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Thema: Freak Show Festival 2004

  1. #1
    Wühlmaus Avatar von Nager
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    In diesem Festival-Event steckt viel Herzblut des Veranstalters, der keine Mühen gespart hat, um das bisher leider immer wieder verlustreiche Art Rock Festival auf die Beine zu stellen. Das letztjährige Festival war das bisher schönste Konzert meines Lebens und ich hoffe, dass die FREAK SHOW auch weiterhin eine Zukunft hat.

    Das ganze findet am 12.06. und 13.06. in Würzburg statt.

    Hier eine Message des Veranstalters Charlie Heidenreich:

    hallo, miteinander

    wie viele von euch ja bereits seit längerem wissen, ist es uns aufgrund der
    finanziellen unterstützung durch einige als auch der ideellen durch viele fans sowie einer erneuten (und damit letztmaligen) unterstützung aus
    kulturfördermitteln des FREISTAATS erneut, somit zum dritten mal, gelungen, ein internationales musikfestival mit ungewöhnlicher ROCKMUSIK zwischen JAZZ, KLASSIK und NEUER MUSIK auf die beine zu stellen.

    die musikalische ausrichtung und die zielsetzung des FREAKSHOW ARTROCK FESTIVAL machen es zum wohl einzigen seiner art in ganz deutschland. indem wir als gemeinnütziger verein mit dem festival versuchen, hauptsächlich jugendlichen und jungen erwachsenen den unverkrampften
    zugang zu trendfreien klängen außerhalb von VIVA und MTV zu ermöglichen, bieten wir auch virtuosen, kompromißlosen ensembles aus ganz europa eine leider selten gewordene plattform, um ihr musikalisches schaffen zu präsentieren.

    so wird den mittlerweile aus ganz europa anreisenden besuchern auch in diesem jahr eine breite palette musikalischer obskuritäten und leckerbissen serviert. besonders stolz sind wir darauf, unsere lieblinge UNIVERS ZERO aus BELGIEN, eines der bemerkenswertesten ensembles der letzten 25 jahre, zu einem ihrer wenigen gastspiele zur feier ihres 30jährigen bühnenjubiläums als headliner am samstag begrüßen zu können. wenn die begründer eines ganzen genres der anspruchsvollen rockmusik, nämlich des NEW CHAMBER ROCK, ab 21:00 mit einer multimedialen präsentation den ersten abend des festivals beschließen, werden so interessante acts
    wie die komplexen symphoniker von VERSUS X (13:00 uhr) mit ihren vertrackten suiten die festivalgäste bereits aufs trefflichste eingestimmt haben, werden die avantjazzeklektiker AKINETON RETARD als kulturelle botschafter ihres heimatlandes CHILE ihre wunderbar ungewohnten melodielinien in aufnahmebereite gehörgänge gepustet haben, und die äußerst analog ausgestatteten tasten- und saitenheroen von WOBBLER (NORWEGEN) mit ihrer grandiosen rhythmusgruppe ein wahres
    symphonic-folk-rock-feuerwerk abgebrannt haben. nach beendigung der konzertdarbietungen des ersten tages werden sich musiker, veranstalter und gäste zu einem zwanglosen beisammensein im umgebauten
    veranstaltungssaal einfinden......

    der zweite tag beginnt mit den stuttgartern OCTAFISH, die seit ihrem
    denkwürdigen auftritt letztes jahr im CAFE CAIRO als begleitact zu RITUAL im vorfeld zu ihrem grandiosen gastspiel mit MIKE KENEALLY zur ZAPPANALE endlich auf dem weg sind, sich den ihnen schon lange zustehenden ruf in der szene zu erspielen. auch dieses jahr haben wir gäste, die ebenfalls zur ZAPPANALE geladen sind: das schwedische keykoard/drums duo MATS & MORGAN hat noch ein paar illustre musikalische begleiter engagiert, um ihre virtuos-komplexen rhythmuskunststückchen auch mit entsprechend dichtem wall-of-sound aufführen zu können. das dieses jahr schon für etwas früher geplante ende des festivalsonntags wird die 10-köpfige formation TAAL aus FRANKREICH einläuten, die in die übliche rockformation bass-schlagzeug-gitarre-keyboards ein stringtrio und eine saxophonistin
    integriert hat und damit ein musikalische melange irgendwo zwischen metallischer härte und mittelalterlicher folklore produziert.

