Ergebnis 1 bis 17 von 17

Thema: Übersetzung der Audiokommentare von JMS zu Babylon 5

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #6
    Super-Moderator Avatar von cornholio1980
    Dabei seit
    27.03.2003
    Ort
    Wien
    Beiträge
    4.989

    Standard AW: JMS' Audiokommentare zu Babylon 5

    So, den ersten habe ich gerade überarbeitet, und wenn du nichts dagegen hast, würde ich ihn gerne auch hier noch einmal in voller Länge posten, damit wir dann möglichst alle Audiokommentare komplett und an einem Ort haben.

    Bei den Texten in [solchen Klammern] handelt es sich um persönliche Anmerkung von mir - entweder was die Übersetzung betrifft, oder ich habe ein paar Worte hinzugefügt, die JMS eigentlich nicht gesagt hat, um zu verdeutlichen, was er meint.

    Das ganze ist ziemlich lang und der eine oder andere Tipp- Zeichen oder Abstand-Fehler wird sich darin sicher noch befinden, also habt Nachsicht. Ansonsten viel Spaß

    Edit: Für all jene, welche Babylon 5 noch nicht komplett kennen, möchte ich hier noch eine Spoiler-Warnung hinzufügen! JMS verrät einiges über den weiteren Verlauf der Serie, und ich kann eigentlich nur empfehlen, sich den Audiokommentar erst anzuhören/durchzulesen, sobald jemand die ganze Serie gesehen hat.

    Nun aber los...

    Visionen des Schreckens (Signs and Portents)
    Hallo, mein Name ist Joe Straczynski, ich bin ausführender Produzent, Schöpfer und Hauptschreiber für Babylon 5, und Sie sehen "Visionen des Schreckens". Dies ist eine unserer Haupt-Recycling-Aufnahmen, von denen wir einige auf einmal gemacht haben und dann in unterschiedlichen Zusammenstellungen endlos wiederbenutzt und wiederverwertet haben.

    Ich habe mir mit dem Aufstehen in der Früh immer schwer getan. Ich hasse den Morgen so intensiv, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. So ist also das was sie nun zu hören bekommt wie für mich gemacht. Ich hasse Morgen, und Ivanova, als ein Teil meiner selbst, musste diesen Charakterzug zum Ausdruck bringen. Und hassen Sie solche Weckrufe nicht?

    Ich habe das Genervte in Claudias Stimme, das hier sehr stark durchkommt, immer gemocht. Es hat viel Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten. Sie ist ein Morgenmensch, was ich nie verstanden habe. Ich stelle mir vor, sie ist eine andere Lebensform.

    C & C war die erste Kulisse die für Babylon 5 gebaut wurde, weil wir die als erstes einzusetzen hatten. Im Endeffekt war es eine Abhetzerei während des Drehs des Pilotfilms die Kulissen zu bauen. Diese macht im Lauf der Zeit einige kleine Änderungen mit, aber sie war immer die Hauptkulisse für die Serie.

    Und da ist die russische Einstellung von Hoffnungslosigkeit und "wir werden alle sterben, wird sind alle verloren", die ebenfalls grossen Anteil an Ivanovas Charakter hat. Ich schöpfe da aus meinem eigenen Hintergrund, der ich selber Russe bin, und ich habe immer versucht, Wege zu finden, sie zu ärgern und sie ganz allgemein ein schweres Leben haben zu lassen.

    Ich habe keine Ahnung mehr, wer dieser Schauspieler ist. Das ist echt schade.

    Die Starfurys wurden für die Arbeit im Weltraum entworfen, mit Düsen vorne und hinten, und wenn Sie sich die Explosion da ansehen, dann stellen Sie fest, dass er absprengt, und auch für dieses Feature gibt es einen Entwurf: der Vorderteil des Dings wird abgetrennt, und dann ist die Person in einer gesicherten Umgebung.

    Jedes Jahr von Babylon 5 setzte ich mich hin und entwarf die Titelsequenz, die Sie gerade sehen. Wie haben sie jedes Jahr geändert, weil jedes Jahr eine eigene Geschichte aus dem Buch Babylon 5 war, und daher musste jede Geschichte einen eigenen Umschlag haben, wenn Sie so wollen. Die Erzählung und den Schnitt im ersten Jahr habe ich selbst gemacht, und John Copland war auch dabei, und sie wurde entworfen um eine Stimmung für die Staffel zu erzeugen, und ein Gefühl dafür zu vermitteln, worum es sich bei der Serie handelte. Im ersten Jahr ganz besonders, weil wir da eine Serie etablieren mussten, eine neue Serie, und sie sollte die Voraussetzungen festlegen, die Hauptcharaktere, Michael O'Hare und andere, und wofür die Station entworfen worden war, ehe wir zu Chris Frankes umwerfender Musik loslegen.

    Wie man es auch nimmt, Chris Frankes Musik ist wahrscheinlich mindestens so sehr ein Teil der Serie bzw. für ihren Ton verantwortlich wie ich oder irgendeiner der Schauspieler. Chris hat der Musik eine einzigartige Sensibilität gegeben, wie ich es noch kaum bei anderen Fernsehkomponisten erlebt habe, die dazu neigen, sehr oft Dauergeräusche zu verwenden, oder nicht so weit gehen wie sie könnten, aber seine hatte einen orchesterhaften Schwung, und eine Größe und einen Umfang, die die Serie umfing und ihr diese Art opernhafte Qualität gab, nach der ich mit dieser Serie immer gestrebt hatte. Es ist Oper - nicht italienische, meine Entschuldigung an unsere Opernfreunde da draußen, aber das spreche ich nicht sonderlich gut - tatsächlich überhaupt nicht, ich habe gelogen. Aber das gilt nur für mich, ihm ist sowas nie passiert.

    "Zeichen und Wunder" war der Titel für die gesamte erste Serie - unsere erste Staffel meine ich - und wieder hat jedes Kapitel seine eigene Überschrift. Und da, natürlich, die Ankunft unseres Freundes Mr. Morden. Diese Kulisse war nur etwa drei Meter lang, alles übrige ist CGI. Als ich Ed Wasser für diese Rolle nahm, da mochte ich ihn weil er mich spontan an ein Arschloch vom Typ Rod Sirling erinnerte. Er hat diese Haltung, die Stimme, das Gesicht, tolles Haar, ich hasse ihn fürchterlich!

