Inhalt
Drepanocythemia, die Sichelzellenanämie, ist eine Anomalie des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Diese Erbkrankheit tritt zwar auch ab und an im Mittelmeerraum und Indien auf, doch eigentlich betrifft sie nur negroide Menschen. Und sie ist eine zweischneidige Sache, denn obwohl es zu Thrombosenbildungen und anderen gut kontrollierbaren Begleiterscheinungen kommen kann, bietet sie einen natürlichen und wirksamen Schutz gegen Malaria, eine Infektionskrankheit, die seit dem Zweiten Weltkrieg keinen nennenswerten Auftritt mehr in den USA hatte.

Als dann jedoch viele der geschützen an durch Malaria ausgelösten Gehirnblutungen sterben, wird schnell klar, dass es sich um einen im Labor gezüchteten Erreger handeln muss. Für die afro-amerikanische Ärztin Melanie Anderson ist es absolut klar, dass dieser Erreger eine Bio-Waffe gegen ihr Volk darstellt, doch der ermittelnde FBI-Agent Cavanaugh ist zunächst skeptisch. Als seine Unteruchungen jedoch fortschreiten, muss er feststellen, dass seine eigenen Leute ihn immer wieder behindern und die Regierung versucht ihn von der Lösung des Falles fernzuhalten.

Melanies Nachforschungen führen sie unterdessen nach Afrika. Hier wurde der Erreger offenbar an einigen Dörfern einem Praxistest unterzogen. Ein Zufall ist ausgeschlkossen, denn auch ein Mittel gegen den hochvirulenten Erreger wurde getestet, ein sicheres Zeichen für die Entwicklung und den Einsatz eines biologischen Kampfstoffes.

Als Anderson und Cavanaugh trotz massivster Behinderung wie Suspendierung von offizieller Seite nicht aufgeben, begeben sie sich selbst in Lebensgefahr. Als Cavanaugh für sich und Melanie ein Gespräch mit dem FBI-Direktor arrangiert, muss er Vorkehrungen treffen, um nicht einfach aus dem Weg geräumt zu werden.

Meinung
Es ist schwer, wissenschaftliche Themen spannend zu verpacken und dem Leser nachvollziehbar zu präsentieren. Nancy Kress versteht ihr Handwerk jedoch meisterhaft, vermeidet jedes Abgleiten in trockene Prosa und zieht den Leser so völlig in den Bann der Geschichte.

Während viele Autoren die wissenschaftlichen Komponenten sehr flach halten und selbst erstaunlichste Umstände einfach als gegeben präsentieren, setzen andere schon mal voraus, dass der Leser zumindest die Anfängerkurse in Astrophysik oder Gentechnologie belegt haben. Kress schafft es jedoch wieder einmal die Waage zu halten, Infotainment auf höchstem Niveau. Gleichzeitig vernachlässigt sie weder die Geschichte noch die Charaktere. Mit gewissem Abstand und einer gesunden Portion Ironie beschreibt sie die Bürokratien des FBI und diverser wissenschaftlicher Einrichtungen. Jeder hat so seine Windmühlen, die es zu bekämpfen gilt und gemeinsam mit den Einblicken in das Privatleben lernen wir die Protagonisten als ganz normale Menschen kennen, deren Schicksal uns nicht gleichgültig ist, auch wenn diese Beziehung nicht über das Ende des Buches hinausreicht.

Wie schon in einigen vorangegangenen Büchern zeigt Kress die Gefahren der Medizintechnik einer nahen Zukunft, wenn nicht sogar schon Gegenwart. Elegant vermeidet sie den erhobenen Zeigefinger, ohne dabei an Eindringlichkeit einzubüßen. Es macht Spaß und ist ungeheuer spannend ihre Figuren zu begleiten und ganz nebenbei noch etwas zu lernen. Ganz so, wie gute SciFi halt sein sollte.

Steckbrief
Moskito

(Stinger)
von Nacy Kress, 1998
Deutsch von Biggy Winter, 2001
Heyne Taschenbuch, 466 Seiten
ISBN 3453196589
Preis: 8,95 Euro