Enterprise 4x22 - Dies sind die Abenteuer

[Lars]

Ich vermute, ich werde alles wiederholen, was meine Vorgänger schon geschrieben haben, aber diese Abschlußfolge schreit förmlich nach einem Kommentar ...

Erst einmal: Die Idee, die ganze Geschichte auf dem Holodeck spielen zu lassen, fand ich nicht schlecht, gibt es doch die Möglichkeit, das eine oder andere altbekannte Gesicht wieder einfließen zu lassen, welches zufrieden auf die Taten der Pioniere schaut - eine Art visuelles Schulterklopfen.
Was Berman & Braga daraus gemacht haben, wirkt stellenweise auf mich wie eine Art von ... naja, man hört sie förmlich "Was Coto kann, können wir schon lange" sagen. Es wirkt, als hätten sie Cotos Geschichten (bzw. die seiner Drehbuchschreiber) analysiert und versucht, die besten Konzepte selbst zu benutzen (unter Einbringung ihrer letzten erfolgreichen Konzepte).

Was hätten wir da?
Bezüge zu anderen Episoden der ST-Geschichte (das Pegasus-Projekt), die Liebesgeschichte zwischen T'Pol und Tucker, Shran (einer der herausragendsten Charaktere dieser Serie), (langsamer) Heldentod, Data-Witze ... ich glaube, Ihr findet da selbst auch noch genug.

Aber die Ausführung! Man fühlt sich an die ersten beiden Staffeln erinnert. Die Reminiszenzen an das ST-Universum in Form einer TNG-Rahmenhandlung nehmen hier überhand, sind belanglos (die Gewissensnöte von Riker sind nicht nachvollziehbar, sein Rumgeturtel mit Troi ist auch nicht interessant) und nehmen der eigentlichen ENT-Episode viel zu viel Zeit. Zudem die ganzen Nahaufnahmen von Frakes ... ich bin normalerweise nicht auf Äußerlichkeiten bedacht, aber er sieht für diese Folge einfach zu alt aus. Warum musste man denn ausgerechnet ein alte Folge von TNG aufgreifen? Weil es bei Coto so schön geklappt hat? Der Data-Zweizeiler erinnerte in seiner Intelligenz eher an B-4 (gut, Data hat zu Anfang von TNG seine Probleme mit menschlichen Metaphern, aber das ...).

Und die ENT-Episode? Klinisch steril, abgegriffen und uninteressant wie so manche Episode der ersten Staffeln. Der Captain darf etwas von Loyalität und Freundschaft faseln, um seinen Rettungseinsatz zu rechtfertigen, Shran ist zum treusorgenden, aber auf die schiefe Bahn geratenen Familienvater mutiert/degeneriert (in seinem Outfit wirkte er mehr wie ein Ferengi, was aber auch irgendwie passend war), Tucker wird bis zum Erbrechen von seinen Crew-Mitgliedern charakterisiert (aber ohne großen Wert), Miss Blalock darf wieder die gefühlsverwirrte Vulkanierin geben (mit gleichbleibendem "Erfolg").

Tuckers Heldentod ... warum? Er scheint es ja offenbar darauf angelegt zu haben. Wenn Berman & Braga gehofft haben, damit noch einmal große Emotionen zeigen zu können - Pustekuchen! Damit wurde einer der beliebten Charaktere von ENT zum größten Idioten der ST-Geschichte abgestempelt. Und diese Zwinkerszene, bevor er in die "Röhre" kommt - Grundgütiger, wie aufgesetzt war das denn! Wenn diese Selbstaufopferung an Spock erinnern SOLLTE, hat sie ihr Ziel verfehlt - die Zielstrebigkeit, mit der Tucker die Explosion herbeiführte, hatte eher etwas von einem Lemming. Wenn ich dabei an die "Abgänge" von Kirk, Spock oder auch noch Sisko denke, oder Spocks Beerdigung ... aber für so etwas liessen die TNG-Szenen ja keine Zeit.

Und das, von dem ich eigentlich immer gedacht hatte, daß es das "Ziel" des ENT-Handlungsbogen sei, nämlich die Gründung der Föderation, wird mit ein paar billigen CGI-Shots abgespeist und von Riker vorzeitig abgewürgt (wobei ich immer noch nicht verstanden habe, was ihm diese Geschichte denn nun geholfen hat).

Eine winzige Entschädigung bietet allenfalls die finale Szene, in der die drei bestimmende Enterprise-Schiffe nacheinander ihren Auftritt haben, mit entsprechender Musik und den bekannten heroischen Sätzen.
Aber wenn ich jetzt hemmungslos meckern darf ... die Stimme von Captain Kirk ist eine Fehlbesetzung - da hätte das Synchronstudio wirklich darauf achten sollen, immerhin hat es auch die alte Stimme von Riker reaktiviert -, und jetzt dürfte auch dem geneigtesten Sat.1-Zuschauer aufgefallen sein, daß ENT eine andere Musik im Abspann als im Vorspann hat - m.E. eine sehr schönes Thema, was aber nur kennen konnte, wer sich eine Nachtwiederholung von ENT angesehen hat, als Sat.1 sie denn noch ausstrahlte.

Wenn zwei Leute das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Kurzum: Diese ENT/TNG-Gemisch - eine ENTTäuschuNG.

[Firestorm]

Zum Ende war das die Synchro von McCoy, hab irgendwo gelesen das die deutsche Stimme von Kirk schon tot wäre. Insofern kann man also nicht viel machen.

[Kasi]

Naja, ich will jetzt nicht alle Kommentare meiner Vorredner wiederkauen aber es wurde alles gesagt, was auch ich denke. Das einzig positive an dieser ganzen Folge ist TNG mal in 16:9 erleben zu dürfen und die besagte letzte Szene mit den Schiffen. Allein schon bei dem Zweizeiler von Data wurde mir speiübel. Solche idiotischen Bemerkungen hat er in der ersten Staffel noch gemacht aber nichtmehr in der siebten. Und dann der "Heldentod" erst. Seht her, ich stecke diese zwei Kabel zusammen und puff, der Shran ist da. Diese gesamte gehetzte Szene sah aus wie gewollt. Uh, ich hab endlich die Gelegenheit zu sterben, damit mein Captain seine Rede halten kann. Und die wurde dann nichtmal gezeigt! Ich kann einfach nur den Kopf schütteln über soviel Stumpfsinn den B&B da nochmal zusammengeschustert haben. Ein Arschtritt für alle Fans auf der Welt. Ich hoffe die kriegen nie wieder nen Job in ihrer Branche.

Für mich ist das eher eine Bonus-TNG-Folge als eine ENT-Folge und schon garnicht ein würdiges Franchise-Finale. Um ENT komplett gesehn zu haben ist sie schon wichtig aber das wars dann auch.