Eine kleine Sammlung von drei kurzen Geschichten, die ich gerade auf meinem PC gefunden habe. Sie sind schon ein paar Jahre alt, aber ich hoffe, dass sie euch gefallen. Nunja ... eigentlich sollen sie euch nicht gefallen, sondern zum Nachdenken anregen. Kommentare wie immer recht herzlich erwünscht!

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Outing

Norbert Brown kam wie jeden Tag so um 16:00 Uhr von seiner Arbeit nach Hause. Noch ahnte er nicht, was sich im späteren Verlauf des Tages ereignen würde. Eigentlich war es durch seine strenge Erziehung undenkbar für ihn.

„Na, was war heute los ?“ fragte ihn Christa, seine Frau und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Nichts besonderes. Wie immer.“ Er grinste, zog sie an sich heran und gab ihr einen Zungenkuss, den sie erwiderte. Christa legte ihre beiden Arme um seinen Hals, während Norbert sie an ihrer Hüfte mit beiden Händen hielt. „Muss das hier sein ?“ Beide schraken auf und drehten sich der Stimme zu. Es waren John und Jane, ihre beiden sechzehn-jährigen Kinder. Um genau zu sein: zweieiige Zwillinge. Sie lehnten am hölzernen Türrahmen zwischen Wohnzimmer und Küche. „Ja, muss es.“ Lächelte ihre Mutter und machte sich ihr dunkelblondes Haar zurecht, während sich ihr Vater durch seine kurzen dunkelbraunen Haare fuhr. Christa ging an den Holz-Herd, um das schon verdampfende Wasser wegzustellen und alles für das Abendessen vorzubereiten. Norbert konnte es natürlich nicht abwarten und naschte vom Kartoffelsalat, was ihm sofort eine liebevolle Rüge seiner Frau anbrachte. Danach zog er sein seiden-braunes Jackett aus und hing ihn über den Essstuhl. John und Jane kotzte das Liebesgetue ihrer Eltern natürlich voll an. Ätzend, dachten beide gleichzeitig. Sie gingen zum Kühlschrank und holten nahmen sich jeweils eine eisgekühlte Cola heraus. Ein Außenstehender, der alle vier betrachten würde, würde wohl von der Ähnlichkeit verblüfft sein, die die Kinder mit den Eltern haben.

Christa wollte dem Hasen-Braten noch den letzten Schliff verpassen, verzog aber leicht das Gesicht, als sie eine Zutat nicht fand und meinte leicht verärgert: „Ich hab` doch glatt vergessen einige Gewürze zu kaufen.“ Norbert wollte schon etwas sagen, aber da klingelte sein Handy. „Johnson. … Natürlich, bin schon unterwegs.“ Norbert sah seine Frau an und lächelte leicht. „Der Chef. … Ich hab` was im Büro vergessen. Ich kann dich bis zum Supermarkt mitnehmen. Dauert eh nicht lange.“ „Gut. Ich hol nur schnell meine Jacke und mein Portmonee.“ Kaum fünf Minuten später fuhr auch schon ein schwarzes Sportcabriolet der orangen Sonne entgegen, die sich langsam anschickte unterzugehen. Jane und John sahen sich mit verstohlenen Blicken an, tranken ihre Flaschen leer und gingen an`s Werk. Beide wussten bis ihre Eltern in der Stadt waren, würde es ungefähr eine halbe Stunde dauern und der Rückweg würde auch noch mal so lange dauern. Bis ihr Vater bei seiner Firma war und sein Zeug geholt hatte, sowie ihre Mutter die Gewürze eingekauft hatte, würde ungefähr auch noch mal eine halbe Stunde dauern. Sie hatten also schätzungsweise eineinhalb Stunden Zeit und diese wollten sie auch nutzen.

„Ach verdammt.“ Entfuhr es Norbert, während er kurz vor der Auffahrt zur Bundesstrasse stand. „Was ?“ Wollte natürlich Christa wissen. „Ich hab` mein Jackett zu Hause liegen lassen und darin befindet sich die Sicherheitskarte für die Firma. Ohne sie kann ich nicht in`s Gebäude rein.“ „Oh. Dann kehr schnell um, noch ist Zeit.“ Gesagt, getan. Seit der Abfahrt war nicht ganz eine viertel Stunde vergangen. Da es langsam frisch wurde, drückte Norbert auf einen Knopf und das Dach schloss sich automatisch. Nachdem er den Wagen auf der Straße gehalten hatte, stieg er aus und ging schnellen Schrittes auf das Einfamilien-Haus zu. Christa wollte derweil im Auto warten. Als Norbert die Haustüre aufsperrte, die direkt in die Küche führte, konnte er sich nicht mehr bewegen und starrte mit großen Augen auf die Zwillinge. John lag nackt am Boden und Jane saß ebenfalls nackt direkt auf ihn. Sie waren gerade voll dabei wilden Sex zu haben !


