Schöner Beitrag, Simara!

Wenn ich z. B. über Schlachttiertransporte rede, dann kochen die Emotionen hoch und ich werde laut. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Unrecht habe, oder dass ich meinen Gegner niederbrüllen will. Es *bricht* einfach aus mir heraus.
Kennt denn wirklich niemand das Gefühl der ohnmächtigen Wut?
Und ob ich das kenne, gerade bei sozialer Ungerechtigkeit, bestimmten politischen Themen und beim Tierschutz. Da verläßt auch mich auch oft die Vernunft und ich werde zur Furie...

Grundsätzlich ist körperliche Gewalt im Alltag in meinen Augen meist ein Zeichen für Ohnmacht. Eltern schlagen ihre Kinder, weil sie keinen anderen Weg mehr sehen, sich durchzusetzen. Schüler prügeln sich, weil sie möglicherweise verbale und emotionale Defizite haben und sich nur noch mit Gewalt durchsetzen und ihre Machtstellung behaupten können.
Ich muß Loser rechtgeben, in vielen Familien werden heute einfach keine wirklichen Gespräche mehr geführt. Gefühle bleiben außen vor, sind unerwünscht. Jungs dürfen nicht heulen, weil sie dann nicht mehr cool sind, und tiefe Emotionen zu zeigen gilt ja sowieso gleich als schwach und schwul.

Jeder Mensch trägt ein gewisses Aggressionspotential in sich. Die Frage ist nur, inwiefern man dieses kontrollieren kann, also, wie man damit umgeht. Hierfür ist es, wie ich finde, unerläßlich, dieses Potential überhaupt erst mal zu kennen und es dann auch nicht auf Teufel komm raus zu unterdrücken. Wer immer nur in sich reinfrißt, wird irgendwann mit einem so lauten Knall explodieren, daß womöglich dabei noch Schaden entsteht (z.B. Amokläufer).
Ich selbst bin schon mal so explodiert, daß ich mein Gegenüber blutig geschlagen habe und mich hinterher an nichts mehr erinnern konnte. Das möchte ich nicht noch einmal erleben!

Und es gibt Möglichkeiten, sich abzureagieren. Sport, genauer: Kampfsport zum Beispiel. Hier spielt nicht nur die körperliche Erschöpfung eine Rolle, sondern auch ein gestärktes Selbstbewußtsein. Wer selbstbewußt ist, wird nicht gleich ausrasten und zuschlagen (meistens jedenfalls).
Oder Musik. Ich kenne da so einige Herren der Schöpfung, die jedes Wochenende zu der härtesten Musik bis fast zur Ohnmacht tanzen und so ihre überschüssigen Energien abbauen. Hat bei mir auch schon mehr als einmal funktioniert.

Das sind natürlich alles schöne Worte, wenn einem so ein schnaubender Schlägertyp gegenübersteht. Ich versuche immer, möglichst erst mal zu beschwichtigen und zu reden, auch wenn mein Adrenalinspiegel schreit: Hau ihm in die Fresse! Sollte es allerdings richtig zur Sache gehen, ist es meiner Meinung nach durchaus legitim, sich mit allem, was man hat, zur Wehr zu setzen. Dies aber wirklich als das letzte Mittel und nur, um körperlichen Schaden an sich selbst abzuwenden.