    Man liebt es, dieses selbstgefällige Grinsen zu hassen. Und hier führen wir die Frage ein, dass er am äußersten Rand gewesen ist, was er dort gesucht hat - und wenn man an Z'ha'dum denkt, dass natürlich, wie wir später herausfinden, irgendwo da draußen am Rand liegt, zählt man zwei und zwei zusammen.

    Die Plünderer [Raiders] waren eine oft benutzte Nicht-Bedrohung in der Serie. Im Wissen dass wir einigen Bedarf an Action hatten, sagte ich immer dort, wo ich gerade nicht wusste was ich sonst machen sollte, und wenn weder die Narn noch die Centauri beteiligt waren: "Lasst uns diese Plünderer einbauen, weil die gerade irgendwo rumsitzen auf ein Bier, also zerren wir sie hervor und haben ein Problem mit ihnen."

    "Zeichen und Wunder" [Anm. des Übersetzers: Wörtliche Übersetzung des Episodentitels] ist ein Zitat aus der Bibel, und es gibt eine Menge biblische Strukturen im Verlauf der Serie. Es gibt auch Mythen und Literatur aus anderen Gebieten, aber ich finde, die Bibel ist eine gute Quelle für Material zum Erzählen von Geschichten, und deswegen wollte ich das mit der ganz ersten Staffel "Zeichen und Wunder" einbringen, und habe auch später in anderen Staffeln bei einigen Zitaten auf die Bibel zurückgreifen.

    Michael brachte einen „harter Kerl“-Aspekt in der Figur in den Vordergrund, Die Figur wurde von Jesuiten ausgebildet und von Jesuiten unterrichtet, und er besaß diese gewisse philosophische Reserviertheit, die jeder kommandierende Offizier mitbringen muss. Und die Beziehung zwischen ihm und Jerry Doyle gestaltete sich immer extrem gut, sie kamen vor der Kamera blendend miteinander aus.

    Und [da haben wir] natürlich Londo. Die Haare waren bei Londo fast ... vielleicht sollte ich es so ausdrücken: Das war ein Unfall. Die Zeichnungen die wir für ihn hatten waren ursprünglich so ausgelegt, dass er einen kurzgeschnittenen Kranz Haare haben sollte, und er kam mit ungekürztem Haar heraus, so wie dieses, und sagte: "Nun, was haltest du davon?" Nun, ich als ein höflicher und seine Schauspieler ernst nehmender Produzent dachte: 'Tja, er muss es so wohl wirklich mögen.' Also sagte ich: "Nun, gut, so können wir arbeiten." Er lachte, ich lachte, ich wusste nicht dass er nur spaßte. Konsequenterweise hab ich das ewig nicht herausgefunden, und er hatte Angst es mir zu sagen, weil er dachte *ich* würde es so mögen. Daher kam am Ende diese Fontäne von Haaren dabei heraus, die das erste Jahr über nie wirklich stimmig aussah. Bei denen die sich das gerade zu Hause ansehen entschuldige ich mich zutiefst. Es ist als ob eine Katze auf seinem Scheitel gestorben wäre. Wir versuchten das hin zu bekommen, aber es kam nie was rechtes dabei heraus. Wir mussten dem Haar Schicht um Schicht um Schicht hinzufügen bis es schließlich zu dieser Kreatur wurde mit der man hätte töten können.

    Aber die schauspielerische Leistung unter dem Haar ließ die Figur immer durchscheinen, als jemanden der sich wirklich danach sehnte das Reich wieder zu errichten, wobei natürlich dieses Artefakt das er bekommt ein Teil dieses Reiches ist. Er sah in die Vergangenheit, und das Problem war, dass sein Blick so weit rückwärts in die Vergangenheit gerichtet war und nicht voran in die Zukunft oder in die Gegenwart, dass er sich in der Gegenwart verlor und seine Zukunft dadurch opferte, dass er sich auf die Vergangenheit konzentrierte.

    Es ist recht billig zusammengestoppelt, sah nicht sehr gut aus, aber er war davon bewegt, das ist was zählt. Oh, Mr. Morden schon wieder. Er ist immer überall zugegen. Dieses selbstgefällige Grinsen. Man möchte ihn so richtig verprügeln, oder?

    Nun, diese Szene... ich bin ein ziemlich kranker Kerl, fürchte ich, und der bloße Gedanke an einen Menschen, gefangen zwischen G'Kar und Londo, die sich gerade streiten bis zu dem Punkt an dem wir alle die Probleme erkennen die sie immer haben werden, und zu guter Letzt sehen wir, dass kommt was kommen musste: sie geben einander gegenseitig die Schuld anstatt ihre eigenen Probleme zu erkennen. Es ist sinnbildhaft und symbolisch für ihre Beziehung über die ganze Serie hinweg - einander die Schuld geben.

    Der Typ will da nicht sein, will irgendwo hin auf eine Pizza, Ich höre den Streit, der Narn riecht komisch, kann ich bitte irgendwo anders sein.

    Und los geht's, die Anschuldigungen beginnen.

    Die Narn und die Centauri sind einander manchmal tatsächlich ähnlicher als sie wahrhaben wollen. Sie sind beides sehr starke, sehr besitzergreifende, sehr emotionale Wesen, und in Augenblicken wie diesem schieben sie sich wieder gegenseitig die Schuld zu. Sie kommen mit ihren eigenen Problemen nicht selbst zurande.

    Ich habe Andreas als G'Kar sehr gemocht. Er hat der Rolle Stärke gegeben, und sobald er in der Maske zu G'Kar geworden war blieb er den ganzen Tag über G'Kar. Er legte nie die Maske ab. Er war hinter dem Haus eine paffen, und ein Narn mit einer Fluppe ist ein sehr seltsamer Anblick mitten an einem heißen Tag in Sun Valley. Und man sah ihn an, und er war: G'Kar. Und er sah wirklich seltsam aus mit seinen roten Augen, er schlüpfte nie aus der Figur, hörte den ganzen Tag über, den er da war, nie auf G'Kar zu sein. Während andere Schauspieler aus der Rolle schlüpfen und herumalbern konnten, war er immer G'Kar.

