Mir geht dieser penetrante Antiamerikanismus mittlerweile, mal wieder, tierisch auf die Nerven.

Also mir kommt Deutschland ja im Moment wie ein pubertierendes Kind vor. Jahrelang hat man mit Mami zusammen gelebt und plötzlich fällt einem auf wie scheiße doch alles war.

Jetzt mal ehrlich. Wir haben Amerika viel zu verdanken. Natürlich haben die sich nicht ohne Grund für eingesetzt. Aber kann man ihnen das zum Vorwurf machen? So funktioniert die Welt nun einmal. Wie haben doch aber auch gerne genommen. Und jetzt mal ehrlich, der „American way of Life“ ist doch auch was herrliches. Leckeres Fast – Food, Meinungsfreiheit, etc. viele dieser Dinge möchte ich nicht missen. Außerdem haben wir ja auch nicht alles übernommen, z. B. haben wir keine Todesstrafe und Waffen sind auch nicht verbreitet, sondern nur das was uns gefällt.

Heute ist es irgendwie trendy gegen Amerika zu sein. "Diese kulturlosen Cowboys" heißt es immer wieder.

Deutschland wird erwachsen. Die Narben des 2ten Weltkrieges sind noch immer sichtbar und nagen am Selbstverständnis. Trotzdem beschreiten wir auch weiterhin den Weg zur Normalisierung. Die Narben? Gehört wohl dazu das wir einbilden die anderen würden sie immer anstarren.

Amerika, und speziell Bush, wird oft vorgeworfen nur aus wirtschaftlichen Gründen Krieg zu führen. Tja, liebe Moralisten, wir wollen den Krieg deswegen verhindern. Deutschland, Frankreich, Russland, alle sind plötzlich gegen Krieg. Warum? Alle unterhalten intensive wirtschaftliche Kontakte zum Irak. Uns ist es egal ob Saddam Massenvernichtungswaffen hat, solange das Öl fließt. Die USA wollen das Öl, und deswegen ist es ein angenehmer Nebeneffekt das Saddam Massenvernichtungswaffen hat. Wer ist nun der Gute und wer der Böse?

Wo ich gerade bei Moral bin:
Es heißt immer die Amerikaner würden ihre Geschichte ignorieren. Das stimmt. Aber ehrlich gesagt glaube ich das wir deswegen neidisch sind. Wir würden doch auch gerne den 2ten Weltkrieg vergessen und so tun als sei nichts gewesen. Stattdessen denken viele das dieser Schatten über allem liegt was wir tun und sagen. Man geht ja selbst davon aus das man die Juden nicht kritisieren darf weil das verboten sei. Also machen sich immer mehr Menschen Luft uns lassen ihren Aggressionen gegen die Juden freien Lauf, überall liegt das stinkende Argument „das musste mal gesagt werden“ in der Luft. Fehlt bloß noch das man sagt: „Adolf hatte doch recht.“

Ausbeutung, das wirft man Amerika auch gerne vor. Stimmt, aber wir sind doch nicht besser, oder? Also neben der Tatsache das man den Verteidigungshaushalt vergrößert hat, hat Bush auch noch den Entwicklungshilfetat gesteigert. Und wir? Nix, große Reden können wir schwingen. Die Taten sprechen jedoch eine andere Sprache. Wenn die Globalisierung so scheiße ist, wieso machen wir dann mit? Weil es unseren Reichtum vergrößert. Genau das gleich wollen die Amerikaner. Wieso dürfen wir das und die nicht? Das nennt man wohl Doppelmoral.

Jetzt mal ehrlich. Ist denn hier wirklich jemand so naiv und denkt das wir an Amerikas Stelle anders handeln würden? Wir sind doch auch von unseren ach so perfekten Moralvorstellungen überzeugt und wollen das die ganze Welt sie teilt.

Ne, ne, der Antiamerikanismus stinkt gewaltig.

Das heißt jetzt nicht das man Amerika nicht kritisieren darf. Aber wenn schon dann doch bitte ohne Moralapostel zu spielen. Denn wir sind keinen Deut besser als die Amerikaner.



Last edited by Loser at 10.11.2002, 14:01