So, um das Ganze nicht zu lange hinzuziehen, hier der vorletzte Teil.
Den Schluss poste ich dann morgen.

Viel Spass.



1 Tag zuvor


"Wir haben es doch geschafft." Chiana sah die Anderen an. "Wo also liegt das Problem?"

Wieder einmal hatten sich alle in der Kommandozentrale versammelt.
Ein Tag war seit ihrer Rettungsaktion vergangen.

Chiana hatte recht, sie hatten es geschafft.
Die Bakterien waren bekämpft, Moya von den Parasiten befreit und dieser seltsame Nebel war im Endergebnis auch verschwunden.

Leider aber hatte Chiana nicht in allem Recht.
Es gab immer noch ein Problem.

"Leider ist es Moya und Pilot nicht möglich, von selbst zu genesen." Zhaan sah traurig zu Chiana.
"Pilot ist zwar wieder wach, aber immer noch sehr geschwächt. Er kann kaum die lebenserhaltenden Maßnahmen für uns aufrecht erhalten. Wenn Aeryn ihm nicht helfen würde, hätten wir schon keine Luft mehr zum Atmen."
Lächelnd sah Zhaan zu Aeryn hinüber, die das Kompliment mit leichtem Erröten entgegen nahm.

"Aber wir brauchen dringend ein Mittel, mit dem wir Moya helfen können." Schnell versuchte Aeryn wieder zur gewohnten Kühle zurückzukommen und von der eigenen Person abzulenken.

"Was ist mit diesem Zeug, das wir damals auf diesem erdähnlichen Planeten geholt haben? Cluriom?" fragte Crichton.

"Es heißt Clorium John." Aeryn sah kopfschüttelnd zu ihm hinüber.

Crichton schnitt eine Grimasse in ihre Richtung, sah dann aber zu Zhaan.

"Das könnte ihr wirklich helfen", meinte diese gerade.
"Wenn wir das Clorium an den Stellen verteilen, wo die Bakterien am Stärksten gewütet haben, also in Pilot's Kapsel und im neuralen Cluster, müsste Moya dadurch in der Lage sein, wieder gesund zu werden. Zumindest ist damit der Anfang geschaffen, und wenn es Moya wieder besser geht, wird auch Pilot genesen."

"Tja, wenn das keine guten Neuigkeiten sind." D'Argo sah zufrieden in die Runde.

"Ich möchte dir ja nicht all deinen Optimismus rauben, oh großer Krieger." Rygel's Stimme triefte vor Sarkasmus. "Aber selbst deinem kleinen Kämpferhirn müsste doch aufgefallen sein, das wir kein Clorium besitzen."

"Wenn du damals nicht die Hälfte des Cloriums aufgegessen hättest, anstatt es nur zu verteilen, wie du solltest, wäre möglicherweise sogar noch etwas übrig", schnaubte D'Argo wütend zurück.

"Ruhig, ruhig, ihr beiden", John wollte die Situation entspannen.
"Ich denke nicht, das die Menge an Clurium...."

"Clorium!" Aeryn kam die Verbesserung automatisch über die Lippen.

"Okay, Clorium. Die Menge an CLORIUM", sagte er mit einem Seitenblick zu Aeryn, "hätte doch gewiss nicht ausgereicht, oder Zhaan? Ich meine, die Bereiche die wir jetzt abdecken müssen, sind doch etwas größer."

"Ja, das stimmt. Wir brauchen wesentlich mehr." Zhaan blickte grübelnd ins Leere.

"Ich sag's ja, wir sind wieder am Anfang", ließ sich Rygel wieder vernehmen.
"Lasst uns von Bord gehen, ist immer noch meine Meinung."

Triumphierend sah er in die Runde, nur um gleich darauf, nachdem er von allen wütend angesehen wurde, kleinlaut zu sagen: "Okay, ihr hört ja nie auf das was ich sage, warum also jetzt? Was also tun wir statt dessen?"

"Wir müssen welches beschaffen", meinte D'Argo.

"Ich denke, soweit waren wir schon, D'Argo. Sicher müssen wir das. Nur wie?" Aeryn sah unbewusst zu Crichton, sie erwartete instinktiv eine Idee von ihm.

"Kannst du einen Langstreckenscan durchführen?" fragend sah John Aeryn an.
"Wenn mir Pilot ein bisschen dabei hilft, sicher", kam die prompte Antwort.

