Vorwort

Kürzlich schrieb e!Scope-Redakteur Andreas Spreen eins seiner langatmigen Intros. Im Grunde müsste man es komplett zitieren. Aber dann wäre der heutige Newsletter wirklich lang. Es empfiehlt sich also unser öffentliches Ausgabenarchiv unter www.escope-magazin.de. Wen jetzt nicht die Klick-Lust ergreift, der begnüge sich mit folgendem Auszug: "Ja, es gibt sie, die Sci-Fi-Muffel. Meine Frau gehört dazu. Ihrem Gehirn scheint genau der Teil zu fehlen, der einen Menschen befähigt, an technischen Was-Wäre-Wenn-Spielchen auch nur das geringste Interesse zu entwickeln. Gerade eben ist sie wieder ins Wohnzimmer hinübergegangen, um weitere Folgen von 'McLeods Töchtern' zu sehen. Allerweltsmenschen, nur viel hübscher und perfekter, bewältigen dort auf einer australischen Farm in idyllischer Umgebung ausgesprochen alltägliche Problemchen. Wie überaus aufregend, gähn." Zitat Andreas Spreen, e!Scope-Ausgabe #416, 19. September 2007.

Dieser Leserbrief stammt aus Ausgabe 421 vom 26. September 2007

Intro über Vorurteile aus #416

Auch wenn ich gestehen muss, öfters mal die Intros beim e!Scope-Letter zu überfliegen, bin ich bei deinem Vorwort aber umso aufmerksamer geworden. Ich drehe selber Kurzfilme und hatte damit auch bisher eigentlich immer nur positive Kritiken - ich habe also eine grobe Ahnung davon, was Menschen mögen und was sie nicht mögen. Die Intuition stimmt nicht immer, aber meistens

Das Problem mit Science-Fiction ist einfach, wie so oft im Leben, das Vorurteil. Wie sehr habe ich mich früher darüber geärgert, dass manche Freunde die Serie "Buffy - The Vampire Slayer" einfach nicht gesehen haben, "weil das ein total blöder Titel ist". Und gerade hier hat sich doch so eine geniale Mischung aller Genres zusammengetan, dass für jeden etwas dabei ist. So verhält es sich auch mit den heutigen Serien. Diejenigen, die mehrere Folgen hintereinander weggucken können, wissen, wovon ich rede

Ein kurzes Beispiel: Ich spiele seit zwei Jahren "World of Warcraft", das hinlänglich bekannt sein dürfte. Meine Freundin konnte sich nie damit anfreunden - warum auch, sieht ja nicht aus wie Mädchenkram. Das Ergebnis, nachdem ich sie an den Rechner gelassen habe und sie diesen vier Stunden nicht verließ, war ein neuer Abonnement für Blizzard.

Was ich damit sagen will ist: Das Problem der Science-Fiction ist ihr Ruf und die damit verbundenen Vorurteile. Seien wir ehrlich, die größten Science-Fiction-Gegner haben übergewichtige Menschen im Kopf, die in blauen "Star Trek"-Uniformen herumlaufen und stempeln es direkt als Freak-Kram ab, was immer das heißen mag.

Wie überall im Leben fällt es ziemlich schwer, diese Vorurteile zu brechen und Zuschauer schon vor Beginn einer Serie davon zu überzeugen, sich diese anzuschauen. Es ist ja so: Eine Serie hat selten mehr Zuschauer als bei ihrem Pilotfilm. Und Zuschauer können ja vor dem ersten Sehen des Pilotfilms gar nicht wissen, ob sie ihn sich anschauen sollen. Was ist also die Motivation? Die Grundidee der Serie, die Essenz, in der sich das Thema der Serie in einem Satz zusammenfassen lässt. "Raumschiff entdeckt unbekannte Welten" ist damit für die meisten Zuschauer uninteressant - im Gegensatz zu "Ehefrauen spinnen die wildesten Intrigen".

Was man dagegen tun kann? Gar nichts, außer hoffen. Hoffen wir, dass die Welt sich von Vorurteilen befreit, genauso, wie wir es von der Föderation gelernt haben. Soviel von meiner Seite, ich suche jetzt meine Uniform

Viele Grüße,
Bjoern

PS: 3100 Leser für e!Scope sind bei Weitem nicht gerechtfertigt!

PPS: Wie wäre es mit einer Serie "Ehefrauen spinnen wilde Intrigen im Weltall"?

Antwort aus der Redaktion...

Vielen Dank für deinen Beitrag und den völlig richtigen Hinweis auf das Thema Vorurteile. Neben den blauen Uniformen gibt es ja auch rote und goldene, aber das wollen die meisten einfach nicht sehen

Ich stimme aber zu, dass gerade die Science-Fiction immer noch einen problematischen Ruf bei vielen hat und deshalb gewisse Vorurteile im Spiel sind. Und man muss ja auch zugeben, dass es viele schlechte Filme und Serien gegeben hat und gibt, welche solche Vorurteile durchaus immer wieder bestätigen. Ich bin sicher, dass dort draußen noch viele potentielle SF-Fans herumirren, die nichts von ihrem Glück ahnen, sondern bisher durch ein paar hohle Weltraum-Knall-Puff-Filme abgeschreckt wurden.

Bleibt zu hoffen, dass das Problem durch die Lernfähigkeit des Menschen langfristig gesehen immer kleiner wird. Und für den "Star Trek" Film nächstes Jahr habe ich das gute Vorgefühl, dass "Star Trek" inzwischen als kultig genug gilt, dass es auch von sonst vorurteiligen Zeitgenossen möglicherweise schon fast akzeptiert wird.

Und um den Vorurteilen mir gegenüber zu entgehen, sollte ich mein Red Shirt vielleicht mal einmotten und meine Frau bitten, mir ein Uhura-Kleid zu stricken. Oder vielleicht auch nicht. Zu figurbetont. Soviel Toleranz gibt es nicht einmal im 24.ten Jahrhundert, dass man mich in einem hautengen Kleid länger als eine Schrecksekunde ertragen könnte.

Man halte mich ruhig für rückständig, aber Männer sollten vielleicht doch besser bei den normalen Hemden bleiben und Ehefrauen weiter spinnen, im Weltraum oder sonst wo. Wir können das Garn brauchen

Andreas Spreen