Der Dune-Zyklus von Frank Herbert (1920-1986) gehört zu den einflussreichsten Werken der Science Fiction. Sehr detailliert schildert der Autor seine Vision der Menschheit in fernster Zukunft, wo sich alles um den Wüstenplaneten Arrakis (auch Dune genannt) dreht. Genauer gesagt um das so genannte Spice, dem Gewürz das nur dort gewonnen werden kann und ohne das der interstellare Verkehr zwischen den tausenden und abertausenden Welten des Imperiums zu Jahrhunderte dauernden Odysseen verkommen müsste.

Die politische Ordnung besteht aus einer Monarchie, deren Einfluss jedoch durch weitere Machtfaktoren beschränkt ist. Zu den wichtigsten gehört die Raumfahrer-Gilde; nur dessen Angehörige sind in der Lage, den Raum mit Hilfe des Spice so zu manipulieren, dass die gewaltigen Entfernungen innerhalb kürzester Zeit bewältigt werden können.

Dieses Konstrukt benutzt Herbert, um seine eigentliche Geschichte zu erzählen, nämlich die der Notwendigkeit von einem Miteinander von Mensch und Natur, dargestellt in der Wechselwirkung zwischen Paul Atreides (bzw. seinem Sohn Leto) und dem Planeten Arrakis.

Der erste Teil des Zyklus wurde zwei Mal verfilmt. Beide Umsetzungen konzentrierten sich auf den ersten Teil des Zyklus, allerdings in Unterschiedlicher Ausführlichkeit. 1984 entstand unter der Regie von David Lynch der Film Dune (dt. Der Wüstenplanet), im Jahre 2000 folgte die (mit deutscher Beteiligung) für das Fernsehen produzierte Mini-Serie Dune (dt. Frank Herberts Dune - Der Wüstenplanet). Diese Version war ein außerordentlicher Erfolg für den produzierenden Fernsehsender Sci Fi Channel, weshalb im April diesen Jahres die Arbeiten an der Fortsetzung begannen (Arbeitstitel: Children of Dune, entspricht dem Titel des zweiten Buches).

Anlässlich des Ausstrahlung der sechsstündigen Mini-Serie in Deutschland brachte der Heyne-Verlag eine Neuauflage des gesamten sechs Bände umfassenden Zyklus heraus, sowie den ersten Teil der Trilogie Der Wüstenplanet - Die frühen Chroniken mit dem Titel Das Haus Atreides heraus. Mit Das Haus Harkonnen folgte Band Zwei und im Mai 2002 erschien mit Das Haus Corrino der Abschluss. Diese Trilogie setzt ca. vierzig Jahre vor den Ereignissen in Der Wüstenplanet ein und endet mit der Geburt von Paul Atreides.

Die Trilogie
Band 1: Das Haus Atreides

Das Imperium wird seit mehr als Einhundert Jahren von Elrood IX. regiert, dessen Sohn Shaddam bereits sei langer Zeit den Tod seines Vaters herbeisehnt, um endlich auf dem Löwenthron Platz nehmen zu können. Gemeinsam mit Hasimir Fenring, der im hochgradig intriganten Umfeld des Hofes dem Status eines Freundes noch am nächsten kommt, heckt er Maßnahmen aus, um seine Inthronisierung etwas zu beschleunigen.

Doch diese Ereignisse geraten fast zur Nebensächlichkeit, als Dinge in Gang gesetzt werden, die das Machtgefüge im Imperium für immer verändern könnten. Das Spice muss fließen und diese simple wie bedeutungsschwere Tatsache bestimmt das Leben aller. Doch was, wenn Arrakis nicht mehr die einzige Quelle für das Gewürz ist. Zusammen mit den allgemein verabscheuten Tleilaxu entwickelt der Imperator einen Plan zur Herstellung von künstlichem Spice. Als Produktionsstätte hat man den Planeten Ix auserkoren, der zurzeit von Dominic Vernius regiert wird und von wo so ziemlich alle technischen Innovationen im Imperium stammen.

Auf Caladan beschließt Herzog Paulus Atreides, dass sein siebzehnjähriger Sohn Leto etwas über staatsmännisches Handeln lernen müsse und schickt ihn zu seinem besten Freund, Graf Dominic Vernius auf Ix. Als die Intrige um das Haus Vernius und die Annektierung des Planeten in die entscheidende Phase geht, kann Leto zusammen mit den Kindern des Grafen fliehen. Jetzt muss sich das Haus Atreides darauf vorbereiten, selbst in das Fadenkreuz der Intriganten zu geraten, und zwar heftiger als je zuvor. Als Herzog Paulus frühzeitig stirbt sieht sich der junge Herzog Leto plötzlich einer gigantischen Herausforderung gegenüber, denn Zeit zur Trauer oder gar Eingewöhnung bleibt ihm nicht. Er muss sich vor dem Landsraat für ein Verbrechen verantworten, dass er nicht begangen hat. Hier kommt ein weiteres großes und auch dem Leser nicht unbekanntes Haus ins Spiel, denn natürlich haben die Harkonnen ihre Finger mit drin.