"Wonach suchen wir?" Chiana sah die beiden erwartungsvoll an. Und auch die Blicke von Zhaan, D'Argo und Rygel ruhten auf den beiden.

Auch Aeryn schaute John fragend an.

"Ganz einfach. Wir suchen einen bewohnten, von mir aus auch einen unbewohnten Planeten und versuchen dann dort an Clorium zu kommen." Er betonte das Wort Clorium wieder extra und warf grinsend einen Seitenblick zu Aeryn.
Diese verdrehte nur die Augen, musste aber insgeheim auch lächeln, ließ sich aber nichts anmerken.

"Ich hoffe, die Sache wird sich auch so einfach gestalten", sagte sie statt dessen.
"Denn immerhin ist Clorium nicht einfach zu bekommen."

"Wir müssen es einfach versuchen, eine andere Wahl bleibt uns nicht", sagte D'Argo.

"Es sei denn, wir schließen uns der Meinung Rygel's an", meinte Chiana, "und verlassen Moya und Pilot."

Diesmal war sie es, die entsetzte und wütende Blicke erntete.
"Was wir natürlich nicht tun werden. Ihr solltet mich ausreden lassen", fügte sie mit einem Grinsen noch hinzu.

"Ich gehe zu Pilot und sehe, was ich machen kann." Aeryn beendete kurzerhand die Diskussion, stand vom Tisch auf und ging Richtung Pilotenkapsel.

"Na, dann hoffen wir, sie hat Erfolg, Moya kann dringend etwas Unterstützung gebrauchen." Zhaan erhob sich ebenfalls.
"Ich gehe in mein Labor und werde mir ihre Werte noch mal ansehen."
Damit wandte auch sie sich zum Gehen.

Der Rest der Gruppe löste sich auch auf.
D'Argo und Chiana verließen zusammen die Kommandozentrale und stritten darüber, ob Chiana mit auf den Planeten, welcher noch gar nicht gefunden war, kommen würde.

Rygel murmelte etwas von Henkersmahlzeit und machte sich auf den Weg zur Kombüse.

Crichton saß alleine am Tisch und sah den Anderen lächelnd nach.
Er wollte keinen seiner Kameraden missen, auch nicht den ewig nörgelnden und egoistischen Rygel.

Es war nicht leicht, ihr Vertrauen zu gewinnen, aber es lohnte sich.
In extremen Situationen, wie gerade dieser, wuchs die kleine Gruppe immer mehr zusammen.
Und jeder wusste, das er sich auf die Anderen verlassen konnte.

Das gab Crichton ein Gefühl von Heimat - er hatte eine neue Familie gefunden und würde alles dafür tun, das es ihr gut ging.
Mit diesen Gedanken erhob er sich ebenfalls und machte sich auf den Weg zu Aeryn und Pilot in dessen Kanzel.



15 Arn zuvor


"Officer Sun?" Pilot's Stimme klang durch die Comms.
"Ja Pilot, was gibt es?" Aeryn stand auf der Brücke und richtete sofort ihr volle Aufmerksamkeit auf Moya's Steuermann.
"Ich glaube, ich habe gefunden, wonach wir suchen." Die Stimme des Piloten klang immer noch sehr schwach, aber er gab sich alle Mühe, der Crew und somit auch Moya so gut wie möglich zu helfen.

"Sieh dir bitte diese Daten an, Officer Sun", sagte er.
"Das mache ich. Zeig sie mir bitte hier auf dem Schirm", kam die Antwort von Aeryn.

Kurz darauf rief sie alle über die Comms zusammen und erneut waren sie auf der Kommandobrücke vertreten.
"Pilot, gib bitte noch einmal die Daten auf den Schirm", sagte Aeryn.
"Ja, einen Moment bitte." Pilot gab mehrere Befehle ein und dann erschien vor den Versammelten ein Hologramm eines Sternensystems über dem Tisch.

"Wir haben einen Planeten gefunden, der den Anforderungen entspricht." Aeryn fing an, das System vor ihnen zu erläutern.
"Dieser hier", sagte sie und deutete inmitten all der Sterne auf einen einzelnen Punkt.
"Möglicherweise hat er, was wir benötigen. Leider kann man das erst genau sagen, wenn wir dort sind. Aber laut Bevölkerungsdichte könnte es ein Commerce Planet sein, was uns sehr entgegen käme."

