„>Traumfänger< ist die Geschichte einer Amerikanerin, die von einem Stamm australischer Aborigines zu einer Ehrung für ihre Arbeit mit jugendlichen Ureinwohnern eingeladen wird. Nach stundenlanger Fahrt durch die Wüste und mehreren ebenso rätselhaften wie faszinierenden Tests teilt der Stamm der „Wahren Menschen“ ihr mit, dass sie auserkoren ist, an einem dreimonatigen „Walkabout“ – einer Wanderung quer durch den Busch des Kontinents zur entgegengesetzten Küste – teilzunehmen.
Marlo Morgan hat keine andere Wahl, als dieser Einladung zu folgen, denn ihre Kleidung, ihren Schmuck, ihre Papiere haben die Ureinwohner verbrannt. Sie sieht sich völlig neuen Lebensumständen ausgesetzt: Messerscharfes Gras und Dornengestrüpp malträtieren ihre bloßen Füße, ihre Muskeln schmerzen von den meilenlangen Märschen, und ihre helle Haut verbrennt in der gleißenden Sonne. Da die Aborigines auf diese Wanderungen niemals etwas Eßbares mitnehmen, stehen Ameisen, Eidechsen, Krokodile, Käfer, Känguruhs, Maden und Wurzeln auf der Speisekarte.
Aber Marlo Morgan erfährt auch eine unerwartete Bereicherung, denn die Aborigines heißen sie als eine der ihren wollkommen und werden zu einfühlsamen Lehrern. Die „Wahren Menschen“ zeigen ihr, was es bedeutet, die Begabung und die Talente, die in jedem Menschen stecken, zu achten und zu fördern. Und sie lernt, dass diese Menschen seit 50 000 Jahren in einer einzigartigen Harmonie mir der Natur leben und dieser mit Ehrerbietung gegenübertreten.“

Dies las ich im Umschlag des Buches mit dem wundersamen Namen >Traumfänger<, vorne ein schön bearbeitetes Foto vom Eyers Rock, auf der Rückseite Kommentare einiger wohl mehr oder weniger bekannter amerikanischer Autoren, die natürlich in den höchsten Tönen schwärmten. Die Aufmachung war okay, die Lobeshymnen der Kollegen klangen wie üblich, der Text innen ansprechend – und doch war es eigentlich überhaupt nicht das, was ich suchte. Um so überraschender, dass ich mich keine zwei Minuten später auf einem recht unbequemen Stuhl im Buchladen niederließ, schon völlig versunken in die ersten Seiten. Ehe mir bewusst wurde, was ich da tat, war ich bereits unterwegs zur Kasse und auf dem Heimweg&#33;
Ich verschlang das Buch noch in der folgenden Nacht, und las es am Abend darauf ein zweites Mal&#33;
Dieses - mit 250 Seiten leider viel zu kurze – Werk der bis dahin unbekannten amerikanischen Autorin regt durch seine klare Botschaft zum Nachdenken an und bietet Einblicke in eine faszinierende Kultur, die unserer technisierten allein schon durch ihre einzigartige Nähe zur Natur und ihre wunderbare Einstellung zum Leben weit überlegen ist.


Liebe Grüße,

Steffi

Traumfänger – Marlo Morgan; Goldmann Verlag; ISBN 3-442-43740-7



Last edited by scififan at 16.10.2002, 17:42