Gefunden auf Spiegel

Los Angeles - Der Medienkonzern Walt Disney schließt seine Trickfilmabteilung im US-Staat Florida. 250 Zeichner werden entlassen. In dem Studio in Orlando entstanden unter anderem Filme wie "Mulan", "Bärenbrüder" und "Lilo & Stitch".
Die Schließung der Produktionsstätte in Orlando wird allgemein als Disneys Abschied von der herkömmlichen Zeichentechnik verstanden.

Vorbild ist nun der Kooperationspartner Pixar, der zuletzt mit "Findet Nemo" alle Rekorde brach und den bis dahin erfolgreichsten Trickfilm "Der König der Löwen", eine Disney-Produktion, auf den zweiten Platz verwies. Das Studio, eine Beteiligung von Apples Vorstandsvorsitzenden Steve Jobs, entwickelt bislang nur computeranimierte Filme. "Findet Nemo" ist der fünfte Kinohit in Folge nach der "Toy Story I+II", dem ersten computeranimierten Film aus dem Jahr 1995, "Das große Krabbeln" und die "Monster AG".

Im Gegensatz zu Pixars Erfolgen produzierte Disney unter anderem einige Flops wie beispielsweise "Der Schatzplanet" und "Atlantis". Eine Schlappe erlebte das Unternehmen zudem als der japanische Film "Chihiros Reise ins Zauberland" 2003 den Oscar als bester Trickfilm erhielt und nicht Disney für "Lilo & Stitch".

Der neueste Film aus der Hollywoodproduktionsstätte, "A Day with Wilbur Robinson", wird nun komplett am Computer entstehen. Auch Pixar wird noch in diesem Jahr einen neuen computeranimierten Film ins Rennen schicken - in Zusammenarbeit mit Disney, die den Verleih und das Marketing für die Filmschmiede übernehmen. Insgesamt muss Steve Jobs' Studio laut Vertrag noch zwei Trickfilme (unter anderem "The Incredibles") an Disney abliefern, dann kann sich das Unternehmen einen neuen Partner suchen. Interessiert gezeigt haben sich schon Warner, Fox und Columbia.

Disney-Chef Michael Eisner ließ schon im vergangenen Jahr verlauten, 2-D sei tot. Doch Mitbewerber kommentierten, dass die 2-D-Animation hier nur zum Sündenbock für schlechte Drehbücher gemacht werde. Zweifel an der Strategie des Disney-CEOs hat auch Roy Disney, ein Neffe des Firmengründers. Aus Protest hatte er bereits Ende 2003 seine Ämter im Verwaltungsrat und als Chef der Filmanimationssparte niedergelegt.

Sein Vorwurf: Managementfehler und Führungsschwäche. Anlässlich der Schließung des Büros in Orlando wiederholte er seine Vorwürfe. "Wieder einmal zeige sich, dass Eisner nur auf kurzfristige und nicht auf langfristige Werte setze".
Somit ist also der klassische Trickfilm, mit dem meine Generation aufgewachsen ist, wohl tot. So sehr ich computeranimierte Filme wie "Shrek" oder "Ice Age" schätze: Sie waren für mich nur Ergänzung, nicht Ersatz für den herkömmlichen Zeichentrickfilm.
Wie in dem Artikel anklingt, waren es die schwachen Storys, die viele 2-D-Animations beim Publikum floppen ließen. "Atlantis" etwa hatte mit Disney absolut nichts mehr gemeinsam und sah eher wie einer dieser japanischen Mangas aus (von der dämlichen, unlustigen, gewalttätigen Story ganz zu schweigen).

Vielleicht liegt´s an mir und ich bin ein dummer Nostalgiker. Aber ich bin echt fassungslos, dass Disney all das, was es groß machte, in die Tonne tritt, statt - wie früher! - die Ärmel hochzukrempeln und Wege aus der Krise (?) zu finden.
Es bleibt somit auch hier nur der wehmütige Blick zurück auf wunderschöne Klassiker wie "Schneewittchen", "Robin Hood" oder "Die Schöne und das Biest" - Filme, die Witz und Charme hatten, den sie über all die Jahre nicht verloren und noch viele Generationen begeistern werden. Ob das etwa "Findet Nemo" schaffen wird, bezweifle ich. Nicht minder hege ich Zweifel, ob dies im Sinne von Walt Disney sein kann, auf dessen geistiges Erbe man gewissermaßen scheißt.