"Wieso sollten wir nicht zur Abwechslung auch einmal etwas Glück haben", brummte D'Argo.

"Wie weit ist es bis zu dem Planeten?" fragte Zhaan, während sie weiterhin das Hologramm studierte.
"Wir müssten in ca. 15 Arn dort ankommen", kam die Antwort von Aeryn.

"Hält Moya solange durch Pilot?" Crichton sah zu dem Piloten hinüber, der auf etwas zu horchen schien.
"Ja, sie sagt, sie wird es schaffen. Sie hat Schmerzen, denn die Bakterien haben vor allem im neuralen Cluster ziemlichen Schaden angerichtet, bei dem das Clorium wirklich helfen würde, aber sie hält durch. Und sie möchte euch danken, für all eure Hilfe."

"Es ist uns ein Vergnügen Pilot. Wir werden dich doch nicht im Stich lassen und Moya selbstverständlich auch nicht." Rygel, der bis jetzt geschwiegen hatte, ließ sich vernehmen und tat so, als hätte er die ganze Zeit über nichts anderes getan, als die Crew in ihren Bemühungen zu unterstützen.
"Vielen Dank Dominar, wir wissen es zu schätzen." Pilot sah Rygel etwas skeptisch an, sagte aber nichts weiter dazu.

"Okay, dann auf zu diesem Planeten." Chiana sah aufgeregt in die Runde. In Erwartung eines Besuches auf dem Planeten leuchteten ihre Augen.

"Denk gar nicht daran Chiana." Aeryn schüttelte den Kopf.
"Du bringst nur Ärger und den können wir gar nicht gebrauchen. Du bleibst auf Moya."
Chiana guckte beleidigt und wollte gerade etwas erwidern, als Rygel sich zu Wort meldete.

"Genau, auf dieser Mission sind die diplomatischen Fähigkeiten eines Domin..."
"Auch du bleibst hier", Aeryn blickte ihn finster an.
"Du verursachst genauso viel, wenn nicht noch mehr Ärger, als diese kleine Tralk."

Chiana, die sich gerade grinsend zu dem Dominar wandte, verfinsterte ihren Blick als sie Aeryn's Worte hörte.
"Was soll das?" fragte sie wütend.
"Chiana, sei ruhig." D'Argo trat auf sie zu und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
"Warum muss ich mich immer von ihr so behandeln und bezeichnen lassen?" Chiana schüttelte wütend die Hand ab und drehte sich zu Aeryn um, die sie nur herablassend ansah.

"Du bist ein kleine Tralk und du verursachst ständig irgendwelchen Ärger", ließ sie sich dazu herab, Chiana zu antworten.
"Darf ich dich daran erinnern, das ihr zwei noch vor vier Tagen meinen Prowler gestohlen und ihn bei eurem sinnlosen Ausflug auch noch beschädigt habt?" Herausfordernd sah sie zwischen Chiana und Rygel hin und her.

Keiner der beiden sagte mehr ein Wort und Chiana ließ sich von Zhaan aus dem Raum bringen.


* * *


Die Zeit bis zur Ankunft bei dem Planeten verging rasch. Alle waren mit Vorbereitungen beschäftigt.
Zhaan war bei Pilot und Moya und versuchte, ihre Schmerzen etwas zu lindern.

Sie alle wussten, das es von ihrem Glück abhing, das dieser Planet Clorium für sie hatte, welches sie so dringend brauchten.

John verließ sein Quartier, in dem er gerade ein paar Worte in sein Diktiergerät an seinen Vater gerichtet hatte. Er versuchte immer noch, eine gewisse Nähe zur Erde aufrecht zu erhalten, und diese kleinen Gesten halfen ihm dabei.
Jetzt fühlte er sich bereit, einer neuen Herausforderung entgegen zu treten, und machte sich auf den Weg zur Brücke.

Dort war Aeryn - mal wieder in einen Streit mit Chiana verwickelt.
John sah, das es nicht mehr viel brauchte um Aeryn erneut wütend werden zu lassen.
Er konnte sich aber auch eines gewissen Respekts über Chiana's Mut, sich immer erneut mit der Ex-Peacekeeperin anzulegen, nicht verwehren.
Vielleicht war es aber auch nur ihr jugendlicher Leichtsinn und die damit zusammenhängende Unbekümmertheit, die Chiana so munter drauflos plappern ließ.
Diese kleine Tralk (er gab Aeryn recht, manchmal war sie das wirklich) hatte keinerlei Scheu, zu versuchen, ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Im Moment war sie darum bemüht, mit auf den Planeten zu gehen, und Chiana wusste, das es nötig war, Aeryn zu überzeugen, dann würden auch die Anderen zustimmen.

