Habe gerade gar keine Zeit, hier noch mitzudiskutieren, aber ich bin heute zufällig in einer auf der Arbeit rumliegenden Zeitung auf einen Artikel gestoßen, der hierher paßt (speziell zur Diskussion über den Sinn des Meckerns):

http://www.fr-online.de/in_und_ausla...rahlkraft.html

Zitat:

"Die Forderung, die sich Wolfgang Kraushaar damals wie heute zu eigen macht, der Kritiker müsse bereits eine realpolitische Lösung für die skandalisierten Probleme anzubieten haben, ist strukturell konservativ. Um das kapitalistische Prinzip der kollektiven Produktion von Reichtum und dessen individueller Aneignung zu verstehen und zu kritisieren, bedarf es nicht schon des Wissens um funktionierende Alternativen.

Tatsächlich geht es bei Protesten in erster Linie darum, Probleme sichtbar zu machen. Die bestehenden politischen Arrangements als gegeben anzunehmen, kann dabei durchaus hinderlich sein."

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Übrigens möchte ich darauf hinweisen, daß ich mich nicht als Globalisierungsgegnerin definiere; eher schon als Kapitalismusgegnerin (was nicht gleichbedeutend ist mit 'Kommunistin'), und das auch nur unter Vorbehalt, weil für mich noch nicht klar ist, ob ein stark gezähmter Kapitalismus nicht vielleicht doch funktionieren kann. Meine politische Einstellung ist eher ein Prozess als ein unveränderlicher Standpunkt und ich muß noch viel mehr über Wirtschaft (im weiteren Sinne) lesen, um mir über diese Frage eine wirkliche Meinung zu bilden.

In erster Linie sehe ich mich allerdings als an der Bewahrung einer lebenswerten (Um)Welt und einer Zivilisation, die diesen Namen verdient interessiert. Das ist ja eigentlich recht sf-mäßig: ich möchte in einer Welt leben, die eine Zukunft hat; in der *wir* eine Zukunft haben. Eine grundlegende Reform oder eventuell auch Abschaffung des Kapitalismus ist für mich also zwar ein wichtiger, aber letztlich trotzdem nur ein Nebenschauplatz. Die nötigen kulturellen Veränderungen gehen über eine bloße Änderung unserer Wirtschaftsform weit hinaus.