Ich hatte gestern eine interessante und zum Teil heftige Diskussion über die DDR. Eine klassische Ost-West-Diskussion würde ich meinen, auch wenn der eine arme Wessi gegen uns drei Ossi-Weiber nicht viele Chancen hatte.

Die Frage ist aber trotzdem interessant, so dass ich sie an euch weitergeben möchte. Was bleibt von der DDR? Welcher Eindruck bleibt in der Erinnerung der Menschen zurück?

Auf der einen Seite ist das (Ost)Klischee, dass früher alles besser war. Und auf der anderen Seite die häufig gehörten (West)Ansichten, dass in der DDR ALLE Leute IMMER unterdrückt und bespitzelt wurden, alle niedergeschlagen und deprimiert herumgelaufen sind, es Essen nur mit Lebensmittelmarken gab und fließendens warmes Wasser, Strom und Farbfernsehen sowieso unbekannt waren.

Mein Standpunkt: Ich weiß, dass die DDR ein totalitärer, nicht demokratischer Staat war, der die Rechte seiner Bürger massiv einschränkte – und den ich auch nicht zurückhaben möchte.
ABER die meisten Leute lebten die meiste Zeit doch relativ ungestört und mit dem System arrangiert – so wie man sich eben mit dem System, in dem man lebt abfindet (ich kann auch heute nicht überall in den Urlaub hinfahren, wo ich möchte – ich sag nur Sahara-Geiseln – und den Staat heute zu kritisieren mag auch in gewissen Sinne Unannehmlichkeiten bereiten). Es war also nicht grundsätzlich ein schlechtes Leben. Die Beschränkungen nahm man halt als gegeben hin – man kann Auslandsurlaub maximal in den sozialistischen Bruderländern machen, gut, das war eben so. Nicht jeder konnte studieren, das war halt so...

Jetzt sagt ihr mal: Bin ich naiv und verkläre die Vergangenheit (ich muss dazu sagen, ich war 14 bei der Wende – eigentlich schon alt genug, um mich richtig erinnern zu können)? Oder war bei uns in der Provinz das Leben einfach friedlicher und einfacher (aber ehrlich, wo außer Berlin war in der DDR keine Provinz)? Oder überwiegt heute einfach der Eindruck von Stasi und Unterdrückung, weil das dramatischer klingt?