    Die erste Staffel dreht sich auch um die Einführung von Geheimnissen und Verschwörungen, und wer wen wovon abhält. Der Entwurf sah vor, dass wir all die Teilchen in Position brachten, mit denen wir im späteren Verlauf der Serie spielen wollten.

    Es gibt ein Spiel namens "sine-non"-Spiel, bei dem jemandem eine Frage stellt. Man darf sich nicht wiederholen, nie zweimal die selbe Antwort geben. Wer bist du, was willst du, und das fragt man wieder und wieder, bis man zum wahren Kern kommt. Wenn ich zu Ihnen sage: "Wer ich bin? Oh, wieso, ich bin Autor" - "Aber wer sind Sie?" - "Ich bin Produzent." - "Aber wer sind Sie?" - "Ich bin aus New Jersey.", schlussendlich kommt man zur Wahrheit, so ist also "Was wollen Sie?", vielfach wiederholt, ein Versuch, durch das Gekünstelte zu dringen. Wieder haben wir die Kunstfrage, die gekünstelte Antwort, die oberflächliche Antwort. Er will ausweichen, ducken, das ist das offensichtliche Verhalten, aber Morden lässt nicht locker. 'Wenn es das ist was Sie wollen, dann werde ich gehen' - und jetzt die Wahrheit.

    Tja, wie weit wird man gehen? Was Morden sucht ist jemand, der sehr weit gehen wird, um zu sehen, was er [Morden] zu bieten hat. Wo liegen die langfristigen Ambitionen? G'Kar geht es um Rache, ihre Gesellschaft zu zerstören, quitt werden, aber wenn es um größere Ziele geht, die zu den Absichten der Schatten passen, hat er nicht wirklich was zu bieten. Er hat nicht so weit voraus gedacht, und wird daher für die Schatten nutzlos.

    Damit diese Besprechung, [bzw.] die ganze Serie stimmig ist, musste ich mich hinsetzen und die Dynamik der Figuren ausarbeiten, und auch die Dynamik der beteiligten Welten. Ausführlich für etwa tausend Jahre in beide Richtungen, in groben Umrissen eine Million Jahre in beide Richtungen. Gleichermaßen die Mythen, die Hintergründe und all die Geschichten, und woher diese Reiche all kamen, damit, wenn wir loslegen würden, ab der ersten Folge alles Sinn ergab, und alles zusammenpasst.

    Wenn es übrigens unter allen Centauri die wir in der Serie hatten einen gab, dessen Haar noch übler aussah als das Londos, dann war es dieses Freundchen hier.

    Hier sehen wir wieder die religiöse Seite der Centauri, sie sind monotheistisch [?!?!], sie glauben an Wahrsagerei, an Telepathie, und sie haben Seher, die als Berater des Imperators tätig sind, wie diese hier eine ist. Die Art der Vision die sie hier sieht werden wir tatsächlich im weiteren Verlauf im fünften Jahr von Babylon 5 sehen.

    Was ich in Babylon 5 versucht habe war, eine realistische Gesellschaft zu erschaffen, eine realistische Version der Zukunft, sodass die Babylon 5 Station nicht mit magischer Schwerkraft funktioniert -> Sie rotiert um die Schwerkraft zu erzeugen. Und die Starfurys wurden dafür entworfen in einer schwerelosen Umgebung zu operieren, sie können vorwärts fliegen während sie nach hinten feuern, sie können wenden und sich um sich selbst drehen, weil der Antrieb in der Mitte der Achse sitzt und man dadurch Beschleunigungskräfte reduziert. Das Interessante daran ist, dass wir die Entwürfe so gründlich durchdacht hatten, dass etwa zwei Jahre nach Start der Serie Ingenieure der NASA bei uns anriefen, die sagten: "Hören Sie, wir haben versucht einen Entwurf für etwas zu finden, das im Wesentlichen ein Gabelstapler für eine Raumstation werden soll, und von allen Entwürfen auf die wir gestoßen sind ist Ihre Starfury derjenige der für uns am ehesten Sinn macht. Können wir Ihr Modell ausleihen?" und ich sagte: "Sicher, Sie haben freien Zugriff darauf.", die sagten: " Es wird uns jahrelange Arbeit kosten." Und ich sagte: "Geht in Ordnung. Aber wenn Sie je diesen Entwurf verwenden, dann müssen Sie sie Starfury nennen. Das ist mein Teil an dem Geschäft." Also möchte ich wenn ich 70 bin in den Weltraum hochsehen und Starfurys im Orbit über der Erde sehen.

    Die bei der NASA mochten das wirklich sehr, und sie kamen zu vielen Führungen. Wir hatten Astronauten die sie Serie besuchten, und NASA Ingenieure die vorbeischauten, weil wir versuchten es krankhaft genau zu machen, die unterschiedlichen Umgebungen, die unterschiedlichen Atmosphären, und die Plünderer wiederum sind durch ihre Technik beschränkt und durch die Tatsache, dass ihre Schiffe so entworfen sind, dass sie sowohl in der Luft als auch im Raum operieren können, was aber in mancher Weise ihre Brauchbarkeit wieder beschränkte, wo wiederum Starfurys die besseren Schiffe sind, weil sie auf die Operation im Raum spezialisiert sind.

