(mögliche kleinere Spoiler &#33


Unglaubliche, lange vier Jahre ist es nun schon her, seit DS9 endete. 4 Jahre, seitdem ich dieses Gefühl zum letzten Mal verspürte, wenn ich den Namen "Star Trek" hörte.

Das Gefühl, sich auf eine neue Episode richtig zu freuen, den Tag der Ausstrahlung nicht abwarten zu können. Wissen zu wollen, wie es weitergeht.

Und dieses Gefühl traf mich völlig unerwartet.
Zwar bescheinigte ich Enterprise in den ersten beiden Staffeln immerhin, besser als das dümmlich-dilettantische Voyager zu sein (keine Kunst, wenn Ihr mich fragt&#33, aber vom guter alter Star Trek-Qualität der TNG und DS9-Staffeln 4-7 konnte nicht annähernd die Rede sein.
Dagegen jedoch entwickelte sich die 3. Staffel zur Katastrophe. Neues wollten das dynamische Duo Berman/Braga (Produzenten) schaffen. Keine Einzelmissionen mehr, sondern eine zusammenhängende Story über eine ganze Staffel hinweg.
Dieser Innovationsversuch ging in die Hose, und zwar gründlich. Zu langsam und langweilig entwickelte sich die Xindi-Story weiter, ja besser, tröpfelte dahin. Die Xindi-Episoden waren von durchschnittlicher Qualität, und die Masse der Füllepisoden einfach nur grausam - noch einmal deutlich unter dem Niveau der ersten zwei Staffeln, und auf einer Stufe mit Voyager. Gute Folgen wie 3x08 waren Mangelware.

Bis zu "Azati Prime" (3x18) konnte ich also mit Fug und Recht eines behaupten, nämlich das Staffel 3 qualitativ einen Rückschritt darstellt. Viel Hoffnung besaß ich nicht, dass man diese Xindi-Geschichte doch noch vernünftig zuende bringen würde.

Zu meinem Erstaunen haben die Schreiberlinge in der Star Trek-Denkfabrik die Kurve doch noch gekriegt, und bieten seit 3x18 wieder den Budenzauber, den wir an DS9 so geschätzt haben: Raumschlachten in Kinoqualität. Diplomatie die über Janeway'sche und (bisher) Archer'sche Kraftmeierei à la "Sag mir was ich wissen will, oder ich befördere Dich mit einem Arschtritt aus der nächsten Luftschleuse!" hinausgeht. So ist das eben, denn wenn die eigenen Ressourcen zur Neige gehen und der Feind so übermächtig ist, dass ein paar Photonentorpedos vor den Latz nicht alle Probleme lösen, sieht sich selbst unser früherer "bad ass" Archer gezwungen, zur guten alten Trek-tugend namens Diplomatie zu greifen.
Und wie ich sagen muss: Gut umgesetzt, wie die mit einigen Winkelzügen aufwartende Episode "The Council" zeigt, in der Archer die Xindi-Ratsversammlung davon überzeugen muss, dass das Verwandeln der Erde in eine Staubwolke keine gute Idee ist.
Vor allem aber wird uns endlich eine rasante Handlung vorgesetzt, bei der man sich am Ende einer Folge fragt "Was passiert als Nächstes?". Erinnerungen zum Rückeroberungs-Sechsteiler von DS9 werden wach. Aus der dahinplätschernden Xindi/Zeitreisen/Temporal Cold War/Spährenbauer-Geschichte wird endlich ein kohärenter Strang, der lose Enden zusammenführt.

Ich für meinen Teil bin seit langer Zeit mal wieder gespannt auf das Staffelfinale, das nächste Woche auf UPN laufen wird.

Zugestehen muss ich den Enterprise-Machern übrigens eine gehörige Portion Chuzpe. Die Xindi-Planetenkillerwaffe ist eine richtig dreiste Kopie des Todessterns aus Star Wars - nur sieht sie dank moderner CGI-Technologie hübscher aus. Die Reptilians erinnern mich unweigerlich an den Echsencommander in der Star Trek Parodie Galaxy Quest
http://www.imdb.com/gallery/ss/0177789/Ss/...ath_key=0177789
und die Insectoid-Raumschiffe haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Chigs-Jägern aus Space 2063.
Aber lassen wir das, das sind Kleinigkeiten.

Kommen wir noch kurz zu den beiden Folgen 3x22 und 3x23...
Ich werde (Novum in dieser Staffel) die Note 1- für beide Folgen vergeben. Die Gründe habe ich im Wesentlichen Oben schon zusammengefasst.

Loben möchte ich noch einmal Effekte und Ausstattung der Episoden ab 3x18. Fast scheint es, man hätte die ganze Staffel, in der man kaum mehr als zwei Raumschiffe auf einmal und nur wenig neue Sets sah, Budget für die letzten 6 Folgen aufgespart. Was hier mittlerweile geboten wird, ist für eine kleine Fernsehserie wirklich beachtlich. Schöne Sets (Xindi Ratskammer, Raumschiffe, Sphere Innenkammer etc.), gute Masken und Kostüme (die Reptilians) und die besten Computereffekte, die ich bisher in einer Serie gesehen habe. Ich weiss nicht ob es einen Emmy für Spezialeffekte gibt, aber wenn, dann hätte Enterprise den für "Countdown" verdient. Wer die Folge gesehen hat, weiss wieso.

Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass sich diejenigen die ihre Folgen nicht aus gewissen Quellen beziehen, sondern immer noch bei Sat1 irgendwie in Staffel 2 festhängen, gleich von Anfang an 50 % der Folgen dieser dritten Staffel sparen können (wenn und falls diese in ein paar Jahren mal hier in Deutschland läuft - geschnitten, werbeverseucht und mit mieser Synchro) - denn das ganze Füllmaterial ist größtenteils überflüssig, und nicht der Rede wert.

Ich bin jedenfalls gespannt, ob man es nach dieser Qualitätssteigerung doch noch schafft, der vierten Staffel eine konstant höhere Qualität und mehr Lebendigkeit einzuhauchen. Sonst wird das nämlich die Letzte dieser Serie sein.