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Thema: Der etwas andere Adventskalender

  1. #1
    Wühlmaus Avatar von Nager
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    Die Adventszeit ist schon fast vorbei, aber ich möchte trotzdem noch auf meinen diesjährigen Schokoladen-Ersatz-Adventskalender aufmerksam machen.

    >> http://www.progparade.de/advent/index.php <<

    Hier kann man sich jeden Tag einen kleinen musikalischen Leckerbissen herunterladen. Der Kalender wird von der deutschen Progressive-Rock-Mailingliste [progrock-dt] zusammengestellt und ist dort schon zu einer liebgewordenen Tradition geworden. Die einzelnen Beiträge stammen von Bands aus der kleinen deutschen Prog-Szene, deren Mitglieder auf der Liste aktiv sind. Für ungewohnte Ohren mögen manche der stilistisch sehr breitgefächerten Titel durchaus etwas... "seltsam" klingen. Wer mal Lust auf was anderes hat - reinhören.

    Noch ein paar Worte zu den einzelnen Titeln:


    1.12.: Laughing Tear - "Feelings Act II"
    17-minütige Suite, stimmungsvolle Komposition mit schwermütigen Keys und melancholischen Vocals, irgendwo ganz am Rande dem Neoprog zuzuordnen. Demoversion.

    2.12.: Nekropolis 23 - Jam 3 vom 19.5.2003
    Praktisch komplett improvisierte, brachiale, wirre, wahrhaft "orgiastische" Musik. Bootlegqualität.

    3.12. t - "Still"
    Demo für das kommende Album "Bittersweet". Melancholischer Postrock, moody Vocals, moderne Sounds irgendwo zwischen
    Mark Hollis, Radiohead und Marillion.

    4.12.: Talis - "In A Gentle Place"
    Relativ straighter, aber doch dichter und abwechslungsreicher.. ja was eigentlich? Schwer, hierfür eine Schublade zu finden. Als erstes fiel mir die Gothic-Band Lacuna Coil als Vergleich ein, sicherlich vorallem wegen der schönen Frauenstimme. Dazu gibts noch sehr schöne Keys und eine wunderbare melancholische Stimmung. Das ganze ist der Titel eines "Recording-Projektes". Klingt dafür schon sehr gut.

    5.12.: Trigon - "Traumatische Ansprüche"
    Trigon ist ein Trio, das sich hier mit einem zusätzlichen Keyboarder und Gitarristen verstärkt hat. Die Musik ist instrumental und improvisiert. Pumpender Bass umspielt von singender, sägender, klagender, jaulender, jubilierender Gitarre. Gute Liveaufnahme.

    6.12.: Cinnamonia - "Ashes and prayers"
    Bisher unveröffentlichtes "working demo" des Art-Pop-Duos. Bittersüsse, melancholische Musik. Schöne Gitarren-Soundscapes.

    7.12.: Perlenmut - "Scharren Zweifel"
    Liveaufnahme aus dem Probenraum, entsprechende Qualität, sehr "songorientiert".

    8.12.: Sensible Ground - "Change"
    Netter groovender Rock, gute Gitarren / Bass-Arbeit.

    9.12.: Martigan - "Red and Green"
    Exklusive Live-Version (21.11.2003, Colos Saal Aschaffenburg). Qualitativ spitzenklassiger Neo-Prog.

    10.12.: Dominik Mueller - "The Hermit"
    Leider nicht mehr online - Das im alleingang auf allen Instrumenten eingespielte Demo eines 16-jährigen (&#33.

    11.12.: Lou Maxwell Taylor - "Eenuit"
    Bis dato unveröffentlichtes, stimmungsvolles Akustikgitarrenstück

    12.12.: Lexiconfusion - "Happy"
    Etwas düsterer, treibender Rock.

    13.12.: Esperanto - "Spotstone"
    Achtung: Es wird GENESISig. Ein schönes, stimmungsvolles Live-Stück ganz in der alten Progtradition (mit Polka-Teil&#33. Gefällt mir persönlich sehr gut, wirklich eine Entdeckung. Die mp3 hat leider einige Macken.

    14.12.: Sequoya - "Brother Sleep (live)"
    Folk-Pop-Prog von balladesk bis rockig. Unglaublich, was alles unveröffentlicht in den Archiven der Bands lagert.

    15.12.: Black Shark Said - "Animal Act"
    Interessante Mischung aus Progmetal und elektronischen Elementen.