    Und hier haben wir wieder die Frage, wie sie Delenn gestellt wird: "Was wollen Sie?", und als eine aus der religiösen Kaste will Delenn eher von gar nichts wirklich etwas. Sie will dienen. Und wir wissen durch das was sich später in der Serie zuträgt, dass die Minbari gegen die Schatten gekämpft haben. Und sie sind sehr sensitiv ihnen und ihrer Anwesenheit gegenüber, und sie ist Mitglied des Grauen Rates, und das Symbol das auf ihrer Stirn erscheint ist eines des Grauen Rates, und eingepflanzt um ihnen anzuzeigen, wenn jemand unter Schatteneinfluss in der Nähe ist. Und als sie Morden ansieht, da sehen wir ihn mit ihren Augen und bemerken, dass etwas los ist. Und es war immer diese Frage im Raum, vom Pilotfilm ausgehend: Kommen die Schatten tatsächlich zurück, oder ist ihre Wiederkehr nur ein Gerücht? Und diese ihre Begegnung ist die allererste echte Bestätigung die sie hat, dass sie wirklich zurück sind, und dass die Dinge sehr bald sehr schlimm werden.

    Sie hat die Bestätigung. Und wir wissen, dass Dukath sie gewarnt hatte dass sie kommen würden; wir sehen das im zweistündigen Film "Der erste Schritt", nach einer Stunde Spielzeit; und nun wissen wir, dass Dukath recht hatte, sie kommen in der Tat.

    Londo ist eine faszinierende Figur, denn wenn überhaupt, dann ist die Geschichte von Babylon 5 die Geschichte des Londo Mollari. Er beginnt als Botschafter, ein unwichtiger Bursche, sein Amt ist ein Witz, er ist ein Witz, er ist ein Säufer, er kleidet sich zu schrill in einen lila Umhang, niemand nimmt ihn ernst. Und er arbeitet innerhalb dieses Rahmens, aber voller Ablehnung, wie wir im Pilotfilm sehen, wenn er sagt „Wir wurden auf eine Touristenattraktion reduziert, geöffnet von 9 bis 17 Uhr, Erdzeit.“ Und nichts fördert Ehrgeiz so sehr wie Ablehnung, und die Serie folgt seiner Entwicklung wie er mit der Zeit vom Kasperl zur ernst zu nehmenden Figur wird, bis er schließlich sein Ziel der Imperatorschaft erreicht. Aber zu einem hohen Preis für seine Heimatwelt. Er ist ein Patriot alter Schule, und unglücklicherweise bedeutet das manchmal, Dinge zu tun die man nicht tun sollte, weil man glaubt man müsse sie tun. In dieser Serie ging es um Entscheidungen, [deren] Folgen und Verantwortung. Und er trifft hier manche sehr unglückselige Wahl. Gleichermaßen in dieser Angelegenheit wie auch später wenn Morden wieder auftaucht.

    Alles dreht sich um Familie und Häuser und Stolz und Ansehen. Alle höherrangigen Centauri Diplomaten haben Familie und Ehren die Jahrhunderte und in manchen Fällen Jahrtausende zurück gehen, und sie sind Sklaven dieses Stolzes, und daran sind sie selbst Schuld.

    Als mir zum ersten Mal die Idee zu Babylon 5 kam gab es damals eigentlich zwei miteinander ringende Ideen in meinem Kopf. Die eine war dieses riesige Großbudget-Weltraumdrama, das Aufstieg und Fall von Reichen und ausgedehnte Schlachten und Kriege beinhalten sollte. Das andere war eine Geschichte, die auf einer Raumstation spielen und von den Lügen derjenigen handeln sollte, die da in einer Konservendose steckten, und eines Tages, wortwörtlich unter der Dusche, dachte ich an beide und merkte: Nein, die sind beide die selbe Geschichte. Und dass man eine Raumstation und ihre Figuren als das verkleinerte große Universum verwenden sollte. Also veranschaulicht man dieses gesamte Reich indem man Londo sieht, und ihn zum Sinnbild der Centauri macht. G'Kar wird zum Sinnbild all der Handlungen der Narn. Und so extrapoliert man von da wo man auf der Station ist nach außen, und ich erkannte, dass es sich um die selbe Geschichte handelte. Der gesamte fünfjährige Spannungsbogen stürzte mit einem Mal in meinen Kopf zusammen, ich sah in diesem Moment die gesamte Geschichte in gewaltiger Klarheit, und raste aus der Dusche, schrieb es mit Stift und Papier auf, weil ich mich nicht hinter die Tastatur setzen wollte da ich klatschnass war - ich schrieb alles auf, und das wurde die Grundlage des fünfjährigen Spannungsbogens. Alle Figuren waren von Anfang an da, und auch, wohin sie gehen würden. Und wir hielten uns so ziemlich daran. Es gab ein paar kleinere Abweichungen hier und da - Figuren kamen und gingen, und SchauspielerInnen verließen die Serie oder stießen dazu, oder es tauchten andere Probleme auf - aber es gab Falltüren [Anm: könnte man auch mit „Notausgänge“ übersetzen] für jede der Figuren während wir uns voran bewegten, und etwa 90%, 85% der Geschichte die ich erzählen wollte fand sich am Bildschirm wieder. Und das Tolle ist, dass wir ab der zweiten Folge der zweiten Staffel nie auch nur eine Notiz von Warner Brothers bekamen. Das Resultat davon war, dass es einer Person die Gelegenheit gab, eine Serie von einem Ende zum anderen zu schreiben, zu machen bzw. zu überwachen, und die Geschichte so zu erzählen die er sie erzählen wollte. Und diese Chance gibt es im Fernsehen nur ganz selten – insbesondere wenn es von einem Komitee geführt wird.

    Ich liebe die Startsequenz. Die Leute fragten, wie das denn funktionieren soll, aber da sich die Raumstation um sich selbst dreht, reicht die Anfangskraft durch diese Drehung aus, damit sich die Fähren und die Starfurys von der Station wegbewegen. Wir malten sogar noch extra den Vektor auf wie sie herauskommen würden. Und einige Leute meinten: Oh nein, das ist nicht korrekt, die kämen in einem anderen Winkel raus. Und wir holten die NASA Typen dazu und sagten „Liegen wir richtig oder falsch?“ und sie sagten, wir hätten recht, und wir glaubten den NASA Typen - weil die sich mit der Mathematik auskennen.

    Und wieder sind die Plünderer eine Platzhalter-Bedrohung, die unseren Figuren Ärger machen sollen, gerade genug um den Kelomat am kochen zu halten.