"Nein", kam von dieser erneut eine resolute Ablehnung.
"Aber ich kann euch bei Verhandlungen helfen", warf Chiana ein. "Ich bin gut darin, Männer davon zu überzeugen, mir zu geben was ich haben will."
"Daran zweifle ich bestimmt nicht" meinte Aeryn. "Aber du bleibst dennoch hier. Meist hat man es nämlich gleich mit einen ausgewachsenen Streit zu tun, wenn du einen Mann von irgendetwas überzeugt hast. Wir können es nicht gebrauchen, aufzufallen und mit dir an unserer Seite wird das gewiss passieren."
"Hey, aus deinem Munde fasse ich das als ein Kompliment auf." Chiana grinste Aeryn frech an.
"Tu, was du nicht lassen kannst, aber verschwinde endlich. Ich habe noch einiges zu tun. Du bleibst hier und damit ist das Thema endgültig erledigt. Und solltest du noch einmal davon anfangen", sagte sie mit einen unheilschwangeren Blick auf Chiana, "verspreche ich dir, ich werde dich in deinem Quartier einsperren - gefesselt und geknebelt ohne die Möglichkeit, dich zu befreien, bis alles erledigt ist. Glaube mir."

Damit drehte sie sich wortlos ab, und Chiana, die gerade noch den Eindruck machte, etwas erwidern zu wollen, überlegte es sich anders, drehte sich mit einem Schulterzucken und einem gemurmelten 'Ich will von diesem Schiff' um und ging.


"Du hast sie vertrieben." John betrat die Brücke, nachdem Chiana an ihm vorbei rauschte und ihm nur einen giftigen Blick zuwarf.
"Sie nervt", kam die knappe Antwort von Aeryn.
"Ich weiß." Crichton trat näher.
"Sie will doch auch nur ihren Teil beitragen", versuchte er, Aeryn von Chiana's guten Absichten zu überzeugen.
"Sie will lediglich Vergnügen für sich und wenn möglich irgendwelche Vorteile dabei herausschlagen. Sie ist wie Rygel, die beiden sind ein perfektes Paar." Aeryn gab weiter Befehle in die Konsole ein und John merkte, das sie noch gereizt war.

"Nein, sie will sicher nur helfen." Noch einmal versuchte er, für seine graue Freundin Partei zu ergreifen, aber Aeryn's Blick ließ ihn das Thema wechseln.

"Okay, wie nah sind wir?" fragte er.
"Wir sind in weniger als zwei Arn dort, und im Moment sieht es viel versprechend aus. Es ist definitiv ein Commerce Planet und er ist gut bevölkert, wenn auch nicht in dem Maße, wie ich erhofft hatte."
Aeryn wusste, je größer die Bevölkerung auf einem Planeten war, desto größer waren auch die Chancen, dass man das, was man begehrte auch bekam - zu einem fairen Preis.

"Gut. Wir werden also auf unser Glück und nette Händler vertrauen und versuchen, ein Schnäppchen zu machen." John rieb die Hände aneinander und sah sie mit einem Lächeln an.
Aeryn sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an.
Sie öffnete den Mund um eine Erwiderung zu geben, schloss ihn aber mit einem Kopfschütteln wieder und einen Moment lang sahen sie sich einfach nur an, bevor Aeryn hastig den Blick auf das Pult vor ihr sinken ließ.

John sah sie fieberhaft irgendwelche Tasten drücken.
Aeryn war immer noch so reserviert und unterkühlt, wie am Beginn ihres unfreiwilligen Zusammenlebens.
Nach all der Zeit, die sie alle schon auf Moya waren, war es Aeryn, die von allen am stillsten und verschlossensten war. Manchmal ließ sie für einen kurzen Moment die Maske der knallharten Frau, die mit allem allein zurecht kam fallen, nur um danach noch verschlossener als zuvor zu sein.