    mit diesem dritten durchgang unseres FREAKSHOW ARTROCK FESTIVALS hoffen wir, euch ein unterhaltsames und vor allen dingen außergewöhnliches kaleidoskop interessanter rockmusik außerhalb aller gängigen trends zu präsentieren und freuen uns auf euch alle.

    nummerierte festivaltickets mit sitzplatzanspruch für beide tage a 50.- euro
    gibt es im vorverkauf entweder über unsere website www.artrock-festival.de oder direkt per e-mail an freakCha@aol.com ... mit gleichzeitiger überweisung des jeweiligen gesamtbetrages auf das konto: k.-h. heidenreich, kto. 2186161, blz 79050000, sparkasse mainfranken. die tickets werden NICHT verschickt, ihr werdet auf der website als ticketbesitzer geführt und erhaltet eure tickets am einlaß.

    tagestickets für samstag: 30.- euro
    tagestickets für sonntag: 25.- euro
    jugendliche bis 21 jahre (mit ausweis) zahlen die hälfte.

    ticketreservierung für stehplätze per telefon: 0931 572611 (plattenladen h2o)
    veranstaltungsort: BOCKSHORN THEATER, veitshöchheimerstr.5, WÜRZBURG

    plattenbörse parallel zum festival und einlaß jeweils ab 12:00 uhr.
    günstige übernachtungen über wuerzburg@b...

    wir hoffen auf euch alle, um euch auch ein FREAKSHOW ARTROCK FESTIVAL 2005
    bieten zu können.
    bis bald
    k.-h. heidenreich
    GALERIE 03/FREAKSHOW
    WÜRZBURG
    tel.:0931 285333, fax.: 0931 2877464
    freakCha@aol.com

  2. #2
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    Ich weiß, wahrscheinlich interessiert sich ziemlich exakt niemand hierfür, aber ich möchte trotzdem nochmal etwas hinzufügen.

    Genauer gesagt möchte ich nur meinem Frust darüber Ausdruck verleihen, dass eine solche einmalige Chance, frische unverbrauchte mainstream-ferne Musik aus aller Welt kennenzulernen von der Öffentlichkeit so völlig ignoriert wird.

    Gestern lief immerhin auf HR1 ein Special über den "New Art Rock", in dem das Festival und die dort spielenden Bands, vorallem die seit 30 Jahren aktiven belgischen Kammermusiker von Univers Zero (Samstagsheadliner) ausführlich vorgestellt wurden. Vielleicht bringt das noch ein paar Leute zum Festival, denn bisher wurden erst sagenhafte 80 Karten verkauft. Ein finanzielles Desaster erscheint unvermeidbar. Sicherlich hätte die ganze Veranstaltung professioneller aufgezogen und in größerem Umfang beworben werden können - aber dass das Interesse so gering ausfällt, ist nur enttäuschend.

    Die höchstwahrscheinlich letzte Freakshow steigt an diesem Wochenende in Würzburg und wird zumindest für die paar Hansel, die den Weg ins "Bockshorn" finden, ein einmaliges und erinnerungswürdiges Erlebnis mit 7 großartigen virtuosen Bands werden....

  3. #3
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    aus zeitmangel nur ein kurzer kommentar hierzu:
    bei mir ist es keineswegs so, dass es mich nicht interessiert. nur hatte ich zum veranstaltungstermin absolut keine zeit. das waren genau die tage, in denen ich mich in der heißen prüfungsphase befand. soweit ich weiß ging es da nicht nur mir in nrw so, sondern auch einigen anderen, die gerade mit abi, fachabi usw. beschäftigt waren.
    selbst wenn ich nicht 24h am tag lerne, blieb ich doch in dieser zeit daheim, um wenigstens die chance, dass ich mich damit befasse, so hoch wie möglich zu lassen.

    was ich eigentlich damit sagen will:
    ich glaube, dieses wirklich interessante festival findet zu einem schlechten zeitpunkt statt. es wäre sinnvoll, einen zeitpunkt zu suchen, an dem sich viele bundesländer in den sommerferien befinden. sie starten zwar überall unterschiedlich, jedoch gibt es bestimmt ne woche, in der sich fast alle ein bisschen überschneiden. in dieser zeit ist nix mehr mit prüfungsstress, die festival-laune ist eh größer (zumindest bei mir) und die chancen auf ein breiteres publikum steigen somit.