    Das Vorlonenschiff war ein organischer Entwurf von Ron Thornton. Ich sagte, dass ich Vorlonen bei ihrem ersten Auftritt mysteriös haben wolle, sie sollten organische Technologie haben, die Schwingen öffnen und schließen sich als Wärmeradiatoren, und ihr Aussehen erinnert an nichts das man bisher gesehen hat. Und selbstredend kommen die Vorlonen und die Schatten nicht all zu gut miteinander klar, und Morden will nicht, dass sie mitbekommen dass sie zurück und am werken sind. Daher versucht er sich zu verkrümeln, sobald Kosh auftaucht.

    Für mich sah das Teil bei Kosh immer wie eine Klobrille aus, die rund um seinen Kopf geht. Bloß eine echt arg große Klobrille, mit Stutzen dran, die ich nie benützen würde, weil es gar zu beängstigend wäre.

    Er denkt sich: „Ich steh’ nur 3 Meter von dir entfernt und du kannst ihn nicht fühlen. Warum ist das so, Kosh? Vorlonen Obermufti, mach schon, leg los, du bist der Angesagte.“

    Die Sprungtore: wir versuchten einen Weg zu finden, wie wir das Problem vermeiden konnten, wie man sich schneller als Licht bewegt, und so arbeiteten wir die Idee des Hyperraums aus, der Entfernungen eher umgeht als sie durchquert. Sprungtore zu erschaffen musste demnach um realistisch zu bleiben eine angemessen hohe Stufe der Technologie sein. Daher konnte ein kleines Schiff wie eine Starfury nicht von sich aus in den Hyperraum gelangen. Ein großes Schlachtschiff wie die Agamemnon mit genug Energie kann aus eigenem Antrieb durchstoßen, aber eine Starfury nicht. Wenn man daher hinter einem Sprungtor ist, und es sich schließt oder zerstört wird, ist man geliefert. Man muss bis in alle Ewigkeit da bleiben, solange bis einen jemand rausholt.

    Londo ist wieder gefangen in der Routine seines Jobs, Befehle befolgend. Und er muss jemanden hofieren, den er echt nicht leiden kann. Und das ist die beste Zeit für Morden an ihn heranzutreten, weil er da abgelenkt ist, und nicht versucht jemand zu sein der er nicht ist, sondern so ehrlich wie er nur sein kann. Da hält er den Schlüssel in der Hand zum Centauri Königtum, jemand ganz großes zu sein. Er muss ihn jemand anderem aushändigen, und das nagt an ihm. Als Morden zu ihm kommt, nervend wie er nun mal ist, nagt das noch mehr an ihm. Und sein Ehrgeiz und seine Ablehnung und seine Sehnsüchte liegen knapper an der Oberfläche. Er ist also in einer geeigneteren Lage für Mordens Sticheleien um an die Wahrheit zu kommen.

    Der nächste Teil, in dem er Morden schließlich gesteht was er wirklich will, ist womöglich eines meiner Arbeiten auf die ich am meisten stolz bin, weil es einfängt wer und was Londo ist, seine Ziele und eigentlich seinen ganzen Spannungsbogen in der Serie. Wenn man ihn im nächsten Augenblick sagen hört was er will, dann ist das bei Gott das was er kriegt! Aber die Geschichte von Babylon 5 handelt davon dass das was man will und das was man kriegt nicht immer genau das selbe sein müssen. Oft legen wir die Karten auf den Tisch, indem wir zeigen was passieren wird, aber nicht wie es dazu kommt.

    Und in diesem Moment bricht er auf. Und lässt die Wahrheit raus.

    Und, natürlich, etwas später haben wir einen Technomagier, der eine Hand erwähnt die nach den Sternen greift, mit Millionen von Opfern, und in diesem Moment wird Londo zu dieser Hand, von der er [der Technomagier] spricht.

    Das war unbeabsichtigtes Prophezeien in einer Serie über Prophezeiungen.

    Jemand hat mich mal gefragt, das die Serie vorantreibt: Die Figuren oder die Geschichte? Ich meine, das ist beides das selbe. Ich komme durch die Figuren zur Geschichte. Für mich bedeutet eine Geschichte herauszufinden wer die Figuren sind, wie weit sie gehen werden, was sie wollen, wie weit sie dafür gehen würden, und wie weit jemand anderes gehen würde beim Versuch sie aufzuhalten. Daher wird Londos Geschichte davon diktiert wer und was er ist. Wenn er ein Durchschnittstyp wäre, ohne höhere Ziele oder Ehrgeiz, würde es nicht klappen. Insofern ist alles Nachfolgende in der Geschichte von Babylon 5 ein Ergebnis der Figuren. Ich bin ein starker Figurenschreiber, es ist das wozu ich üblicherweise tendiere, einfach weil es die Art zu Schreiben ist die mir am meisten Spaß macht.

    Hier ist er wieder im Angesicht einer Waffe und da lügt er, ist möglicherweise bereit für seine Republik zu sterben. Londo ist irgendwo ein Mann von Mut und Ehre, nur dass er das falsch einsetzt.

