Sich online Musik herunterzuladen ist nicht erst seit Gestern "in".
Die Musikindustrie, der das lange Zeit über völlig entgangen zu sein scheint, behauptet heute gern, dass das P2P-Filesharing ihr die Umsätze vermiest, verklagt in der Folge Kazaa-Nutzer und überhäuft die Tauschbörsen mit Fake-Schrott. Parallel dazu reicht sie den Tauschbörsianern den Kleinen Amnestie-Finger und versucht, sie mit "attraktiven" legalen Zucker-Brot-Angeboten von ihrem "kleinkriminellen" Tun wegzulocken. Dass das Drohen mit der Peitsche bisher kaum Effekt hat, ist Tatsache. Zwar verliert Kazaa massenhaft User, das liegt aber eher an dem Schrott-Angebot und der Spywareverseuchung. Dafür verbuchen die anderen Tauschbörsen, vorallem Emule einen Benutzeransturm ohnesgleichen..

Taugen die angepriesenen kostenpflichtigen Download-Dienste dagegen etwas?

Seit einem Vierteljahr hat die große Branchenplattform "Phonoline" ihre Tore geöffnet und wartet auf zahlungskräftige Musikfreunde. Und wartet und wartet.
Um es ganz kurz zu machen: die bisherigen legalen Angebote sind indiskutabel. Das Musikangebot ist bestenfalls "bescheiden" und beschränkt sich auf den unvollständigen Fundus einiger Major Labels. Nichtmal die Beatles lassen sich irgendwo finden, geschweige denn irgendwelche Nichtmainstreamige Musik (Jazz? Klassik? Was ist das?). Wenn man sich trotz der exorbitanten Kosten von bis zu 1,49 ¤ (popfile) ein Dreieinhalb-Minuten-Einzelsöngchen mit einem Proprietären Windows-Download-Manager, der meist auf den Internet Explorer aufsetzt, heruntergeladen hat, ist man mit einem DRM-verseuchten WMA-File in zum Teil fragwürdiger Qualität konfrontiert, dass sich nur mit dem Windows Media Player abspielen lässt, sich wenn überhaupt nur sehr eingeschränkt kopieren und brennen lässt und auf mobilen Playern mangels Format-Kompatibilität fast überhaupt nicht zu nutzen ist.
Sollten wir nochmal über die Bedeutung des Wortes "attraktiv" reden?

Allein der erste Punkt, das lachhafte Angebot, reicht mir schon völlig, um mich kopfschüttelnderweise abzuwenden. Damit ist das Thema im Prinzip für mich gegessen, doch möchte ich noch auf den Preis eingehen. Ich glaube nicht, dass ich allein bin, wenn ich es nicht einsehe, dass ich für die geknebelten Einzelsongs eines Albums so viel bezahlen muss, wie für das Album selbst - mit dem ich noch ein schön gestaltetes Cover und Inlay und feststofflichen Sammlerwert (CD-Regal) bekomme und mit dem ich - man höre und staune - erstmal anstellen kann, was ich will.

Warum muss die GEMA für jeden heruntergeladenen Song kassieren, wenn sie eh schon für Brenner und Rohlinge abzockt? Die GEMA ist im Zeitalter des digitalen Vertriebes überflüssig wie Kropf!

Hier möchte ich noch kurz die Aktion "50 Cent und gut" der Computerzeitschrift c't vorstellen. Die Aktion will vorrechnen, dass bei optimiertem Vertrieb ohne DRM-Fesseln und GEMA-Abzockerei 50Cent pro Song realistisch snid. Um den Beweis anzutreten, dass ein solches Angebot auch attraktiv wäre, hat die Band "Soul Kitchen" einen Song eingespielt, der auf der Aktionsseite für 50 Cent verkauft wird. Eine Umfrage über die Akzeptanz des ganzen steht zur Verfügung und hofft auf rege Teilnahme.

Hier geht's zur Aktionsseite: http://www.50-cent-und-gut.de
Der c't-Artikel über fairen legalen Musikdownload ist online nachzulesen: http://www.heise.de/ct/04/12/096/