    ich selbst sehe die entwicklung auch nicht rosig. sicher nehmen die großen protzivals wie "rock am ring" den kleinen viel wind aus den segeln. obwohl unsere generation (um die 20) immer wahnsinnig aufgeschlossen und modern tut, gibt es kaum leute, die musik wirklich offen gegenüber stehen ... geschweige denn solche, die sich intensiv damit beschäftigen. viele lassen sich mit charts-diktatur berieseln, andere sind auf einer schiene festgekettet, die von entsprechenden band-größen wie metallica, placebo oder den ärzten angeführt wird. ich mag charts-mucke von zeit zu zeit und die letztgenannten 3 bands gehören zu meinen favoriten. trotzdem halte ich schon seitdem ich mich bewusst mit musik auseinandersetze meinen blick stets aufmerksam über den tellerrand. denn eins ist klar: alle diese bandgrößen kamen von irgendwoher, aus einem zunächst kleinen musiksektor, nennt ihn meinetwegen underground oder independent. dieser musiksektor kann aber nur gedeihen und gebähren, wenn er durch aktive, aufgeschlossene, kreative musik-konsumenten am leben gehalten wird. daraus ergibt sich eine wechselwirkung: populärmusik hängt von independent/underground ab und umgekehrt. wie bei jeder wechselwirkung entsteht ein scheitern, sobald eine beider seiten ins extreme überwiegt. hier besonders der fall, wenn der populärsektor ins extrem gehyped wird und sich um seine wurzeln kaum noch interesse bewegt.
    und was passiert, nachdem von etwas die wurzeln absterben, weiß nicht nur jeder hobby-gärtner...

    ok, ich belasse es dabei. ich könnte noch viel mehr dazu schreiben. in verschiedenen ausführungen, was letztlich vielleicht immer aufs selbe hinausliefe. wers verstehen will, hats eh schon längst verstanden oder wusste es bereits von selbst, was ich meine... und wer nicht hat spätestens nach den ersten paar zeilen schon den kopf abgeschaltet.

    zum schluss nur noch meine verständnislosigkeit für leute, die anscheinend immer dasselbe hören wollen, deren musikspektrum sich anscheinend nur dann erweitert, wenn es die charts erlauben ("hui, ich kenn jetzt auch indische musik, seit panjabi mc auf platz 1 war...") oder wenn ihre lieblingsbands was neues probiert. ich versteh nicht, wie man bei einem so breit gefächerten musikangebot schlicht in der passivität verharren kann, sich mit hitparaden-radio die ewig gleichen songs um die ohren haut und darin womöglich noch nach der großen botschaft über liebe, leiden, glück und tod sucht.
    ich glaub, manche passiv-hörer würden sich wundern, wieviel emotionen sie alleine in der weltmusik entdecken können. eine fülle, die sich ihnen in charts kaum bieten kann, weil dort zu viel echtes, ungefiltertes gefühl dem dicken euro schadet. wenn mir also jemand erzählt, die neueste nummer von sonstwem in den charts hat ihm/ihr mal wieder das herz geöffnet, kann er/sie mir auf grund seines/ihres anscheinend zumeist außerordentlich anspruchslosen herzens nur sehr leid tun.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  4. #4
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    Ich möchte mein letztes sehr pessimistisches Posting etwas relativierien. In der Tat sieht es so aus, als würde es mit der FREAKSHOW in Würzburg weitergehen, allein schon, weil Oberfreak Charly Heidenreich eben doch nicht das lassen kann, was er seit über einem Jahrzehnt betreibt - nämlich immer wieder tolle ungewöhnliche Bands aus aller Herren Länder nach Würzburg zu holen. Selbst wenn er sich innerlich sträubt, die Anfragen kommen eben doch, weil sich längst herumgesprochen hat, was Charly für eine gute Adresse ist. Anfragen von Top-Bands, die bereit sind, für minimales Geld zu spielen (ein "Alleinunterhalter" auf einer Hochzeit verdient mehr...), wo man einfach nicht nein sagen kann. Es findet sich eben immer irgendwie ein Weg.

    Auch für andere "kleinere" Festivals sieht es gar nicht so schlecht uas. Das "Burg-Herzberg-Festival", Stammtreffen der Hippies am letzten Wochenende scheint jedenfalls ein Erfolg gewesen zu sein, was mich sehr freut.

    Wenn ich grad mal dabei bin, erzähle ich doch noch etwas zur letzten FREAKSHOW, egal ob es jemanden interessiert oder nicht.