    Der Schlüssel zu Babylon 5 war, eine fortgeführte Geschichte zu machen, bei der man aber an jedem Punkt einsteigen konnte, was eine ziemlich knifflige Sache ist. Darum tendiert man dazu, eine ausgewogene Geschichte haben, in der die A-Geschichte innerhalb der Folge aufgelöst wird, so wie wir hier in dieser Folge die Geschichte rund um die Plünderer auflösen; aber zugleich bringt man auch die Stückchen in Stellung, die später dann die Gesamtgeschichte ergeben werden. Nun, ich bemerkte zu meinem Verdruss, dass die erste Staffel etwa zur Hälfte aus in sich geschlossene Folgen und zur Hälfte aus Spannungsbogenfolgen bestand, und dazwischen eine Menge Fäden die wir im weiteren Verlauf aufnahmen. In späteren Staffeln wurde das Netz immer dichter, immer komplexer, bis schließlich alles so verwoben war, dass man nicht mehr einfach irgendwo einsteigen konnte, weswegen wir manchmal diese überladenen Einführungen hatten, nach dem Motto: 'und wisst ihr noch, damals machten wir das?', weil das dem neuen Publikum sagen sollte wo man war und in was man da einstieg. Der Gedanke eines fünfjährigen Spannungsbogens war etwas das noch nie zuvor jemand in den USA versucht hatte. In England war es gemacht worden, mit Dr. Who und anderen solchen Serien, und auch Black Seven, aber noch nie hatte jemand versucht, einen Fünfjahresbogen für das amerikanische Fernsehen versucht, weil die Meinung herrschte, wie mir wiederholt gesagt wurde, dass es dafür nicht die Geduld gäbe. Dass die Zuschauer wollten, dass alles innerhalb einer Stunde aufgelöst und dann der Reset-Knopf gedrückt wird. Ich glaube nicht daran. Ich glaube an die Intelligenz der Zuseher. Das Resultat daraus ist, dass es in der ersten Staffel Dinge zu sehen gibt, die erst drei, vier oder gar fünf Jahre später aufgelöst werden. Weil das eine einzige lange Geschichte ist. Es ist wie ein Roman angelegt. Wenn man die Romanstruktur kennt, bedeutet das Einführung, Spannungsanstieg, Konflikt, Höhepunkt und Spannungslösung. Jedes davon verweist auf eine Staffel. Das ist unsere Einführungsphase für Babylon 5. Wer sind die Figuren, wie sind die Regeln, wie sieht das Universum aus.

    Sogar die Schiffe sind bei den Centauri lila, sogar das ist ausgeschmückt und übertrieben. Man muss die Centauri einfach lieben, sie sind einfach verrückt.

    Als wir erstmals mit der Idee eine gewaltige Raumserie zu produzieren an Warner Brothers herantraten, hieß es man könne sich nicht leisten, das zu machen. Und CGI kam damals gerade erst auf, war noch nie für das Fernsehen eingesetzt worden. Nichts von dem was uns vorschwebte gab es, und wir meinten, wir können das mit CGI Wirklichkeit werden lassen. Bei der Endpräsentation für P10 und Warner Brothers nahmen wir 30 Sekunden CGI mit rein um ihnen zu zeigen, dass wir es drauf hatten, es großartig aussehen lassen konnten, und Farbe und lebendige CGI Effekte in Schlachtszenen bringen konnten wie noch nie. Und wir bewiesen es, und wir waren die erste derartige Fernsehserie die CGI in diesem Maßstab verwendete. Und natürlich sagten zum Beispiel die Leute von Star Trek „Wir werden nie CGI einsetzen, es sieht schrecklich aus, wir werden uns immer auf Modelle verlassen“. Und dann, etwa drei Jahre später, nahmen sie unsere Leute für ihre Spezialeffekte. Das ist schon irgendwie befriedigend, denke ich.

    Wir versuchten die Liveaufnahmen mit der CGI zu kombinieren wann immer das möglich war, was bedeutet eine Menge Überblendungen und eine Menge virtuelle Kulissen zu verwenden. Wir haben am Thema 'Schall im Weltraum' rumgekaut. Eine Menge Leute haben danach gefragt, wie wir das rechtfertigen können, dass es im Weltraum kracht wenn Dinge hochgehen. Und ich habe tatsächlich mit ein paar Wissenschaftlern darüber gesprochen. Er sagte: „Nun, es sieht folgendermaßen aus: man braucht Luft um Schall zu übertragen. Und wenn ein Schiff, das Luft enthält, explodiert, wird man innerhalb der Blase der austretenden Luft Schall haben. Das ist eine naturgemäße Tatsache. Und konsequenterweise wird man, wenn man ein Mikrophon dort anbringt wo man das Schiff hat, wenn dieses explodiert an der Stelle Schall im Weltraum haben.“ Und ich war sehr zufrieden die Bestätigung zu haben, und diejenigen, die sagten dass es immer noch nicht hinkäme sollten doch ein Mikro in den Weltraum stellen und eine Kanone daneben losgehen lassen und sehen was davon tatsächlich übertragen würde, und wer so seine Hausaufgaben gemacht hat wird meine Geschichte überprüfen können. Was die Hörbarkeit der Kanonen betrifft, mussten wir es manchmal weniger genau nehmen. Ich meine, wir sehen in einem Film einen Wagen um die Kurve wetzen, und der macht einen Höllenquietscher, ihr wisst schon, unweigerlich macht er dieses Geräusch, Leute, das gehört zur Dramatik. Und weil wir gerade bei Dramatik sind, das Aufeinandertreffen des Boten der Schatten mit dem Vorlonen. Und wir wissen dass Kosh dabei verletzt wird, wegen dem was wir später in der Serie erfahren, dass wo Morden ist die Schatten dabei sind. Man kann sie nicht sehen, aber sie sind da. Wenn er also sagt: 'Weg!' meint er nicht Morden, sondern die Typen dahinter. Sie machen das Licht aus und haben ein bisschen Spaß.

    Ich hab das zum ersten Mal bei einem Konvent im Mittelwesten gezeigt, im Laufe der Babylon 5 Ausstrahlung. Und die Szene da, da gibt es mindestens 60 Aufnahmen in diesem einen Stück Action, was ein im Fernsehen nie zuvor gekanntes Ausmaß war. Und sie waren davon sehr erstaunt davon, da dies dort zum ersten Malin Einem gezeigt wurde. Das ist, nun ja, Teil der ehrgeizigsten Folge die bis dahin je für das Fernsehen gemacht worden war. Beide Seiten zusammen hatten etwa 40 Schiffe und die Kanonen und alles. Einfach riesig!

    Joshua Cox, der vom „nur 1 Auftritt“-Schauspieler in der Serie zu einer richtigen Figur wurde, die sich später sogar mal in Kommandantin Lochley verknallt hatte.