Band 2: Das Haus Harkonnen
Im Laufe der Jahre entwickelt sich Leto mehr und mehr zu einem allgemein anerkannten und vom Volk verehrten Staatsmann. Die Erben des Hauses Vernius, Rhombur und seine Schwester Kailea, befinden sich noch immer im Exil auf Caladan, während die teuflischen Tleilaxu auf Ix ihre Heimat und die Bevölkerung unter einer grausamen Knute halten.

Zwischen Kailea und Leto hat sich ein starkes Verhältnis entwickelt, und obwohl eine Heirat aus politischen Gründen unmöglich ist, stellt sich mit Victor Atreides bald Nachwuchs ein. Kailea wird mit der Zeit jedoch immer depressiver, sie träumt von einem Leben am imperialen Hof, doch das ist durch die Renegaten-Stellung ihres Hauses absolut ausgeschlossen. Ihre Unzufriedenheit wird immer stärker, das Verhältnis zu Leto verschlechtert sich massiv. Als bei einem Attentat dann ihr Victor getötet und ihr Bruder Rhombur schwer verletzt wird, ist Kailea dem Wahnsinn nahe.

Inzwischen pressen die Harkonnen Arrakis gnadenlos aus. Zwar ist der Spice-Planet nur ein Lehen auf Zeit, doch Vladimir Harkonnen hat bereits Pläne, die ihn dauerhaft zum Herrscher über das Gewürz machen sollen. Die Fremen wiederum geben in ihrem Widerstand nicht nach. Die "Ureinwohner" von Arrakis werden mittlerweile von Pardot Kynes geleitet, der ursprünglich als imperialer Planetologe von Elrood IX. nach Dune geschickt wurde. Er hat ganz andere Visionen von der Zukunft des Wüstenplaneten, deren Verwirklichung Konsequenzen hätte, die zum Zerfall des Imperiums führen müssen.

Band 3: Das Haus Corrino
Alles deutet auf eine Eskalation der Ereignisse hin. Shaddam entwickelt sich immer mehr zum Tyrannen mit Allmachtsphantasien, die durch die Aussicht auf das künstliche Spice genährt werden. Auf Ix hat der Forschungsminister der Tleilaxu und Leiter des Projektes seine eigenen Phantasien und das Haus Harkonnen lässt keine Gelegenheit aus, um den verhassten Atreides eins auszuwischen.

Rhombur wurde nach dem schweren Unfall von Dr. Yueh, einem Suk-Arzt wieder auf "die Beine" gestellt, doch da von seinem Körper nach dem Attentat nicht mehr viel übrig war, ist er mehr ein Cyborg als ein Mensch. Sein Geist dagegen ist hellwach, und der sinnt nach Vergeltung und Befreiung für sein Volk auf Ix.

Nichts ahnend von den Versuchen, die auf dem einst hoch geachteten Industrieplaneten durchgeführt werden, bereiten er und Leto die Rückeroberung vor. Der Atreides-Herzog steht loyal zu seinem Freund und hat die tragischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit gestärkt hinter sich gebracht. Unterstützt wurde er dabei von seiner großen Liebe Jessica, der er anfangs jedoch misstrauisch begegnete, da sie eine Schülerin der Bene Gesserit ist, die ja bekanntlich ebenfalls ihr eigenes Süppchen kochen.

Doch dann geschieht das Unfassbare. Ein Highliner - wie die interstellaren Raumer genannt werden - wird Opfer eines Navigationsfehlers, ein weiterer entkommt nur knapp diesem Schicksal und kann sich gerade eben nach Junction, dem Gilde-Planeten retten. An Board befanden sich Rhombur und Gurney Halleck, die den Angriff auf Ix von innen her vorbereiten sollten. Nun hat sich der Zeitplan um einen vollen Monat verschoben und ohne Kontakt zu Leto steht der Erfolg der Befreiungsaktion auf dem Spiel.

Als der Angriff dann startet, müssen sich Rhombur und Leto darauf verlassen, dass der jeweils andere seinen Teil des Planes eingehalten hat. Als Herzog kann Leto nicht direkt an der Aktion teilnehmen, sondern begibt sich am imperialen Hof auf das Schlachtfeld der Diplomatie. Allerdings ist er ein wenig abgelenkt, da sich auch Jessica hier befindet und gerade dabei ist, sein zweites Kind zu gebären.

Die Autoren
Kevin J. Anderson hat Erfahrung mit Auftragsarbeiten für "fremde Universen". Als fleißiger Schreiber für Serien wie Star Trek und Star Wars kennt er den Geschmack der jungen SF-Generation. In den Danksagungen taucht ab und zu der Name Rebecca Moesta auf. Sie ist selbst Autorin und hat u. a. die Star Wars-Serie Young Jedi-Knights mitentwickelt. Da sie außerdem die Ehefrau Andersons ist, dürfte sie einen großen Anteil an der Trilogie haben.

