Gerd hat vor kurzem seine Agenda 2010 vorgestellt. Die Reaktionen darauf sind natürlich wie erwartet ausgefallen. Der Industrie geht das nicht weit genug, ihr wäre es ja eh am liebsten wenn man direkt von Gerd die Plakette „Made in Germany“ kaufen könnte, um dann halt nicht weiterhin genötigt zu werden in diesem schrecklichen Land Arbeiter beschäftigen zu müssen, und die Gewerkschaften proben schon den Volkaufstand, weil ja eh alles unzumutbar ist, mehr Schulden und Staat halt immer besser sind. Schon merkwürdig diese Gewerkschaftler, nicht nur das diese Engelen – Kefer eine unsympathische Frau ist, im gleichen Moment wo man die Arbeitnehmer verteidigt, entlässt man die eigenen Angestellten, und sowieso hält man anscheinend nicht viel von den eigenen Errungenschaften, sonst würden die eigenen Angestellten ja auch davon profitieren.

"Es tut weh, an Bedeutung zu verlieren", hat Kardinal Lehmann letztens gejammert. Denn es bezeichnen sich nur noch 39 % der Deutschen als religiös (spiegel.de). Hab ich nicht so das Problem mit. Viel schlimmer fand ich Michael Moores, den mag ich immer noch nicht, Komödie ... äh, Dokumentation „Big White Man“. Schon merkwürdig. Man hört zwar immer das man in den USA 2 Jobs braucht um zu überleben, diese Leute dann zu sehen ist schon was anderes. Witzig fand ich eine Szene wo Moore in der Bürotür dieses Schockriegelherstellers stand. Da hat der Typ in dem Büro doch glatt gesagt das die Fabrik nicht geschlossen worden wäre wenn die Angestellten weniger produktiv gewesen wären. Tja, die USA. Das Land des Feindes. Die Löhne steigen nicht mehr, die Konzerne machen Rekordgewinne, natürlich nicht so hoch wie angekündigt, also fallen die Kurse, Leute entlassen lässt sie dann wieder hochschnellen, aber die Amerikaner sind ja eh faul und wollen keine Schuhe herstellen. Wohl auch der Grund dafür das Bush sie bestraft indem von seinen Mrd. Steuersenkungen bewiesenermaßen nur die Reichen profitieren. Aber irgendwie wollen die 275 Mio. $ für den nächsten Wahlkampf ja gesammelt werden.

Hey, aber das passiert hier nicht, denn wir sind ja eine der reichsten Nationen der Welt. Die USA auch? Ach, das ist der Feind. Traurig ist bloß das z. B. 2001 10 % der Westdeutschen, die Reichsten der Reichen, 42 % des Privatvermögens besaß. Die unteren 50 % insgesamt aber nur 4,5 %. Soviel zum Thema Gerechtigkeit.

Aber Reformen brauchen wir, das denkt ganz Deutschland. Trotzdem lehnt ein Großteil Schröders Agenda 2010 ab. Wieso? Hat den niemand den zivilisatorischen Sprengstoff (tolle Formulierung, leider nur geklaut) erkannt?

Die Metaphern von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit lassen sich auch auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Massenarbeitslosigkeit anwenden. Zwar erkennen wir diese unbestreitbare Tatsache, aber wir erkennen sie in ihrer moralischen Dimension nicht an. In einer Art kollektiven Blindheit weigern wir uns, die soziale Entwürdigung wahrzunehmen, die in einer Gesellschaft der Tätigen mit dem Zustand erzwungener Arbeitslosigkeit verbunden ist und ihren Zusammenhalt bedroht: Ein wachsendes Heer von aus der Erwerbsgesellschaft Herausgefallenen, Verabschiedeten, Ausgeschlossenen, von Jugendlichen, die gar nicht erst hineinkommen, von Behinderten, deren Integration offenbar den Luxus eines blühenden Arbeitsmarkts voraussetzt. Es kann nicht ohne Folgen bleiben, einen steigenden Anteil der Bevölkerung auf den Status von bestenfalls Fürsorgeempfängern zu reduzieren - in einem Land, dessen Verfassung die Würde des Menschen für unantastbar erklärt.

geklaut von: taz.de
der sehr lesenswerte Rest
Es wird doch auch viel von der Bildung gesprochen. PISA hat gezeigt das es vorbei ist mit der Gleichberechtigung. Wieso regt sich darüber niemand auf? Dabei geht es doch um diesen grässlichen Begriff: Zukunft. Wo sind da die Demonstranten? Die Bildungskrise wird doch nicht ohne Grund als „... sozialpolitischer Skandal ...“ (taz.de) bezeichnet.

Ach Dreck, was denn nun? Gerd sagt kürzen damit man die Leute motiviert? Toll, aber wo bitte sind die vielen Arbeitsplätze dafür? Und wenn man kürzt, dann könne die doch auch weniger kaufen, oder nicht? Man könnte natürlich einfach Schulden machen und die Steuern senken, wenn die Unternehmen beim letzten Mal bloß Arbeitsplätze geschaffen hätten ...

Ich finde das Traurigste ist ja das diese Diskussion schon mal da war. Noch schlimmer ist wohl das ich denke das sie wieder geführt werden wird, und mir das deshalb alles egal ist, Hauptsache es passiert etwas. Ach wären wir doch die USA, dann würden wir einfach ein paar Mrd. Euros drucken, und schon wären wir ein paar Probleme los.

Wenn das so weiter geht geh ich nicht mehr zur Wahl, oder besser Qual. Und sollte es dann eines Tages, ähnlich wie in Argentinien, so etwas wie Wahlpflicht, vielleicht sogar mit Stempel, geben, dann mal ich halt auch einen armlosen Typen auf den Zettel, oder ich lasse mir selber was nettes einfallen.

Tja, wie sieht ´s aus? Wer sagt schreibt mal eben was ich nun denken soll? Ruiniert Gerd das Land bis zum Jahre 2010 oder ist der neue ... mir fällt da irgendwie niemand ein ... bringt er halt blühende Landschaften oder nicht?