt sich auf GX...