Jeanne M. Dillard: Suraks Seele (Surak's Soul)
Deutsch von Andreas Brandhorst
Heyne-Verlag

"Als die Enterprise einen Notruf vom Planeten Oan auffängt, entschließt sich Captain Archer zu einem Rettungseinsatz. Aber das Team kommt zu spät - die Oani wurden durch eine mysteriöse Epidemie ausgelöscht. Bordarzt Dr. Phlox kann keinerlei Ursachen für den Ausbruch der planetenweiten Seuche ausfindig machen. Doch dann nimmt ein amorphes Energiewesen, das sich "Wanderer" nennt, telepathischen Kontakt mit T'Pol auf und bietet seine Hilfe an. Es behauptet, die Oani seien aufgrund einer seltenen Strahlung umgekommen. Archer gestattet ihm, an Bord der Enterprise zu kommen - eine verhängnisvolle Entscheidung ..."

(aus dem Klappentext)

Was weiterhin passiert:
Achtung Spoiler!


Dies ist der dritte der im ENT-Universum spielenden Romane, die ich bislang gelesen habe, und von diesen gefällt er mir am meisten. Von Aufbau her ähnelt er einer TV-Episode, z.B. der einleitende Logbuch-Antrag am Anfang. Die einzelnen Personen agieren glaubwürdig, wobei jeder der Brückenoffiziere seinen Anteil an Handlung bekommt, die Hauptakteure sind dabei T'Pol und Jonathan Archer. Was mir vor allem gefallen hat, war die Lösung des Problems: Ist sie auf den ersten Blick furchtbar naiv (wir bezwingen ein böses Wesen mittels "Händchenhalten"), so ist sie doch plausibel und eine schöne Abwechslung zu den sonst so üblichen Vorgehensweisen Diplomatie oder Trek-Tech. Da verzeiht man auch gerne, daß über verschiedene Aspekte wie z.B. die Vorgehensweise des "Wanderers" bei der Nahrungsaufnahme nicht oder nur widersprüchlich erzählt wird (Kann er nun nur eine oder gleichzeitig mehrere Personen anzapfen?).

Der Roman hat allerdings zwei deutliche Schwachstellen: der eigentlich Plot und die Erklärung für T'Pols plötzlichen völligen Gewaltverzicht.
Der Plot ist - gelinde gesagt - wohlbekannt? Abgegriffen? Ausgelutscht? Ein vermeintlich wohlgesonnenes Alien kommt an Bord, mysteriöse Zwischenfälle ereignen sich, schließlich stellt man den Übeltäter. Wie oft hat man so etwas schon einmal gelesen? Was hat die Autorin sich dabei gedacht, ausgerechnet diesen Plot, dieses "Skelett" wieder auszugraben? Glücklicherweise versteht sie es aber, dieses Gerippe mit genügend Fleisch zu versehen, sodaß die Geschichte doch noch ein netter Appetithappen wird.
Die Erklärung T'Pols für ihren vollständigen Gewaltverzicht fand ich nicht glaubhaft. Die einzelnen Erlebnisse aus T'Pols Leben sind zwar ansprechend erzählt (T'Pol verursacht als Kind den Tod eines Tieres, in ihrer Jugend zieht sie bei einer Diskussion mit Surak über die legitime Anwendung von Gewalt den kürzeren, zuletzt die Tötung eines Vulkaniers im Rahmen einer Geheimmission), ergeben aber m.E. zusammen mit einigen ihrer Überlegungen keinen plausiblen Grund, warum man selbst im Falle der Verteidigung seiner selbst oder anderer keine Gewalt anwenden darf/soll. Ein großer Schwachpunkt, wenn man bedenkt, daß dies von Titel und Schilderung und her offensichtlich ein Schwerpunkt sein soll, sowie ein Armutszeugnis für die vulkanische Logik.

Trotz aller Schwächen würde ich den Roman aber trotzdem zum Lesen empfehlen, da er solide erzählt ist, die Charaktere gut getroffen, und das Ende ... ich liebe es.