    ---

    Immerhin 40.000 Leute waren gekommen. Leider zum falschen Konzert, denn Grölemeyer war zum Wochenende auch in Würzburg eingeflogen. Einige sahem ihm sogar aus den umgebenden Weinbergen mittels Ferngläsern zu...
    Bei uns dagegen war die Atmosphäre etwas familiärer. Man traf sich mit den Freunden der [progrock-dt]-Mailingliste bereits am Vortag und feierte in die Nacht hinein, bevor am nächsten Morgen übernächtigterweise Charly beim Vorbereiten und Aufbau geholfen wurde.

    Los ging's dann am Samstag vor etwa 250 Leutchen im Würzburger "Bockshorn"-Theater mit Versus-X, einer ambitionierten Band aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die Darbietung war allerdings nicht mein Ding. Technisch war die Band gut drauf, aber der Sound war schlecht, weil viel zu laut (erster Einsatz für die bei jedem Konzert stets griffbereiten Ohropax), die Musik zu kalt und zu retro-proggig konstruiert. Nicht mein Ding.

    Anschließend folgte mit den verrückten Chilenen "Akinetón Retard", die sich übrigens nach einem Medikament gegen Parkinson benannt haben und durch durch Sponsoring des Bundes als "Kulturbotschafter ihres Landes eingeflogen worden waren, *die* Überaschung des Festivals. Nach Respektsbekundungen gegenüber den "Jugendhelden" von Univers Zero, die den Abendheadliner bilden sollten, rotzte die Band völlig respektfrei los. Mit unglaublichem Spass bei der Sache, Spielwitz und Tempo bliesen sie alles an die Wand und ernteten wahre Begeisterungsstürme im Publikum. Gespielt wurde ein hochenergetischer Jazz-Rock-Prog-Mix in ungewöhnlicher Besetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und 2 Saxofonen, untermalt durch eine kleine "Multimediashow". Dank an Charly, dass er diese unglaubliche Band nicht nur kannte, sondern es schaffte, sie extra zu diesem Festival nach Deutschland zu holen. Akinetón Retard wurden so lange gefeiert, dass wir nach Ende des Sets bereits über eine Stunde in Verzug waren. Also mussten die Mitglieder der [progrock-dt]-Mailingliste beim zügigen Abbau und Aufbau für das nächste Set mit anpacken - bzw. "durften" im Falle des extra angekarrten Mellotrons.

    "Wobbler" hieß die nächste Band. Die seltsamen jungen "Zottelwesen" aus Norwegen waren auf totalem 70er Analog-Trip. Die Aufbauarbeiten zogen sich hin, bis Mellotron und die zentnerschwere Hammond-Orgel + Original-Leslie + obligatorischem Minimoog auf die Bühne gewuchtet, verkabelt und gestimmt (&#33 waren. Musikalisch gab's den totalen Hammond-Overkill. Mit dem komplexen düsteren Skandinavien-Prog-Sound zwischen heftigen Ausbrüchen und melancholisch-stillen Momenten nur mit Querflöte und Mellotron orientierte man sich spürbar an Änglagard, ohne allerdings deren Klasse erreichen zu können. Trotzdem eine feine Vorstellung einer noch sehr jungen Band mit viel Potential. Den Jungs war allerdings die Anspannung sichtlich anzumerken, direkt vor den mächtigen Univers Zero zu spielen.

    Univers Zero: Der Headliner aus Belgien, der erst mit zweieinhalb Stunden Verspätung loslegen konnte (Abbau-Arbeiten bei Wobbler ), entführte die Zuhörer in eine andere Welt, eine finstere, unheimliche, bedrohliche und doch fesselnde Welt, die einen trotz der extrem fortgeschrittenen Uhrzeit keine Sekunde aus ihrem Bann ließ. Unterstützt wurde das düstere kammermusikalische Spiel durch verstörende Multimedia-Präsentationen. Neben dem herausragenden Schlagzeugspiel konnte man den in der Rockmusik ungewohnten Klängen von Cello, Fagott, Oboe, Klarinette, Trompete und Saxofon lauschen. "Chamber Rock", "moderne Klassik", "Rock In Opposition", Avantprog und Zeuhl kommen einem alle in den Sinn. Der Samstag wurde nach Ende des Konzertes in gemütlicher Runde in diversen Kneipen zum Abschluss gebracht.

