CREDITS
Darsteller:
M: Markku Peltola, Irma: Kati Outinen, Nieminen: Juhani Niemelä,
Kaisa Nieminen: Kaija Pakarinen, Anttila: Sakari Kuosmanen,
Flohmarkt Leiterin: Annikki Tähti, Hund Hannibal: Tähti

Buch, Regie, Produktion: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen,
TonJouko: Lumme & Tero Malmberg, Schnitt: Timo Linnasalo,
Austattung: Markku Pätilä & Jukka Salmi, Kostüme: Outi Harjupatana,
Maske: Nadja*Delcos, Produktionsleitung: Ilkka Mertsol

Ein Namenloser (Markku Peltola), überfallen und ausgeraubt nach einer Zugfahrt und von den Ärzten für tot erklärt, findet sich plötzlich erinnerungslos in einem zweiten Leben wieder. Er siedelt sich in einem Schrottcontainer am Flussufer an, mit Kleidern versorgt von der Heilsarmee und bald auch mit der scheuen Liebe einer Heilsarmistin (Kati Outinen). Mit Zähigkeit, Phantasie und Überlebenswillen kehrt er ins Leben zurück. Bis er, versehentlich eines Banküberfalls verdächtigt, identifiziert wird. Muss er nun zurück in seine frühere Welt, an die er sich immer noch nicht erinnern kann?


Nach längerer Schaffenspause ist Aki Kaurismäki nun ein kleines Meisterwerk gelungen, das sowohl inhaltlich durch seinen einfühlsam humanistischen Grundton, Situationskomik und Lakonie, als auch formal durch satte, warme Farben und eine wunderbare Musik besticht. Der Mann ohne Vergangenheit gehörte zu den Highlights der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes und wurde mit dem "Großen Preis der Jury" und dem "Preis für die beste Darstellerin" (Kati Outinen) ausgezeichnet.
quotiert vonhttp://www.der-mann-ohne-vergangenheit.de
Schaut euch diesen Film an!!
Viele reden von der Langeweile, die das übliche Hochglanzkino erzählt. Viele weinen, weil sie gern mal was anspruchsvolles sehen möchten, Hollywood aber immer nur seichte Snack-Filmchen produziert. Eigenartigerweise fühlen sich diese Schwafel- bzw. Heulsusen wohl immer wieder dazu hingezogen, in die grausligen Kommerz-Buster zu stapfen, denn regelmäßig klingeln die Kinokassen, wenn ein neuer davon über die Leinwand flimmert.
Also bitte: Hier habt ihr, was ihr (angeblich) sucht: Ein Film, der sich weit von der Masse abhebt, Stil, Charme und eben was ganz eigenes hat. Aki Kaurismäki ist einer der wenigen wirklich konsequent gebliebenen Regisseure. Ein Künstler, ein Visionär... aber ich glaub, solche hochgeschossenen Bezeichnungen möchte er gar nicht umgeschnürt bekommen. Sowas nimmt die Luft zum atmen, denken, kreativ sein. Kreativität ist ein vielgebrauchtes Wort. Eigentlich ist heutzutage schon jemand kreativ, der ein Kondom aufblasen und ein lustiges Gesicht draufmalen kann. Oder um in die hiesige Kunstszene zu schielen: Leute, die Bilder mit Schweineblut pinseln, weil das, was sie mit Farbe zusammenschmieren, keinen ausreichend sensationellen Effekt erzielt, der anscheinend genauso wie in der BILD-Leser-Szene sebst in der elitären Kunstszene nötig ist. Was ist also Kunst, was nicht? Ist Kunst heute so blutleer, dass sie an den Tropf und mit Schweineblut vollgepumpt gehört? Welcher Lebenssaft durch die Adern unserer Kultur fließt, bestimmen wir selbst. Höhere Instanzen vergeben Preise, bestimmen damit die Fließgeschwindigkeit, das Tempo; die Voraussicht, ob der drohende Infarkt bereits nah ist oder ob man sich noch gemütlich zurücklehnen kann. "Der Mann ohne Vergangenheit" kann sich so gesehen zur Zeit zurücklehnen. Die vielen Preise, die man ihm einflößte, mindern sein Infarkt-Risiko eine Weile. Aber hat dieser Film das wirklich nötig? Ich denke, nein. Kaurismäki füllte ihn mit soviel Leben, einer ungeschönten pulsierenden Welt, die viel mehr ist als ein sensationserhaschendes Skandälchen. Eine Welt, die uns vielleicht für einen kurzen Leinwand-Moment bewusst macht, dass wir im Laufe von Zivilisation, Kultivierung, Globalisierung eine Kunst so sehr gelernt haben wie keine andere: Unsere Köpfe ausschalten. Der Satz "Ich geh ins Kino, um abzuschalten und danach nicht weiter nachzudenken." ist mittlerweile genauso Standard wie all die kleinen Rituale, die den Schein um die Lichtspielhäuser ausmachen: Mancher Film scheint nur noch Rahmen für Popcorn-Knisterein, Lippengeschlabber, Grabschakrobatik. Klar, dass da mancher lieber andere Organe einschaltet, das Hirn dagegen auf "stand-by" klickt.





Last edited by Dr.BrainFister at 14.11.2002, 10:32