Er spürte die Spannung zwischen ihnen beiden ganz deutlich und war nicht sicher, was er tun sollte.
Doch in Anbetracht der doch recht komplizierten vor ihnen liegenden Aufgabe, wollte er sie nicht noch mehr aus dem Konzept bringen, und daher entschloss er sich zum taktischen Rückzug.

"Ich gebe den Anderen Bescheid und werde mich dann mit D'Argo zum Hangar begeben und den Transporter startklar machen. Kommst du dann nach?"

Aeryn, froh, das Crichton eine unverfängliche Richtung eingeschlagen hatte, atmete langsam aus. Erst jetzt merkte sie, das sie die Luft angehalten hatte.
Einen Moment lang hatte sie geglaubt, diesen gewissen Unterton aus seiner Stimme herausgehört zu haben, den er immer anschlug, wenn er glaubte, es wäre an der Zeit, eines seiner Gespräche über die Art ihrer Freundschaft zu führen.

"Ja, natürlich. Ich gebe noch Winkel und Geschwindigkeiten ein und berechne den besten Landeplatz, sobald wir nahe genug sind und komme dann sofort nach."

John hatte natürlich gemerkt, das Aeryn's Anspannung wieder nachgelassen hatte.
Im Gehen konnte er es sich daher nicht verkneifen, sie an ihr ausstehendes Gespräch zu erinnern.
Aeryn sah ihm fassungslos nach, während er, mit einem Auflachen die Kommandobrücke verließ.


* * *


Einen Arn später fanden sich nach und nach alle im Hangar ein um D'Argo, Aeryn und John zu verabschieden und viel Glück zu wünschen.

John, der mit D'Argo schon eine Weile hier zugange war, bemerkte, wie Aeryn den Hangar betrat.
Als sie sich kurz umsah, bemerkte sie seinen Blick, erwiderte ihn jedoch nur kurz und ging dann zum Transportpod, um alles noch einmal selbst zu überprüfen.

John sah Zhaan, die angespannt in einer Ecke stand und als sich ihre Blicke trafen, sah er Furcht in ihren Augen.
Er wusste, wenn etwas schief ging, war es an Zhaan, sich um die anderen zu kümmern. Er wusste auch, das Rygel und eventuell auch Chiana Moya und Pilot verlassen würden, wenn es zum Äußersten käme, Zhaan jedoch würde bleiben und sie notfalls bis in den Tod begleiten.
Trotz seiner eigenen Zweifel, ging er mit der Absicht zu ihr hinüber, sie zu beruhigen.

"Es wird alles gut werden. Wir werden das Clorium besorgen und unversehrt hierher zurückkehren", versuchte er sein Glück.
Mit einem Lächeln sah Zhaan ihn an
"Ich weiß, das ihr alles in eurer Macht stehende tun werdet, das macht mir auch keine Sorge", sagte sie.
"Sondern?" fragend schaute er sie an, wusste aber, was sie sagen würde.
"Das ihr scheitert, und dabei verletzt werdet, oder sogar getötet." Traurig sah sie ihm in die Augen.
"Allein das wäre fast unerträglich. Und dann die Verantwortung für Moya, Pilot und die anderen beiden zu tragen, ist glaube ich mehr, als ich vermag."
"Nein Zhaan." John erwiderte den Blick.
"Du bist von uns allen die psychisch Stärkste. Du hältst uns in unseren Streitereien und Zweifeln zusammen. Du bist diejenige, die das Leben hier für alle angenehm gestaltet, indem du für uns da bist, ohne Unterschied."
"Ich werde tun, was nötig ist, sollte es soweit kommen. Aber vorher werde ich zur Göttin beten, das ihr heil zurückkehrt."
"Ja, mach das, schaden kann es nicht", sagte John und zwinkerte ihr kurz zu.
Zhaan lächelte und für einen Moment war es ihm tatsächlich gelungen, ihre Zweifel zu zerstreuen.