    16.12.: Neronia - "Survial"
    Klassischer Prog. Demo.

    16.12.: Sneak Preview - "Hope and Anchor"
    Vorgängerband der "Trigonauten". Hier mit Gesang, dafür in schlechter Qualität.

    18.12.: Time on Fire - "Dream"
    Klasse Musik zwischen Melodic Rock und Progmetal. Schöne Stimme.

    19.12.: Shades of Dawn - "President why"
    Retroprog von einer der führenden Szenebands.

    20.12.: Toxic Smile - "Raised"
    Hier geht die Post ab&#33; Toxic Smile aus Zwickau geben ein Preview für ihr kommendes Album. Das ganze im Vergleich zu den vorherigen Stücken in Verwöhn-Soundqualität. Mein bisheriger Favorit aus dem Kalender. Prog-Metal vom feinsten.

  2. #2
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    Der Kalender interessiert mich jetzt nicht unbedingt so sehr, aber ich habe da mal eine Frage an dich (und alle die sich angesprochen fühlen): Du scheinst ja ein ziemlicher Liebhaber von progressiver Musik zu sein und es würde mich mal interessieren, was die &#39;eingeschworene Prog-Gemeinde&#39; (wenn ich mich mal so ausdrücken darf) eigentlich von solchen pseudo Prog-Bands wie Tool oder The Mars Volta hält, also von berühmten Bands, die zwar prog-ähnliche Musik machen, aber afaik nicht wirklich den Kontakt zur &#39;Szene&#39; haben.
    I mean, after all; you have to consider we're only made out of dust. That's admittedly not much to go on and we shouldn't forget that. But even considering, I mean it's a sort of bad beginning, we're not doing too bad. So I personally have faith that even in this lousy situation we're faced with we can make it. You get me?

  3. #3
    Wühlmaus Avatar von Nager
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    Liebhaber ist gut gesagt. Auch wenn ich selbst keine Musik mache, ist sie neben Farscape (*g*) meine zweite grosse Fan-Obszession. Leider stehe ich damit hier ziemlich allein da, aber was solls. Ich kann ja trotzdem ab und an etwas vor mich hinfaseln.

    Der Ausdruck "eingeschworene Prog-gemeinde" haut schon zumindest in Deutschland ganz gut hin. Prog fristet heute ein ziemliches Untergrund-Dasein, ist aber trotzdem absolut lebendig - gelegentlich schafft es sogar eine der "Mainstream-Prog"-Bands, ganz ganz unten in die Alben-Charts einzusteigen.

    Tool und The Mars Volta würde ich nicht als "Pseudo-Prog" bezeichnen, denn sie versuchen gar nicht, Prog zu machen, obwohl sie unüberhörbar sehr davon beeinflusst und auf ihre eigene Weise durchaus progressiv sind (vorallem The Mars Volta&#33. Zumindest Tool gehen dann aber doch eher in Richtung Alternative / Postrock. Das heisst nicht, dass sie dem "echten" Progger nichts zu sagen haben. Robert Fripp von King Crimson ist zum Beispiel bekennender Tool-Fan - Tool sind auch schon mit King Crimson zusammen getourt, also eine nachhaltige Verbindung ist da schon vorhanden.
    Ich kann Tool ganz gut leiden, auf Dauer finde ich sie aber etwas öde. Die älteren Tool-Sachen bin ich noch am Entdecken.

    Dass "The Mars Volta" bermühmt sind, wäre mir übrigens neu. (Oder kennt die hier irgendwer? ). Vielleicht werden sie es noch. *g*

    Gerade mit letzteren kann ich persönlich einiges anfangen. Die Musik ist, wie es jemand von der Liste auf den Punkt gebracht hat, ein "ordentlicher Tritt in den Hintern" herkömmlicher Progmucke. Dreckig, rotzig und bewusst unsauber setzt sie einen ironischen Gegenakzent zur überprdouzierten technischen Perfektion z.B. der Dream Theater-Alben.
    Lies einfach die Rezensionen auf den Babyblauen Seiten (die übrigens das Hauptprojekt der [progrock-dt] sind, dann weisst du, wie entzückt einige von uns von The Mars Volta sind. Da wird teilweise soweit gegangen, zu sagen, dass das Album eine neue Ära im Prog einläutet und mit dem revolutionären King-Crimson-Erstling "In the Court of the Crimson King" auf eine Stufe gestellt.