Shocking

Melanie Johnson wartete schon ungeduldig auf ihren Freund, in der gemeinsamen Wohnung. Doch das was heute passieren wird, konnte sie sich nicht in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen.

Chris kam an diesem Tag ziemlich spät nach Hause, es war bereits dunkel draußen. An der Art und Weise, wie er schon mit seinem Auto heranfuhr und dann die Treppe hinauf zur Wohnung ging, erkannte sie schon, dass er nicht gerade gute Laune hatte. Sie stand im Türrahmen des Wohnzimmers, als er hereinkam und die Tür hinter sich zuschlug. Ohne auf sie zu achten ging er den dunklen kahlen Flur hinunter und bog dann links in die Küche ein. Dort krachte es, als er seine Arbeitsmappe auf den hölzernen Tisch wuchtete. Besorgt ging Melanie zu ihm und fragte was vorgefallen sei. Ohne ein Wort entblößte er seinen Oberkörper und ging auf die Schublade zu, wo das Besteck aufbewahrt wurde. Er holte ein scharfes, glattes Silbermesser heraus und sagte zu seiner Freundin: „Ich denke, die Welt ist ohne mich besser dran.“ Er setzte sich das Messer an die Pulsschlagader des linken Arms. Erschrocken über diese Worte konnte Melanie zuerst nichts sagen, schrie aber dann will auf. „Du kannst doch nicht …“ Natürlich konnte er. Das einzige was ihn noch am Leben erhielt, war Melanie, doch irgendwie konnte er das in dieser Situation nicht realisieren. „Tu das bitte nicht ! Ich liebe dich doch !“ „Ach, tust du das wirklich ?“ Chris war irgendwie von Sinnen. „Mach doch die Augen auf !“ „Alle haben mich enttäuscht ! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du das auch tust.“ „Wie ? Sag das noch einmal und ich platze vor Wut ! … Dich enttäuschen ? Denk doch mal positiv, manchmal wurdest du enttäuscht, aber überwiegt nicht das Schöne ? Du hast doch sicher viel erlebt, was dir Freude gemacht hat und wenn`s mal bergab geht, dann ist es halt so, aber es geht auch wieder hinauf. Braucht nur seine Zeit !“ „Wenn du meinst …“ Melanie hoffte darauf, dass Chris das Messer weglegen würde, doch das tat er nicht. Er spielte damit. Was allemal besser war, als das er sich es an die Pulsadern hielt. „Ach komm schon, Chris … lass dich nicht so hängen. Willst mir erzählen, was passiert ist ?“ „Nicht wirklich.“ „Mach ja nichts unüberlegtes, ja ?“ Melanies Gesicht wirkte äußerst besorgt. „Das könnte ich nicht verkraften. Pass verdammt noch mal auf dich auf ! Du bist so beliebt bei deinen Mitmenschen und hast einen sehr guten Charakter. Gib dich bitte nicht auf !“ „Wer soll mich schon mögen ?“ „Ich. Deine Kollegen. Unsere Familien. Deine Freunde.“ „Kann schon sein.“ „Nicht >kann schon sein<. Gib`s zu, du bist beliebt.“ „Nein.“ „Doch … Wieso willst du es dir nicht eingestehen ?“ Ohne Melanie auch nur eines Blickes zu würdigen setze Chris das Messer wieder an die Pulsschlagader. „NEIN !!!“ schrie Melanie auf, wollte allerdings nichts machen, da sie zu große Angst davor hatte, dass sich ihr Freund was antun würde. „Verdammt noch mal - mach das ja nicht. Ich brauche dich und viele andere auch. Wenn du das machst, dann folg ich dir. Verdammt noch mal … sag doch was ! Nein bitte nicht.“ Melanie fing an zu weinen. „Komm schon - bitte.“ Sie sah, dass er das Messer langsam zu sich zog. Die Haut wurde etwas rötlicher und dann kam schon das erste Blut zum Vorschein. „Bring dich bitte nicht um !!! TU VERDAMMT NOCH MAL DAS MESSER WEG !!! “ „Mir ist schlecht.“ Sagte Chris, aber was er damit meinte, blieb Melanie verschlossen. „Idiot! Was denkst du dir eigentlich ? Uns alle so im stich zu lassen ? Am meisten dich selbst. Du flüchtest in den Tod … findest du nicht, dass das feige ist ? Vor dem Leben davon zu laufen ? Leg das Messer weg !“ Chris schmiss das Messer in das Waschbecken und umarmte Melanie. Einem Nervenzusammenbruch nahe, klappte er zusammen und fing in ihren Armen an zu weinen.


