Mich stört, wie ich schon ansprach, grundsätzlich, dass die Entscheidungen nahezu immer aus dem Blickwinkel der Elite geschildert werden, wir aber kaum etwas von den Auswirkungen auf die restliche Menschheit mitbekommen. In einer Serie die sich ihrer realistischen Politik preist, ist dies ungenügend. In früheren Staffeln wurden zumindest gelegentlich noch die Auswirkungen der großen Politik auf den kleinen Mann geschildert, wie z.B. beim Streik der Treibstoffraffineriearbeiter.

In der 4. Staffel wurde dieser Mängel bereits eklatant am Beispiel der Kooperation Zylonen-Menschen. Man kann davon ausgehen dass eine derartige Zusammenarbeit, von der Elite aufgedrückt, niemals beim Rest durchsetzbar wäre - denn jeder einzelne der überlebenden Colonials hat praktisch seine gesamten Verwandten und Freunde durch den von den Cylons verübten Genozid verloren. Da dies letzenendes aber doch relativ widerstandslos durchsetzbar ist, fühle ich mich auf einmal in das gutmenschelnde Star Trek-Universum versetzt, wo man selbst Dominion-Massenmördern noch eine humane Behandlung zukommen ließ. Dies ist aber eben nicht Star Trek und passt somit überhaupt nicht zum dystopischen, misantropen Setting der Serie.

Sehr frustriert hat mich auch die Behandlung der daraus resultierenden Meuterei, diese Darstellung von Tom Zarek als verrückten Massenmörder der mal eben das Quorum of 12 abmurksen lässt wirkte wieder einmal wie so ein typischer "Stunt" der unsere Helden Adama und Roslyn in ein positives Licht rücken sollte. Tatsächlich war meiner Meinung nach die Meuterei allerdings absolut nachvollziehbar - hier hätte es die Gelegenheit für wunderbare Rededuelle zwischen Zarek, Gaeta und Adama gegeben, in denen man Adama einmal den ganzen Mist hätte vorhalten können den er abgezogen hat in den letzten Staffeln. Oder Roslyn, die einfach wieder Präsidentin ist nach der New Caprica-Episode, ohne dass sie irgendwer gewählt hat. Aber auch hier gingen die Autoren leider wieder den bequemen Weg und Gaetas Vorwürfe an Adama klangen wie die eines Schuljungen an seinen Lehrmeister.

Letztlich habe ich den Eindruck gewonnen dass die Herrschaft unserer Galactica-Elite in den späteren Staffeln immer willkürlicher und nach Gutsherrenart erfolgte. Dies gipfelte in einem Finale wo man der gesamten Menschheit in zwei oder drei Minuten mal eben die Rückkehr zur Steinzeit verordnete - widerspruchslos.

Innerhalb des um Realismus und Gegenwartsbezogenheit bemühten Universums das Galactica selbst geschaffen hat, sind diese Entscheidungen einfach nicht stimmig. Deshalb bleibt Galactica für mich im Rückblick eine inkonsistente Serie, anders als beispielsweise Babylon 5 oder Deep Space Nine die innerhalb ihrer Universen einen stimmigen Abschluss bieten konnten. Das finde ich ärgerlich, da Galactica an anderer Stelle wirklich Maßstäbe setzen konnte.

Heute gewinne ich bei vielen Serien den Eindruck dass es als besondere Autorenqualität gesehen wird, immer mehr Fragen aufzuwerfen und immer weniger zu beantworten. Man soll dem Zuschauer zwar nicht à la Stargate das Denken abnehmen, aber man darf ihn auch nicht für dumm verkaufen indem man ein an vielen Ecken und Enden unvollendetes Werk als besondere Innovation verpackt.

Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
...dass du hauptsächlich deshalb so exzellent findest, weil es sich mit deiner exzellenten meinung zum finale deckt.
Ich hoffe Dir fällt noch eine andere Erwiderung ein als "Du bist doof", diese brilliante Rhetorik hat etwas an Schlagkraft verloren seit wir die Vorschule verlassen haben.