    http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?c...Id=1021?=m

    Ich persönlich als anhänger des ganz klassischen Prog habe mit The Mars Volta so meine Probleme, aber ich denke, wenn ich der Scheibe noch ein paar Durchläufe gebe, wird sie noch gewinnen, in der Musik steckt neben permanenten Stilbrüchen doch unglaublich viel Substanz - und einiges an ekstatischer Energie, die sich in wild zuckendes Rumhüpfen übersetzen lässt. *g*

    Während ich so schreibe, höre ich "De-loused in the comatorium" nebenher und ich kann mir schon vorstellen, demnächst meine Meinung dazu etwas zu erweitern. Wow. So *richtig* habe ich sie mir noch gar nicht angehört.

  4. #4
    Wühlmaus Avatar von Nager
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    Mal ein ganz kleiner Nachtrag zu "The Mars Volta":
    Die Band scheint mit ihrem völlig kompromisslosen zweiten Album tatsächlich tatsächlich kommerziell wahrgenommen zu werden.

    Progressive Rock beginnt, im Mainstream zu wildern, sowas..

    Aus der TAZ:

    Fast alle glücklich
    Ozeanisch ausufernd: Mars Volta spielten im Huxleys und rehabilitierten das Gespenst des Prog-Rocks

    In der Warteschlange, die sich durch die Vorräume des Huxleys zieht, geht es erstaunlich zivilisiert zu - und das, obwohl oben gerade schon Mars Volta zum spielen angefangen haben. Nur ein Junge nörgelt unablässig seine Freundin voll, weil sie sich immer noch nicht "Frances The Mute", die neue Platte von Mars Volta, angehört hat. Vermutlich wird sie so unvorbereitet auf dem Konzert trotzdem mehr Spaß haben als der alte Besserwisser.

    Denn von der Musik, wie man sie von dieser und der alten Platte "De-Loused in the Comatorium" kennt, sind in dem Klangteppich, der in dem Konzert ausgebreitet wird, allenfalls Fusel wiederzuerkennen - einzelne Soundfragmente, die bunt und strukturiert genug sind, um einem in den unübersichtlichen, faszinierenden Klanglandschaften in die Ohren zu springen. Mit einer an Songs orientierten Konzertdramaturgie würde die Band auch ihr Ziel verfehlen. Und das heißt ganz eindeutig, sich selbst und das Publikum in Trance zu versetzen - und funktioniert wohl am besten mit ozeanisch ausufernden Improvisationen, bei denen das Schlagzeug wie ein Hagelschauer vor sich hin prasselt, Jazzrockiges wie ein Echo durch den Raum fliegt, das Tempo auch mal in Richtung Zeitlupe variiert wird und Perkussionsinstrumente von jungen Männern bedient werden, die auf ihre Geräte gucken wie Wissenschaftler in ein Reagenzglas.

    Obwohl Mars Volta nachgesagt wird, das sie das jahrzehntelang in den Katakomben der Rockgeschichte vergrabene Gespenst des Prog-Rocks aufstehen lassen, kommt man mit Kennerschaft bei dieser Band jedenfalls kaum weiter. Damit tragen sie erheblich zur Rehabilitation des Genres bei. Denn die öden Exzesse des Spezialistentums waren wohl ein maßgeblicher Grund für den schlechten Ruf, den das Genre - seit Punk aufgeräumt hat - hatte. Einzig und allein das an kreischende Heavy-Metal-Stimmen erinnernde Organ des Sängers Cedric Bixler nervt. Der Kollege bringt es treffend auf dem Punkt: "Immer kurz bevor es richtig geil wird, fängt der an zu singen." Vielleicht sollte Bixler einfach auch ein Instrument oder eine Schüttelrassel in die Hand nehmen.

    Möglicherweise ist es aber auch gut, dass er den Menschen inmitten dieses Ozeans eine wenn auch schrille Orientierung gibt. Sonst würde wohl alles noch viel komischer, als es sich nach dem Konzert sowieso schon anfühlt. Viele knutschende Paare, trotz der harten Klangkulisse - und als das Spektakel nach gut zwei Stunden abrupt endet, sehen fast alle glücklich aus. Trotzdem verlangt niemand eine Zugabe. Vielleicht war das alles ja auch ein Rave im Prog-Rock-Gewand. " STEPHANIE GRIMM
    http://www.taz.de/pt/2005/03/03/a0278.nf/text.ges,1

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