Na ja, die Twilight-Moms vielleicht. Jene Ü35-Frauen, die sich sehr für die knackigen Teenager-burschen in diesen Filmen interessierten.
Da ich wenig über die Biografie von JKR weiß, kann ich nicht sagen ob sie eine prüde Frau ist, oder ihrer Zielgruppe junger Fantasy-Leser einfach eine ausführliche Thematisierung von Sex und Erotik nicht zumuten wollte. Sicherlich ist die Zielgruppe z.B. bei Game of Thrones (und natürlich auch Outlander) älter, so dass dieser Aspekt der Figuren auch ganz anders beleuchtet werden kann als bei einer Romanreihe die auch von Zehnjährigen gelesen wird. Auch die Schilderung von Gewalt ist in diesen Werken ja ebenso deutlich expliziter als in Jugendbüchern.
Bei 50 Shades hatte die Autorin wohl das Glück, ein paar Multiplikatoren zu finden die ihr Werk über die paar tausend Kindle-Leserinnen hinaus bekannt machten, welche solche Erotik-Fanfic normalerweise zu lesen kriegen. Das klappt bei derartigen Machwerken vielleicht in einem von tausend Fällen. Irgendwann wurde das Ganze dann ein sich selbst fütternder Hype. Gerechtfertigt durch ein besonders hochwertiges literarisches Schaffen ist dieser Hype wohl nicht, aber so geht es schließlich bei vielen Hypes selten um Qualität, sondern um Glück und das richtige Timing. Auch "Die Geschichte der O" ist kein besonders gutes Buch (und die Verfilmung ähnlich trashig wie jene von 50 Shades), aber offenbar sprechen diese Bücher gewisse Bedürfnisse vieler Leserinnen an, die sich in den letzten 60 Jahren trotz Feminismus und Emanzipation nicht sonderlich geändert haben.
Da ich Outlander nicht gelesen oder die TV-Adaption gesehen habe (noch werde), sondern allenfalls indirekt durch die Diskussionen auf Genre-Webseiten wie io9/gawker mitbekomme, kann ich das nicht großartig kommentieren. Welche Erklärung liefert die Outlander-Autorin denn?
Für mich sind Sex und Erotik einfach Teil des Alltagslebens und es gibt in einer aufgeklärten Gesellschaft keinen Grund, diesen Aspekt des Lebens in unserem kulturellen Schaffen (sei es Fernsehen, Buch, Film, Theater, Musik oder Kunst) auszublenden. Ich finde es schon beknackt, wenn sich in Serien aus Übersee (die nicht im Pay TV laufen) Darsteller beim Aufstehen aus dem Bett umständlich eine Decke um den Körper wickeln, was niemand im echten Leben macht - absolut unnatürliche Prüderie, die aber eben wegen den stockkonservativen Mediengesetzen in den USA notwendig ist.
Davon einmal abgesehen interessieren sich Frauen eben mehr für geschriebene Erotik, während sich Männer mehr für visuelle Erotik begeistern. Deshalb werden die meisten Pornofilmchen für männliche Kunden produziert und die meisten Erotik/Romantik-(Groschen)romane mit detailliert geschilderten Sexszenen für Frauen. Bis auf irgendwelche alten Kirchenfürsten und prüde Feministinnen regt sich darüber Heute in unseren Breiten zum Glück kaum noch wer auf.
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