Inhalt
Das Land leidet unter der Tyrannei des Königs, doch Bowen, Ritter des alten Kodex, hofft auf den Thronfolger, für dessen Ausbildung er verantwortlich zeichnet. Aber der Ritter sieht nicht (oder will es nicht sehen), dass der Prinz charakterlich dem Vater näher ist als der Mutter. Bei einem Bauernaufstand wird der König getötet und Prinz Einon schwer verletzt. Nur die Magie eines alten Drachen kann den Prinzen retten und so tritt er die Nachfolge seines Vaters an.

Als Bowen endlich feststellt, dass Einon noch grausamer ist als sein Vater, macht er den Drachen dafür verantwortlich und gelobt das Wesen zu jagen und jeden Drachen zu töten, bis er diesen einen endlich zur Strecke gebracht hat. Nach Jahren der Jagd wird Bowen immer zynischer und pragmatischer. Als er einen Drachen stellt, der von sich selbst behauptet der letzte seiner Art zu sein, kommt es zu einem Patt und schließlich zu einer Zusammenarbeit, ähnlich der der beiden Gaunern in dem Sergio Leone-Film, dem dieser Artikel den Namen abgeguckt hat. Gemeinsam mit der rebellischen Kara und dem Wandermönch Gilbert gelingt es dem Drachen sogar, Bowens Zynismus zu durchbrechen und ihm die Augen für das leidende Volk zu öffnen. So wird der Ritter zum Anführer eines neuen Aufstandes, der die Herrschaft des Königs beenden soll. Doch so einfach ist das nicht, denn durch die Drachenmagie ist Einon nahezu unverwundbar geworden.

Meinung
... und wenn sie nicht gestorben sind ...
Doch auch das ist nicht so einfach, denn Dragonheart als die 528. Variante irgendeines Volksmärchens abzutun trifft es nicht ganz. Sicher, die Story strotzt nich unbedingt vor Überraschungen, doch es gibt eine Komponente, die den Film über vergleichbare Streifen heraushebt: Bowens Motivation. Anfangs beseelt von den klassischen Tugenden der Ritterschaft (wie sie sich zumindest in unseren Klischees zeigt), wandelt er sich in einem Anfall nachvollziehbaren Selbstbetrugs zu einem gnadenlosen Söldner, der für Geld den vermeintlichen Feind tötet. Das macht "Dragonheart" nicht nur zu einem Abenteuerfilm, der disneyhaft die hohen moralischen Werte predigt, sondern auch zum Anschauungsunterricht für die menschliche Neigung lieber einen Sündenbock zu suchen, als seine eigene bigotte kleine Welt aufzugeben.

Natürlich darf man diese Aspekte nicht überbewerten und bei den meisten Zuschauern der angepeilten Zielgruppe werden sie auch sang- und klanglos untergehen. Doch zusammen mit der technischen Umsetzung und den überaus sehenswerten Darstellern machen sie den Film zu einem Kleinod der in keiner Sammlung fehlen sollte. Am besten auf DVD, denn Sean Connery, der in der Originalversion dem computeranimierten Drachen die Stimme gibt, darf man einfach nicht verpassen. In der ansonsten akzeptablen deutschen Synchronisation wirkt allein die Stimme von Mario Adorf als Draco vollkommen deplaziert. Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, der Sprecher hätte eine heiße Kartoffel im Mund. Hätte ich etwas zu sagen gehabt, wäre beim Stimmencasting meine Wahl eh' auf die deutsche Synchronstimme Connery's gefallen. Doch das war unter Umständen schwierig, denn Gert-Günther Hoffman verstarb leider im November 1997 (ich weiß nicht, wann die Synchronarbeiten zu dem Film begannen) und Manfred Wagner war als Nachfolger längst noch nicht etabliert. Anyway, die Trickspezialisten hatten Dracos Mimik auf Connery zugeschnitten und das führt zu Irritationen, wenn man als deutscher Zuschauer ständig das Gesicht von Mario Adorf vor Augen hat. Hier wäre zumindest ein optisch Unbekannter vielleicht weniger ablenkend gewesen.

Wo wir gerade bei Draco sind, dieser CGI-Drache ist echt ein Meisterwerk. Wenn ich da an "Elliot, das Schmunzelmonster" zurückdenke, wo man einen Zeichentrickdrachen neben Schauspielern agieren ließ, dann stellt Dragonheart den Gipfel des künstlichen Realismus dar. Dagegen verblasst selbst Jurassic Park, denn hier haben wir es nicht einfach mit einem Tier zu tun. Draco hat einen Charakter, er kann sprechen und sein breites Spektrum an Gefühlen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Respekt.

Doch auch die "Nebendarsteller" sind toll. Dennis Quaid spielt seine Rolle mit gewohnter Gelassenheit und einem Schuss Selbstironie und Prinz Einon alias David Thewlis als hätte ich die ganze Zeit nur in die arrogante Fresse hauen können, und das wo ich doch Pazifist bin <g>. Die aus "Starship Troopers" bekannte Dina Meyer hatte (abgesehen vom Körpereinsatz in den Kampfszenen) mit ihrer Kara keine großen Herausforderungen zu bewältigen, ganz im Gegensatz zum absolut brillanten, grandiosen wenn nicht genialen Pete Postlethwaite als Bruder Gilbert. Dieser Brite, der auf skurrile Rollen festgelegt zu sein scheint, ist für mich einer der besten Schauspieler überhaupt, auch wenn er sein Können bislang nur in Nebenrollen zeigen durfte. Wer mir nicht glaubt, sollte sich unbedingt mal "Brassed Off - Mit Pauken und Trompeten" aus dem Jahre 1997 ansehen (wer den noch nicht gesehen hat, sollte das auch dann nachholen wenn er mir glaubt <g>).

Fazit
Ein Film mit einer Story, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, mit hervorragenden Darstellern und Effekten, einem echt schmalzigen Ende und einigen gut inszenierten Schlachten in ex-jugoslawischer Landschaft. Angucken&#33;

P.S.: Den zweiten Teil kann man getrost in die Tonne treten.

Fakten
Dragonheart

USA 1995, ca. 99 Minuten, FSK 12

Regie: Rob Cohen
Effekte: u.a. Industrial Light & Magic

Darsteller (Rolle)
Dennis Quaid (Bowen)
David Thewlis (Einon)
Pete Postlethwaite (Bruder Gilbert)
Dina Meyer (Kara)
Sean Connery (Originalstimme von Draco)
Mario Adorf (Deutsche Stimme von Draco)

DVD RC2
(Columbia Tristar: Collectors Edition)
Bild: 16:9 WS, 1:2,35

Dolby digital 5.1
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Untertitel:
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