    Am Sonntag gings dann weiter mit Octafish aus Stuttgart, die mit hartem Jazz-Rock überaschten. Guter Saxonfonist, der vielleicht ein wenig viel "geduldelt" hat - und als instrumentales Schmankerl gabs eine Bohrmaschine.

    Dann folgte das schwedsche Jazzrock-Duo "Mats & Morgan". Technisch eine der besten Bands der Veranstaltung. Unglaubliche Spielkunst beim Keyboarder Mats Oberg und dem Schlagzeuger Morgan Agren - aber auch die Begleitband brauchte sich nicht zu verstecken. Ein wenig nervig waren höchstens gelegentliche Käse-Keyboardsounds und die mehrmaligen Unterbrechungen, weil der blinde Oberg sich auf den geliehenen Keyboards nicht zurechtfand.

    Taal: Die junge Band aus Frankreich hat es mit ihrem "dreisten" Stilmix bereits zum Kultstatus gebracht und war die Band, auf die sich sicherlich die meisten gefreut hatten. Musikalisch sind Taal wie erwähnt schwer einzuordnen. Kammermusikalische Elemente stehen bei Taal normalerweise im Vordergrund. In der "kleinen" Besetzung auf der Freakshow mit sieben Musikern (Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Flöte, Saxophon, Violine - der zweite Schlagzeuger sowie Cello und Viola waren nicht dabei) wurde aber eher schon "Chamber-Metal" geboten, so heftig waren die immer wieder auftretenden ungezügelten Gitarrenausbrüche.
    Leider war die Performance anfangs etwas enttäuschend. Die Jungs (und das Mädel) hatten sich vorher ausgiebig dem deutschen Bier und chilenischen Joints von den Selbstanbauspezialisten Akinetón Retards gewidmet und spielten am Anfang zu "bratzig", unkonzentriert und vorallem entschieden zu laut. Die Komplexität der Musik ging im Wummern der Metal-Gitarre anfangs ziemlich unter. Zum Glück bekamen sie die Soundprobleme spätestens zur Hälfte ihres Sets in den Griff und entschädigten später die Zuhörer mit dem absoluten Höhepunkt der ganzen Veranstaltung: Einer atemnberaubende Darbietung des meinem bescheidenen Geschmacks- und Kenntnisstandes nach schönsten Songs, der je geschrieben wurde: "Starless" von King Crimson, in einer vollen "Original"-Besetzung mit Saxofon und Violine. Und natürlich viiiiiiel Mellotron, leider nur gesampelt, sonst hätte die Darbietung noch ein paar Begeisterungstränen mehr gekostet. Aber spätestens dort war ich im 7. Himmel. Und als die halbnackten Verrückten Taalinesen als Zugabe noch eine unglaubliche Highspeed-Metal-Version von "Skymind" hinlegten, war das Publikum gänzlich aus dem Häuschen. Und die hochgradig leckere sängerin machte auch noch den Trick mit dem bei passender Hintergrundbeleuchtung halbtransparenten Kleid. Yummie.
    Trotz schlechten Sounds waren Taal das eindeutige Highlight des zweiten Tages.

    Zum Schluss noch ein paar allgemeine Eindrücke von der Freakshow.

    Auch wenn der Zuschauerhaufen ziemlich klein war, die Stimmung war oberklasse. Man hat das Festival und sich selbst gefeiert, als wäre es das letzte Mal (was ja wirklich drohte..). Durch gigantische Getränke- und CD-Verkäufe kam aber offenbar doch genug Geld herein, um die Veranstaltung zu retten.
    Bemerkenswert fand ich, wie natürlich die Musiker sich im Gegensatz zu den auf größeren Festivals auftretenden Bands gaben. Hier war es völlig normal, wenn im Foyer Bandmitglieder lustig über einem Bier miteinander und mit den Gästen plauderten und sich mit ins Publikum setzten, um sich die anderen Bands anzusehen. Die Wobblers aus dem wilden Norden gingen auch schonmal ungeniert gegenüber zur Tankstelle, um sich etwas härteres zu besorgen, als das lasche Bier, während sich die Taal-Jungs sämtlicherseits mit freiem Oberkörper draußen herumlaufend mit Akinetón-Retard-Mitgliedern über privaten Gras-Anbau unterhielten...

    Nächstes Jahr wirds wieder eine Freakshow geben - und ich werde zu passender Zeit hier wieder was dazu schreiben.

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