D'Argo war zu Chiana hinüber gegangen, die immer noch leicht beleidigt in Aeryn's Richtung schaute.
Gerade, als er sie ansprechen wollte, kam Rygel in seinem Gleitthron daher und sprach ihn an.
"Ich denke ja nicht, das ihr ohne meine diplomatische Hilfe auskommen werdet, aber wenn ich dir einen Rat geben soll..."
"Nein, Rygel. Das sollst du nicht." D'Argo sah grimmig auf den Dominar herab.
"Ich wollte doch nur mein Wissen an dich weitergeben, aber ich sehe, es ist sinnlos, einem grobschlächtigen Krieger etwas über Diplomatie erzählen zu wollen. Ich hoffe nur, sie lassen dich nicht die Verhandlungen führen, denn dann sind wir verloren." Hochnäsig sah er den Luxaner an.
"Ich sage dir eines über Diplomatie, du kleiner Wurm." D'Argo musste sich sehr beherrschen, Rygel nicht mitsamt seines Stuhles durch den Raum zu stoßen.
Er beugte sich noch etwas tiefer zu Rygel hinab und sagte in einem leisen, aber furchteinflössenden Tonfall, der den Dominar in seinem Stuhl zusammensinken ließ: "Sollte nach meiner Rückkehr auch nur der kleinste Gegenstand aus meinem Quartier fehlen, werde ich dich aus dem nächsten Schott befördern, und ich verspreche dir, dabei dann auch sehr diplomatisch vorzugehen." Damit drehte er sich Chiana zu und beachtete Rygel nicht weiter.
Dieser gab auf die Worte D'Argo's auch keine Erwiderung, sondern begab sich schmollend und vor sich hin schimpfend außer Reichweite.

"Bitte, D'Argo, nehmt mich mit", wandte sich Chiana flehend an ihn. "Ich verspreche auch, keinen Ärger zu machen und mich im Hintergrund zu halten."
"Nein Chiana. Du weißt, dass es nicht geht. Das Risiko ist so schon zu hoch." D'Argo's Stimme nahm einen sanften Tonfall an, sobald er mit Chiana sprach.
"Und außerdem musst du hierbleiben, um Zhaan zu unterstützen. wenn etwas schief geht, musst du ihr helfen. Rygel wird es gewiss nicht tun." Wieder etwas mehr Schärfe in der Stimme, als er Rygel's Namen erwähnte, legte er seine Hand auf Chiana's Arm.
"Ich verspreche dir", sagte er mit einem Blick in ihre Augen, "wenn alles vorbei ist, bist du die Erste, die auf den nächsten Planeten darf."
Chiana legte eine Hand über seine und einen Moment lang vergaßen beide beim Blick in die Augen des anderen alles um sich herum.
Dann war der Moment vorbei und D'Argo räusperte sich verlegen.
"Ich nehme dich beim Wort", sagte sie schelmisch zu ihm und lächelte ihn an.
"Ehm, tja, ich muss dann mal los", D'Argo räusperte sich erneut und wandte sich dann mit einem letzten Blick auf Chiana zum Transporter.

Währendessen ging Aeryn mit Pilot, der die Abschiedszenen über den Bildschirm verfolgte nochmals die Details durch.
"Wenn wir Moya verlassen haben", sagte sie, "begebt ihr euch sofort außer Reichweite und wartet unsere Meldung ab, wie alles läuft."
"Ja, das werden wir, Officer Sun." Pilot nickte ernsthaft und prägte sich alle Anweisungen sorgfältig ein.
"Gut. Es wird hoffentlich nicht allzu lange dauern." Aeryn sah auf.
"Wenn etwas schief gehen sollte Pilot, dann werdet ihr sofort von hier verschwinden, verstanden? Keine Rettungsaktionen. Ihr müsst dann versuchen, so schnell wie möglich einen neuen Planeten zu finden." Sie sah ihn eindringlich an.

Pilot erwiderte den Blick und nickte dann langsam. Sie beide wussten, das es keine zweite Chance geben würde.
Würden sie es nicht schaffen, auf diesem Planeten an Clorium zu kommen, war das für Moya und auch Pilot das Todesurteil.
Doch beide sprachen es nicht laut aus.
Aeryn nickte zufrieden und drehte sich um, um sich an Bord zu begeben, als die Stimme Pilot's sie stoppen ließ.

"Moya dankt euch nochmals für eure Unterstützung und Hilfe in den letzten Tagen. Sie weiß natürlich, das sie es euch auch nicht immer leicht gemacht hat, und entschuldigt sich für alle Unannehmlichkeiten, die sie und auch ich euch eventuell bereitet haben."

Alle sahen zu Pilot hinüber und John war es, der die Stille unterbrach.
"Ihr müsst euch für gar nichts entschuldigen, Pilot. Ihr zwei, ihr seid unser Zuhause, wir werden alles tun um euch zu helfen. Sag das Moya bitte."
"Sie hat es gehört Commander und es wäre uns eine Ehre, wenn das alles vorbei ist, weiterhin als euer Heim zu dienen, wenn ihr es wollt."