    Und dann sehen wir auch die Anwendung von Taktik. Es ist nicht einfach nur ein Geballere. Sie treiben sie absichtlich in ein bestimmtes Gebiet - was man aus taktischer Sicht machen wollen würde - und ziehen die Schlinge um ihren Hals zu. Sie liegen unter Feuer von vorne und hinten, und dazu noch die Kanonen von der Seite. Die meisten Science Fiction Serien, man sieht sie meist mit einem Typen auf der Brücke, der: 'Eröffnet das Feuer!' sagt, und das war's dann mit der Szene. Jetzt sehen wir Sinclairs Verstand, wie er arbeitet. Er arbeitet sehr geordnet, sehr diszipliniert. Er baut eine Falle für sie auf, zieht die Schlinge zu, und die Stelle wo sie durch müssen ist die Todeszone, und niemand überlebt solch eine Todeszone. Du kriegst es von vorne, hinten und seitlich, und kannst nirgends hin.

    Zum Thema dass wir im 23sten Jahrhundert immer noch leuchtend grüne Grafik haben werden: Dass liegt daran, dass wir uns zu der Zeit einfach nichts anderes leisten konnten, es ist alles drinwas wir hatten. Wir hatten diese alten Atari, glaube ich, hauptsächlich. Wir verwendeten das erste Jahr von Babylon 5 hindurch Lightwave. Und unsere Effekte wurden von Typen gemacht, die buchstäblich daheim Kaninchen hielten und mittels Internet ihre Maschinen zusammengestöpselt hatten, die hatten sie die ganze Nacht durchlaufen um fünf Einzelbilder zu bekommen. Aber sie haben es hingekriegt!

    Niemand konnte das Sitzen in den Starfuries leiden. Alle Schauspieler haben es enorm gehasst, wegen der engen Konstruktion und man konnte nirgends hin, und die Helme waren geradewegs, tja, nicht luftfreundlich.

    Sogar die Vorlonen halten die Tatsache geheim, dass die Schatten zurück sind, daher gab Kosh nicht zu, warum oder wie er [sein Schutzanzug] beschädigt worden war.

    Sinclair trägt die Last für die, die unter ihm arbeiten, und er wird die Verständigung übernehmen wollen. Er ist eine Figur mit einer großen Last auf den Schultern, und zum Teil deswegen ist er manchmal eher ein mürrischer Typ. Ich will keinen sorglos frohsinnigen Liedchen trällernden Kommandanten. Dies ist ein Typ mit Gewissen, der wahrhaftig den Schmerz fühlt, wenn einer seiner Leute stirbt.

    Was ich gerne mache ist das Publikum überraschen. Jetzt, wenn man die fernsehtypische Struktur kennt, haben wir die Auflösung gesehen, wir haben das Entkommen gesehen, und jetzt sind wir mehr oder weniger zufrieden bei dem Gedanken dass die Geschichte vorüber ist. Ich hab es genossen mit dem Publikum zu spielen, sodass es sich so fühlt, weil ich immer einen Schalk im Nacken sitzen habe. Und hier kommt der Verrat, wir glauben dass er gefangen genommen und ausgeliefert wird. Und etwas geht schief, und wir sehen etwas, das wir noch nie zuvor in einer Serie gesehen haben: ein Schiff das aus dem Nichts auftaucht, enorm mächtig, und Leute haben mir erzählt, dass sie, als sie die Serie zum ersten Mal gesehen hatten wären sie aus dem Sessel gefahren, erstaunt was zum Kuckuck das denn wäre, weil es nicht zu dem gehört was eine Fernsehserie normalerweise macht. Und ich habe wo auch immer es möglich war versucht, es möglichst anders zu machen als bei der durchschnittlichen Science Fiction Serie, indem ich es ernst genommen habe. Es wurde nicht aus reiner Effekthascherei gemacht, nicht nur für ein Abenteuer – es diente alles dazu, eine Saga zu erzählen. Ich bin damit aufgewachsen Sagas wie Der Wüstenplanet und die Linsbin Bücher und die Foundation-Reihe zu lesen, und ich dachte, wir müssten etwas auf dieser Ebene machen. Und ich wollte es von allem Übrigen abgrenzen, indem ich daraus ein Charakterdrama machte, bei dem die Geschichten wie in einem Polizeirevier hereinkamen. Und es wirklich auf den Fünfjahresbogen zu konzentrieren, was, wie zuvor schon gesagt, niemand je zuvor versucht hatte. Und diese Folge, so unscheinbar sie in mancher Hinsicht wirken mag - Plünderer die etwas überfallen - wird durch die nächsten zehn Sekunden zu einer wichtigen Arc-Folge: das allererste Auftreten der Schatten. Und diese unglaubliche Kraft die sie haben. Wir wissen dass diese Typen Macht bedeuten. Wer auch immer sie sind, sie nahmen das Schiff das wir da sehen gnadenlos auseinander. Und: diese Typen bedeuten Ärger! Außerdem wird bestätigt, dass Prophezeien und Telepathie in diesem Universum Realität sind. Denn man hat gerade gesehen ... oder war nur der Kaffee verdorben?

    Leute ohne Takt fragten mich sehr oft: "Wie sehen Sie ihre Serie im Vergleich zu Star Trek?", und ich denke mir: warum? Vergleicht man etwa Hillstreet Blues mit Homicide? Vergleicht man NYPD Blue mit Cagney und Lacey? Sobald man eine Serie zum Musterexemplar hochstilisiert, an dem alle anderen gemessen werden müssen, kann man nur verlieren. Wir machten eine ganz andere Show, eine ganz andere Serie. Es bringt nichts, Vergleiche zu ziehen, ebenso wie zu glauben, Vergleiche ziehen zu *müssen*. Dies ist eine eigenständige Geschichte. Eine Zeit lang konnte man einen Glaubenskrieg beobachten, und die Anhänger sagten, man könne nicht beide zugleich mögen, oder beide zugleich ansehen. Ich stimme dem nicht zu. Man kann beide Serien ansehen, an beiden Vergnügen finden, weil sie unterschiedlich sind, aber man soll sie nicht gegeneinander ausspielen. Ähnlich verglichen Leute, als Enterprise kam, es mit Babylon 5, und fanden es bliebe dahinter zurück, oder andere Serien. Ich sage: tut es nicht! Nehmt die Serie für sich, so wie ihr Babylon 5 für sich genommen habt, und nicht wolltet, dass es mit etwas anderem verglichen würde.