Psycho

Branko Yurasha hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er hatte seine privaten Ziele immer der Firma untergeordnet, doch das wurde zum Schluss mit den Füssen getreten. Er war arbeitslos geworden. Fünfzig lange Jahre hat er sich an die Regeln gehalten … und nun ? Nun würden sie es bereuen !

Branko Yurasha, 65 Jahre alt, fuhr mit seinem über vierzig Jahre alten Skôda die stark beschädigte Landstraße hinunter und der Wind wehte durch sein lichter werdendes kurzes graues Haar. Heute würde er seinen Vorgesetzten die Meinung sagen. Er hatte es sich schon oft vorgenommen, doch erst heute hatte er seinen ganzen Mut zusammen genommen. Er bog langsam in den Parkplatz seiner Firma ein und stellte seinen Wagen direkt vor den Eingang. Es war zwar Verboten, aber das interessierte ihn nicht. Er sah nach oben und die verspiegelten Fenster blendeten ihn, da die Mittagssonne auf sie herunter brannte. In der Eingangshalle sprang ihm auch schon das Firmenlogo entgegen: Спирт-Syndikat. Branko wusste, dass seine ehemaligen Vorgesetzten um diese Zeit gemeinsam in einem Konferenzraum speisten. Durch einen Wink des Schicksals war niemand auf dem Weg bis zu besagten Raum anzutreffen; nicht einmal die Sekretärin, die normalerweise hier jeden pingelig überprüfte. Wahrscheinlich war sie Kaffee holen gegangen. Er klopfte, wie es die Anstandsregeln geboten, zwei Mal an der Türe. Woraufhin er hinein gebeten wurde. Zuerst waren sich die Männer nicht gewahr, wer da eingetreten war, da der Raum von Sonnenblenden verdunkelt wurde. Doch als sie es erkannten, wurden sie verbal barsch und forderten Branko auf zu gehen. Doch dieser wollte erst gehen, wenn er das Geld bekommen würde, was sie ihm für die fünfzig Jahre Arbeit schuldig waren.

„Verschwinden sie ! Sie haben hier nichts mehr zu suchen.“ Doch Branko Yurasha hatte nicht vor zu verschwinden. Als einer der zehn Männer aufstand und handgreiflich wurde, zog Branko eine Pistole hinter seinem Rücken hervor und hielt sie dem Mann an die Schläfe. „Nehmen sie ihre stinkreichen Griffel von mir.“ Die Männer wollten fliehen, doch Branko verschloss die einzige Türe, die aus dem Sitzungsraum hinaus führte. „Hinknien ! Alle !“ Sie knieten. Ihr Kopf an den metallenen Tisch gelehnt und in ihren Rücken die bequemen Bürostühle. „Dann lassen sie uns mal reden.“ Forderte Branko seine ehemaligen Vorgesetzten auf. Schlagartig wich aus ihren Gesichtern die Arroganz und machte der puren Angst platz. Branko wurde alles zugestanden, doch das befriedigte ihn nicht. Nein, er wollte mehr. Er wollte Rache ! Er umkreiste einmal den Konferenztisch und hielt willkürlich einen die Waffe an den Hinterkopf. „BUM !“ sagte er mit etwas kräftiger Stimme. Es hörte sich natürlich nicht wie ein Schuss an, doch der Schock trat ein. Einer viel ihn Ohnmacht und derjenige, der die Waffe an seinem Hinterkopf spürte, machte sich in die Hose. Lachend, als hätte man ihm einen Witz erzählt, ging er hinaus und verschwand.