Okay, versprochen hatte ich es schon zu Beginn des Threads, und wenn der Filmeonkel etwas verspricht, dann hält er es auch. Ich habe jetzt die restlichen Ghiblis auf japanischen DVDs erworben (die gottseidank serienmäßig englische Untertitel haben), hier meine Kurzreviews.

Grave of the Fireflies
Das Schicksal eines verwaisten Geschwisterpärchens im ländlichen Japan während des zweiten Weltkriegs. Dieser Film ist trotz der Tatsache, daß er gezeichnet ist (oder vielleicht gerade deswegen?), ist es einer der herzzerbrechendsten Antikriegsfilme aller Zeiten. Er gibt den Opfern ein Gesicht, aber am traurigsten ist die die Tatsache, daß selbst die Seelen der beiden Kinder kein Zuhause finden. Ein Meisterwerk.

Only Yesterday
Vielleicht mein neuer Liebling unter den Ghibli-Filmen. Eine 27jährige Städterin fährt in ihrem Sommerurlaub aufs Land. Dabei begleiten sie (wunderbar nostalgisch und vergilbt animierte) Erinnerungen an das Jahr, als sie gerade zehn war. Zuerst versteht sie nicht, warum die Erinnerungen so deutlich wiederkommen. Doch dann bemerkt sie, daß sie der Schlüssel für ihre Zukunft sind. Dieser Film bringt Animation auf eine ganz neue Stufe. Die Darstellung der Charaktere und die Dialoge haben mich völlig vergessen lassen, daß es kein Real-Film sind. Das Ende war auch wunderschön. Gucken.

Ocean Waves
Der eher kurze TV-Movie aus dem Hause Ghibli ist ziemliche Standardware. Eine Lovestory mit deutlichen Soap-Opera-Einschlägen. Die Animation ist wie gewohnt erhaben, aber ansonsten ist der Film eher unbemerkenswert.

Pom Poko
Jetzt wird’s schräg. Die Waschbären in Japan werden von sich ausbreitenden Wohnsiedlungen bedroht und holen zum Gegenschlag gegen die Menschen aus. Dabei nutzen sie die (anscheinend aus japanischen Legenden stammende) Fähigkeit des Formwandelns. Nicht nur können sie Menschen und Gegenstände imitieren, besonders prachtvoll und vielseitig sind ihre Hoden. Hoden, die sie riesig aufblähen und auf die Erde donnern lassen. Ich möchte es nochmals wiederholen: Hoden. Ich bin angesichts dieser Eigenheit ein wenig Lost in Translation (siehe auch mein Review im Boardkino). Trotz aller Seltsamkeiten ist der Film kurzweilig, und das Ende trifft genau die richtige Note.

Whisper of the Heart
Eine Fünftklässlerin, deren Kopf eigentlich voller Geschichten steckt, steht vor der Entscheidung, ob sie zur Hochschule gehen will. Dabei trifft sie eine eigensinnige Katze, ihre erste große Liebe und kämpft mit sich selbst ihren größten Kampf. Dieser Film ist ganz im Sinne von Only Yesterday, nur ohne die nostalgische Verfärbung. Sehr empfehlenswert.

My Neighbors the Yamadas
Die Verfilmung eines berühmten Comicstrips, der das japanische Familienleben zeigt. Der Film selbst besteht aus vielen Mini-Stories, über 80 an der Zahl, die die etwas schräge Familie Yamada treffend darstellen. Manche Witze sind wohl zu japanisch (man kann die Pointe ahnen, aber nicht so richtig lachen), andere sind universell und wirklich zum Kringeln. Auf Standbildern sieht der Comicstrip-Zeichenstil sehr minimalistisch aus und macht nichts her. Sobald das Ganze in Bewegung gerät, ist die Darstellung unglaublich raffiniert und attraktiv (der Film entstand komplett im Computer). Auch empfehlenswert.

The Cat Returns
Eine Quasi-Fortsetzung von Whisper of the Heart, bei der ein junges Mädchen durch eine gute Tat ungewollt ins Königreich der Katzen geholt wird. Kurz, aber auch kurzweilig und schön animiert. Es reicht nicht ganz an die besten der Ghiblis heran, aber einen Blick ist es allemal wert.