"Bei der Göttin", ließ sich Zhaan vernehmen, "natürlich wollen wir das." Sie lächelte Pilot zu.

"Wir müssen jetzt los." Aeryn ging auf den Transporter zu und D'Argo und John schlossen sich ihr an.
Die anderen verließen den Hangar und die die Schotts schlossen sich langsam. Als sie geschlossen waren, leitete Aeryn den Start ein und die Drei verließen Moya und nahmen Kurs auf den Commerce Planet.



Commerce Planet


Aeryn und D'Argo lieferten sich weiterhin ein Schussgefecht mit den Soldaten, während John das Clorium im Transporter verstaute.
Als er damit fertig war, schnappte er sich ebenfalls seine Pulse Pistol und sprang mit einem Satz aus dem Pod und feuerte noch während des Sprungs in Richtung der Angreifer.

Allerdings waren seine Schiesskünste bei weitem nicht so gut, wie die von Aeryn und D'Argo, was ihm somit einige giftige Blicke der beiden einbrachte, die jetzt auch noch vor seinen Salven in Deckung gehen mussten.

"Wir müssen schnellstens hier weg", rief Aeryn.
"Crichton los, mach den Pod startklar, wir halten dir den Rücken frei und kommen dann nach."

John lief also wieder zurück zum Transporter und fast genauso schnell, wie er herausgekommen war, sprang er die Stufen wieder hinauf. Begleitet von der Angst, gleich mit einer Kugel im Rücken zu enden.

Doch D'Argo und Aeryn machten ihren Teil der Arbeit gut, die Angreifer waren so damit beschäftigt, die Schüsse der beiden Krieger abzuwehren, das sie John gar nicht beachteten.
Er warf sich in Aeryn's Sitz und schaltete die Instrumente auf Startposition.
Dann ließ er die Triebwerke hochfahren und hoffte, das es den beiden draußen gelingen würde, heil in den Transporter zu gelangen.

Als D'Argo die Triebwerke hörte, gab er Aeryn das Zeichen zum Rückzug, und während sie abwechselnd auf die Soldaten schossen, näherten sie sich dem Pod.

Aeryn schaffte es, unbehelligt die Treppe hinauf und in den Transporter.
Als D'Argo die letzten Stufen erreicht hatte, schrie er plötzlich auf und stolperte mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Pod.

John, der aufgesprungen war und den Platz für Aeryn freigegeben hatte, lief zu D'Argo hinüber.
"Was ist los? Bist du getroffen? Ist es schlimm? Wo bist du getroffen?" Er prasselte mit Fragen auf D'Argo ein, der nur ermattet die Hand hob und ihm Einhalt gebot.

"Ich glaube, es ist halb so schlimm, ich bin an der Schulter getroffen. Sieh bitte nach." Er drehte sich halb zur Seite und verzog das Gesicht, als John vorsichtig die Kleidung beiseite schob um die Wunde zu begutachten.

Aeryn fuhr indessen alle Betriebssysteme auf volle Power und warf nur kurz einen Blick zu ihren beiden Passagieren, um sich gleich darauf wieder voll auf die vor ihr liegenden Aufgabe zu widmen.
"Haltet euch gut fest", rief sie noch und dann hob der Transportpod ab.

John hatte mittlerweile seine Untersuchung beendet.
"Und?" D'Argo sah ihn fragend an.
"Hell", kam die Antwort. "Du wirst es überleben, das Blut fließt hell."

"Gut. Dann wäre es nett, wenn du aufhören würdest, dich auf die Schulter zu stützen und wir uns indessen irgendwo festhalten würden, denn das, was Aeryn da gerade tut, sieht ziemlich verrückt aus", knurrte D'Argo und schüttelte John's Gewicht ab.
Dann stand er auf und schleppte sich unter Flüchen zu seinem Sitz, in dem er sich schleunigst anschnallte.

Auch John hatte sich mittlerweile festgeschnallt, denn der Grund, warum er sich geistesabwesend auf D'Argo gestützt hatte, war ein Blick aus dem Fenster gewesen.