Brian Herbert, Frank Herberts Sohn, hat bislang nicht viel veröffentlicht, in erster Linie Sekundärliteratur zum Hauptwerk seines Vaters. Obwohl sein Name als erster auf den Buchcovern steht, dürfte der kreative Teil hauptsächlich von [/i]Anderson[/i] stammen, während Herbert die Fakten und Analysen besorgt hat. Ich möchte damit keineswegs seinen Anteil an diesen Büchern schmälern, es geht mir nur um die Arbeitsteilung und wie sie vermutlich stattgefunden hat.

Zusammenfassung und Meinung
Es ist schwer, die drei Bände zusammenzufassen, ohne viel von der Handlung zu verraten. Deshalb bitte ich um Entschuldigung, sollten einige Formulierung hölzern und unbeholfen wirken, schließlich bin ich kein Profi in solchen Dingen.

Leser des Dune-Zyklus werden in dieser Trilogie eine Menge Fragen beantwortet bekommen, auch solche, die sie vielleicht von sich nicht gestellt hätten. Sehr glaubhaft wird hier die Herkunft von Duncan Idaho erklärt, Baron Harkonnens Motive bekommen eine außerordentliche Tiefe. Viele (junge) Fans, die die Geschichte vielleicht nur von den Verfilmungen her kennen, bekommen nun die Möglichkeit sich weitergehend mit dem Thema zu befassen. Und tatsächlich reichen die Kenntnisse aus den Filmfassungen auch aus, um an dieser Trilogie seine Freude zu haben.

In ihrer Komplexität können die Bücher durchaus mit dem Hauptwerk mithalten, zumindest was die Vielfalt der Ereignisse angeht. Alle wichtigen Themen werden angesprochen, so erhalten wir beispielsweise tiefe Einblicke in das Zuchtprogramm der Bene Gesserit, deren Ziel schließlich nichts Geringeres als die Erschaffung eines neuen Messias ist.

In der zweiten Hälfte des dritten Bandes geht es dann richtig heiß her. Alle großen Pläne der drei Häuser befinden sich in den Endphasen und obwohl der generelle Ausgang klar ist, schafft es Andersons eine fast schon unerträgliche Spannung aufzubauen. Doch auch die ersten beiden Bücher lassen durch ihre Rasanz und ihrem (streckenweise an einen Videoclip erinnernden) Timing keine Langeweile aufkommen.

Ob versierte Kenner der Materie an den Büchern ihre Freude haben werden, hängt davon ab, was sie erwarten. Die öko-philosophischen Ebenen Herberts bleiben hier völlig unbeachtet. Es geht nur darum, der Story an sich mehr Tiefe zu verleihen und diese Aufgabe erfüllt das Autorenduo absolut perfekt. Keine tief schürfenden Erkenntnisse, sondern Action und Fun, die aber durchaus Lust auf mehr machen und damit sicher viele neue Leser für Frank Herberts Dune-Bücher interessieren werden. Und die alten Hasen werden zumindest der ersten Band sicher gern wieder in die Hände nehmen. Mir zumindest ging es so...

Fazit
Brian Herbert und Kevin J. Anderson schufen mit modernen Stilmitteln eine würdige Einleitung zu Frank Herberts Der Wüstenplanet. Ihrer Aufgabe, dieses Werk für eine neue Generation von Lesern interessant zu machen, wurden sie mehr als Gerecht und legten dabei viel Respekt für eines der wichtigsten Werke des Genres an den Tag. Diese erfolgreiche Gratwanderung verdient ein uneingeschränktes Empfehlenswert.

Aufmachung
Alle drei Bände kommen als broschiertes, großformatiges Taschenbuch. Die Titelbilder sind phantastisch und kommen gut zur Geltung. Im Innern finden sich Karten von Arrakis, Caladan und Giedus Prime, sowie einen Ahnentafel von Elroods Vater bis Herzog Leto Atreides. In den Nachworten erzählen Brian Herbert und Kevin J. Anderson etwas zur Entstehungsgeschichte der Trilogie.

Fakten
Brian Herbert, Kevin J. Anderson
Der Wüstenplanet - Die frühen Chroniken
http://www.dunenovels.com

Übersetzung: Bernhard Kempen, Berlin
http://www.epilog.de/Person/K/Kem_Keq/Kemp...rnhard_1961.htm

Umschlagbilder: Frank M. Lewecke
http://fml.trendworx.com/deutsch.html

Band 1: Das Haus Atreides
834 Seiten
EUR 12,00
ISBN 3-453-18768-7

Band 2: Das Haus Harkonnen
850 Seiten
EUR 14,00
ISBN 3-453-19652-X

Band 3: Das Haus Corrino
754 Seiten
EUR 14,00
ISBN 3-453-21346-7