Es stimmt, daß es auch erneuerbare Ressourcen gibt. Allerdings sind diese mengenmäßig meist dennoch begrenzt; es gibt z.B. nicht unbegrenzt viel landwirtschaftlich nutzbare Fläche auf der Erde (und aus verschiedenen Gründen - Desertifikation, Auslaugung der Böden, Erosion usw.) ist die Tendenz da im Moment noch dazu stark abnehmend. Wenn wir also z.B. viele Dinge aus 'Biokunststoffen' herstellen wollen anstatt wie bisher aus der rasant schwindenden Ressource Öl, so stoßen wir, auch wenn unser neuer Rohstoff jedes Jahr nachwächst, trotzdem an eine Grenze, weil wir nicht einfach jedes Jahr mehr davon anbauen können - irgendwann geht uns ganz einfach der Platz aus; zumal wir ja landwirtschaftliche Flächen auch zur Nahrungserzeugung brauchen. Eine auf erneuerbaren Rohstoffen basierende Wirtschaft hat also durchaus irgendwo eine Wachstumsgrenze.
Nun wären vielleicht Formen von Wachstum denkbar, die nicht direkt auf Ressourcenverbrauch gründen; eine Wirtschaft, die noch viel mehr als bisher auf dem Austausch von Dienstleistungen gründet, vielleicht. Aber auch da taucht irgendwann ein Problem auf: irgendwo gibt es z.B. eine Grenze, jenseits derer die Weltbevölkerung größer ist, als man selbst bei effizientester Nutzung sämtlicher landwirtschaftlich nutzbarer Flächen ernähren könnte. Manche sagen, wir haben diesen Punkt bereits überschritten, andere sagen, wir könnten bei sinnvollerer Organisation der Nahrungserzeugung usw. noch ein paar Milliarden mehr ernähren - aber so oder so, *irgendwo* gibt es eine Grenze, ob wir sie nun bereits erreicht haben oder nicht.
Stabilität scheint mir daher ein erstrebenswerteres, und eigentlich sogar: das einzig wirklich vernünftige wirtschaftliche Grundprinzip zu sein. Also bräuchten wir ein System, das darauf ausgerichtet ist, ein Überleben auf lange Sicht möglich zu machen, das also immer die Zukunft mit im Blick hat, und nicht nur den nächsten Quartalsbericht oder die nächste Legislaturperiode. Und ich fürchte, dafür brauchen wir einen wirklichen, tiefgreifenden Kulturwandel.
Eines scheint mir jedenfalls sicher zu sein: So, wie es im Moment läuft, kann es nicht mehr lange weitergehen, und das System (wirtschaftlich wie politisch), wie es im Moment existiert, hat ein so großes Beharrungsvermögen und eine so beschränkte Flexibilität, daß es vielleicht gar nicht schnell genug auf die sich rasant zuspitzende Situation reagieren kann. Das heißt, wir müssen den Kulturwandel irgendwie außerhalb der trägen Institutionen beginnen - und hoffen, daß er irgendwann so stark wird, daß er auch diese erfaßt.
Wenn uns das nicht gelingt, dann bleibt uns nur, auf den Zusammenbruch zu warten. Leider habe ich nicht den Optimismus mancher anderer, die davon ausgehen, daß 'danach' dann plötzlich eine ganz wunderbare neue Welt entstehen würde (obwohl ich gerade eine Story über genau so eine Situation schreibe - aber das ist pure Träumerei; muß man sich auch mal gönnen *g*). Eher denke ich, daß Octavia Butler die richtige Idee hatte, was das Leben nach dem Kollaps angeht. (
http://www.x-zine.de/xzine_rezi.id_4...avia%20E2e.htm) Daher - und weil ein Zusammenbruch vermutlich Millionen oder sogar Milliarden das Leben kosten würde - würde ich es lieber mit dem Kulturwandel 'von innen', aber eben - vorerst - außerhalb der Institutionen versuchen. Zumal ich wirklich lieber in einer anderen Welt leben würde als der jetzigen, denn viele der expliziten oder impliziten Grundsätze der aktuellen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung finde ich menschen- und lebensfeindlich (und zwar nicht erst seit der Finanzmarktkrise).
Als Lesezeichen weiterleiten