Aeryn war mittlerweile mit dem Pod in der Luft, doch anstatt so schnell wie möglich außer Reichweite der riesigen Kanone und des Militärs zu kommen, machte sie genau das Gegenteil.
Im Moment steuerte sie direkt auf das große Geschoss zu und wurde immer schneller.

John wusste nicht, ob er fasziniert oder entsetzt sein sollte, aber er kam nicht dazu, in irgendeiner Form zu reagieren, denn schon waren sie bei der Kanone angekommen und Aeryn flog den Transporter in einer atemberaubenden Geschwindigkeit in der niedrigsten Höhe, die eine Kollision gerade noch verhinderte, über diese hinweg.

Auch die Soldaten standen wie versteinert da und sahen entsetzt zu, wie der Transportpod über sie hinweg raste. Dieser Schreckensmoment war es sicherlich, der den Dreien das Leben rettete.
Die Druckwelle, die dadurch verursacht wurde, warf alle umstehenden Soldaten und auch das Geschoss um, und ermöglichte die ersehnte Flucht.

Aeryn flog eine Schleife und entfernte sich dann immer weiter von dem Planeten.


* * *


"Ehm, das war.... Wahnsinn." John schnallte sich ab und stand auf.
Mit immer noch leicht wackligen Knien ging er ein paar Schritte und wandte sich dann an Aeryn.

"Das war halsbrecherisch, aber genial. Wie bist du darauf gekommen?" fragte er.
Aeryn steuerte weiter den Pod Richtung ihres Treffpunkts mit Moya.
Sie drehte sich kurz um, und blickte John an.
"Ich bin Pilotin, schon vergessen? Bei den Peacekeepern war es üblich, viele Manöver zu üben. Wenn es auch so gut wie nie vorkam, das die Waffen unserer Prowler ausfielen, oder defekt waren, war es doch Teil des Trainingsprogramms, solche Tiefflüge zu üben."

"Ja, und somit auch den Überraschungseffekt zu nutzen", sagte D'Argo, der sich inzwischen auch aus seinem Sitz erhoben hatte und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht die anderen beiden ansah.
"Genau", Aeryn drehte sich ihm zu. "Wie geht es dir?"

"Ich bin soweit in Ordnung, die Blutung hat aufgehört und ich denke, in ein paar Solartagen ist meine Schulter so gut wie neu. Das war gute Arbeit Aeryn" sagte er.

"Danke. Ich werde Pilot verständigen, das er uns hier treffen kann, damit wir anfangen können, ihnen zu helfen" sie drehte sich wieder den Kontrollen zu und schickte einen Funkspruch zu Pilot.
Dieser antwortete fast sofort und gab bekannt, das sie sich in etwa 100 Microts treffen würden.

"Zhaan kann sich dann auch gleich deine Schulter ansehen", sagte John mit Blick auf D'Argo.
"Das wird warten müssen, bis wir Moya geholfen haben. Es ist nicht so schlimm, das sagte ich doch schon." Der Luxaner erstickte jeden weiteren Einwand John's mit einem strengen Blick.

John ließ es dabei bewenden, er wusste, wenn Chiana und vor allem Zhaan die Wunde sehen würden, gäbe es kein Entkommen mehr für D'Argo und er würde sich den Heilkünsten der Delvianerin unterwerfen müssen.

Crichton's Lippen umspielte ein kleines Lächeln, als er zu seinen beiden Gefährten sah.
Sie hatten es geschafft, das Clorium zu besorgen. Wieder einmal waren sie einer ziemlich ausweglosen Situation fast unverletzt entkommen.

Stolz sah er zu Aeryn.
Ihren waghalsigen Flugkünsten hatten sie es zu verdanken, das sie nicht als Kanonenfutter geendet waren.
'Die Peacekeeper sind wirklich zu bedauern', dachte er. 'Und ich zu beneiden.'
Damit verwandelte sich das Lächeln in ein ausgewachsenes Grinsen.

"Dort sind sie", Aeryn unterbrach seine Gedanken, indem sie auf Moya hinwies, die jetzt immer größer werdend im Fenster erschien.

Sie warf Crichton einen fragenden Blick zu, sie hatte sein seltsames Lächeln bemerkt, sagte aber nichts weiter dazu, sondern wandte sich um und steuerte den Transportpod in den Hangar, wo sie schon aufgeregt von Zhaan, Chiana und Rygel erwartet wurden.



To be continued