@Bade
Unter'm Strich teilst du deine Welt also genauso in zwei Kategorien von Menschen auf wie es auch religiöse Fundamentalisten machen: Die einen, die deiner Gesinnung zugehörig sind (Atheisten = humanistisch, aufgeklärt und geistig gereift = gute Menschen) und die anderen, die deiner Gesinnung nicht zugehörig sind (Religiöse = hinterfragen ihren Glauben kaum, haben ein beschränktes Weltbild und laufen verqueren Mythen wie dem Paradiesversprechen hinterher = weniger gute Menschen). Ich hätte da von dir wirklich etwas mehr erwartet. Aber eigentlich präsentierst du hier mit dem üblichen rhetorischen Feinschliff nur die ausgenudelten Klischees, die man an jedem Stammtisch hören kann, an dem über Religion abgelästert wird. Dir fehlen anscheinend konkrete Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen, die ihren Glauben konsequent leben, sowohl im religiösen als auch atheistischen Sinne.

Ich selbst bin z.B. in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Dort ist die Anzahl von Atheisten höher als in den alten Bundesländern. Dies hat meiner Erfahrung nach jedoch meistens nicht mit einer bewussten Entscheidung oder einem geistigen Reifeprozess zu tun, sondern mit der anti-religiösen Indoktrinierung, die man als DDR-Bürger schon vom Kindergarten an erfahren hat. Die Folgen davon lassen sich heutzutage besonders im Internet gut beobachten: Gerade in Regionalforen, die im ostdeutschen Raum angesiedelt sind, wird in Diskussions-Threads mit großer Leidenschaft verbal auf Menschen eingeprügelt, die sich zu ihrer Religion (außerhalb des Atheismus) bekennen. Dabei handelt es sich nicht um humanistisches oder reflektiertes Verhalten, sondern einfach nur um das unbewusste Ausleben der Intoleranz, die diese Menschen von Kindheit an eingetrichtert bekamen und dann auch an ihren Nachwuchs weiterreichten. Diese Art von Atheisten (ich differenziere hier immerhin noch, dass nicht alle Atheisten so gestrickt sind, während du meistens völlig undifferenziert von dem Christentum, dem Islam usw. sprichst) erinnert mich in ihrem Verhalten sehr stark an erzkonservative Katholiken, die ihre aggressiven Glaubensvorstellungen gegen Andersdenkende oftmals mit ähnlicher Vehemenz propagieren.

Übrigens: Dass du dich in deinem "Reifeprozess" nicht wirklich ernsthaft und differenziert mit dem Thema Religion auseinandergesetzt hast, ist schon allein daran erkennbar, dass du für die Umschreibung bestimmter Glaubensrichtungen immer wieder zu Klischeebildern wie dem "Erlöser-Mythos" oder "Jungfrauen im Paradies" greifst. All das sind lediglich Varianten von Interpretationen der Heiligen Schriften, die sehr unterschiedlich ausgelegt werden können. Deine Interpretationsweise ist genauso einseitig wie die in einem früheren Posting von Loser, der meinte, ich würde an einen "alten bärtigen Mann" glauben, nachdem ich mich hier zum evangelischen Glauben bekannt hatte. Dazu kann ich nur sagen: "Selig sind die Ahnungslosen."