Immer noch erfüllt vom Nachglanz des Worldcons vor drei Wochen, und gerade aus England zurückgekehrt, beginne ich einen Thread zu einem Thema, das mir wirklich auf den Nägeln brennt... (Könnte etwas länger werden, aber bitte lest weiter - es geht um... *dramatischer Trommelwirbel* die ZUKUNFT!! *g*)

Auf dem diesjährigen, meinem ersten, Worldcon gab es unter anderem auch einige Diskussionsrunden, die sich mit der Zukunft von Fandom beschäftigten. Eine trug den schönen Titel "I have seen the future and it is full of fans!" Und das stimmt sicher irgendwie auch: Dank des Internets ist Fandom heute weiter verbreitet denn je; ja, man kann es heute mit einiger Berechtigung als ein Massenphänomen bezeichnen. Und die Fans werden immer jünger, oder so hat es zumindest den Anschein,wenn man die Entwicklung von Fandom vor allem im Internet beobachtet.

Gleichzeitig scheint aber das Publikum auf den traditionellen Cons immer älter zu werden. Die jungen Fans haben teils ihre eigenen Cons, oder halten sich ganz und gar von solchen Veranstaltungen fern, scheint es.

Den meisten jüngeren Fans ist kaum bewußt, daß es Fandom schon wesentlich länger gibt als das Internet, und daß sie selbst den jüngsten Ausläufer einer Subkultur darstellen, die mittlerweile siebzig bis achtzig Jahre auf dem Buckel hat. Viele würden sich auf einer/m Con (das grammatische Geschlecht des Wortes 'Con' richtet sich in Deutschland irritierenderweise nach der Ausrichtung des Fandoms *g*) traditioneller Art sicher völlig deplaziert fühlen, zumindest im ersten Moment. Ganz besonders in Deutschland sind die traditionellen Cons größtenteils noch praktisch ausschließlich auf Fans gedruckter SF fixiert, und die sind überwiegend älter und männlich, während das 'neue' internetbasierte Fandom vorwiegend jung und weiblich ist - Ausnahmen bestätigen in beiden Fällen die Regel. Ich bin solche eine Ausnahme, ich bin weiblich und unter dreißig (na ja, gerade noch so *g*), habe mich jahrelang nur im Internetfandom engagiert und dann 2003 meine ersten Schritte ins traditionelle Fandom gemacht. Ich stellte fest, daß es mir gefiel, weil es prinzipiell offen für alles, was irgendwie mit SF und Fantasy zu tun hat, war, und damit meiner multifannischen Natur entgegenkam - wie übrigens ja auch dieses Board.

Auf dem Worldcon war das Publikum wesentlich durchmischter, als ich das von deutschen Cons gewohnt bin, und es schien mir, als ob dies alle beteiligten Parteien recht befruchtend fanden. Weiterhin zeigte sich auf dem Con mal wieder das, was mir auch schon auf deutschen Cons aufgefallen ist: Nämlich, daß, wenn man anfängliche Berührungsängste überwunden hat, man mit den weißbärtigen Veteranen des Fandoms mitunter mehr gemeinsam hat als man denkt - ihre 'Schrägheit' und unsere 'Schrägheit' haben viel miteinander zu tun.

Ich habe zwei 'jüngere' Fans mit auf den Worldcon 'geschleppt', Scapekid, die einige hier vom TBFC kennen, und Dune. Beide weiblich, Anfang 20, und in vielerlei Hinsicht Repräsentantinnen der 'neuen', internetbasierten Art, Fan zu sein. Für beide war es ihr erster typischer Con.

Beide waren begeistert.

Dies scheint mir darauf hinzudeuten, daß es ein ungenutztes 'Reservoir' junger Fans gibt, die prinzipiell an Cons interessiert sein könnten, auch wenn sie es selbst vielleicht noch nicht wissen. ;-)

Vielleicht ist es an der Zeit, das traditionelle deutsche Fandom und das junge Fandom in Deutschland in irgendeiner Form einmal zusammenzuführen... und unsere Community scheint mir als die ideale Basis dafür.

Wir sind von Haus aus auf Vielseitigkeit angelegt, haben ein relativ junges Publikum, viele intelligente Köpfe, die oft etwas Interessantes zu sagen haben - ja, einige von uns treffen sich sogar mehr oder minder regelmäßig außerhalb des Internets, sei es auf dem berühmt-berüchtigten TBFC oder anderen Community-Veranstaltungen. Wieso also nicht mal eine strategische Partnerschaft einleiten zwischen einem der größeren deutschen Cons und unserer Community? Wir könnten den Con zu einem offiziellen Community-Treffen erklären, was dem Con neue, junge Besucher garantieren würde, und wir könnten (und sollten) eine eigene Programmschiene anbieten, wofür Conorganisatoren immer dankbar sind. Das würde zu einem vielfältigeren Programm führen, als es normalerweise möglich wäre und hoffentlich zu einem fruchtbaren Ideenaustausch zwischen den beiden so getrennten und doch so ähnlichen Fanpopulationen.

Wenn wir das richtig anpacken, könnte das sowohl uns als auch das deutsche Fandom allgemein revitalisieren. Neue Kontakte, neue Impulse...