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Thema: Die seriöse Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen

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  1. #9
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: Die seriöse Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen

    weil sich die debatte um seriöse berichterstattung ja zunehmend mit der frage nach dem sinn bzw. der verwendung von rundfunkgebühren vermischt, hier mal ein paar info-häppchen für zwischendurch, um den spekulations-hunger mit wissensfutter zu tilgen:

    Rundfunkgebühren - Wohin die Erträge fließen
    http://www.focus.de/digital/multimed...aid_18006.html

    Brüssel zwingt ARD und ZDF zu mehr Transparenz
    http://www.welt.de/wirtschaft/articl...ansparenz.html

    Rechtsgrundlagen der GEZ
    http://www.gez.de/door/aufgaben/rech...gen/index.html

    Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten
    http://www.kef-online.de/inhalte/sta.../artikel6.html


    um auch auf die "manipulierten" beiträge zurückzukommen:
    man darf dabei nicht das thema dieser sendungen aus den augen verlieren. es geht hier um "killerspiele". ein sehr subjektiv, emotional besetztes thema, über dass es zahlreiche unterschiedliche, konfrontativ gegenüberstehende positionen, studien und fachmeinungen gibt. hier bin ich übrigens von stefan niggemeier enttäuscht, den ich sonst eigentlich sehr lesenswert und bereichernd finde. denn erstens berücksichtigt er diese sehr durchwachsene informations- und fachlage zum thema "killerspiele" nicht und zweitens macht er denselben fehler wie viele, die sich bisher zu diesem thema äußerten: sie schließen von der lückenhaften berichterstattung bei einem spezialthema auf alle anderen themen: "wenn schon bei killerspielen manipuliert wird, wie ist es dann erst bei politik- und wirtschafts-themen?"
    das ist sehr kurzsichtig gedacht und irgendwie klingt es auch so richtig schön knuffig-naiv (darauf gehe ich später nochmal ein). vor allem da es in zusammenhang mit einem zusammengestammelten youtube-video zustande kommt wie niggemeier es hier präsentiert.
    es sollte doch inzwischen jedem klar sein, dass gerade brandaktuelle themen in allen medien zunächst mal sehr heiß gekocht werden. das ist leider so. aber schon seit jahrzehnten. diese entwicklung ist nicht neu. sobald ein thema auf dem tisch ist, muss es der bevölkerung schnell möglichst kraftvoll präsentiert werden. es muss der eindruck erweckt werden, man könne eine fülle an informationen dazu bieten, selbst wenn es diese fülle noch gar nicht gibt.

    die masse der zuschauer will das so, da bin ich mir sicher. das sind ganz primitive menschliche prozesse. man kann es sich so vorstellen: wenn du am telefon von einem guten freund eine andeutung über eine brisante neuigkeit erfährst, willst du unbedingt mehr wissen. man bohrt solange nach bis man irgendwas herausquetscht oder nutzt auch andere quellen, um antworten zu finden. dass man auf diesem hitzköpfigen wege nicht immer schnell an objektive ergebnisse kommt, ist dabei zweitrangig. das bedürfnis nach tilgung der neugier ist größer.

    kommen im fernsehen themen, die gerade erst offenkundig geworden sind, müsste ein seriöser sender den zuschauern eigentlich mitteilen: "zum jetzigen zeitpunkt liegen noch nicht genug informationen vor. wir bitten sie um einige tage geduld bis eine gesicherte informationslage verfügbar ist."
    aber mal im ernst: wer macht das mit? die meisten zuschauer werden in dem fall doch solange die zahllosen nachrichten-angebote der sender durchzappen bis sie etwas finden, dass sich als zusätzlicher informations-happen verwerten lässt.

    das kennen wir fanboys und -girls doch besonders gut:
    wenn es eine knappe meldung zur absetzung unserer lieblingsserie gibt, wühlen wir solange im internet bis wir noch weitere meldungen dazu finden. egal wie gerüchte-überflutet die sind, sie geben uns in dem moment irgendwas. und wenn es nichts zu finden gibt, wird in der zwischenzeit in den communities des www solange wild herumspekuliert bis man wieder was handfestes vorliegen hat.
    dieses verhalten wird auch in diesem thread ganz gut thematisiert:
    Menschen glauben eher Klatsch als Wahrheit
    http://www.spacepub.net/showthread.php?t=7998


    bei dem thema "killerspiele" vermischen sich bei der berichterstattung mehrere probleme, die nicht ausschließlich für die fehlerhaft gestalteten berichte verantwortlich sind, aber entscheidend dazu beitragen:


    1) die informationslage dazu ist sehr lückenhaft und teils extrem widersprüchlich. der macher des youtube-videos, in dem die fehlerhaften berichte "analysiert" werden, bezieht sich immer wieder auf studien und zitiert aus diesen gewichtig meist sehr kurze (halb)sätze, die dem zusammenhang komplett entrissen sind. das problem hierbei ist der sehr verkürzte eindruck, der zu einem wissenschaftlichen dokument entsteht, das oft eine seitenzahlmenge im 3stelligen bereich haben kann.

    außerdem findet man garantiert zu jeder der studien, die videospiele entproblematisieren auch studien, die das gegenteil besagen. erst letztens hörte ich einen bericht im radio (gebührenfinanziert), in dem ein forschungsergebnis besprochen wurde, das besagt, durch den häufigen gebrauch von videospielen würde man kognitiv abstumpfen. hier ging es also nicht um den gewaltzusammenhang, sondern um das durchführen von alltags-prozessenm denkleistungen, wahrnehmung usw.. der lerneffekt, den die spiele haben, macht viele spieler anscheinend nicht geschickter, sondern eher beschränkter, weil die realität wesentlich komplexer ist als das was im "training" in den virtuellen daddelwelten vermittelt wird.

    und denjenigen, der behauptet, videospiele würden null einfluss auf die entwicklung von wahrnehmung und verstand haben, kann ich nur fragen: wieso werden sie dann vom militär zu trainingszwecken eingesetzt? wieso wird gerade diese sparte des virtuellen trainings immer mehr ausgebaut? mit jeder menge geld.
    die videospiel-industrie hat ihre urpsrünge übrigens im militär. das ur-spiel "pong" wurde vom us-militär in auftrag gegeben:
    ...
    Das Videospiel und die US-Armee haben eine lange gemeinsame Geschichte. Das US-Militär war lange Zeit Marktführer im Hochtechnologiesektor und viele Programme und Geräte, die heute zum Standard-Setup von Büro und Wohnzimmer gehören, gehen auf Entwicklungen von Militäreinrichtungen wie dem "Simulation Training and Instrumentation Command" (Stricom) zurück. Und eigentlich wurde auch das Medium Videospiel in einem Militärlabor geboren.
    Um eine "publikumswirksame Attraktion" für einen Tag der offenen Tür zu haben, programmierte der US-Ingenieur William Higinbotham 1958 auf einem der kühlschrankformatigen Armeecomputern das Spiel "Tennis for Two" - welches Atari später als „Pong“ zum ersten Blockbuster des Videospiels machen sollte.
    ...

    Quelle: fluter.de
    (bei der quelle dieses zitats findet man noch weitere infos zur verquickung von militär und videospielen. sehr lesenswert!)

    und es bleibt nach wie vor seltsam, dass sich bei den kids heutzutage eine häufung von kognitiven und psychischen problemen feststellen lässt. gerade in der phase, in der unser medienboom der letzten jahre entstanden ist (internetzugang für fast alles haushalte, mehr handys als bürger in deutschland, zunahme von mobilen technologien die jegliche formen von medien wiedergeben können etc...).


    2) wie gesagt, sich über nicht-sachliche berichte aufzuregen, finde ich wirklich kuschlig-naiv. denn im grunde weiß doch jeder, der sich nur ein bisschen mit der medienwelt beschäftigt, dass so gut wie keine meldung und kein bereicht frei von subjektivität ist. das fängt bei der auswahl bzw. der qualität der quellen an und endet bei der persönlichen haltung der redakteure, die gewollt oder ungewollt, nunmal mit einfließt. kurzum: medien sind von menschen gemacht. und menschen sind keine standardisiert funktionierenden, völlig neutralen roboter.

    hier kommt die von mir angesprochene starke emotionalität ins spiel, die sich mit dem thema videospiele vermengt: für viele menschen, unter anderem auch für mich, ist es einfach nicht nachvollziehbar, dass inzwischen eines der höchsten ziele von spielemachern zu sein scheint, gewalt möglichst detailgetreu und ausgefeilt darzustellen. diese lust und diese passion am wiedergeben und konsumieren von extremer brultalität und perversion ist für viele nicht nachvollziehbar. ich saß beispielsweise mal beim fantasyfilmfest in einem splatterfilm, bei dem das publikikum johlte, klatschte und anfeuerte wenn menschen ultra-realistisch in ihre einzelteile zerläft, gequält, massakriert, getötet worden. mir wurde es in diesem kinosaal irgendwann so unbehaglich, dass ich nach der vorstellung erstmal einen langen spaziergang an der frischen luft machen musste, weil mir von diesen leuten kotzübel wurde.

    jemand anders würde sagen, das ist ja alles nur spaß und teil unserer kultur und kunst und bla und blub... ok, mag sein. aber das ist alles sehr subjektiv, die empfindungen sind unterschiedlich und dementsprechend fällt auch die berichterstattung aus. denn sicherlich gibt es viele journalisten, die das genauso zum kotzen finden wie ich und entsprechend darüber berichten.


    Zitat Zitat von bademeister
    Deine üblichen Polemik-schlagworte kannst Du Dir schenken.
    ach schmolli-lippchen, lass gut sein. ich schenke mir höchstens ein gut gefülltes konto. das könnte ich im moment wirklich brauchen. ansonsten fordere ich einfach dasselbe wie du: seriosität. wenn du aber überwiegend ein paar platte parolen, unterlegt mit polemik, ablieferst, darf ich diese auch ganz mündig-kritisch so benennen. das gehört ebenfalls zu der von niggemeier geforderten mediendebatte. nicht nur die rundfunkmacher haben eine verantwortung, sondern auch diskussions-starter im www, die mit pseudo-politikwissenschaftlicher hochglanzrhetorik scheinwissen generieren.


    .
    Geändert von Dr.BrainFister (04.12.2007 um 01:12 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

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