    Hier haben wir Londo, wie er bekommt was er will. Er will das Auge zurück, will jemand wichtiges sein. Und das ist der erste Schritt einer langen Allianz. So wie wir zum ersten Mal ein Schattenschiff enthüllt sehen, sehen wir erstmals die Absichten der Schatten enthüllt, nämlich dass sie Leuten geben was diese wollen, um damit das Chaos zu fördern und ihm dienlich zu sein. Und Londo wird von diesen Typen gefunden werden, und er wird es schließlich bedauern, diese alte Kugel bekommen zu haben.

    Das ist eine Sache bei der wir die Ersten im Science Fiction Fernsehen waren, nämlich die Herrentoilette zu zeigen. Nicht viel los, und es gibt all diese Infrarotreiniger da. Und hier sieht man das zum allerersten Mal in einer Science Fiction Serie. Natürlich ließ der Regisseur hier die falsche Person den Flur runtergehen, weil man sieht dass die Person an der sie vorbeikommen eine junge Frau auf dem Weg zur Herrentoilette ist. Ich weiß von nichts, ich habe nicht gefragt, ich war bloß da.

    Und hier beginnt das Ende eine Lüge und einer Verschwörung: wir wissen dass er auf der Liste der Anwärter auf den Job nicht erster war, wer also hat ihn ausgesucht? Es waren die Minbari. Worin also besteht die Verbindung zwischen ihm und den Minbari, und den fehlenden 24 Stunden? Wie sieht das Ende der Lüge und des Geheimnisses für die erste Staffel der Serie? Ich habe versucht, eine zwiebelartige Struktur aufzubauen, sodass wenn man eine Schale abzieht, darunter eine neue zum Vorschein kommt. Und die Frage, was in den fehlenden 24 Stunden passiert ist und seine Verbindung zu den Minbari wird ein wichtiger Teil davon. Sie beobachten ihn, sie werfen ein Auge auf ihn haben, um zu sehen ob er wirklich ist wofür sie ihn halten, nämlich irgendwie der wiedererstandene Valen. Und schließlich wird sein Schicksal ihn zu einer Auflösung hiervon treiben.

    Eines der ersten Dinge die ich hatte, als die Geschichte von Babylon 5 in meinem Kopf Gestalt annahm, war das Ende. Ich wusste, am Ende stünde die Zerstörung von Babylon 5, aber wie in der ersten Folge von B5, wo wir Londo darüber reden hören wie er seinen eigenen Tod sieht, wie er und G'Kar zusammen sterben, jeder vom jeweils anderen erwürgt. Also ließen wir das so stehen, und das war es von dem wir wussten dass es passieren würde, aber der Zusammenhang: wie geschah es, wie kam es dazu? Hier sehen wir die Prophezeiung durch die Augen Sinclairs, Babylon 5 wird zerstört. So wir wissen also, dass dies wahr ist und eines Tages passieren wird, aber die Frage ist: in welchem Zusammenhang? Und für mich als Autor ist Zusammenhang alles. Es könnte also ein Krieg sein, könnte etwas Schreckliches sein, es könnte so gewesen sein wenn die Babylon 4 Geschichte daneben gegangen wäre, aber hier handelt es sich tatsächlich um eine Schreckensvision dessen was kommen wird.

    Jedes Jahr ist ein schwieriges Jahr, wenn man an einer solchen Serie arbeitet. Es war hart, weil niemand wirklich verstand was ich damit zu tun versuchte. Ich sagte: 'Es ist eine Fünfjahresgeschichte, ein fünfjähriger Spannungsbogen.' Sie sagten: 'Du bekommst vielleicht nicht mal eine Staffel, warum planst du für fünf?' Ich sagte: 'Ich bin im Auftrag des Herrn unterwegs, daher werde ich fünf Jahre da herausholen.' Und den Menschen das begreiflich zu machen war schwer, aber wir haben es geschafft.

    Gut, das war Visionen des Schreckens, wahrscheinlich eine der ersten wirklich wichtigen Geschichten der ersten Staffel von Babylon 5. Die zweite der wichtigsten Geschichten ist Chrysalis, zu welcher ich gleich wieder hier bei Ihnen sein werde, um darüber zu sprechen. Ich hoffe, Sie haben die Folge genossen. Es ist eine meiner liebsten, und auch von vielen Fans, und sie bedeutet mir viel, und hoffentlich auch Ihnen. Bis bald.
    Geändert von cornholio1980 (22.04.2005 um 23:34 Uhr)
    Folgt mir auf Twitter!

    "I believe that when we leave a place, part of it goes with us, and part of us remains. Go anywhere in this station, when it is quiet, and just listen. After a while you will hear the echos of all our conversations, every thought and word we've exchanged. Long after we're gone, our voices will linger in these walls."
    Andreas Katsulas as G'Kar - Objects in Motion / The Lost Tales-Intro


Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt
    Von Reiner im Forum Literatur, Comics, Selbstgeschriebenes & Fanfiction
    Antworten: 13
    Letzter Beitrag: 18.12.2006, 10:23
  2. BSG-Ficlet "Atlas" (deutsche Übersetzung)
    Von Hmpf im Forum Literatur, Comics, Selbstgeschriebenes & Fanfiction
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 28.08.2006, 20:28
  3. Podcast Audiokommentare - jetzt auch bei Enterprise
    Von Amujan im Forum STAR TREK: Where no man has gone before...
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 03.05.2005, 15:08
  4. Übersetzung der Episodentitel
    Von Nager im Forum DEUTSCHSCAPE: Untertitel-Projekt
    Antworten: 63
    Letzter Beitrag: 29.08.2004, 23:44
  5. Babylon 5 und Babylon die Stadt
    Von BabylonLion im Forum BABYLON 5: Alle Serien & Filme
    Antworten: 24
    Letzter Beitrag: 04.01.2003, 20:42

Als Lesezeichen weiterleiten

Als Lesezeichen weiterleiten

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •