Seit circa vier Monaten habe ich jetzt den Traumjob eines jeden Viellesers, nämlich einen Job, der es mir ermöglicht, beinahe unbegrenzt Bücher auszuleihen. Da ich erstens 'richtige' Bücher bevorzugt in Englisch lese und zweitens noch einen großen Stapel ungelesener Bücher zuhause rumliegen habe, andererseits jedoch als relativer Neuling in der Welt der Comics einen großen Drang habe, mich weiträumig und möglichst kostengünstig umzuschauen, nutze ich diesen Job vor allem zum Ausleihen von Comics. Insbesondere längere Serien, deren Anschaffung eine größere finanzielle Anstrengung bedeuten würde, leihe ich mir nun also gerne auf der Arbeit aus. Einzige Einschränkung: Der Comic muß auf Deutsch erschienen sein, denn nur auf Deutsch erschienene sind auf der Arbeit erhältlich.

So, und da ich mir auf diese Weise in den letzten Monaten eine geballte Ladung Comics 'gegeben' habe, dachte ich mir, teile ich meine Leseeindrücke zumindest mal in Kurzform mit den Comicinteressierten hier... :-)

In mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge habe ich seit Februar folgende Comics ausgeliehen und gelesen:

Battle Angel Alita (komplett):

Lehr- und Wanderjahre einer Kampf-Androidin. Recht schön gezeichnet, wenn auch Alita selbst mir noch ein wenig zu sehr dem typischen 'Große Augen usw.'-Schema entspricht. Außerdem noch ein bißchen zu viel Konzentration auf die diversen Kämpfe und Rennen für meinen Geschmack. Der 'philosophische' Inhalt kommt außerdem ein bißchen zu sehr mit dem Holzhammer daher, zumindest gelegentlich. Alles in allem aber schon ganz gut, und die Fortsetzung werde ich mir wohl auch irgendwann noch antun. ;-)

Hellblazer:

Siehe Hellblazer-Thread.

Books of Magic (original Miniserie sowie Der Kinderkreuzzug 1-3, Verwandlungen, Abrechnungen, Unterwegs):

Lehr- und Wanderjahre eines jungen Zauberers. ;-) Recht schön, allerdings habe ich leider nur Ausschnitte aus dieser augenscheinlich längeren und komplexeren Story zu Gesicht bekommen, weil die anderen Teile bei uns nicht zu haben waren, und kann daher kein endgültiges Urteil abgeben. Die Elemente, die ich bisher gesehen habe, gefallen mir aber schon mal, und die von Neil Gaiman verfaßte Miniserie, in der übrigens auch John Constantine einen sehr starken Gastauftritt hat, werde ich mir wohl mal kaufen. Tim, der jugendliche Zauberer, hat übrigens erschreckende Ähnlichkeit mit Harry Potter... (und ja, er war *vor* Harry da).

Death - Time of Your Life und The High Cost of Living

Zwei nette Geschichten um Death aus Neil Gaimans Sandman-Comics. Time of Your Life gefiel mir etwas besser als The High Cost of Living, wenn ich mich recht entsinne, vielleicht war's aber auch umgekehrt (ist schon ein Weilchen her). Die Zeichnungen von Chris Bachalo (unter anderem) sind in beiden Fällen recht schön, und Death ist natürlich wie immer sehr sympathisch.

Peter Pan (Teil 1-5):

Peter Pan als Londoner Straßenkind, verwoben mit der Geschichte von Jack the Ripper... eine interessante Mischung. Leider fehlte Teil 6, daher kann ich kein abschließendes Urteil abgeben. Zeichenstil etwas gewöhnungsbedürftig - Loisel, der Zeichner und Autor, hat eine etwas eigenartige Art, Gesichter zu zeichnen.

Sin City (Teil 1):

Graphisch interessant, storytechnisch eher nicht so, aber das soll sich ja mit den folgenden Teilen noch ändern. Bin mir nicht ganz sicher, was ich von den Zeichnungen halte - vom Konzept her sind sie klasse (Miller versucht praktisch ganz ohne Umrißlinien zu arbeiten und verwendet nur schwarze und weiße Flächen), aber manchmal geraten die Proportionen der dargestellten Personen doch sehr seltsam.

The Dark Knight Returns:

Okay, das ist bis jetzt der einzige Batman-Comic, den ich gelesen habe, auch wenn mir ein Teil der Mythologie natürlich aus den Filmen (zumindest den ersten beiden und dem aktuellen) sowie anderen, indirekteren Quellen bekannt ist. Nun, aber ein großer Teil des 'revolutionären' Potentials dieser Story fällt so natürlich etwas flach für mich. Was bleibt ist eine gut erzählte Story über einen alten, bitteren Batman und jede Menge seltsame politische Untertöne.

Usagi Yojimbo (1-6; 8-10; 12-13):

Nett. Seltsam, aber nett. Leider fehlten Teile einiger Storyarcs, was es etwas schwierig macht, den Gesamt-Handlungsbogen zu beurteilen. Alles in allem ergeben Stan Sakais irgendwie niedliche Tiercharaktere und die mitunter sehr ernsten, ja geradezu tragischen Geschichten, in die sie geraten, eine interessante, weil widersprüchliche Mischung.

Eden (1-10):

Fängt vielversprechend an, fällt dann aber leider stark ab, zumindest wenn man, wie es der erste Band suggeriert, auf der Suche nach einem SF/Endzeitcomic ist. Der erste Band ist großartig in seiner Darstellung einer, wie der Leser glauben gemacht wird, größtenteils entvölkerten Welt, aber danach degeneriert die Story zu einer Schilderung des Drogen- und Unterweltmilieus einer x-beliebigen südamerikanischen Stadt. Gegen Ende des 10. Bandes taucht allerdings die furchterregende Krankheit vom Anfang wieder auf... Hm.
Zeichenstil: Sehr angenehm, wenn man bedenkt, daß es ein Manga ist.

Aldebaran (1-3):

Wieder mal was Französisches; ein schön gezeichneter SF-Comic, dessen Story bisher zwar nicht weltbewegend, aber durchaus spannend ist. Das Interessanteste daran ist allerdings die Atmosphäre der wie sonnendurchflutet wirkenden Bilder. Die Welt von Aldebaran ist so eine Art Mischung aus einem blitzsauberen Feriendorf (mit etwas seltsamer Flora und Fauna) und einem diktatorischen Staat - eine Mischung, die mich als Storysetting durchaus anspricht.

Monster (bisher 1-12, 13 und 14 folgen noch diese Woche):

Wieder ein Manga, den auch Leute, die nicht so auf Riesenaugen stehen, lesen können. ;-) Spielt interessanterweise in Deutschland, wenn auch der Held ein japanischer Arzt ist. Deutschland ist im großen und ganzen nicht schlecht getroffen, allerdings haben die Leute manchmal seltsam klingende Namen für die Generation, der sie angehören sollen, aber damit kann man leben. Die Charakterzeichnung kam mir anfangs etwas sehr platt vor, aber mittlerweile geht es, und spannend ist das Ding jedenfalls. Nur dumm, daß ich nur bis zum 14. Teil rankomme...

Nachtrag: Wow, wenn ich mich nicht verrechnet habe, habe ich bereits 79 Comicbände ausgeliehen...